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Personal Agendas Drucken E-Mail
Titel: "Personal Agendas"
Bewertung:
Autor: Al Sarrantonio
Übersetzung: -
Umfang: 212 Seiten
Verlag: Dell Publishing
Veröffentlicht: April 1997
ISBN: 0-7522-2344-5
Setting: Mitte Januar 2261, zwischen "Rückkehr vom Schattenplaneten" und "Das Monster auf dem Thron".
Relevanz: Gering (will nicht in die bekannte Kontinuität passen).
Spoiler? Ja, bis inklusive der Folge "Rückkehr vom Schattenplaneten"
Wo erhältlich? Die erste Auflage ist ausverkauft, und eine Neuauflage nicht in Sicht, daher verbleiben als Bezugsquellen Auktionshäuser wie ebay bzw. der amazon marketplace.
 

Kurzinhalt: Nachdem G'Kar auf seiner Suche nach einer Spur von Garibaldi gefangengenommen wurde, befindet er sich auf Centauri Prime in der Gefangenschaft des verrückten Imperators Cartagia. Er und Londo haben eine Vereinbarung getroffen: G'Kar hilft ihm, das Monster auf dem Thron der Centauri zu beseitigen, dafür erklärt sich Londo dazu bereit, den Narn die Freiheit zurückzugeben. Doch diese Abmachung ist in Gefahr, als es einer Gruppe von Narn gelingt, unbemerkt nach Centauri Prime zu gelangen. Ihr Ziel: G'Kar zu befreien. Als ein erster entsprechender Versuch scheitert, entscheiden sie sich für eine noch drastischere Maßnahme und nehmen Londo als Geisel. Nun ist es an Vir, zu versuchen, eine Lösung für das Problem zu finden. Unerwartete Hilfe bekommt er dabei von Ivanova, Garibaldi und Franklin, die von Captain Sheridan für ihre eigene Rettungsmission von G'Kar nach Centauri Prime entsandt wurden. Sheridan und Delenn machen indes auf Babylon 5 einen auf Geheimagent, und gehen dem angeblichen Schmuggel von Spielwaren auf den Grund. Eigentlich sollte dies nur eine harmlose, unterhaltsame Ablenkung sein – als sie jedoch erkennen, dass eine deutlich größere und gefährlichere Verschwörung dahintersteckt, geraden sie in Lebensgefahr…

Review: Zwischen den großartigen Pflichtlektüren "The Shadow Within" und "To Dream in the City of Sorrows" wurde mit "Personal Agendas" ein "Babylon 5"-Roman veröffentlicht, der qualitativ wieder auf das niedrige Niveau der ersten sechs Dell-Romane (die ja im Gegensatz zu den weiteren Büchern auch im deutschsprachigen Raum veröffentlicht wurden) zurückfiel. Zwar lieferte im Gegensatz zu diesen JMS auch bei "Personal Agendas" die Grundidee für die Geschichte, aber eben darin steckt auch gleich das erste Problem. Denn während "The Shadow Within" und "The Dream in the City of Sorrows" wichtige Lücken in der Kontinuität der Serie schlossen, und die Geschichte der Mission der Icarus bzw. von Sinclairs Erlebnissen zwischen "Chrysalis" und "Ranger Eins" erzählte, ist die Handlung aus "Personal Agendas" wieder einmal völlig belanglos und ohne jegliche Relevanz für die fortlaufende Geschichte der Serie. Zwar ist der Roman im Gegensatz zu den ersten sechs "Babylon 5"-Büchern wenigstens direkt in diesen verankert, leider aber steckt darin zugleich eines der größten Probleme von "Personal Agendas". Denn: Irgendwie scheint die Idee hinter dem Roman nicht wirklich gut durchdacht. Die ersten sechs Episoden der vierten Staffel erwecken ja den Eindruck, alle binnen weniger Woche zu spielen, und überwiegend immer unmittelbar aneinander anzuknüpfen – was auch von Terry Jones offizieller Chronologie bestätigt wird. Da Al Sarrantonio zu Beginn des Romans selbst darauf hinweist, dass dieser vor "Das Monster auf dem Thron" angesiedelt ist, ist "Personal Agendas" somit zwingend zwischen dieser Episode und "Rückkehr vom Schattenplaneten" anzusiedeln (da Sheridan ja erst am Ende dieser Folge wieder von Z'ha'dum zurückkehrte). Blöd nur, dass diese beiden Folgen eigentlich unmittelbar aneinander anknüpfen, und somit für die hier erzählte Geschichte, die mehrere Tage einnimmt, eigentlich kein Platz ist. Jetzt könnt ihr es euch aussuchen: Was ist schlimmer? So wie die ersten sechs "Babylon 5"-Romane über keinen nennenswerten Bezug zur Kontinuität zu verfügen, oder sich mit dieser direkt zu spießen.

Aber auch in sich betrachtet ist die Handlung aus "Personal Agendas" wenig schlüssig. So fragt man sich doch unweigerlich, ob Cartagia eigentlich Londos Abwesenheit überhaupt nicht bemerkt hat und warum sich die Entführer zwecks der Erpressung an den doch eher unwichtigen Vir wenden. Zudem gelang es Ivanova, Garibaldi und Franklin für meinen Geschmack dann doch viel zu leicht, in den Palast hineinzugelangen, um G'Kar zu befreien. Davon, wie rasch sie von Babylon 5 nach Centauri Prime gelangen, ganz zu schweigen. Bereits mit dem flotten weißen Stern würde ihre Reisegeschwindigkeit (immerhin macht auch "Personal Agendas" aufgrund des Termins mit Virs Verlobungsfeier deutlich, dass nur wenige Tage vergehen) die Grenzen der Plausibilität fast bis zum Zerbersten ausreizen, aber wenn man dann noch bedenkt, dass sie ja inkognito auf zivilen Schiffen unterwegs sind, fällt es mir endgültig schwer, das abzukaufen. Aber nicht nur von der Kontinuität her, sondern auch tonal, passt "Personal Agendas" überhaupt nicht in diesen – doch eher ernsten – Teil der Serie. IN den ersten zwei Staffeln hätte der teilweise noch sehr amüsante Grundton vielleicht ganz gut gepasst, aber nicht innerhalb der hochdramatischen Ereignisse aus den ersten Folgen von Staffel vier, mit der düsteren Geschichte auf Centauri Prime (immerhin wird G'Kar regelmäßig von Cartagia gefoltert), sowie der Intensivierung des Krieges zwischen den Schatten und Vorlonen. Sowohl auf Centauri Prime, vor allem mit der ganzen Geschichte rund um Vir und Lyndisty, als auch auf Babylon 5, wo Sheridan und Delenn während all der wichtigen Dinge die rund um sie herum Geschehen nichts Besseres zu tun haben, als Geheimagenten zu spielen, ist "Personal Agendas" viel zu leichtfüßig. Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass der Humor für mich größtenteils nicht funktionierte, wobei ich vor allem die ständigen Anspielungen auf James Bond mühsam, störend und unpassend fand.

Die Story auf Babylon 5 war für mich generell einer der größten Schwachpunkte am Roman. "Personal Agendas" ist mit knapp über 200 Seiten (mit großem Text und dickem Zeilenabstand) ja generell eine eher dürftige Angelegenheit, aber das Al Sarrantonio nicht einmal gelungen ist, zumindest dieses bisschen Text rein mit der Story auf Centauri Prime zu füllen, und er sich noch diese völlig belanglose B-Story ausdenken musste (rund um eine Verschwörung, die in keinerlei Bezug zur Handlung der Serie steht), halte ich nun wirklich für ein Armutszeugnis. Zumal es wie gesagt auch völlig unpassend scheint, dass sich Sheridan und Delenn während um sie herum der Schattenkrieg tobt mal eben eine Auszeit gönnen, und einen auf Geheimagenten machen. Aber auch der Geschichte auf Centauri Prime ergeht es nicht wesentlich besser. Diese hat zwar zumindest einzelne nette Momente zu bieten, wirkt aber ebenfalls hilfs- und einfallslos. Wie z.B., wenn Garibaldi, Ivanova und Franklin G'Kar zuerst befreien, und ihn dann wieder zurückbringen. Dann hätte man sich dieses Zwischenspiel nun wirklich gleich sparen können. Insgesamt hatte ich jedenfalls den Eindruck, dass Al Sarrantonio mit der – zugegebenermaßen von vornherein problematischen – Handlungsvorgabe von JMS absolut nichts anzufangen wusste. Erschwerend kommt dann noch hinzu, dass ich seinen Schreibstil generell dürftig fand. Vor allem seine eigenwillige Kapiteleinteilung sticht hervor. Jeder einzelne Schauplatzwechsel, der sich im Schnitt alle drei Seiten vollzieht, wird hier dazu genutzt, um ein neues Kapitel zu beginnen. So schafft er es, auf knapp über 200 mit großem Zeilenabstand gedruckten Seiten stolze 67 Kapitel unterzubringen (man könnte echt glauben, sein Honorar hätte sich nach ihrer Anzahl gerichtet). Und zu allem Überfluss lässt dann auch die Charakterisierung der Figuren zu wünschen übrig. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Sarrantonio lediglich ein paar Folgen der ersten beiden Staffeln gesehen hat, und seine Charakterisierung danach ausrichtete – dabei aber leider negierte, dass sich diese im Verlauf der Serie doch stark verändert haben. Sheridan ist hier wieder sein unbeschwertes, fröhliches, ständig lächelndes Selbst, und Vir wieder der unbeholfene, unsichere Idiot der ersten Staffeln. So ziemlich das einzig Positive an "Personal Agendas" ist, dass er den geneigten (masochistisch veranlagten) "Babylon 5"-Fan aufgrund des dürftigen Inhalts nicht lange aufhält (ich war in weniger als zwei Stunden durch).

Fazit: Nach dem grandiosen "The Shadow Within" ist "Personal Agendas" leider wieder ein Rückfall auf das Niveau der ersten sechs Dell-Romane. Und das nicht nur, was die (mindere) Qualität an sich betrifft, sondern auch den mangelnden Bezug zur Kontinuität. Denn wo "The Shadow Within" und "To Dream in the City of Sorrows" von entscheidenden Ereignissen für die fortlaufende Handlung der Serie erzählten, ist die Geschichte aus "Personal Agendas" völlig unwichtig und belanglos. Schlimmer noch: Denn die hier erzählte Geschichte lässt sich nicht wirklich mit den aus der Serie bekannten Ereignissen in Einklang bringen, ist sie doch eindeutig zwischen "Rückkehr vom Schattenplaneten" und "Das Monster auf dem Thron" angesiedelt, obwohl die beiden Episoden eigentlich unmittelbar aneinander anknüpfen. Insofern hat JMS die für den Roman vorgegebene Handlung aus meiner Sicht doch eher unglücklich gewählt. Vor allem aber wusste Al Sarrantonio bedauerlicherweise mit dieser Vorgabe nichts anzufangen. Die Handlung ist extrem dünn, und wird dann auch noch um eine völlig unnötige B-Story auf Babylon 5 ergänzt, die ich einfach nur als störend und unpassend empfand. Auch bei der Charakterisierung offenbart der Roman Schwächen. Vor allem aber fängt Sarrantonio den Ton, der zu Beginn der vierten Staffel der Serie geherrscht hat, überhaupt nicht gut ein. Sein Roman ist viel zu locker-flockig und humorvoll gehalten, wobei der überwiegende Teil der Witzchen bei mir überhaupt nicht zünden wollte. Am Ende von "Personal Agendas" schlägt Londo vor, dass die darin erzählten Ereignisse geheim gehalten werden sollten, worauf Ivanova erwidert: "As far as I’m concerned, none of it ever happened". Ganz meine Meinung.

Bewertung: 1/5 Punkten
Christian Siegel





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