Originaltitel: Stigma
Episodennummer: 2x14
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 05.02.2003
Erstausstrahlung D: 21.11.2003
Drehbuch: Rick Berman & Brannon Braga
Regie: David Livingston
Hauptdarsteller:
Scott Bakula als Captain Jonathan Archer,
Connor Trinneer als Commander Charles "Trip" Tucker III,
Jolene Blalock als Subcommander T'Pol,
Dominic Keating als Lieutenant Malcolm Reed,
Anthony Montgomery als Ensign Travis Mayweather,
Linda Park als Ensign Hoshi Sato,
John Billingsley als Doctor Phlox.
Gastdarsteller:
Melinda Page Hamilton als Feezal,
Michael Ensign als Doctor Oratt,
Bob Morrisey als Doctor Strom,
Jeffrey Hayenga als Doctor Yuris,
Lee Spencer als Vulcan Doctor u.a.
Kurzinhalt:
…Die Enterprise besucht den Planeten Dekendi III, auf dem eine medizinische Konferenz stattfindet. Dort hofft Dr. Phlox, mehr über eine mysteriöse und potentiell tödliche vulkanische Krankheit zu erfahren, an der T'Pol vor rund einem Jahr erkrankt ist: Das sogenannte Pa'nar-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine Krankheit, die mittels Gedankenverschmelzung übertragen wird. Da diese Sitte bei den Vulkaniern verpönt ist, und jene Vulkanier mit entsprechenden telepathischen Fähigkeiten von der Gesellschaft ausgestoßen werden, geht die Suche nach einem Heilmittel allerdings nur schleppend voran. Dr. Phlox stellt seine Frage an die vulkanische Delegation möglichst unverfänglich – dennoch vermuten sie daraufhin, dass T'Pol am Pa'nar-Syndrom erkrankt sein könnten. Mit Hilfe eines Finderabdrucks erlangen sie dann schließlich Gewissheit. Captain Archer, der sehr davon enttäuscht ist, erst jetzt von T'Pols Krankheit zu erfahren, setzt sich dafür ein, dass diese Information nicht ans vulkanische Oberkommando gelangt, scheitert jedoch mit seiner Bitte, woraufhin T'Pol den Befehl erhält, die Enterprise zu verlassen und nach Vulkan zurückzukehren. Doch so leicht will sich Captain Archer seine Wissenschaftsoffizieren nicht nehmen lassen…
Denkwürdige Zitate:
"You have any idea what this is about?"
"I haven't spoken to anyone on the surface."
(T'Pol scheint die Kunst der ausweichenden Wahrheit perfektioniert zu haben.)
"The accusation against T'Pol stands. It's not open for debate."
"Where I come from, everything's open for debate."
(Zweifellos eine der besseren Eigenschaften der Menschen.)
"This is pointless. Our culture is governed by rules. We're not about to ignore them."
"There are no rules telling you to oppress minorities."
(T'Pols Plädoyer für eine Unterstützung der erkrankten Gedankenverschmelzer.)
"The mind-meld was performed against her will."
"Can you verify this?"
"Why? So you can perpetuate your double standard? Condemn the infected when they meld by choice and sympathise with them when they don't?"
(Wie T'Pol für die Interessen der Gedankenverschmelzer eintritt könnte die einzige nennenswerte Stärke der Folge sein - mit der Betonung auf könnte. Mehr dazu im Review.)
"Well, I've got to get back to my warp engine. The plasma's running a little hot."
"I know how it feels."
(Feezals eindeutig zweideutige Antwort an Trip.)
Review:
Beginnen wir mit der B-Handlung rund um Phlox' Frau und ihre Avancen in Richtung Trip, die noch das Beste an "Stigma" war. Was nicht gleichbedeutend ist mit "gut" – dafür war alles rund um diese B-Story, inklusive Phlox' Reaktion auf Trips Beichte, einfach viel zu vorhersehbar. Von der Tatsache, dass man Trip schon wieder eine Romanze andichtet und es mit seinem Status als Kirk-Vorgänger nun langsam aber sicher endgültig zu übertreiben droht, ganz zu schweigen. Dennoch war es durchaus nett anzusehen, wie sich Tucker ob dieser aus seiner Sicht unmoralischen Avancen windet. Vor allem auch die Belustigung der beiden Denobulaner ob der verklemmten moralischen Vorstellungen der (bzw. dieses einen) Menschen fand ich durchaus amüsant. Und um die positiven Aspekte größtenteils abzuschließen, seien gleich auch noch die wieder einmal netten Effekte erwähnt, wobei mir neben dem Kongresszentrum vor allem die Einstellung der Enterprise im Orbit des Planeten, die wir gleich nach dem Intro zu sehen bekamen, sehr gut gefallen konnte.
Leider aber ist der Schatten der Haupthandlung rund um T'Pol viel zu groß, als dass sich dieses kleine Fünkchen Licht sonderlich in meiner Wertung der Episode niederschlagen würde. Die Probleme beginnen für mich damit, dass man eine der größten Unarten von "Star Trek" zelebriert, in dem man plötzlich und völlig aus dem Nichts T'Pols Krankheit aus dem Hut zaubert, an der sie zwar schon seit rund einem Jahr elaboriert, von der wir bislang aber noch nichts erfahren haben – anstatt die Thematik über einen längeren Zeitraum aufzubauen. Sowas finde ich immer enorm störend, und nachdem man beginnend mit der "Next Generation" eigentlich anfing, zunehmend auf fortlaufende Handlungen zu setzen, hätte ich eigentlich gedacht, dass diese Unart mittlerweile der Vergangenheit angehören würde. Dies ist allerdings nur die Spitze des Eisberges. Viel schwerer wiegt für mich, wie plump und unbeholfen die offensichtlich an das AIDS-Stigma angelehnte Thematik rüberkommt. Mir tut jetzt noch der Schädel weh von der Art und Weise, wie die Message hier mit dem Zaunpfahl eingeprügelt wurde. Normalerweise habe ich es ja ganz gern, wenn man die SF-Thematik benutzt, um eine aktuelle Problematik aufzugreifen und in ein neues Licht zu rücken (mein Paradebeispiel wird dabei wohl immer "Bele jagt Lokai" bleiben) – aber hier war es einfach zu aufdringlich und ungeschickt umgesetzt. Zumal die Episode in meinen Augen um mindestens 10 Jahren zu spät kam. Nicht falsch verstehen: AIDS ist natürlich auch heute noch ein wichtiges Thema – aber das mit einer HIV-Erkrankung verbundene Stigma, als AIDS noch als reine "Schwulenkrankheit" denunziert war, gehört heutzutage erfreulicherweise ja größtenteils der Vergangenheit an. Womit sich mir halt schon irgendwie die Sinnfrage stellt. Erschwerend kommt noch hinzu, dass man uns doch tatsächlich einzureden versucht, T'Pol müsse die Enterprise verlassen. Nicht nur hatten wir das schon mal ("Im Schatten von P'Jem"), es funktioniert auch nicht. Von dem jungen Vulkanier, der ihr nur deshalb helfen will, weil er selbst zur "Mind Meld"-Minderheit gehört (und damit wieder mal das Hollywood-Klischee von Wissenschaftlern, die nur dann für eine gute Sache eintreten bzw. nur deshalb ihrer Forschung nachgehen, weil sie ein persönliches Interesse daran haben), ganz zu schweigen.
Zumindest ein Aspekt hätte das Potential besessen, mir zu gefallen: Nämlich, wie sich T'Pol weigert, die (Gedanken-)Vergewaltigung als Verteidigung ins Feld zu führen, und den Vulkaniern damit eine Ausrede zu geben, sie freizusprechen, aber die anderen Erkrankten auch weiterhin zu diskriminieren. Es gibt nur ein klitzekleines Problem bei der Sache: Die Aussage, die Gedankenverschmelzung wäre gegen ihren Willen initiiert worden, ist falsch – wie sich jeder selbst überzeugen kann (wobei ich angesichts der Tatsache, dass "Verschmelzung" kaum besser war als diese Folge, davon abraten würde). Ja, Soval ist im Zuge der Gedankenverschmelzung zu weit gegangen und hat diese nicht beendet, als sie darum bat. Aber mit der Prozedur selbst war sie einverstanden (was angesichts der Offenbarungen hier rund um das Stigma gegenüber dem Verfahren keinen Sinn ergibt; wie auch, dass sie, wie in "Verschmelzung" behauptet, zuvor noch nie davon gehört haben will). Natürlich ist klar, dass nicht T'Pol selbst lügt, sondern Berman & Braga hoffen, die Zuschauer würden an Alzheimer leiden. Was nur wieder einmal zeigt, wie gewillt die beiden sind, die (selbst von ihnen!) etablierte Kontinuität über den Haufen zu werfen, wenn ihnen diese nicht in den Kram passt. Eben dies ist es dann auch, was "Stigma" für mich endgültig das Genick bricht.
Fazit:
"Stigma" ist in meinen Augen leider ein weiterer "Enterprise"-Reinfall. An der Haupthandlung rund um T'Pol hat für mich praktisch gar nichts funktioniert. Der Versuch, die Vorurteile gegenüber AIDS-Erkrankunegn zu thematisieren, kamen damals bereits gut 10 Jahre zu spät, um noch positiv erwähnt werden zu können – zumal die Art und Weise, wie man sich der Thematik genähert hat, ungemein verkrampft wirkte, und die Message mit dem Zaunpfahl vermittelt wurde. Auch die Finte ihrer vermeintlichen Abberufung hat für mich keine Sekunde lang funktioniert, und der einzig potentiell gelungene Aspekt dieser Handlung, nämlich die Vergewaltigungs-Thematik, wurde mir durch Berman & Bragas Tendenz, die "Star Trek"-Geschichte – ja selbst ihre eigene! – nach Belieben umzuschreiben, ruiniert. Auch die B-Handlung konnte leider nichts retten, denn abseits des einen oder anderen amüsanten Moments zwischendurch fiel auch der Humor dort für mich eher flach – in erster Linie auch deshalb, da die Entwicklung der Story so vorhersehbar war. Jedenfalls stellt die Serie – wie schon damals als ich die zweite Staffel bei der Ausstrahlung auf Sat.1 zum ersten Mal gesehen habe – mein Durchhaltevermögen gerade wieder mal arg auf die Probe, und angesichts der aktuellen Flaute wäre ich ja schon entzückt, endlich wieder eine Episode vor mir zu haben, die ich zumindest als durchschnittlich bewerten kann. Was wenn man genauer darüber nachdenkt eigentlich nur mehr traurig ist.
Wertung: 1 von 5 Punkten
Christian Siegel
Inhaltsbeschreibung:
T'Pol leidet an einer tödlichen Krankheit, von der niemand erfahren darf, außer dem Doktor. Zwar behandelt er sie schon eine Weile, doch zeigt die Medizin keine Wirkung mehr. Da bietet es sich gerade an, dass die Enterprise einen Planeten umrundet, auf dem eine medizinische Konferenz stattfindet. Phlox möchte von den vulkanischen Ärzten etwas über das Pa'Nar-Syndrom, an dem die Vulkanierin leidet, in Erfahrung bringen. Dabei muss er jedoch äußerst vorsichtig sein, da, falls die Ärzte merken, dass T'Pol daran erkrankt ist, sie von ihrem Volk verstoßen wird. Gleichzeitig trifft eine Phlox' drei Ehefrauen an Bord ein, die zusammen mit Commander Tucker ein neues Neutronenmikroskop installieren soll. Der Doktor trifft sich mit drei Ärzten von Vulkan und fragt sie, ob sie ihm Daten über das Syndrom zukommen lassen können, da auf Denobula angeblich eine ähnliche Krankheit ausgebrochen sei. Die Ärzte wollen sich zunächst beraten, ob sie die Daten zur Verfügung stellen wollen, da sie nur äußerst ungern etwas mit dieser Krankheit zu tun haben wollen - gelten doch alle Vulkanier, die davon befallen sind, als Aussätzige.
Kurze Zeit später nähert sich ein Shuttle, mit den drei Ärzten an Bord, der Enterprise. Diese wollen mit Phlox und T'Pol über das Pa'Nar-Syndrom reden. Sie fangen an, den Subcommander Fragen über diese Krankheit zu stellen. Sie gibt an, dass sie nur durch die Gedankenverschmelzung übertragen werden kann und dass die Gruppe, die diese durchführen, von der Gesellschaft verstoßen werden. T'Pol wird ein Padd mit Namen von Vulkaniern gegeben und befragt, ob sie diese kennt. Doch die Vulkanierin verneint. Die Ärzte entscheiden sich letztendlich Phlox keine Daten über das Syndrom zur Verfügung zu stellen und verlassen das Schiff. Doch das Padd war nur ein Trick, um eine Probe der DNS von T'Pol zu bekommen. Schon bald wissen die Vulkanier, dass sie erkrankt ist. Ihre Position beim vulkanischen Oberkommando steht auf dem Spiel. Die Ärzte kontaktieren Archer und unterrichten ihn von diesem Vorfall. Dieser stellt Phlox zur Rede, wird jedoch vom Doktor auf die Dringlichkeit dieser Angelegenheit hingewiesen. Der Captain geht daraufhin selbst zu dem Ärzteteam und verlangte die Herausgabe der Daten - doch er hat keine Chance. Angeblich hat T'Pol keinen Anspruch auf Hilfe, da sie nun den Ausgestoßenen angehört. Da trifft eine Nachricht von Yuris, einem der Ärzte, ein. Er möchte sich mit T'Pol treffen - allein. Bei diesem Treffen offenbart der Arzt, dass er selbst der Minderheit angehört und an dem Syndrom erkrankt ist. Er übergibt ihr Daten, die die bisherige Forschungsarbeit an dieser Krankheit enthalten. Danach erzählt ihm T'Pol, dass sie der Minderheit nicht angehört, sondern vor fast einem Jahr gewaltsam zu einer Verschmelzung gezwungen wurde. Gleichzeitig weist sie Yuris darauf hin, dass er diese Information für sich behalten solle. Nun ist es Phlox unter Umständen möglich, eine Heilung zu entwickeln. Einer der Ärzte, Oratt, will T'Pol inzwischen von ihrem Posten entheben. Zwar empfiehlt Archer T'Pol, sie möge die Wahrheit über den Ursprung der Krankheit offenbaren, doch weigert sie sich, da das offenbar nichts an dem Umstand ändern würde, dass sie als Aussätzige behandelt werde.
Archer macht sich in vulkanischem Recht schlau und entdeckt, dass die Vulkanierin eine Anhörung verdient hat. Während dieser Anhörung offenbart Yuris, dass er auch zu der Minderheit gehört und erzählt den anderen beiden Ärzten, dass T'Pol zur Verschmelzung gezwungen wurde. Daraufhin, wird ihm sein Posten aberkannt, doch darf T'Pol ihren vorerst behalten. Von dieser ganzen Aufregung bekommt Trip recht wenig mit. Schon beim Zusammenbau des Neutronenmikroskops bemerkt er, dass sich Feezal, Phlox' Frau, sehr zu ihm hingezogen fühlt. Bei den verschiedensten Gelegenheiten, macht sie dem Commander eindeutige Angebote. Doch der wehrt sich dagegen, da es nicht seinen Moralvorstellungen entspricht, sich mit der Frau eines anderen Mannes zu flirten. Tucker hält es schließlich nicht mehr aus und berichtet Phlox davon. Doch der ist ganz begeistert davon, dass sich Feezal für den Chefingenieur interessiert. Zwar rät er dem Commander dazu, es doch einmal mit ihr zu versuchen, doch Trip lehnt höflich ab. Als die Denobulanerin das Schiff wieder verlässt, verabschiedet sie sich von Trip und amüsiert sich anschließend mit ihrem Mann über das seltsame Verhalten der Menschen.
Michael Melchers
(Bilder © CBS/Paramount)
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