Originaltitel: A Night in Sickbay
Episodennummer: 2x05
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 16.10.2002
Erstausstrahlung D: 20.09.2003
Drehbuch: Rick Berman & Brannon Braga
Regie: David Straiton
Hauptdarsteller:
Scott Bakula als Captain Jonathan Archer,
Connor Trinneer als Commander Charles "Trip" Tucker III,
Jolene Blalock als Subcommander T'Pol,
Dominic Keating als Lieutenant Malcolm Reed,
Anthony Montgomery als Ensign Travis Mayweather,
Linda Park als Ensign Hoshi Sato,
John Billingsley als Doctor Phlox.
Gastdarsteller:
Vaughn Armstrong als Doctor PhloxKreetassan Captain u.a.
Kurzinhalt:
Die Crew der Enterprise NX-01 besucht die Kreetassaner – die sie bei ihrem ersten Besuch damit erzürnt haben, dass sie vor ihnen gegessen haben – auf ihrem Heimatplaneten, in der Hoffnung, von ihnen Plasmainjektoren zu erhalten, die man dringend benötigen würde. Leider aber schafft es die Delegation der Enterprise unbewusst wieder, die Kreetassaner vor den Kopf zu stoßen, die sie daraufhin von ihrem Planeten verbannen. Was Captain Archer jedoch deutlich mehr beschäftigt: Porthos hat sich beim Besuch des Planeten eine lebensbedrohliche Infektion eingefangen. Doktor Phlox kämpft in der Krankenstation um sein Leben – was Archer, der nicht schlafen kann, schließlich ebenfalls dazu bewegt, in die Krankenstation zu gehen und die Nacht dort zu verbringen. In den darauffolgenden Stunden wird Archer die eine oder andere geflohene Kreatur einfangen, Phlox bei seinen Heilmethoden von Porthos unterstützen, mit dem Denobulaner das eine oder andere unangenehme Gespräch führen, und auch über T'Pols Rüge nachdenken, die ihm vorwirft, das Wohl seines Hundes wichtiger zu nehmen als die Beschaffung der Plasmainjektoren. Zudem muss er entscheiden, ob er über seinen Schatten springt und sich trotz seines Zorns auf die Kreetassaner bei ihnen entschuldigt…
Denkwürdige Zitate:
"There are some things more important than plasma injectors."
"Are you referring to your pride?"
(T'Pol geht mit Archer hart ins Gericht…)
"Isn't it logical I could care about my ship and my dog?"
"I'm not questioning your pluralities. I'm questioning your priorities."
(…und das nicht nur einmal!)
"Do we have a chainsaw on board?"
(Hoshis ungewöhnliche Frage nach der Nachricht der Kreetassaner.)
"You're going to drown my dog?"
"Only for an hour, Captain."
(Ah, na dann…)
"Friction is to be expected whenever people work in close quarters for extended periods of time."
(T'Pols eindeutig zweideutiger Kommentar am Ende der Episode.)
Review:
Gleich zu Beginn gibt’s wieder mal eine Massageöl-Einlage in der Bordelllicht-Dekontaminationskammer, die knisternde Erotik (??) versprühen soll – diesmal sogar mit animalischer Beteiligung! Also wirklich, sowas erspart man uns selbst bei "Game of Thrones". Schämen sollten sie sich! Scherz beiseite: Wer meine Reviews bisher gelesen hat, dem sollte bekannt sein, dass ich die Devise "Mehr Erotik!" für die dümmste Idee der "Enterprise"-Macher bei der Konzeption der neuen Serie halte, und die betreffenden, zumeist sehr krampfhaften und oftmals richtiggehend peinlichen, da auf "Eis am Stiel"-Niveau agierenden, Einlagen regelmäßig zu meinen größten Kritikpunkten an der Serie gehören. Insofern dürfte es wohl wenig überraschend sein, dass "Eine Nacht Krankenstation" (im Übrigen ein sehr holpriger und grammatikalisch bedenklicher deutscher Titel) für mich teilweise der blanke Horror war – bietet sie doch mehr "Sex" als jede bisherige Folge.
Zwar gibt es keine Hoshi, die rein zufällig ihr Top verliert, und auch keinen Archer, der T'Pols vulkanische Brüste als Kopfpolster verwendet. Dafür haben wir einen erotischen, absolut lächerlichen (feuchten?) Traum von Archer, und jede Menge Sex-Talk über erzwungene Enthaltsamkeit im All, dargebracht von Doktor Freud… äh, entschuldigt, Phlox. Der absolute Tiefpunkt war aber bei Archers "Versprechern" erreicht. "I'm doing the breast I can." "When you get back to the Bridge, why don't you send me your lips." Peinlicher geht es nun (hoffentlich!) wirklich nicht mehr. Hier reduziert man Archer auf das geistige Niveau eines notgeilen, vorpubertierenden Teenagers. Ich mag zwar nicht sein größer Freund sein und seine Intelligenz und sein taktisches Geschick selbst an guten Tagen als maximal leicht überdurchschnittlich einstufen, aber selbst ich finde, das hat sich der gute Captain nicht verdient. Unweigerlich stellt man sich die Frage, ob sich die Männer in den darauffolgenden 100 bis 200 Jahren wirklich so weiterentwickelt haben, dass sie ihren Sextrieb besser unter Kontrolle behalten konnten – war so etwas unter Kirk oder Picard doch nie ein Problem – oder ob man etwas weiter in der Zkunft einfach andere Möglichkeiten gefunden hat, um damit umzugehen. Welche genau das sein mögen und inwiefern das Holodeck dabei eine Rolle spielen könnte, will ich mir eigentlich gar nicht so genau ausmalen (gut, ok, Kirk hat sich mit dem einen oder anderen Planetengirl beholfen, der war also von dem Problem jetzt nicht unbedingt so sehr betroffen). Unweigerlich musste ich mich jedenfalls fragen, warum "Selbsthilfe" in der Zukunft scheinbar kein Thema mehr ist; vom sonst so direkten Phlox sollte man eigentlich erwarten, dass er Archer darauf anspricht, aber bei einer vermeintlichen Familien-SF-Serie geht das natürlich nicht. Und schaut mich jetzt nicht so schockiert an, weil ich dem Thema Sex einen ganzen langen Absatz gewidmet habe. Die haben angefangen (sprach er, mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Berman und Braga deutend)!
Auch die Handlung rund um Porthos war jetzt nicht so der Bringer. Als Haustierbesitzer konnte ich Archers Sorge um ihn zwar durchaus nachvollziehen – und ich halte es für bezeichnend, problematisch und auch ein bisschen bedenklich, dass mich Porthos möglicher Tod weitaus mehr mitgenommen hat als Mayweathers vermeintliches Ableben in der letzten Episode – allerdings zog ich einen derartigen, tragischen Ausgang nie ernstlich in Betracht. Ein weiteres Problem ist die gähnende Inhaltsleere. Bis auf die peinlichen, mir überhaupt nicht zusagenden Erotik-Einlagen bzw. Sex-Gespräche sowie Porthos Heilungsprozess geht es in der Episode um nichts. Der Handlungsstrang rund um die Kreetassaner und die von ihnen geforderte Entschuldigung verläuft derart im Hintergrund, dass er bei mir partout keinen Eindruck hinterlassen wollte. Die Entschuldigungsszene mag ganz witzig gewesen sein – und ist, vielleicht mit Ausnahme der Fledermausjagd (die aber wiederum durch den Sex-Talk abgewertet wird), so ziemlich der einzig gelungene Moment der Folge – aber im Aufbau hat man ordentlich geschlampt, so dass selbst diese Szene hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt.
Weitere Anmerkungen: Der Teaser war ja mal wieder absolut nichtssagend. Gut, ok, zugegeben, angesichts der Tatsache, dass es in der ganzen Episode in Wahrheit um nichts geht, hatte man auch kaum Möglichkeiten, irgendetwas anzuteasen, aber trotzdem. Das erinnerte mich an die oftmals unbeholfenen Episodeneinstiege aus der ersten "Next Generation"-Staffel; mittlerweile sollten sie eigentlich dazugelernt haben und es besser können. Zwar weiß ich es mittlerweile – dank der weiteren Episoden aber auch der an die Serie anknüpfenden "Enterprise"-Romane, die ich bisher gelesen habe – besser, aber nach dieser Folge hätte ich schwören können, dass uns bei der Serie eine Romanze zwischen Archer und T'Pol blüht. Und so wie in dieser Episode darauf hingearbeitet wird (und etwas später gibt es ja auch noch Andeutungen in diese Richtung) bin ich mir eigentlich ziemlich sicher, dass dies zu diesem Zeitpunkt auch noch genau so geplant war, und man den Plan erst später geändert hat. Auch abseits der Tatsache, dass sich das ganze schließlich in einen erotischen Traum wandelt, war die Traumsequenz eine Katastrophe. Immerhin wohnen wir Porthos Begräbnis bei, die ganze Szene war jedoch vom Ton und der Atmosphäre her derart schräg inszeniert, dass es eher unfreiwillig komisch war, und die Tragik dieses Moments im Traum nie so recht zur Geltung kam. Und um nicht nur zu meckern: Die Szene, in der wir mehr über Phlox Familie und generell das Zusammenleben über Denobulaner erfahren, hat mir gut gefallen, und geholfen, diese Figur, die für mich bislang ziemlich im Schatten von Neelix stand (da er mich an diesen von Beginn an stark erinnert hat, optisch aber auch vom Charakter her) aus eben diesen hervortreten zu lassen. Aber leider: Zweieinhalb gute Szenen machen noch lange keine gute Episode.
Fazit:
Für all jene die so wie ich gegenüber der scheinbar von den Machern von "Enterprise" beim Konzept der Serie ausgegebene Devise "Mehr Erotik!") äußerst ablehnend eingestellt sind, ist "Eine Nacht Krankenstation" stellenweise der reinste Horror. Angefangen von der erotischen (?) Massageeinlage zu Beginn, über den Sex-Talk zwischen Archer und Phlox bis hin zu Archers peinlichem (feuchten?) Sex-Traum, sprudelt diese Episode nur so über vor peinlich-aufgesetzten "Erotik"einlagen. Es hilft auch nicht, dass die Folge über keine nennenswerte Handlung verfügt, es gänzlich an interessanten Ideen fehlt, und keinerlei Spannung aufkommt. Stattdessen plätschert alles völlig unmotiviert vor sich hin. Porthos potentieller Tod ist mir zwar näher gegangen als Travis Scheintod in der Episode zu vor, da ich eine solche Wendung aber nei wirklich in Betracht gezogen habe, verfehlte auch dieser Handlungsstrang überwiegend die gewünschte Wirkung. Zugegeben, es gibt zwischendurch den einen oder anderen amüsanten Moment, aber das allein ist einfach zu wenig. Weniger Sex und dafür mehr Inhalt wäre jedenfalls höchst wünschenswert gewesen.
Wertung: 1 von 5 Punkten
Christian Siegel
Inhaltsbeschreibung:
Da die Enterprise einen fünften Plasmainjektor benötigt, versucht Archer mit einem Außenteam, bestehend aus T'Pol, Hoshi und Porthos, einen auf der Kreetassen Heimatwelt zu erwerben. Wie beim letzten Mal reagieren Vertreter dieser Spezies plötzlich sehr beleidigt und schicken das Außenteam zurück zum Schiff. Noch in der Dekontaminationskammer, beginnt sich Archer über die Gastgeber maßlos aufzuregen, was sie sich dabei gedacht haben, ihn 12 Stunden warten zu lassen und ihn dann ohne Plasmainjektor wieder weg zu schicken. Da meldet sich Phlox zu Wort und entlässt die Menschen aus der Kammer, doch Porthos muss bleiben. Dieser hat sich irgendeinen Krankheitserreger zugezogen und so muss der Doktor den Beagle mit anderen Methoden, als der Dekontamination behandeln. Kurz darauf erfährt Archer, warum die Kreetassen beleidigt waren. Offensichtlich hat Porthos an einen der 300 Jahre Bäume, vor der Halle der Diplomatie gepinkelt. Nun erwarten die Kreetassen, das Archer eine Reihe von rituellen Entschuldigungen durchläuft. Welche das genau sein werden, erfährt der Captain noch nicht. Archer geht auf die Krankenstation, um nach seinem Hund zu sehen. Unglücklicherweise, geht es dem überhaupt nicht gut und Phlox hat Mühe sein Immunsystem vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Der Captain versucht in seinem Quartier etwas zu schlafen, doch kommt er vor Sorgen um seinen treuen Freund, nicht zur Ruhe. Daher beschließt er, die Nacht auf der Krankenstation zu verbringen. Doch auch hier, ist es schwer, ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Probleme bereiten Archer besonders die seltsamen "Hobbies" des Doktors.
Archer ergreift die Flucht und versucht sich im Gymnastikraum etwas abzulenken. Dort trifft er auf T'Pol und beginnt mit ihr eine Unterhaltung, über den Sinn oder Unsinn, einen Hund mit auf eine diplomatische Mission zu nehmen. Da trifft auch schon eine Nachricht der Kreetassen ein, die eine Liste mit Entschuldigungen erstellt haben. Diese sind jedoch, nach Archers Meinung derart lächerlich, dass er erstmal auf die Krankenstation zurückkehrt. Phlox bemerkt, dass der Captain äußerst unruhig ist und fragt ihn, woran das liegt. Archer meint natürlich, er mache sich Sorgen um seinen Hund und sei wütend auf die Kreetassen, da sie hätten wissen müssen, dass es einen Krankheitserreger gibt, der für den Hund schädlich ist. Schließlich hätten sie die genetischen Profile des Außenteams gehabt. Doch Phlox ist der Meinung, dass zwischen dem Captain und dem Subcommander eine sexuelle Spannung herrscht - daher seine Wut. Wie man sich denken kann, reagiert Archer nicht gerade sehr ruhig, als er das hört. Er flüchtet ins Bett. Doch auch dort findet er - mal wieder - nur für kurze Zeit Ruhe, denn eine entflogene Fledermaus lässt den Doktor lauthals fluchen.
Als dieses Problem gelöst ist, versucht Phlox erneut das Gespräch um T'Pol zu beginnen, doch der Captain will schlafen. Archer träumt von der Beerdigung Porthos' und wie er mit der Vulkanierin einige intime Momente verlebt. Durch Alarmgeräusche wird er geweckt. Die Behandlung hat offensichtlich angeschlagen, aber die Hirnanhangdrüse des Hundes ist schwer geschädigt worden. Phlox muss versuchen, sie mit der eines calrissianischen Chamäleons zu ersetzen. Die Art und Weise, wie er das tun will, ist jedoch ungewöhnlich und so reagiert Archer fast panisch, als der Doktor seinen Hund in einen riesigen Wassertank legen will. Letztendlich sieht er jedoch ein, dass es nötig ist und assistiert dem Doktor bei der Operation. Dabei unterhalten sich die beiden über T'Pol und die Kultur der Denobulaner. Archer scheint nun ein größeres Verständnis für andere Kulturen zu besitzen und versteht auch, warum er sich bei den Kreetassen entschuldigen muss. Nach der Operation begibt er sich auf die Oberfläche und führt das Entschuldigungsritual durch. Die Kreetassen sind so davon begeistert, dass sie der Enterprise nicht nur einen, sondern gleich drei Plasmainjektoren zur Verfügung stellen. Und noch eine gute Nachricht erreicht den Captain: Porthos zeigt keinerlei Abstoßungserscheinungen der neuen Hirnanhangdrüse und so darf Archer seinen Freund nach einer langen Nacht endlich wieder mit nach Hause nehmen.
Michael Melchers
(Bilder © CBS/Paramount)
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