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Von der Sucht nach ScienceFiction-Literatur Kategorie: Kolumnen - Autor: Tommi Brem - Datum: Sonntag, 25 Februar 2007
 

A GEEKs LiFE #4: Sammlungsreisender
A GEEKs LiFE #4: Sammlungsreisender
Ich gebe es zu: Ich sammle Science-Fiction-Literatur. Man könnte annehmen, ich sei quasi unbewusst vom Leser zum Sammler avanciert, gerade so wie William S. Burroughs den Werdegang eines Drogenabhängigen beschreibt: Man beschließe nicht, süchtig zu werden, so schreibt er in "Junkie", sondern man wache eines Tages auf, fühle sich hundsmiserabel und sei süchtig. Ich hingegen habe mich ganz bewusst für das Sammeln entschieden. Sucht? Dazu später. Zum Zeitpunkt der Entscheidung war ich 28 Jahre alt und mein Bestand an Science-Fiction Büchern umfasste vielleicht 20 Exemplare. Dass im Keller meiner Eltern an die 400 Ausgaben Perry Rhodan lagerten, fiel mir erst ein Jahr später wieder ein.
Ich las Science-Fiction und stöberte gerne in Buchläden, sah mir die Buchumschläge an und kaufte mir schlimme Sci-Fi B-Movies auf DVD. Aus heiterem Himmel kam mir die Idee: Und jetzt sammle ich Science-Fiction Bücher.

Aber warum Science-Fiction? Warum nicht Biografien, die ich mindestens eben so gerne lese? Oder Bücher über Musik? Oder gar Überraschungseierfiguren? Ich kann es nicht sagen. Vielleicht, weil man als bekennender Science-Fiction Leser meist für wunderlich gehalten wird. Man gilt als Geek, als Nerd, als komischer Kauz. Ich mochte es schon immer, wenn andere Leute mich für komisch hielten.

E-Bay sei Dank erstand ich in kürzester Zeit für wenig Geld kisten- und kiloweise antiquarische Science-Fiction Literatur. Ich las gemächlich und beschloss weiterhin, alle gelesenen Bücher zu katalogisieren. Ich bin kein ordentlicher Mensch, im Gegenteil, aber Bücher in Listen einzutragen bereitete mir ebenso viel Freude, wie Schallplatten zu sortieren. Nach Interpret, Erscheinungsjahr oder Kaufdatum. Nicht unbedingt logisch aber ungemein erfüllend.

Im September 2004 beschloss ich dann, mein kleines Science-Fiction Archiv so aufzubereiten, dass ich es online anbieten konnte. Im November des gleichen Jahres erblickte Houdini Nation das Licht der virtuellen Welt. Gleichzeitig begann ich erstmals, mich im Internet nach anderen Science-Fiction Portalen umzusehen. Und stellte bald fest: Selbst in dieser Gruppe angeblicher Sonderlinge falle ich einigermaßen auf. An Jules Verne erinnere meine Website, sagte ein Besucher. Auch dafür hatte ich mich bewusst entschieden.

Ich mochte und mag es nicht, dass Science-Fiction immer mit Maschinen, Technik und Metall zu tun hat. Immer ist alles so düster auf den üblichen Websites. Mein Interesse gilt nicht so sehr der technischen Machbarkeit von Zeitreisen oder das Aussehen der Zeitmaschinen, sondern viel mehr die Frage: Wie würde das die Menschheit beeinflussen? Und deshalb gestaltete ich meine Website als Zeitung in Verne-esquer Optik: Nachrichten aus Houdini Nation.

Heute, zwei Jahre später, umfasst meine Sammlung knapp 800 Bücher, davon habe ich 200 Stück gelesen. Ich habe viele englische Originale, sowie einige Ausreißer: "Von der Erde zum Mond" von Verne auf Italienisch, der "Krieg der Welten" auf Finnisch. In jedem fremdsprachigen Land, das ich besuche, kaufe ich mir ein Science-Fiction Buch, deshalb "Sammlungsreisender". Nicht die Quantität ist mir wichtig, sondern dass ich alle Bücher in Houdini Nation auch gelesen habe: Ich will nicht nur besitzen, ich will auch belesen sein. Und scheue dabei „Star Trek“ und „Star Wars“ wie der Teufel das Weihwasser. Wieder so ein Spleen.

Um auf die Sucht zurück zu kommen: Ich verspüre keine. Das letzte Buch habe ich, Stand heute, am fünften Januar gekauft. Und ich habe hunderte, die ich noch lesen muss. Ich kann aber auch auf das Lesen verzichten, wenn ich gerade keine Lust habe. So wie gestern Abend.

Ich katalogisiere, ich vergleiche und ich recherchiere. 2006 besuchte ich Andrew Sawyer in Liverpool, Bibliothekar der Science-Fiction Foundation Collection mit über 40.000 Titeln und Dozent für Science-Fiction Studies an der University of Liverpool. Im Dezember 2006 besuchte ich Eyke Volkmer, einen Illustrator, der in den 60ern für Goldmann gearbeitet hat. Ich durfte schon mit Michael Marrak sprechen, habe einige Macher von Perry Rhodan kennen gelernt und ich werde mich in Liverpool für den Science-Fiction Studiengang bewerben. Ich piekse also mal hier rein, hebe dort einen Teppich an, aber ich mag mich nicht in Details verbeißen. Ich bin kein Science-Fiction Spezialist, werde vermutlich keiner werden. Kontakt zu anderen Sammlern habe ich eigentlich auch nicht. Schon der Gedanke macht mir irgendwie Angst; das ist, als würde man in eine Art geistigen Spiegel schauen.

Lieber dümple ich weiterhin in Antiquariaten herum, blättere in Büchern, die doppelt so alt riechen wie sie sind, freue mich über 100 Jahre alte Geschichten, deren Grundideen bis heute ebenso relevant wie utopisch sind und plane weiter mein Museum der Science-Fiction Literatur. Aber das, liebe Leser, ist eine andere Geschichte.

Tommi Brem
Februar 2007

 

Tommi Brem ist Sammler von Science-Fiction Büchern, die er seit 2004 auf der Website www.houdinination.de archiviert. Brem plant die Eröffnung eines Museums für Science-Fiction Literatur im Jahr 2030. Wir von fictionBOX danken Tommi, dass er unser Team als Gastautor bereichert! 

 


 

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Kommentare (1)
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1. 01.02.2008 14:38
 
Beschäftigen Sie sich doch
Wenn Sie suchtig nach ScienceFiction-Literatur sind beschäftigen Sie sich doch mit etwas anderem z.B Rad fahren, mit der Familie was unternehmen, oder fangen sie eine Sportart an. Wenn sie keine Lust auf soetwas haben probieren Sie doch aus ob Sie ein neues Hobby finden. Wenn das trotzdem nichts hilft machen Sie das ganz langsam erst 2 Stunden an etwas anderes denken, dann 5 Stunden ect. Sie kommen vielleicht dann an Ihr Ziel.  
Sabine Majer
 

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