Von Lawrence M. Krauss bis Stephen W. HawkingKategorie: Kolumnen - Autor: Reiner Krauss - Datum: Donnerstag, 21 Dezember 2006
"Energie!"
Mit diesem Wort setzen Kirk, Picard und andere Captains der Sternenflotte immer
wieder die Gesetze der Physik außer Kraft ... Oder etwa doch nicht?
In "Die Physik von Star Trek"
und in "Jenseits von Star Trek" versucht Lawrence
M. Krauss genau diese Frage zu beantworten: Wie nah sind die im Star-Trek-Universum
eingesetzten Techniken an unserer physikalischen Realität? Oder anders: Wie erkläre
ich als Star-Trek-Fan meinen Freunden, warum das "Science" in Science-Fiction seine
Berechtigung hat?
L. M. Krauss ist Professor für Physik und Astronomie und hat damit genau die richtige
Qualifikation, sich dieser Thematik zu nähern. Das gelingt ihm ohne technische Formeln
und abstrakte Zusammenhänge, sondern durch interessante Beispiele aus Fiktion und
aktueller Forschung in unterhaltsamer Form. Nachfolgend einige interessante Auszüge
...
1. Lawrence M. Krauss (Professor für Physik und Astronomie , Leiter
der Fakultät für Physik an der Case Western University Cleveland, Ohio)
STICHWORT SEELE:
In vielen Religionen wird die Seele als unveränderbar und unzerstörbar
betrachtet; sie existiert weiter, lange nachdem unsere materiellen Körper zu Staub
geworden sind. Ich hatte immer Probleme mit dieser Logik, denn jemandes Bewusstsein
- und somit anscheinend die Seele - entwickelt sich allmählich nach der Geburt (oder,
wenn Sie die Rechte der Embryonen verfechten, nach der Empfängnis). Wenn ein Bewusstsein
geschaffen werden kann, wo zuvor keines vorhanden war, warum sollte es dann nicht
mit dem Körper sterben?
...
Eigentlich gibt es mehrere Ideen, die der Vorstellung von einer unveränderlichen
individuellen Seele entspringen. Beispielsweise kann man an die Reinkarnation glauben,
wonach eine Seele vor der Geburt existiert. Es gibt jedoch eine große zahlenmäßige
Anomalie: Gegenwärtig leben mehr Menschen als in der vorangegangenen Geschichte
des Planeten, wo sind also all die zusätzlichen Seelen hergekommen?
...
Was ist mit der Zeit, als es hier auf der Erde nichts als Algen gab? Haben Algen
Seelen?
...
Oder sollte man auf eine Art Kollektivbewusstsein aus dem Kosmos verweisen...?
Die Tatsache, dass der Vorgang des Denkens selbst mithilfe empfindlicher Magnetometer
festgestellt werden kann, weist darauf hin, das zumindest einige Aspekte des bewussten
Denkens - und somit auch das Bewusstsein selbst - physikalisch sind."
STICHWORT RELIGIONEN:
Man kann sich dann auf die (buchstäblich) letzte Zuflucht der Religion
berufen - nämlich das Seelen im Himmel wohnen, an einem Ort, der auf der menschlichen
Ebene unerreichbar ist - und der Ansicht sein, dass die Seele wie Gott und der Himmel
außerhalb der physikalischen Gesetze existiert und nicht einmal in deren Begriffe
beschrieben werden kann. Gegen diesen Standpunkt lässt sich nichts einwenden, weil
er von vornherein nicht überprüfbar ist; man muss ihn auf der Grundlage des Glaubens
akzeptieren oder ablehnen. Doch es lohnt sich zu unterstreichen, das sich auf den
Glauben zu berufen wahrscheinlich die einzige Möglichkeit ist, den verschiedenen
logischen Fallstricken auszuweichen, denen sich die Verfechter einer dem menschlichen
Bewusstsein aufgepfropften unveränderlichen Seele gegenüber sehen."
STICHWORT AUFGESCHLOSSENHEIT:
"Ich versuche skeptisch zu sein, und das in Bezug auf alles (ich glaube,
es gibt keine andere Methode, um herauszufinden, wie die Welt wirklich funktioniert)."
STICHWORT WISSENSCHAFT:
Wenn die konventionelle Wissenschaft keine Antwort bietet, können wir uns dann endlich
dem Phantastischen als einer Möglichkeit zuwenden? Meine Antwort lautet: „Ja, solange
das Phantastische nicht unmöglich ist!“
2. Stephan W. Hawking (Physiker und Mathematiker an der Cambridge
University, Inhaber des Lukasischen Lehrstuhls (in der Nachfolge von Isaac
Newton). Gilt als „neuer Einstein“ und einer der klügsten Menschen unserer Zeit;
Autor des Weltbestsellers „Eine kurze Geschichte der Zeit“)
„Da wir uns für intelligent halten - worüber sich streiten lässt - , neigen
wir dazu, Intelligenz als eine unvermeidliche Konsequenz der Evolution anzusehen,
eine Auffassung, die in Frage gestellt werden kann.“ „Die ersten theoretischen Versuche,
das Universum zu beschreiben und zu erklären, beriefen sich auf Götter und Geister,
die die Ereignisse und Naturerscheinungen lenkten und auf sehr menschliche, berechenbare
Weise handelten.“
„Braucht das Universum einen Schöpfer? Und wenn ja, wer hat einen Schöpfer erschaffen?“
3. Carl Sagan (im Vorwort zu „Eine kurze Geschichte der Zeit“)
Dieses Buch ist auch ein Buch über Gott... oder vielleicht über die Nichtexistenz
Gottes. ...
Ein Universum, das keine Grenzen im Raum hat, weder ein Anfang noch ein Ende in
der Zeit und nichts, was einem Schöpfer zu tun bliebe.“