Die neue Übersetzung durch Wolfgang Krege ist eine wirklich gelungene
Optimierung der Lesbarkeit des Buches. Gerade wenn man bisher nur die
erste Übersetzung kannte und sich dabei erinnert, wie schwer es war und
wie viel Mühe es machte, trotz der guten Geschichte und der Charaktere
sich durch die umständlichen Formulierungen und des seltsamen Satzbaus
zu kämpfen, die manche „mittelalterlich“ nannten aber weiterhin mit Überzeugung verteidigen.
Nun, sicher sind ein paar Begriffe und Formulierungen durch Krege etwas zu zeitgemäß geraten und weder im Englischen noch Deutschen der Entstehungszeit des Buches bekannt gewesen, dieses hätte vielleicht nicht sein müssen. Doch die oft kritisierten neuen Begriffe wie „Chef“ oder „Sie“ sind, wenn man es nüchtern betrachtet richtiger.
Beispiel: Das englische „you“ hat nun mal im Deutschen zwei Entsprechungen. Wenn man nun nicht gut Freund und auch noch verschiedener Generation angehört, so passt das „Sie“ definitiv besser – auch im „Herr der Ringe“.
Krege sagt zu seiner Wortwahl selbst: „Die Hobbits haben zwar ländliche, aber nicht bäurische oder flegelhafte Manieren; deshalb reden sie Fremde in der Regel mit Sie an.“
Zweites Beispiel: „Mr. Frodo, master!“, sagt Sam zu seinem Herrn. Die erste Übersetzung macht daraus „Herr, Herr Frodo!“, soll das besser sein als „Herr Frodo, Chef!“?
Zumal man sich vorstellen muss, wie man die Sprache der lebenslustigen und vergnügten Auenländer auch sprachlich locker und salopp darstellen sollte, wenn man dieses Völkchen darstellen möchte.
Eher der Kritk auszusetzen sind da Begriffe wie „Stuss erzählen“ und dergleichen, die sind dann vielleicht weniger aus der Zeit der Entstehung, aber genau das wollte Krege ja auch gar nicht.
Allen die immer noch die alte Übersetzung, von Margaret Carroux, der neuen vorziehen sei gesagt, Krege bleibt auf dem Boden und er versteht es sehr gut allein durch die Sprache die verschiedenen Völker von Mittelerde zu charakterisieren.
Der besten Beleg dafür welchen Erfolg die neue Art der Übersetzung hat zeigt meine eigene Erfahrung:
Als ich Anfang der 80iger den „Herr der Ringe“ in der ersten deutschen Übersetzung zum ersten mal las (weil so viele Freunde davon redeten) war ich zwar vom Inhalt begeistert, doch ich quälte mich durch den Text und brauchte pro Buch ein ganzes Jahr. Seit dem wollte ich mir diese umständlichen Sätze (die man manchmal zweimal lesen musste, damit man klar kam) nicht noch einmal antun und war froh und stolz die Geschichte zu kennen, vor der nun wirklich gelungenen Kino-Umsetzung.
Doch vor einiger Zeit nun bewusst das neue edle, rote Buch gekauft, so war es ein Genuß und kein Problem am ersten Abend bereits 150 Seiten zu verschlingen. Endlich kann man sich auf die Geschichte konzentrieren - endlich ein lesbarer „Herr der Ringe“.
PS: Das englische Orginal ist lesbarer als die erste Übersetzung ins Deutsche. Wie würden wohl alle Kritiker urteilen, wenn die erste Übersetzung die Zweite gewesen wäre, scheinbar näher am Orginal, aber schwer verdaulich!
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