Da steht ein Illusionist vor uns und vollbringt spielerisch seine Wunder. Mit offenem Mund sehen wir, wie Gegenstände aus dem Nichts auftauchen, wie sie sich verwandeln. Man weiß schon: Das kann nicht sein, was da eben vorgeführt worden ist. Das darf nicht sein! Aber der Zuschauer kennt keine Erklärung dafür, wie es dem Künstler gelingt, die Naturgesetze aufzuheben. Die Zauberei lebt vom Geheimnis.
David Copperfield
"Der Traum vom Fliegen"
So nennt David Copperfield seine magische Show vom Fliegen. Und wer hat ihn nicht, den Traum vom Fliegen, so frei wie ein Vogel! Der Mensch hat aber nun mal keine Flügel und muss sich technischer Geräte bedienen, um in die Luft zu kommen, auch der Welt grösste Magier David Copperfield! (nachfolgend kurz DC abgekürzt)
Und so fliegt David....
... DC, locker mit Blue Jeans und einem Sweatshirt Grösse XXL bekleidet, erzählt von seinem Kindheitstraum "Dem Fliegen".
DC: "Als Kind hatte ich immer das Gefühl nicht dazuzugehören. Ich war ein Einzelkind. Lebte in einem Haus, wo es keine Kinder in meinem Alter gab. So sass ich also traussen, alleine, und träumte, um mich nicht so einsam zu fühlen."
Es ist still im Raum geworden, die Lichter gehen aus, bis auf einen weichen Spot auf DC.
"Sind Sie schon mal in Ihren Träumen geflogen? Selbst heute noch, wenn ich mich einsam oder unsicher fühle, kehre ich zu diesem Traum zurück.
Viele Menschen haben solche Träume, aber sie versuchen nicht, sie zu verwirklichen. Schon seit langer Zeit versuche ich zu fliegen. Ich glaube, wenn ich aufhöre, es immer wieder zu versuchen, dann habe ich verloren."
Eine Leinwand wird von der Bühnendecke gesenkt und der Meister steht von seinem Platz auf.
"Heute werde ich es wieder versuchen. Doch vorher zeige ich Ihnen noch ein Paar Menschen, die diesen Traum mit mir teilen und niemals aufgegeben haben. Es ist ein wenig komisch und ein wenig traurig, aber sie haben alle ihr Bestes gegeben."
Der Magier verschwindet im Dunkeln der Kulisse, und auf der Leinwand ist ein Film zu sehen. Alte, flackernde Schwarzweissaufnahmen von den ersten Flugversuchen unerschrockener Luftpioniere...
Die Bühne ist wieder im Blick. Blauschwarzer glitzernder Hintergrund mit auf Standfüssen befestigten Wolkenattrappen und Nebelschwaden auf dem Boden...
Vorne in der Mitte sitzt DC, an seiner linken Hand trägt er einen grossen Lederhandschuh, auf dem ein prächtiger, echter Falke sitzt. Plötzlich fliegt er davon.
DC blickt ihm sehnsüchtig nach, zieht den Handschuh aus und legt sich rücklings auf den Boden.
Verträumt schmiegt er seine Arme in sein weiches schwarzes Sweatshirt, holt dann langsam weit nach oben aus und synchron - mit einer Art Flügelschlag - hebt der Magier vom Boden ab. Zwei, drei Meter etwa. Er verharrt kurz, bevor er mit weiteren Armbewegungen höher und höher steigt.
Der Traum ist wahr geworden!!
In seiner Vorführung fliegt er in einen Plexiglaskasten, der von Zuschauern umringt ist, auf dem ein Deckel geschlossen wird, wenn David sich in den Kasten senkt. Dort schwebt er frei.
Weiterhin fliegt er durch sich rotierende Ringe, die von Assistenten gehalten werden.
Zum Schluss nimmt er noch eine Zuschauerin mit in seine Arme und auf seinen Flug durch den Raum. "Bambi" heisst die Dame.
Am Ende hebt er ein letztes mal ab, mit weit ausgestrecktem Arm. Der Falke kommt zurück und landet im Flug auf seiner Hand. Gemeinsam entschweben beide hinter die Kulissen, und der Vorhang schliesst sich.
Whowww,toll und gigantisch, mit fabelhafter Musik untermalt.
DIE ERKLÄRUNG:
Auch wenn es in dieser fabelhaften, perfekt gelungenen Illusion so aussehen mag - es gibt keinen Schwebetrick ohne Seile, Drähte, Schnüre, Fäden Stangen oder Balken.
Der hier fliegende Magier ist auf ausgeklügelte Art und Weise verdrahtet. Mit den Drähten ist es allerdings nicht so einfach:
Der Zauberer braucht den nötigen Bewegungsspielraum und darf sich auf keinen Fall verheddern. Und je mehr natürlich anmutende Bewegungen ausgeführt werden können und je grösser der Bewegungsradius ist, um so realistischer wirkt es. Dann kommt noch hinzu, das die Drähte absolut unsichtbar sein sollen.
Bei dieser Flugnummer kommt ein ähnliches Gerät zum Einsatz, wie es z.B. Zirkusartisten verwenden, wenn sie auf dem Rücken eines galoppierenden Pferdes waghalsige Saltos üben. Der Akrobat trägt zu seiner Sicherheit ein Korsett. An diesem Korsett sind links und rechts zwei dünne Seile befestigt, die in der Zirkuskuppel aufgehängt sind. Verfehlt der Artist beim Salto sein Pferd, so wird der Sturz von den Seilen aufgefangen und er kann sanft zu Boden gelassen werden.
Das Korsett besteht zum Teil aus Metall und reissfestem Nylongewebe. An seitlichen Metallösen sind die Drähte befestigt. Die Lage der Ösen ist so bemessen, dass sich im Liegen der Schwerpunkt gut ausbalancieren lässt.
Die verwendeten Drähte bei der Schwebe-Illusion sind dermassen dünn, dass sie bei entsprechenden Lichtverhältnissen schon aus wenigen Metern Entfernung nicht mehr zu erkennen sind. Bevorzugt kommen hierbei Pianosaiten zum Einsatz. Sie sind extrem belastbar und dabei ausserordentlich dünn. Eine Klaviersaite mit 0,65 mm Durchmesser kann mit bis zu 81,2 kg belastet werden. Ein Stahlseil der Stärke 0,725 mm trägt schon bis zu 101 kg.
Um diese Drähte "unsichtbar" werden zu lassen gibt es verschiedene Methoden die oftmals kombiniert zum Einsatz kommen. Um unerwünschte Lichtreflexe zu vermeiden, wird die Drahtoberfläche oxidiert. Der entstandene mattgraue Überzug nimmt den Stahlsaiten den verräterischen Glanz.
Eine besonders wichtige Rolle spielt dann die Bühnenbeleuchtung und der Bühnenhintergrund.
Der Hintergrund besteht aus leicht reflektierendem Stoff, der durch ein Gebläse in sanfte Wellenbewegung versetzt wird. Mit diesem optischen Trick wird unserem Auge jede Chance genommen, auch nur die geringste Spur von den Drähten wahrnehmen zu können. Sogar eventuell auftretende Lichtreflexe an den Drähten werden von diesem Hintergrund verschluckt.
Jetzt ist auch klar, warum DC ein weites, schwarzes Sweatshirt trägt. Darunter ist das Korsett verborgen. Warum ist es ausgerechnet schwarz: Das Sweatshirt hat im Bereich der darrunterliegenden Ösen kleine Schlitze, durch die die Drähte geführt werden. So kann er sich in Sekunden ein- u. ausklinken ohne das Korsett ausziehen zu müssen.
Das ist das ganze magische Geheimnis.
Aber die rotierenden Ringe und der Glaskäfig.
Ja, auf den ersten Blick sieht es wirklich so aus, als ob die Ringe sich ÜBER den Magier drehen - ist aber eine optische Täuschung der Sinne (gut zu sehen, wenn man ein Video von der Show in Zeitlupe sieht!).
Zwei sich eben nicht die ganze Zeit gegenläufig drehende, unterschiedlich grosse Ringe werden gleichzeitig durch zwei Assistenten geführt. Der kleinere Ring wird genau in dem Moment durch den grösseren "rückwärts" gedreht, als die Assistenten auf der Höhe des Magiers sind.
Ein weiteres, an zwei sich gegenüberliegenden Scheitelpunkten befestigtes Ringpaar, wird ebenfalls über den Magier bewegt. Hier liegt der Trick darin, dass die Ringkonstruktion nicht in Marschrichtung der beiden Assistenten gedreht wird, sondern gerade entgegengesetzt. Auf diese Weise wird der an Drähten hängende Magier "unterlaufen", und es entsteht trotzdem der Eindruck, das der Körper durch die Ringe hindurchgeleitet wurde.
Dann haben wir noch die Plexiglaskiste.
Das Geheimnis liegt hier in den Massen der Box sowie im Glasdeckel.
Die Kiste ist nicht wesentlich tiefer, als der Magier breit ist. Was bedeutet das, und warum ist das so?
Nun, die beiden Drähte verlaufen ja links und rechts des Magiers parallel und senkrecht nach oben. Der Deckel der Box ist so konstruiert, dass er nur auf den Schmalseiten der Kiste aufliegt. An den langen Kanten vorne und hinten bleibt jeweils ein schmaler Spalt, durch die die Drähte den nötigen Spielraum erhalten, um ungehindert nach oben zu verlaufen. Mit dem Abstand der Drähte zueinander ist somit die Tiefe der Box vorgegeben, damit die Schlitze nicht grösser ausfallen, als unbedingt nötig ist.
Die Stahlseile sind auch der Grund, warum der Deckel erst hochkant auf die Box geschoben wird, bevor er umgelegt wird. Die Assistentin die über den Glasdeckel geht kann sich nicht in den Stahldrähten verheddern, da der Magier ihrem Schritt folgt.
Ja, selbst zum Schluss, als "Bambi" mit auf den Flug genommen wird ist die junge Lady gesichert (das heisst unweigerlich sie ist eine eingeweihte Assistentin, was DC auch zugegeben hat).
Diese fantastische Schwebe-Illusion benötigt neben dem Korsett und den Seilen natürlich eine aufwendige Kran-Konstruktion im Dach der Halle, die die Bewegung in alle drei Dimensionen ermöglicht.
Ein wahres technisches Meisterwerk wie man sieht!
Okay jetzt seit Ihr eingeweiht. Doch jetzt bleibt fair, wenn Ihr eine solche Zaubershow besucht oder seht. Geniesst die Vorführung, denn es gehört neben dem technischen Aufwand immer eine Menge Training, Übung und Geschick dazu, solche Tricks vorzuführen.
Ich selbst kenne nun mittlerweile viele seiner Zaubertricks und trotzdem, oder gerade deswegen, war ich begeistert von seiner aktuelle Show, die ich im Herbst 2005 in der Mannheimer SAP-Arena von ihm sah. Auch wenn mancher Trick bekannt ist oder teilweise durchschaut werden kann, so ist die künstlerische Umsetzung und Show das ewig Faszinierende - daran ändert auch kein „Schwarzer Magier“ etwas.
Es ist wie bei einem guten Musik-Konzert oder einem gutem Kinofilm, man will es auch gerne nochmals sehen. Und wer die Special Effects von Star Wars kennt, wird den Film und dessen Illusion trotzdem danach noch genießen können.
Wer sich noch mehr "verzaubern" lassen will: Robert Rau
"Copperfield & Co. - Die besten Tricks der grossen Zauberer
- Zum Staunen und Nachzaubern";
Knaur-Verlag # 1690 / ISBN 3-426-77301-5
(Dieser Artikel enthält Auszüge aus dem vorgestellen Buch, sowie aus dem Vorwort von ZAUBERKUNST, Werner Waldmann, Hugendubel Verlag)
Copperfield & Co.-Buch bei Amazon / David Copperfield´s offizielle Webseite / Deutsche Copperfield Homepage
Zaubertricks enträtselt: David´s Tricks Hier dürft Ihr ein Blick hinter die Kulissen werfen: David Copperfield in Deutschland
|