Sherlock Holmes - 5x06: Der Mann mit dem geduckten Gang
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Originaltitel: The Creeping Man Episodennummer: 5x06 Bewertung: Erstausstrahlung US: 28. März 1991 Heimkino-Premiere D: 2004 Drehbuch: Robin Chapman Regie: Tim Sullivan Besetzung:
Jeremy Brett als Sherlock Holmes,
Edward Hardwicke als Dr. Watson,
Charles Kay als Professor Presbury,
Adrian Lukis als Jack Bennett,
Sarah Woodward als Edith Presbury,
Anna Mazzotti als Alice Morphy,
James Tomlinson als Macphail,
Peter Guinness als Jenkins,
Steve Swinscoe als Wilcox,
Colin Jeavons als Inspector Lestrade,
Anthony Havering als Secretary of the Zoological Society,
Peter Elliott als Great Ape u.a.
Kurzinhalt:
Eines Nachts wird Edith Presbury vom Gebell der Hunde auf dem Anwesen aus dem Schlaf geschreckt. Als sie zum Fenster sieht, erblickt sie dort ein Gesicht – obwohl sich ihr Schlafgemach im zweiten Stock des Hauses befindet. Wie könnte ein Mann dort hinaufgeklettert sein? Eben genau, weil dies unmöglich erscheint, will ihr anfänglich niemand glauben – auch nicht ihr Verlobter Jack Bennett. Erst von ihrer Drohung, die Verlobung zu lösen, lässt sich dieser dazu überreden, sie ernst zu nehmen. Er wendet sich daraufhin an Sherlock Holmes, der kurz darauf mit seinem Freund und Kollegen Dr. Watson dem Anwesen einen Besuch abstattet. Dieses gehört Ediths Vater Professor Presbury – und dieser macht deutlich, dass Holmes und Watson unerwünscht sind. Davon lässt sich der beratende Detektiv jedoch nicht abhalten. Er setzt seine Ermittlungen fort – und findet schon bald heraus, dass zwischen Ediths Bericht, und dem Verschwinden von Affen aus den Zoos in London eine direkte Verbindung besteht…
Review (kann Spoiler enthalten):
Ich bin ja bekanntlich (no na) großer Fan der "Sherlock Holmes"-Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle. Das heißt aber weder, dass ich gegenüber gelegentlich zu Tage tretenden Kritikpunkten wie dem gelegentlich sein abscheuliches Haupt reckenden (der Ansichten der damaligen Zeit geschuldeten) Rassismus blind bin, noch jede der von ihm erdachten Fälle für großartig oder auch nur gut halten. So haben sich in den zahlreichen Kurzgeschichten auch einzelne weniger gelungene Abenteuer bis hin zu richtiggehenden Nieten eingeschlichen. An vorderster Front dabei: "Der Mann mit dem geduckten Gang". Nun hätte die Granada-Serie ja eigentlich auch wirklich alle von Doyle geschriebenen Holmes-Geschichten adaptieren sollen. Das beinhaltet dann eben auch nicht nur die tollen bis guten, sondern auch schwächeren bis richtiggehend schlechten. Ich bin mir sicher: Hätten sie gewusst, dass Jeremy Bretts unerwartet früher Tod diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung machen würde, hätten sie sorgfältig ausgewählt, welche Geschichten sie adaptieren, und welche sie links liegen lassen. Und ich bin mir sehr sicher, dass letzteres dann auch "Der Mann mit dem geduckten Gang" umfasst hätte.
So hingegen kann ich verstehen, dass man sich nicht dauernd nur die Rosinen (übrigens: Wer hat sich denn eigentlich bitte schön diese Redewendung dafür, sich von etwas das Beste auszuwählen, ausgedacht. Wer zur Hölle mag schon Rosinen?!) herauspicken wollte, um dann in den späteren Staffeln nur mehr eine Niete nach der anderen zu adaptieren, sondern eben auch schwächere Fälle vorzog. Und das führt uns eben zu "Der Mann mit dem geduckten Gang". Früher ist es ihnen ja gelegentlich gelungen, eine mäßige, teilweise sogar eine gute Story im Zuge der Adaption zu verbessern. Hier war jedoch wohl insofern von Beginn an Hopfen und Malz verloren, als der größte Kritikpunkt an der Auflösung am Ende lag. Die ist nämlich einfach nur lächerlich. Aber daran etwas zu ändern, wäre einerseits gegen ihr Prinzip gewesen, die Geschichten so werkgetreu wie möglich zu verfilmen, und andererseits fiele mir auch keine andere Auflösung ein (so bescheuert sie auch war), mit der man den Falls sonst hätte erzählen können. Insofern kam man hier wohl einfach nicht heraus, und war somit auch von vornherein zum Scheitern verurteilt. Da hilft es auch nichts, dass sich die Stammbesetzung mit Jeremy Brett und Edward Hardwicke wenn schon nicht in Höchst- so doch zumindest in sehr guter Form zeigt. So uninteressant kann der Fall, und so blöd kann die Auflösung gar nicht sein, dass es nicht Spaß machen würde, den beiden bei ihren Ermittlungen zuzusehen. Auch die Rückkehr von Colin Jeavons als Inspektor Lestrade wertete die Folge zumindest ein bisschen auf. Und Holmes' Nachricht an Watson ("Come at once if convenient. If inconvenient, come all the same.") war so ziemlich das einzige Highlight im Text. Gegen die haarsträubende Auflösung – sowie einzelne Schnitzer in der Umsetzung (wie der sehr offensichtlichen Verwendung eines Mannes im Affenkostüm) sind diese positiven Elemente letztendlich aber machtlos.
Fazit:
"Der Mann mit dem geduckten Gang" gibt dem Ausdruck "sich zum Affen machen" eine ganz neue Bedeutung. Jeremy Brett und Edward Hardwicke sind zwar so gut wie immer, und der Rest der Besetzung gibt sich auch keine Blöße. Gegen die wenig interessanten Ermittlungen, vor allem aber die völlig bescheuerte Auflösung, kommen sie aber nicht an. Ich weiß, dass damals niemand der an der Serie Beteiligten ahnen konnte, dass sie ihr Ziel, alle "Sherlock Holmes"-Kurzgeschichten von Sir Arthur Conan Doyle zu adaptieren, nicht erreichen würde – und man sich zugleich nicht alle nicht ganz so guten Stories für den Schluss aufheben wollte, weil dies die letzten ein bis zwei Staffeln zu einer sehr enttäuschend-frustrierenden Erfahrung gemacht hätte. Mit dem heutigen Wissensstand ist es aber halt schon bedauerlich, dass sie all dieses Talent auf eine von Doyles schlechtesten Holmes-Geschichten ver(sch)wendeten.