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X-Men: The Last Stand Drucken E-Mail
Besser als der Film, aber schlechter als der Vorgänger Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 26 März 2025
 
Titel: "X-Men: The Last Stand"
Bewertung:
Autor: Chris Claremont
Übersetzung: -
Umfang: 337 Seiten (E)
Verlag: Del Rey (E)
Veröffentlicht: 01. Mai 2006 (E)
ISBN: 978-0-345-49211-1 (E)
Kaufen: Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Ein paar Monate nach dem schicksalhaften Einsatz in der Alkali-Basis leiden die X-Men immer noch unter dem Verlust von Jean Grey. Neben ihrem Partner Scott Summers, ihrem Mentor Charles Xavier, sowie ihrer besten Freundin Ororo Munroe trifft der Verlust nicht zuletzt auch Logan hart. Zugleich bereiten sich die X-Men auf die nächste Schlacht vor, von der sie wissen, dass sie ihnen unweigerlich bevorsteht. Eben dazu scheint es dann früher als gedacht zu kommen. Denn die US-Regierung kündigt an, dass es gelungen ist, einen Impfstoff zu entwickeln, mit dem sich die Mutationen "heilen" lassen. Dieses Mittel wird allen Mutanten freiwillig zur Verfügung gestellt. Für die meisten an der Schule von Charles X. Xavier kommt der Gedanke, bei ihren Mutationen würde es sich um eine Krankheit handeln, die geheilt werden muss, einem Affront gleich. Noch erzürnter ist Erik Lehnsherr. Aufgrund seiner Erfahrungen mit der Menschheit ist er davon überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis das Heilmittel für alle Mutanten nicht mehr freiwillig, sondern verpflichtend ist. Um seine Art zu schützen, bereitet er sich darauf vor, in den Krieg zu ziehen. Inmitten dieser angespannten Situation kehrt dann schließlich Jean Grey – als Dark Phoenix wiederauferstanden – zurück…

Review: Nach zwei erfolgreichen "X-Men"-Filmen bekam Bryan Singer die Gelegenheit, die Rückkehr von Superman zu inszenieren, weshalb er den Marvel-Mutanten den Rücken kehrte. Das Endergebnis, für das schließlich Brett Ratner verantwortlich war, ließ viele Fans – mich eingeschlossen – enttäuscht zurück. Im Gegensatz zum Regiestuhl wurde im Hinblick auf die Aufgabe, das Drehbuch in einen Roman zu verwandeln, im Vergleich zum gefeierten "X-Men 2" Kontinuität gewahrt, und wieder Chris Claremont eben damit betraut. Da ich von dessen Adaption des zweiten "X-Men"-Films ja durchaus angetan war (davon abgesehen, dass er es mit der Zeit in meinen Augen mit der Erzähltiefe doch übertrieben hat, und so insbesondere dem Finale bei der Alkali-Basis an Tempo und damit Dynamik raubte), war ich schon gespannt, ob es ihm gelingen würde, zumindest einige der Schwächen des Films auszumerzen. Die gute Nachricht: Die Antwort darauf lautet in meinen Augen "Ja". Die schlechte: Auch er kommt für mich hier nicht an seinen eigenen Vorgänger heran. Teilweise liegt dies außerhalb seines Bereichs, und ist einfach dem Drehbuch geschuldet, welches im Wesentlichen aus 2-3 emotionalen Höhepunkten besteht, diese jedoch mehr schlecht als recht miteinander verbindet, und dass es zudem (vor allem angesichts der Thematik fast unverzeihlich) an Spannung und Epik vermissen lässt.

Auffällig sind auch wieder Unterschiede im Vergleich zum fertigen Film. Besonders gravierend ist, dass hier die Entscheidung von Rogue anders ausfällt, und sie eben doch nicht das "Heilmittel" nimmt. Auch wenn ich hier ebenfalls davon ausgehe, dass Claremont für dieses Detail nichts kann, sondern sich nur an die ursprüngliche Drehbuch-Version gehalten hat, ist das für mich ein ganz wesentliches Manko. Denn so wie die Szene mit Bobby und seiner Familie im zweiten Film eine klare Anspielung auf Coming Outs von Nicht-Hetero-Personen darstellte, war Rogue, die sich hier (im Film) der Prozedur unterzieht, schon immer eine Analogie auf körperliche Selbstbestimmung (wie z.B. Abtreibungen). Ich fand auch hier, ähnlich wie im Film, die Szene so lächerlich, wo Storm Rogue sagt, dass ihre Mutation keine Krankheit, sondern ein Segen wäre. Immerhin redet da eine Frau, die das Wetter kontrollieren kann, mit einer Frau, die alles umbringt, was sie berührt. Insofern war Maries Entscheidung ein wesentlicher Punkt, der den bitteren Beigeschmack dieses Dialogs wegspülte. Dieses Plus fehlt hier. Zumindest teilweise ist er aber doch auch selbst schuld, wie z.B. wenn er es im Hinblick auf die erzählerische Tiefe auch hier wieder übertreibt. Ein sehr gutes Beispiel ist die erste Actionszene, bei der es sich ja – wie sich dann herausstellt – nur um eine Simulation handelt. Ich hatte teilweise den Eindruck, Claremont würde jeden einzelnen Atemzug von jeder daran beteiligten Person im Detail beschreiben. Hier ging einfach nichts weiter, hat mich das Buch doch eher angeödet, und teilweise fast schon genervt. Erfreulich dafür, dass dies auch wirklich nur bei dieser ersten Actionszene der Fall war, was ich jetzt insofern nicht so schlimm fand, als diese ja ohnehin nicht "echt" war. Später, wenn es dann wirklich um etwas und so richtig zur Sache geht, findet Claremont meines Erachtens ein deutlich besseres Gleichgewicht zwischen Tiefe und Tempo.

In jedem Fall profitiert "X-Men: The Last Stand" aber davon, wie er den Film, der gerade auch angesichts der emotionalen Höhepunkte eigentlich unverzeihlich oberflächlich bleibt, vertieft. Dies gilt für die Handlung an sich ebenso, wie insbesondere die Figuren. Dies gilt vor allem auch für die jüngeren Nebenfiguren, insbesondere Kitty Pride, Warren Worthington III, sowie Bobby und Marie. Insofern wird von Clarmeont hier einer der größten Kritikpunkte des Films zumindest teilweise ausgemerzt, was die Story im Vergleich zu eben diesen definitiv – und merklich – aufwertet. Mir gefiel zudem, wie er hier damit umgeht, dass das Ende des zweiten Films – nachdem er seine Romanadaption schon abgegeben hatte – geändert wurde. Weil dort starb Jean Grey ja nicht. Er greift nun diesen Moment wieder auf, und schildert den Ablauf so wie wir ihn aus dem Film kennen aus Sicht von Jean Grey. Dies ist jedoch nur der Ausgangspunkt, der ihre gesamte Transformation aus eben dieser Perspektive erzählt – bis zu ihrer Rückkehr, und dem Moment, wo auf einmal Scott vor ihr steht. Das war definitiv einer der besten Momente des Romans. Als Plus empfinde ich zudem, dass hier die Post-Credits-Szene rund um Charles fehlt; weil wie man im gleichen Film dessen Tod gleich wieder quasi aufhob (noch dazu auf extrem konstruierte Art und Weise), und diese Wendung so ihrer emotionalen Wirkung beraubte, war für mich schon immer einer der größten Kritikpunkte am Film – während ich wiederum die Andeutung, das Heilmittel könnte nicht dauerhaft sein (zumindest nicht ohne Auffrischung), mit dem Ende, wo es Erik zu gelingen scheint, die Schachfigur ganz leicht zu bewegen, schon immer mochte. Trotzdem bleibt "X-Men: Der letzte Widerstand" auch in der durch Chris Claremont in einen Roman adaptierten Form – gerade auch als Abschluss der Trilogie – ein bisschen eine enttäuschende Angelegenheit.

Fazit: Dass der Roman, so wie der Film, nicht an den jeweiligen Vorgänger anknüpfen kann, ist sicherlich zu einem Teil ebenfalls dem Drehbuch geschuldet. Chris Claremont schafft es zwar, im Vergleich zum Film einige Kritikpunkte – insbesondere im Hinblick auf die mangelnde Tiefe – auszumerzen (die von Brett Ratner gewählte, oberflächlich-flotte Erzählweise passte zum auf anspruchslose Unterhaltung getrimmten ersten Film, nicht aber das dramatische Finale der Geschichte mit seinen zahlreichen tragischen Entwicklungen und emotionalen Höhepunkten). Mit der Post-Credits-Szene fehlt hier zudem ein weiterer großer Kritikpunkt am Film (zumindest von mir). Demgegenüber schmeckte mir die andere Entscheidung, die Marie hier im Vergleich zum Film trifft, überhaupt nicht – da sie Storms aus meiner Sicht indiskutable Aussage in ihre Richtung bestätigt, und man somit generell die in dieser Entwicklung steckende, positiv-unterstützende Aussage im Hinblick auf körperliche Selbstbestimmung verliert. Diese beiden Punkte gleichen sich somit in meinen Augen ansatzweise wieder aus. Damit bleibt insgesamt die tiefergehende Handlung als Plus; umso mehr, als es Claremont im Vergleich zum Vorgänger damit deutlich seltener übertreibt (wirklich negativ sticht diesbezüglich eigentlich nur die anfängliche Kampfsimulation gegen die Sentinels ins Auge). Und nicht zuletzt der Moment, wo der Autor nun das Ende des Vorgängers quasi umschreibt (da in seinem Roman zu "X-Men²" Jean Grey überlebte), und so die betreffende, entscheidende Szene des Films davor adaptiert, stach hervor. Insgesamt führt uns dies nun zum fast schon ein bisschen widersprüchlichen Fazit, dass mir "X-Men: The Last Stand" als einzige Romanadaption der Trilogie besser gefallen konnte als der jeweilige Film, er für mich aber dennoch hinter den ersten beiden Büchern zurückbleibt.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2006 Del Rey)





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