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Alien: Der verlorene Planet Drucken E-Mail
Was auf LV-426 vor "Aliens" geschah Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 25 März 2025
 
Titel: "Alien: Der verlorene Planet"
Originaltitel: "Alien: River of Pain"
Bewertung:
Autor: Christopher Golden
Übersetzung: Kristof Kurz
Umfang: 352 Seiten (D)
Verlag: Heyne (D), Titan Books (E)
Veröffentlicht: 08. März 2016 (D), 25. November 2014 (E)
ISBN: 978-3-641-16511-6 (D), 978-1-781-16272-9 (E)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Als Ellen Ripley aus dem Rettungsshuttle der Nostromo geborgen wird und in einer Raumstation im Orbit der Erde erwacht, erfährt sie nicht nur, dass 57 Jahre vergangen sind, sondern auch, dass auf LV-426 eine Kolonie eingerichtet wurde. Sie warnt die Vertreter von Weyland-Yutani vor den Gefahren, die dort auf die Menschheit lauern, doch niemand will ihre Geschichte glauben. Zumal bislang niemand auf dem mittlerweile als Acheron bekannten Planeten ähnliches berichtet hat. Dort gehen indes die Kolonisten ihrer gewohnten Arbeit nach. Während viele in den Terraforming-Prozess involviert sind, versuchen sich andere ans Prospektoren, welche das Gebiet rund um die Kolonie nach wertvollen Mineralien absuchen. Eines Tages wird die Familie Jordan von der Firma zu bestimmten Koordinaten geschickt, um diese zu erforschen. Nichts Übles ahnend, nehmen Russ und Anne auch ihre Kinder Timmy und Rebecca – von allen Newt genannt – mit auf die Expeditionsreise. Am Ziel angekommen, glauben sie zuerst, den Fund ihres Lebens gemacht zu haben, stoßen sie dort doch auf ein außerirdisches Wrack. Was jedoch darin auf sie lauert, stellt jedoch nicht nur für sie und ihre Familie, sondern die gesamte Kolonie auf Acheron eine tödliche Gefahr dar…

Review: Ich bin im Hinblick auf die Special Edition von "Aliens" ja ein bisschen zwiegespalten. Die Szene, wo Ripley vom Schicksal ihrer Tochter erfährt, ist natürlich essentiell, um die Beziehung zwischen ihr und Newt zu verstehen, und hätte eigentlich nie aus der Kinofassung geschnitten werden dürfen. Andere Szenen, wie das mit dem automatischen Waffensystem, sind zwar überflüssig, stören aber auch nicht wirklich. Ob es mir gefällt, dass wir parallel zu Ripleys Story auch einen direkten Einblick in die Ereignisse auf LV-426 erhalten, kann ich jedoch auch Jahrzehnte nach meiner Erstsichtung der Special Edition-Version nicht sagen. Rein vom Spannungsaufbau her halte ich die Kinofassung definitiv für gelungener, da wir eben noch nicht genau wissen, was Ripley und die Marines dort erwarten wird. Andererseits hat die Aufrollung der Ereignisse auf Acheron, und den Einblick den wir hier insbesondere in die Vorgeschichte rund um Newt erhalten, durchaus einen Reiz, und damit eine gewisse Daseinsberechtigung. Eben daran knüpft Christopher Golden nun mit dem dritten und letzten Teil der "Alien"-Trilogie an – wobei ich natürlich nicht sagen kann, ob dieses Konzept auf seinen Mist gewachsen war, oder ihm vom Lizenzgeber vorgegeben wurde. So oder so, es handelt sich hier um ein Prequel im Stile von "The Thing" aus dem Jahr 2011. Sprich, "Der verlorene Planet" will uns zeigen, was genau in der Kolonie passiert ist, ehe die Marines in Begleitung von Ellen Ripley dort eintreffen. Von der Idee her finde ich das im diesem spezifischen Fall jetzt nicht einmal so schlecht – und finde ich vor allem auch die Vorgeschichte auf Acheron in einem separaten Roman besser aufgehoben, denn im Film (genauer gesagt, eben der Special Edition-Version) selbst. Von der Umsetzung war ich aber leider nicht wirklich angetan.

Zuerst einmal fand ich, dass es dem Roman doch eher nur semi-gut gelingt, in den Status, den Ripley und die Marines bei der Ankunft auf Acheron vorfinden, überzuleiten. Um nochmal kurz auf das "The Thing"-Prequel zurückzukommen: Man kann dessen Sinnhaftigkeit zweifellos hinterfragen, insbesondere auch im Hinblick darauf, ob wir denn unbedingt sehen mussten, wie – beispielsweise – die Axt in der Wand gelandet ist. Und ja, auch dort mag nicht alles 100% stimmig gewesen sein (wie z.B. beim Hubschrauber), überwiegend hat es aber gepasst. Den Eindruck hatte ich hier leider nicht. Ich dachte mir bei zahlreichen Momenten – wenn wir z.B. einen Raum zum vermeintlichen letzten Mal besuchen – dass dieser wenn wir ihn in "Aliens" zum ersten Mal sehen einen anderen Eindruck auf mich gemacht hat. Auch vom angeblichen letzten Gefecht gegen die Aliens, nachdem sich die Kolonisten in einem Raum verschanzt haben, von dem die Marines nach ihrer Ankunft Anzeichen entdecken, fehlt hier jede Spur. Und nicht zuletzt die Anwesenheit von Marines in der Kolonie hat mich doch ziemlich orientiert; weil man sollte meinen, wenn bereits vor Ripleys Warnung ein Bataillon dort hingeschickt wurde, hätte es im Film selbst eine Referenz darauf gegeben. Schwerer als das wiegt jedoch, dass auch die Szenen aus dem Film selbst (überwiegend der Special Edition), die Golden hier aufgreift, nicht immer 1:1 wiedergegeben werden. Irritiert war ich auch von der Anwesenheit von Marines in der Kolonie. Man sollte meinen, dass es dazu im Film irgendeine Art und Referenz gegeben hätte.

Aber auch von diesen (teils zugegebenermaßen kleineren) Unstimmigkeiten im Hinblick auf die Kontinuität abgesehen war ich mit der Story, die Golden hier auf Acheron erzählt, nicht so recht glücklich. Dies betrifft nicht zuletzt auch die ausgelutschte Dreiecksgeschichte bei den Jordans, da der Kommandant der Marines die zum Planeten kommen natürlich Annes Exfreund ist. Gähn. Ich glaube, ich hätte es auch vorgezogen, wenn sich Golden bei dem Handlungsstrang dort stärker auf Newts Perspektive konzentriert, ja diese vielleicht sogar ausschließlich verfolgt hätte. Unabhängig davon hätte ich mir aber jedenfalls gewünscht, dass er in einem eigenen Kapitel noch auf die Wochen eingeht, die sie ganz allein auf dem Planeten überlebt hat. Rund um ihre Versuche, an Nahrung zu gelangen, was sie zwingt, ihr Versteck immer wieder zu verlassen, wobei sie natürlich den "Monstern" entkommen muss, hätte sich doch – so sollte man zumindest meinen – die eine oder andere spannende Geschichte erzählen lassen. Diese Möglichkeit lässt Golden hier ungenutzt verstreichen. Der letzte – für mich auch recht große – Kritikpunkt ist dann, dass Golden hier nicht einfach nur bei den Ereignissen auf Acheron bleibt, sondern parallel dazu auch die Story von Ripley aufgreift. Wobei dies allein für mich noch kein Problem gewesen wäre, sondern vielmehr sogar ein Pluspunkt hätte sein können. Wie ganz allgemein beim Roman ist es nämlich auch in diesem speziellen Fall der Zugang, der mir nicht gefiel. Denn Golden erzählt hier einfach nur aus den Filmen bekannte Szenen nach.

Mit am meisten irritiert hat mich dabei, dass er mit der Szene aus "Alien" beginnt, wo sich Ash und Ripley während Kane in der Krankenstation liegt miteinander unterhalten. Warum er a) überhaupt einen Moment aus dem Vorgänger übernommen hat, statt mit Ripleys Rettung aus dem Shuttle zu starten, und b) dann just diese Szene herauspickt, wollte sich mich nicht erschließen. Aber auch danach beschränkt er sich darauf, Szenen aus "Aliens" nachzuerzählen, statt Ripleys Geschichte dort um zusätzliche Momente zu bereichern. Das allein wäre ja schon schlimm genug gewesen, aber dass er dann noch dazu den interessantesten und wichtigsten Moment (aus der Special Edition) auslässt, und uns nicht dabei teilhaben lässt, wie Ellen vom Schicksal ihrer Tochter erfährt, fand ich geradezu unverzeihlich. Gerade auch, weil die Romanfassung der Szene im Vergleich zum Film die Gelegenheit geboten hätte, näher auf Ripleys Innenleben einzugehen (was er ja in den anderen Szenen, die er aus dem Film entnahm, ausgiebig genutzt hat). Für mich unverständlich, so viel anderes zu übernehmen, und gerade diesen entscheidenden Moment auszulassen. Dass "Der verlorene Planet" zumindest den Totalausfall "Jenseits der Sterne" hinter sich lassen kann, liegt in erster Linie daran, dass es Golden im weiteren Verlauf (sobald die Aliens beginnen über die Kolonie herzufallen) trotz des von Vornherein klaren Ausgang des Geschehens durchaus gelingt, für Spannung zu sorgen. Generell fand ich es durchaus tragisch mitzuerleben, wie diese Kolonie hier binnen weniger Stunden von einer Horde von Aliens ausgelöscht (bzw. erobert – da viele von ihnen dann ja als Brutkästen dienten) wird. Und wenn ich auch mit der Auswahl der von ihm übernommenen Szenen aus den Filmen nicht so wirklich glücklich war, so fand ich doch immerhin, dass es ihm sehr gut gelungen ist, diese über das literarische Format zu vertiefen. Insgesamt überwiegt für mich im Hinblick auf "Der verlorene Planet" aber leider der Eindruck einer vertanen Chance.

Fazit: Puh. Ich habe jetzt gerade einmal drei Romane aus dem weitläufigen literarischen "Alien"-Kosmos hinter mir, und bin ernsthaft am Überlegen, ob es wirklich so eine gute Idee war, sie mir vorzuknöpfen. Rückblickend ist es eigentlich ein Wahnsinn, dass mir "In den Schatten" trotz des Hollers, eine zwischen "Alien" und "Aliens" angesiedelte Geschichte mit Ellen Ripley zu erzählen, von der Trilogie noch am besten gefallen konnte – was letztendlich leider auch schon alles über "Jenseits der Sterne", aber auch "Der verlorene Planet" aussagt, dass man wissen muss. Im vorliegenden Fall störte ich mich u.a. an kleineren Widersprüchen zur Darstellung aus "Aliens", welche ihn nur bedingt als Prequel geeignet machen. Ich hätte mir zudem einen anderen Schwerpunkt gewünscht, nämlich dass man sich rein nur auf die Jordans, und noch besser, Newts Perspektive, beschränkt. Vor allem aber fand ich die Nacherzählung von aus "Aliens" bekannten Szenen rund um Ellen Ripley doch eher störend. Mir erschloss sich der Sinn dieser Momente einfach überhaupt nicht; umso mehr, als Golden dabei just den wohl wichtigsten Moment, als Ellen vom Schicksal ihrer Tochter erfährt, auslässt. Generell, wenn er die eine oder andere Lücke zwischen den Szenen aus dem Film geschlossen hätte, von mir aus. So hingegen fand ich diese Wiederholung bekannter Momente sinnlos. Ein Urteil, dass ich leider auch im Hinblick auf den Roman insgesamt fällen muss.

Bewertung: 1.5/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2016 Heyne)





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