Kurzinhalt:
Wir schreiben das Jahr 2496. Seitdem Ellen Ripley auf der Raumstation Aurora als Klon wieder zum Leben erweckt wurde, sind über hundert Jahre vergangen. Nach wie vor ist Weyland-Yutani auf der Suche nach einem lebenden Exemplar der Xenomorphen für ihre Waffenforschung. Ihr jüngstes Ziel: Der Planet LV-178, auf dem Ripley einst – bevor ihre Erinnerungen daran gelöscht wurden – nach den Ereignissen auf der Nostromo ein weiteres Mal auf ihren schlimmsten Alptraum traf. Seither wurde der Planet dank Terraforming zu einem für Menschen bewohnbaren Planeten umgewandelt, in New Galveston umgetauft, und auch besiedelt. Gerade erst ist der Sonderbeauftrage Alan Decker vom Planeten zur Erde zurückgekehrt, nachdem er sichergestellt hat, dass die Kolonisten dort alle Regeln einhalten. Nun wird er von Weyland-Yutani dazu gezwungen, ein weiteres Mal dorthin zurückzukehren. Denn Decker ist, wie ihm bislang nicht bewusst war, ein Nachkomme von Ellen Ripley. Er soll für die Firma endlich das langersehnte Alien-Exemplar besorgen. Begleitet von Marines, landet man auf New Galveston – wo sich die Mission jedoch rasch in einen Kampf ums nackte Überleben entwickelt…
Review:
Alter Schwede. Ich hatte das ja eigentlich so in Erinnerung, dass die lose Trilogie, die ich mir hier als erstes (nach den Film- und Spiele-Adaptionen) aus dem "Alien"-Kosmos vorgeknöpft habe, ziemlich gut aufgenommen wurde. Falls dem so war, kann ich es im Fall von "Jenseits der Sterne" leider überhaupt nicht nachvollziehen. Tatsächlich empfand ich den Roman als eine Katastrophe auf dem Niveau von "Alien: Resurrection" (oder auch "Der weiße Hai IV – Die Abrechnung", an den er mich in einem spezifischen Aspekt erinnerte; dazu gleich noch). Zuerst einmal hilft es schon nicht, dass ich anfänglich im Hinblick auf die zeitliche Einordnung völlig verwirrt war. Ich kann es mir nur so vorstellen, dass das Absicht war, da James A. Moore hoffte, schon allein im Hinblick darauf unser Interesse zu wecken. Ich hingegen fühlte mich so zu Beginn des Romans irgendwie völlig verloren. Wie sich in weiterer Folge herausstellt, haben es wir hier mit einer Geschichte zu tun, die noch einmal über hundert Jahre nach "Resurrection" angesiedelt ist. Im Mittelpunkt steht Alan Decker; damit die Verbindung zu den Filmen nicht völlig verloren geht, erweist sich dieser als Nachkomme von Amanda – und damit zugleich auch Ellen – Ripley. Erscheint mir zwar schon ein bisschen verkrampft und konstruiert, hätte ich aber mit leben können. Was man jedoch in weiterer Folge daraus – und der Idee einer Rückkehr zum Planeten aus "In den Schatten" – macht, fand ich einfach nur furchtbar.
Zuerst einmal fällt auf, dass es sich hier um eine recht deutliche Kopie von "Aliens" handelt, vielleicht mit der einzigen Ausnahme, dass hier von vornherein nicht die Rettung der Kolonisten als Ausrede für die Mission herhalten muss, sondern die Marines ganz offen darüber informiert werden, dass sie ein Alien fangen sollen. Davon abgesehen sind die Parallelen aber unübersehbar. Gut, ok, einzelne Momente mögen als Hommage und/oder bewusste Anspielung gedacht sein, dennoch fand ich das gleich mal ziemlich einfallslos. Wobei das allein jetzt noch kein großes Problem gewesen wäre. Schwerer wiegt da schon, dass ich mit keiner der Figuren hier so wirklich etwas anfangen konnte. Während ich mit Ripley in den Filmen – und Büchern – mitfieberte, und eine echte Bindung zu ihr aufgebaut habe (was übrigens auch mit ihrer Tochter Amanda in "Isolation", aber auch der jungen Garde in "Romulus" durchaus gelang), fand ich alle Charaktere hier herzlich uninteressant, und war mir ihr Schicksal weitestgehend egal. Zumal man sich auch hier in erster Linie um ihren Ururururur(?)enkel Alan Decker kümmert, der Rest bleibt derart oberflächlich und farblos, dass sie genauso gut mit einem Schild "Alien-Futter" herumlaufen könnten. Der Knackpunkt ist aber eben, dass ich auch mit Alan Decker nie wirklich etwas anfangen konnte – dies trotz (möglicherweise allerdings auch aufgrund) seiner empathischen Fähigkeiten. Der mangelnde Bezug zu den Figuren führt dann unweigerlich zu einem Mangel an Spannung, der jedoch nicht nur darauf zurückzuführen ist. Aus meiner Sicht gelang es Moore leider auch nie, für eine dichte Atmosphäre zu sorgen, und die diversen Alien-Begegnungen packend zu schildern.
Des Weiteren drängt sich im Hinblick auf die Story die eine oder andere Logik-Frage auf; nicht zuletzt, warum Weyland-Yutani so lange mit einer Expedition nach LV-178 warten sollten, wenn sie doch schon seit Jahrhunderten wie wild auf eine Alien-Probe sind (und alle anderen Versuche, eine eben solche zu sichern, bislang scheiterten). Dann sind da die zuvor schon kurz erwähnten empathischen Fähigkeiten von Decker. Ich bin mir einfach nicht sicher, ob mir diese übernatürliche Fähigkeit im Alien-Universum unbedingt gefällt. Noch unplausibler erschien mir, dass es den Aliens irgendwie gelingen soll, ihn – noch bevor er ihnen begegnet ist – bis in seine Alpträume auf der Erde zu verfolgen. Der mit Abstand größte Knackpunkt von "Jenseits der Sterne" ist jedoch die völlig beknackte Idee, die Aliens würden dessen genetische Verbindung zu Ripley erschnüffeln, und hätten es eben deshalb als ihn, einen Nachkommen der "Zerstörerin", ganz besonders abgesehen. Damit sind wir dann eben auch beim eingangs erwähnten "Der weiße Hai: Die Abrechnung"; auch dort wurden einem rein instinktiven Tier auf einmal Rachegelüste angedichtet. Und auch bei den Aliens funktioniert dies zumindest für mich nicht. Ich fand sie deutlich interessanter – und beängstigender – als sie einfach unpersönlich ihr Ziel, die eigene Spezies zu vermehren, verfolgten. Nun habe ich gelesen, dass die Idee der empathischen Verbindung zwischen Ellens Nachkommen und den Aliens von Fox direkt kam, und Moore vorgegeben wurde. In dem Fall tut's mir für ihn fast ein bisschen leid, weil er nichts dafür kann. Doch egal wer dafür verantwortlich ist, für mich war das letztendlich der letzte (und entscheidende) Nagel im Sarg von "Alien: Jenseits der Sterne".
Fazit:
Ich bin erst bei meinem zweiten Buch (wie gesagt die letztjährigen Adaptionen von Filmen, Drehbüchern, Spielen usw. außen vor gelassen), noch dazu einer Trilogie die soweit ich das mitbekommen habe eigentlich überwiegend positiv aufgenommen wurde, und schon bin ich am Überlegen, ob die Entscheidung, mir die literarischen Einträge ins "Alien"-Universum vorzuknöpfen, auch wirklich eine gute Idee war. Denn es tut mir leid, aber für mich war "Alien: Jenseits der Sterne" eine Katastrophe auf "Alien: Resurrection"-Niveau. Angefangen beim verwirrenden Einstieg, da man es nicht für notwendig erachtete, uns gleich über die zeitliche Einordnung zu informieren. Über die uninteressanten Figuren, das fast völlige Fehlen an Spannung, und die uninspirierte und langweilige Action. Bis hin zu Deckers empathischen Fähigkeiten, seiner telepathischen Verbindung zu den Aliens, und vor allem auch deren Uminterpretation von rein trieb- und instinktgesteuerten Wesen hin zu einer von Rachegelüsten angetriebenen Meute, die es aufgrund der früheren Taten von Ellen Ripley auf dem Planeten ganz besonders auf ihren Nachkommen abgesehen haben. Ich bin jedenfalls beim Lesen von "Alien: Jenseits der Sterne" aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr herausgekommen, und bin einfach nur froh, von ihm kein Schleudertrauma davongetragen zu haben.