Originaltitel: Optics Episodennummer: 1x02 Bewertung: Weltweite Internet-VÖ: 04. März 2025 Drehbuch: Matt Corman & Chris Ord Regie: Michael Cuesta Besetzung:
Charlie Cox als Matt Murdock / Daredevil,
Vincent D'Onofrio als Wilson Fisk,
Margarita Levieva als Heather Glenn,
Arty Froushan als Buck Cashman,
Nikki M. James als Kirsten Mcduffie,
Ayelet Zurer als Vanessa Fisk,
Michael Gandolfini als Daniel Blake,
Zabryna Guevara als Sheila Rivera,
Clark Johnson als Cherry,
Genneya Walton als BB Urich,
Hunter Doohan als Bastian,
Charlie Hudson III als Leroy Mancini,
John Benjamin Hickey als D.A. Hochberg,
Kamar de los Reyes als Hector Ayala,
Andrew Polk als Judge Cooper,
Nick Jordan als Nicky Torres,
Johnny M. Wu als Forrest Tam u.a.
Kurzinhalt:
Wilson Fisk wurde zum neuen Bürgermeister von New York gewählt – sehr zum Schock und Unglauben von Matt Murdock. Noch am gleichen Abend kommt es zu einem tragischen Vorfall: Als Hector Ayala eine U-Bahn-Station betritt, sieht er, wie zwei Männer einen anderen drangsalieren. Nachdem sie trotz einer Aufforderung nicht von ihm ablassen, mischt er sich ein. Beim nachfolgenden Gerangel kommt einer der beiden Angreifer ums Leben, als er vor dem einfahrenden Zug fällt. Das Opfer und sein Komplize stellen sich daraufhin als Polizisten heraus, woraufhin Hector des Mordes angeklagt wird. Als Matt zufällig die Polizeistation aufsucht, erfährt er aufgrund seines außergewöhnlichen Gehörs vom Fall, und beschließt, sich Hector als sein Strafverteidiger anzubieten. Als er mit ihm spricht, erkennt er jedoch schon bald, dass dieser etwas vor ihm verbirgt. Zusammen mit seinem Team beginnt er daraufhin, Hectors Leben zu durchleuchten – und macht daraufhin eine unerwartete Entdeckung…
Review:
Wenn man sich die ersten beiden Episoden ansieht, wird aus meiner Sicht die Bruchlinie zwischen dem, was ursprünglich geplant (und gedreht) wurde, und der Überarbeitung, deutlich. Kurz gesagt: Alles rund um Foggy, Karen und Poindexter kam (so vermute ich zumindest) nachträglich hinzu, und eigentlich hätte die Serie wohl mit der Wahl von Wilson Fisk als Bürgermeister, und dem Angriff in der U-Bahn – und damit dem Plot rund um Hector Ayala, aka White Tiger – im Mittelpunkt stehen sollen. Eben diese rückt somit nun, nachdem die erste Folge quasi als Prolog – oder vielleicht noch besser ausgedrückt, als Bindeglied zwischen der alten und der neuen Serie – diente, in den Mittelpunkt. Und zumindest hier mal ist es ihr nicht wirklich gelungen, an den dramatischen Auftakt anzuknüpfen (ich vermute auch sehr stark, dass Karen – bei Foggy ist es ja mittlerweile ohnehin klar – in der neuen Serie deutlich weniger präsent ist, als uns die Werbekampagne glauben machen wollte). Ich finde die Story rund um Hector zwar nicht grundsätzlich schlecht und/oder uninteressant, aber im Vergleich zu "Eine halbe Stunde im Himmel", das sich mit den Folgen von Foggys Tod auseinandersetzte, fehlte mir hier der dramatische Unterbau.
Ich bin mir nach diesen ersten beiden Folgen auch ziemlich sicher, dass Matt das Daredevil-Kostüm erst im Staffelfinale wieder aus der Mottenkiste holen wird – und weiß zugegebenermaßen noch nicht, was ich davon halte. Wie es dazu kommen könnte, wird hier indes mit der direkten Verbindung zwischen ihnen beiden – auch wenn es ihnen zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst ist – angedeutet, ist doch Matts neue Freundin Heather die Eheberaterin von Wilson und Vanessa. Es ist anzunehmen, dass sie irgendwann etwas erfahren oder gar miterleben will, was sie besser nicht wissen sollte, und sie daraufhin entweder ermordet, verletzt oder zumindest in Gefahr gerät, was die beiden alten Feinde dann neuerlich auf Kollisionskurs bringen wird. Bis es soweit ist, werden wir uns aber wohl (denke ich zumindest) mit kleineren Actioneinlagen rund um Matt (außerhalb des Kostüms) wie hier am Ende im Apartment des Zeugen begnügen müssen. Generell fällt auf, dass sich die Serie bislang mindestens so sehr um Wilson Fisk wie um Matt Murdock dreht (auch das war bei der alten Netflix-Serie definitiv anders). Der Plot rund um ihn gewinnt natürlich vor allem durch die – damals noch nicht absehbaren – politischen Parallelen zu unserer Gegenwart, sind doch die Ähnlichkeiten zwischen Fisk und Trump unverkennbar. Manchen mag das zu aufgesetzt sein, und vor allem die MAGA-Crowd wird damit wohl keine allzu große Freude haben. Für mich zählt dies aber definitiv zu den (bislang) interessanteren Aspekten der Serie. Nicht zuletzt auch deshalb, als sie diese insofern zu einem interessanten Zeitzeugnis machen könnte, als es auf absehbare Zeit eine der letzten Serien (bzw. Filme) sein könnte, die derart deutlich (und in diese Richtung) politisch Stellung bezieht – immerhin beginnt ja nun bereits in Hollywood das Appeasement in Richtung Trump (was wieder einmal zeigt, dass dort eben wirklich nur das Geld regiert).
Fazit:
"Außenwirkung" fehlte ein ähnlich markantes dramaturgisches Highlight wie Foggys Tod im Serienauftakt. Generell hatte ich stark den Eindruck, dass wir nun bei dem Plot angekommen sind, um den es eigentlich von Vornherein bei "Born Again" gehen sollte. Im direkten Vergleich beider Folgen merkt man wie ich finde auch ein bisschen das Stückwerk, dass aufgrund der nachträglichen Änderung des Konzepts, und damit auch dem Abbruch und Neustart der Dreharbeiten, entstanden ist. Vor allem aber spricht mich die hier begonnene Hector-Storyline leider deutlich weniger an, als das, worum es in "Eine halbe Stunde im Himmel" ging – weshalb ich hoffe, dass die Serie nun Foggys Tod nicht bis zum Staffelfinale (vorher rechne ich auch mit keiner Rückkehr von Karen) aus den Augen verliert. Immerhin, die Geschichte rund um Fisk spricht mich – vor allem auch mit den deutlichen Parallelen zu Trump, und der damit einhergehenden klaren politischen Aussage – durchaus an. Ähnlich mitgerissen wie "Eine halbe Stunde im Himmel" hat mich die zweite Folge aber nicht.