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Alien: In den Schatten Drucken E-Mail
Ein Alien/Aliens-Midquel – mit Ellen Ripley?! Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 12 März 2025
 
Titel: "Alien: In den Schatten"
Originaltitel: "Alien: Out of the Shadows"
Bewertung:
Autor: Tim Lebbon
Übersetzung: Kristof Kurz
Umfang: 384 Seiten (D)
Verlag: Heyne (D), Titan Books (E)
Veröffentlicht: 10. November 2014 (D), 28. Januar 2014 (E)
ISBN: 978-3-4533-1561-7 (D), 978-1-7832-9282-0 (E)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Wir schreiben das Jahr 2159. Das Raumschiff Marion befindet sich im Orbit des Planeten LV-178, auf dem das wertvolle Metall Trimonit abgebaut wird. Zwei Tage nachdem der Kontakt zu der Minencrew abgebrochen ist, starten plötzlich die beiden Transportshuttles. An Bord befinden sich die letzten, traumatisierten, Überlebenden – sowie außerirdische Xenomorphen, die alles und jeden der ihnen begegnet gnadenlos abschlachten. Nachdem das Shuttle Delilah mit der Marion kollidiert – wobei ihr Captain getötet wird – gelingt es der Samson, erfolgreich anzudocken. Chefingenieur Hoop, der nun das Kommando innehat, befiehlt jedoch, die Schleuse keinesfalls zu öffnen, damit die aggressiven Aliens nicht ins Schiff gelangen. Kurz darauf empfängt man das Signal einer Rettungskapsel, die den Orbit des Planeten LV-178 kreuzt. Man nimmt diese an Bord, und weckt die Passagierin auf: Ellen Ripley, die letzte Überlebende des Raumschleppers Nostromo. Und so wird Ripley, siebenunddreißig Jahre nach ihrem ersten Kampf gegen den außerirdischen Xenomorph, ein weiteres Mal mit ihrem größten Alptraum konfrontiert…

Review: Nachdem ich mir letztes Jahr die Adaptionen der Filme, des Videospiels "Alien: Isolation", sowie der nicht umgesetzten Drehbuchentwürfe von William Gibson für "Alien³" vorgeknöpft habe, ist es nun an der Zeit, mich den von den Filmen eher losgelösten Lizenzromanen zuzuwenden. Dazu gibt es mittlerweile keine kleine Auswahl; im ersten Ansatz habe ich mich nun für all jene entschieden, die tendenziell eher im Zusammenhang mit Ridley Scotts Erstling stehen, und dementsprechend auch "Alien" (statt z.B. "Aliens") im Titel tragen. "In den Schatten" – im Original "Out of the Shadows" – wurde vor etwas mehr als zehn Jahren veröffentlicht. Der erste Teil einer losen Trilogie, meine ich mich zu erinnern, dass die Resonanz zu Tim Lebbons Auftakt eigentlich recht positiv war. Ein Urteil, dem ich mich wie ich fürchte leider so nicht ganz anschließen kann. Mein größter Kritikpunkt ist dabei – in Anbetracht dessen, dass es sich hier nicht etwa um eine Art alternative Fortsetzung handelt, sondern sich die Ereignisse hier in den bestehenden Filmkanon eingliedern sollen – die Rückkehr von Ellen Ripley, die gleich mehrere Probleme mit sich bringt. Zuerst einmal ist von Anfang an klar, dass am Ende irgendetwas passieren muss, was erklärt, warum die Ereignisse hier nicht in den weiteren Fortsetzungen ab "Aliens" je erwähnt wurden. Zwar geht Lebbon immerhin nicht den Weg der zweiten "Discovery"-Staffel (oder auch des "Babylon 5"-Romans "Personal Agendas", wo am Ende einfach alle beschließen, über die Ereignisse stillschweigen zu bewahren (was noch ein größerer Blödsinn gewesen wäre), aber die Idee, dass Ellen Ripleys Gedächtnis derart exakt gelöscht werden konnte, hat mich leider auch absolut nicht überzeugt.

Erschwerend kommt hinzu, dass wir natürlich von Anfang an wissen, dass ihr nichts passieren kann, was enorm auf die Spannung drückt. Es hilft auch nicht, dass wir hier im Verlauf der Handlung viele Momente erleben, die stark an "Aliens" erinnern, und teilweise nahezu deckungsgleich sind, da sie hier die gleichen Entdeckungen – wie z.B. rund um die Kokons (insofern bezieht man sich hier ganz offensichtlich auf die Kinofassung, und nicht den sogenannten "Director's Cut", der ja eigentlich gar kein Director's Cut ist) – wie dort macht. Wie sich "In den Schatten" generell als Verschmelzung der ersten drei "Alien"-Filme erweist, und einzelne Momente und/oder Elemente immer wieder an einen von ihnen erinnern, statt inhaltlich Neuland zu betreten. Und dann sind da noch die ständigen Visionen von Amanda, teilweise als Erinnerungen, und teilweise von Momenten, die wegen Ellens langer Reise in der Rettungskapsel so nie stattfinden konnten (und teilweise auch ihre Ängste vor den Aliens ). Vom Grundgedanken her ja eigentlich eine nette Idee, nur leider war ich mit der Umsetzung alles andere als glücklich, weil diese Visionen teilweise völlig unkontrolliert und zu den unmöglichsten Zeitpunkten – z.B. mitten in einer Krise – auftreten. Hätte Lebbon diese Momente als Träume eingebunden, hätte mich das deutlich mehr überzeugt. Das letzte wesentliche Problem mit Ripleys Rückkehr besteht dann darin, dass sie als die eine bekannte Person aus dem Ensemble an Figuren alle anderen überstrahlt, und somit die hier neu vorgestellten Charaktere ab diesem Zeitpunkt eigentlich keine Gelegenheit mehr bekommen, Eindruck zu hinterlassen. Nicht, dass Lebbon sich sonderlich bemühen würde, daran etwas zu ändern, denn sobald Ripley in Erscheinung tritt, steht sie eindeutig im Mittelpunkt, und dreht sich praktisch alles nur mehr um sie. Damit degradiert Lebbon alle außer Ripley zu Alien-Futter. Aus meiner Sicht wäre es jedenfalls besser gewesen, wenn Lebbon sie einfach weiter in ihrer Rettungskapsel hätte schlafen lassen, und das Abenteuer hier nur von neuen Charakteren bestritten worden wäre. Wie gut dies funktionieren kann (und dass es für so ein zwischen anderen Filmen angesiedeltes Midquel quasi essentiell ist), hat nicht zuletzt "Alien: Romulus" letztes Jahr bewiesen.

Das Widersprüchliche an "In den Schatten" ist dann allerdings: Eben genau deshalb, weil er all die anderen Figuren vernachlässigt, funktioniert der Roman letztendlich rund um Ellen Ripley am besten (was nicht zwingend so hätte sein müssen, aber eine direkte Folge des Schwerpunkts ist, den Tim Lebbon hier legt). Zumal er die Figur sehr gut und stimmig einfängt. Grundsätzlich gefiel mir ja auch die Idee, die Gelegenheit zu nutzen, um im Vergleich zu den Filmen einen tieferen Einblick in ihren Charakter, ihre Gedanken und Gefühle zu erhalten, wie es Lebbon ja unter anderem mit den Visionen rund um Amanda Ripley hier macht. Und zugegebenermaßen war dies eben nur so möglich, da in den Filmen ja ihre Geschichte zumindest mal bis zu ihrer Wiederbelebung als Alien-Mensch-Hybrid fertig erzählt ist; da bleibt kein Platz, um sich näher mit – beispielsweise – ihren Gefühlen rund um die von ihr zurückgelassene Amanda auseinander zu setzen. Wenn er zumindest einen anderen Weg gefunden hätte, damit umzugehen, als diese völlig unmotiviert und teilweise in den unmöglichsten Momenten plötzlich auftauchen, hätte mich "In den Schatten" wohl zumindest etwas mehr überzeugen können. Und dann wäre es mir auch leichter gefallen, über das Plotkonstrukt rund um die am Ende gelöschten Erinnerungen hinwegzusehen. Abseits dieser Idee bietet "Ind en Schatten" jedenfalls ziemliche Standardkost, wobei die Begegnungen mit den Aliens soweit ganz spannend beschrieben sind. Und mit den anderen Außerirdischen, bei denen es sich auch nicht um die in "Prometheus" etablierten Ingenieure handelt, bringt Lebbon auch zumindest ein frisches und originelles Element in seine Erzählung ein. Insofern waren hier grundsätzlich schon ein paar gute und interessante Ansätze vorhanden – was jedoch das letztendlich (mich) enttäuschende Endprodukt für mich nur umso frustrierender macht.

Fazit: Leider hat mich die Idee, Ellen Ripley in einem zwischen "Alien" und "Aliens" angesiedelten Roman auftreten zu lassen, nicht wirklich überzeugt. Ich verstehe zwar den Grund dahinter, und sehe durchaus auch die sich daraus ergebenden positiven Aspekte – erlaubt dies doch eine Auseinandersetzung mit ihrer Persönlichkeit, wie sie sonst nur maximal noch in den Romanadaptionen der Drehbücher möglich war (da die Filme ihre Geschichte ja zumindest mal bis zur Ankunft auf der Erde in der Zukunft – dann allerdings nur mehr als Hybridklon – vollständig erzählen), aber die dadurch notwendige Löschung ihres Gedächtnisses am Ende hier hat mich leider nicht überzeugt. Aber auch mit den Visionen von denen sie durchgehend geplagt wird war ich nicht glücklich; die Idee dahinter war ja interessant, als (Alp-)Träume hätte es für mich aber weitaus besser funktioniert. Und dann ist da noch das Problem, dass Ripley nach ihrer Rückkehr alle anderen Figuren überstrahlt – und sich Lebbon danach auch so auf sie fokussiert, dass die anderen völlig vernachlässigt werden, und zu uninteressantem Alien-Futter verkommen, deren Schicksal uns nicht weiter schert. Immerhin sind die Begegnungen mit den Aliens ausreichend spannend geschildert, um zusammen mit der durchaus interessanten Erforschung des Wracks eines alten außerirdischen Raumschiffwracks keine Langeweile aufkommen zu lassen. Meine Begeisterung mit "In den Schatten" hielt sich aber leider in sehr argen Grenzen.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2014 Heyne)





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