Originaltitel: Outside Episodennummer: 1x10 Bewertung: Weltweite Internet-VÖ: 23. Juni 2023 (Apple TV+) Drehbuch: Lekethia Dalcoe Regie: Adam Bernstein Besetzung:
Rebecca Ferguson als Juliette Nichols,
Common als Robert Sims,
Harriet Walter als Martha Walker,
Chinaza Uche als Paul Billings,
Avi Nash als Lukas Kyle,
Rick Gomez als Patrick Kennedy,
Tim Robbins als Bernard Holland,
Ferdinand Kingsley als George Wilkins,
Billy Postlethwaite als Hank,
Caitlin Zoz als Kathleen Billings,
Christian Ochoa Lavernia als Rick Amundsen,
Alexandria Riley als Camille Sims,
Will Merrick als Danny,
Iain Glen als Dr. Pete Nichols,
Helene Maksoud als Nurse Alice,
Oscar Coleman als Anthony Sims,
Nimisha Odedra als Denise,
Akie Kotabe als Diego u.a.
Kurzinhalt:
Juliette ist es gelungen, die Festplatte freizuschalten. Angeleitet von der Videobotschaft, die George für sie aufgenommen hat, stößt sie auch auf das Video der Reinigung, welches außerhalb des Silos eine paradiesische Landschaft zeigt. Mit Hilfe von ihren Mitverschwörern Patrick und Danny gelingt es ihr, das Video an alle Bildschirme im Bunker zu senden. Bürgermeister Holland und seine rechte Hand Robert Sims sind ob dieses Vorfalls außer sich. Es gelingt ihnen schließlich, Juliette in der untersten Ebene bei ihrer engen Freundin Martha Walker aufzuspüren. Damit sie und ihre anderen Verbündeten und Freunde verschont bleiben, willigt Juliette ein, freiwillig mit ihnen zu kommen. Martha meint indes, herausgefunden zu haben, warum Juliettes Diebstahl des Klebebands damals für so viel Aufsehen gesorgt hat. Sie ist davon überzeugt, dass in ihrem eigenen, besseren Klebeband der Schlüssel dazu liegt, Juliettes Leben zu retten. Doch damit dieses zu ihr gelangt, muss Martha ihr Apartment verlassen…
Review:
Bevor wir zu den ganzen interessanten Entwicklungen und starken Momenten rund um Juliette Nichols kommen, zuerst ein paar Worte zu Martha Walker, die für mich definitiv der MVP dieser Episode war. In den vorangegangenen Folgen wurde nicht nur die enge Bindung zwischen ihr und Juliette etabliert, sondern auch, dass sie an Agoraphobie leidet, und ihr Apartment nicht verlässt. Hier nun geraten beide Aspekte ihrer Persönlichkeit quasi in Konflikt, und ist sie dazu gezwungen, ihre Angst zu überwinden, um Juliette zu retten (nachdem sich diese zuvor Holland freiwillig ergeben hat, im Gegenzug dafür, dass außer ihr niemand – auch nicht Martha – für etwas belangt wird). Denn sie hat die Bedeutung des Klebebands aus den oberen Ebenen – welches längst nicht so gut abdichtet wie das, welches unten in der mechanischen Abteilung verwendet wird – erkannt, und weiß daher, dass sie Juliette unbedingt eine Rolle von ihrem eigenen Klebeband zukommen lassen muss. Doch dafür muss sie eben ihr Apartment verlassen.
Der betreffende Moment ist fantastisch umgesetzt: Dank der Inszenierung von Adam Bernstein und der starken Performance von Harriet Walter leidet man mit ihr, und kann nachempfinden, was für eine übermenschliche Anstrengung dies für sie darstellt. Und so kam zumindest ich nicht umhin, vor ihr – und ihrem Mut – meinen imaginären Hut zu ziehen. Trotz dieser starken Momente ist aber natürlich auch hier Juliette der Dreh- und Angelpunkt der Episode, und gibt es auch rund um sie zahlreiche erwähnenswerte Szenen. Bereits die Übertragung des Videos an das Silo stach dabei hervor. Ihre Flucht, im Zuge derer sie sich u.a. den Müllschacht hinunterstürzt, war ebenfalls packend umgesetzt. Letztendlich sieht sie aber ein, dass sie nicht länger fliehen und sich verstecken kann, und ergibt sich. Dabei macht sie mit Holland den Deal, dass sie nicht länger behaupten wird, nicht gesagt zu haben, dass sie nach draußen will. Im Gegenzug wird sie ins verborgene Heiligtum des "Hausmeisterraums" gebracht, wo sie erkennt, dass alle Bewohner:innen des Silos ständig überwacht werden ("We never had a chance." "No."). Kurz darauf zeigt man ihr dann das Video von Georges Tod, und sie erkennt, dass er sich tatsächlich in den Freitod gestürzt hat (wenn auch, um seinen Verfolgern zu entkommen). Rebecca Ferguson ist ja immer super, aber vor allem auch in dieser Szene fand ich sie wieder einmal ungemein stark. Ein weiterer eindringlicher Moment kam dann etwas später, als Juliette von ihrem Vater besucht wird, und ihm natürlich nicht die Wahrheit darüber sagen kann, warum sie nach draußen gehen wird. Auch das saß.
Und dann ist der Moment der Wahrheit gekommen: Juliette geht hinaus. Genau auf diese Szene wurde die ganze Staffel hingearbeitet, und sie enttäuscht nicht. Angefangen dabei, dass sich Walker ein weiteres Mal aus ihrer Wohnung begibt, um ihre Ziehtochter dabei zu beobachten, wie sie nach draußen geht. Über die Erkenntnis, dass die Luft dort nach wie vor giftig ist (was dann auch die Bedeutung des Klebebands erklärt: Jenes, welches sonst bei den Anzügen verwendet wird, ist durchlässig, weshalb die Giftstoffe in der Luft hineingelangen – was auch der Grund ist, warum jeder nach nur wenigen Schritten zusammenbricht). Bis hin zum WTF-Moment der doppelten Illusion, als sich das vermeintliche Paradies als Trugbild offenbart. Denn tatsächlich ist die Erdoberfläche eine leblose Wüste, und "Juliettes" Silo nur einer von vielen, welche die letzten Bastionen der menschlichen Zivilisation sind. Das allein wirft natürlich gleich wieder unzählige Fragen auf, nicht zuletzt, warum man jene, die nach draußen gehen, auf diese Weise täuschen sollte (weil das kann und wird ja wohl nicht nur deshalb sein, damit sie die Kamera reinigen). Und so ließ mich dieser Cliffhanger vor mittlerweile über eineinhalb Jahren mehr als gespannt auf die Fortsetzung – und die Beantwortung der dadurch aufgeworfenen Fragen – zurück.
Fazit:
Terminlich bedingt werde ich nun nach Abschluss der ersten Staffel eine kleine Pause einlegen; ab dem Sommer geht es dann mit meinen Besprechungen zu Season Zwei weiter. An einem allfälligen mangelnden Enthusiasmus meinerseits im Hinblick auf die Serie liegt dies aber definitiv nicht, denn von der ersten Staffel im Allgemeinen und "Draußen" im Besonderen war ich wieder höchst angetan (wobei "Maschinen" für mich dennoch – vor allem was die Spannung betrifft – bislang unübertroffen bleibt). Highlights waren dabei u.a., wie sich Martha Walker gleich 2x (zuerst um das Klebeband zu Juliette zu schaffen, und dann, um sie auf ihrem Weg nach Draußen zu beobachten) aus ihrer Wohnung wagt, Juliettes Erkenntnis, dass sich George tatsächlich selbst umgebracht hat, sowie natürlich der WTF-Moment am Ende rund um die Illusion im Hinblick auf die paradiesische Welt da draußen – die man allerdings eben erst sieht, nachdem man das Silo verlassen hat. Vor allem letzteres wirft – in Kombination mit der nach wie vor giftigen Luft, sowie der Offenbarung der anderen Silos – viele Fragen auf, auf deren Beantwortung ich schon höchst gespannt bin.
