Originaltitel: Don't Be Cruel Episodennummer: 2x07 Bewertung: Weltweite Internet-VÖ: 02. April 2021 (Apple TV+) Drehbuch: Nichole Beattie Regie: Dennie Gordon Besetzung:
Joel Kinnaman als Edward Baldwin,
Michael Dorman als Gordo Stevens,
Sarah Jones als Tracy Stevens,
Shantel VanSanten als Karen Baldwin,
Jodi Balfour als Ellen Wilson,
Sonya Walger als Molly Cobb,
Krys Marshall als Danielle Poole,
Cynthy Wu als Kelly Baldwin,
Casey W. Johnson als Danny Stevens,
Coral Peña als Aleida Rosales,
Wrenn Schmidt als Margo Madison,
Nate Corddry als Larry Wilson,
Jeff Hephner als Sam Cleveland,
Dan Donohue als Thomas Paine,
John Marshall Jones als Nelson Bradford,
Noah Harpster als Bill Strausser,
Meghan Leathers als Pam Horton,
Piotr Adamczyk als Sergei Orestovich Nikulov,
Endre Hules als Soviet Chief Engineer,
Connor Tillman als Vance Paulson,
Michaela Conlin als Helena Webster,
Bruce Weitz als William Waverly,
Zac Titus als Charles Bernitz,
Andre Boyer als Jason Wilhelm,
Chris Cortez als Steve Lopez,
Lori Dorfman als Bartender,
Rob Norton als Sgt. John Perkins,
Heather McPhaul als Nurse,
Yakov Kolontarov als Russia Vlad u.a.
Kurzinhalt:
Flug KAL-007 der südkoreanischen Airline kommt vom Kurs ab, und verletzt russischen Luftraum. Daraufhin wird das Passagierflugzeug von einem russischen Kampfjet abgeschossen. Dies droht die ohnehin schon prekäre Lage zwischen den USA und Russland endgültig eskalieren, und den kalten zu einem überaus heißen Krieg werden zu lassen. Umso mehr, als sich Thomas Paine, die persönliche Kontaktperson von Präsident Reagan innerhalb der NASA-Administration, an Bord befand. Die gerade erst in Russland angekommenen amerikanischen Astronauten werden daraufhin in ein Hotel gebracht, und von der Außenwelt abgeschnitten. Der Abschuss der Maschine trifft indes nicht zuletzt Ellen sehr hart. Nicht nur, dass sie gerade dabei war, Thomas die Wahrheit über Pam zu sagen – und sie seinen Verlust sehr bedauert – wäre nicht unmittelbar vor Abflug ihr Vater ins Krankenhaus gebracht worden, wäre auch Ellen selbst im Flieger gesessen. Als sie Präsident Reagan zu Thomas' vorläufiger Nachfolgerin ernennt, bietet sich ihr in ihrer neuen Position die Gelegenheit, zurückzuschlagen. Währenddessen steht Molly vor einem großen moralischen Dilemma. Und Karen erwägt, die Bar zu verkaufen…
Review:
Beginnen wir ausnahmsweise mal beim Ende – denn der Ansturm der Astronauten auf die zuvor von den Russen übernommene Abbaustelle auf dem Mond war für mich mit Abstand das Highlight der Episode, und brachte "KAL-007" nochmal einen halben Wertungspunkt extra ein. Angefangen dabei, dass just Tracey den Lander auf diese potentiell historische (da möglicherweise einen Krieg beginnende) Mission steuert, über den Flug durch den Graben, bis hin zum Angriff an sich. Ich fand das alles einfach sehr packend inszeniert. Vor allem aber profitierte die Szene für mich im Widerspruch zwischen den von der Serie gezeigten Gefühlen der Beteiligten, und meinem eigenen Empfinden. Die US-Astronauten scheinen sich auf den bevorstehenden Konflikt ja förmlich zu freuen (bzw. machen sie sich wohl mit dem Gesang des Walkürenritts in erster Linie selbst Mut). Für mich hingegen hatte der Einsatz, trotz seines erstmal noch friedlichen und für die Amerikaner siegreichen Ausgangs, nichts Triumphales. Vielmehr fand ich es enorm bedrückend, da ich den Eindruck hatte, dass diese beiden Mächte auf eine neue Eskalationsstufe – und damit die Erde potentiell auf einen dritten Weltkrieg – zusteuerten. Wahrlich ein erschreckender Gedanke.
Dass an dieser Entwicklung Ellen einen wesentlichen Anteil hatte, fand ich ungemein spannend. Nicht falsch verstehen: Ich war zu Beginn doch ziemlich enttäuscht, dass ihr Coming Out nun erst recht wieder verzögert wird. Aber auch die aufgrund ihrer neuen Aufgabe zunehmend kriselnde Beziehung zu Pam freut mich nicht wirklich, da ich einfach gehofft hatte, die Serie würde diesen Handlungsstrang nun so richtig durchziehen und zu einem Happy End führen (tragische queere Liebesgeschichten gab es in den letzten Jahren ja nun wirklich schon genug). Aber ich gebe zu, was man daraus hier gemacht hat, war trotzdem enorm interessant. Man merkt, dass ihr der Abschuss des Flugzeugs in gleich doppelter Hinsicht in Mark und Bein gefahren ist. Einerseits aufgrund ihres engen freundschaftlichen Verhältnisses zu Thomas, den sie eben dadurch verloren hat. Und andererseits, weil sie selbst in der Maschine gesessen und somit gestorben wäre. Dazu dann noch der Anruf des Präsidenten, der ihr Thomas' alten Job (zumindest interimsmäßig) übergibt, und fertig ist eine Ellen, die erstmal ihre Beziehung zu Pam hintanstellt, und vor allem auch dem Präsidenten empfiehlt, auf dem Mond mit der Eroberung der Mine energisch zurückzuschlagen (was auch Ellen erlaubt, ihre eigene Trauer und den daraus resultierenden Hass auf die Russen freien Lauf zu lassen). Nicht minder spannend fand ich alles rund um Molly, und die von den Russen gestohlenen Pläne. Da sie weiß, dass diese fast zu einer Katastrophe geführt hätten, muss sie entscheiden, ob sie Sergei einweiht – und wenn ja, wie sie das anstellen soll. Auch das sprach mich – vor allem aufgrund der Entscheidung, die sie letztendlich trifft – enorm angesprochen. Ebenfalls ganz nett war die Szene zwischen Danielle und dem russischen Ingenieur im "Astronautenzimmer". Wie sich rund um Danielles "Gefangenschaft" generell eine nette Spannung aufbaute.
Wenn es einen Handlungsstrang gab, der mich nicht ganz so überzeugen konnte, dann war es alles rund um Karen. Dies betrifft einerseits ihre Entscheidung, die Bar zu verkaufen – wo ich mir nicht sicher bin, ob das so eine gute Idee ist. Immerhin meinte sie ja zu Ed erst kürzlich, dass die Situation diesmal – wenn er ins All aufbricht – eine andere sei, da sie nicht einfach nur Astronauten-Hausfrau ist und zu Hause wartet, bis er zurückkehrt, sondern sie eine Aufgabe hat. Und jetzt gibt sie diese auf? Vor allem aber kam für mich das mit Danny irgendwie aus dem Nichts. Also, zumindest von ihrer Seite, weil dass er einen Stand auf sie hat, war in den letzten Folgen zunehmend zu vermuten. Ich hätte aber nie gedacht, dass sie auch nur ansatzweise in Versuchung geraten könnte, sich darauf einzulassen. Jedenfalls, im Gegensatz zu Dannys Anziehung gegenüber Karen ist es der Serie irgendwie nicht gelungen, mir diese auch in die andere Richtung zu vermitteln. Insofern hoffe ich, sofern das weitergeht (und das kein einmaliger, vergleichsweise harmloser Ausrutscher war), dass man mir Karens Beweggründe noch näherbringen wird.
Fazit:
Mit "KAL-007" beginnen sich die über den Verlauf der zweiten Staffel entwickelten Handlungsstränge nun zunehmend zu verdichten. Insbesondere der Kalte Krieg zwischen den USA und Russland droht zu eskalieren – zuerst mit dem Abschuss des Passagierflugzeugs, und am Ende dann der Eroberung der Mine auf dem Mond. An letzterer war – zumindest planungstechnisch – maßgeblich auch Ellen beteiligt, und mir gefällt die sehr ambivalente Betrachtung der Figur. Man merkt, dass ihr die Trauer ob des Todes von Thomas, sowie der Schock da sie sich fast selbst in der Maschine befunden hätte, in den Knochen steckt. Ich hoffe allerdings sehr, dass ihr Happy End mit Pam dadurch nur aufgeschoben, nicht jedoch aufgehoben wurde. Aber auch die moralische Zwickmühle, in der sich Molly hier im Hinblick auf die von den Russen gestohlenen, fehlerhaften Pläne befindet, hatte es mir enorm angetan. Und alles rund um die in Russland feststeckende Danielle war auch ganz nett. Nur das mit Karen hat mich ein bisschen irritiert, bzw. kam im Hinblick auf die Erwiderung des Kusses für mich aus dem Nichts. Davon abgesehen aber eine starke Folge, wobei vor allem die letzten paar Minuten, mit dem Angriff auf dem Mond, sehr intensiv waren.
