Mit: Michelle Yeoh, Omari Hardwick, Sam Richardson, Robert Kazinsky, Kacey Rohl, Sven Ruygrok, James Hiroyuki Liao, Humberly González, Joe Pingue, Miku Martineau u.a.
Kurzinhalt:
Nachdem sie vom Wächter der Ewigkeit aus der weit entfernten Zukunft ins frühe vierundzwanzigste Jahrhundert zurückbefördert wurde, hat Philippa Georgio, die frühere terranische Imperatorin aus dem Spiegeluniversum, eine Bar aufgemacht. Eines Nachts erhält sie Besuch von Alok Sahar, den sie sofort als Agent von Sektion 31 identifiziert. Dieser ist gekommen, um sie für die jüngste Mission seines Teams zu rekrutieren. Es geht darum, einem Waffenhändler eine neuartige und potentiell verheerende Waffe abzunehmen, und diese sicherzustellen. Die Aussicht auf ein bisschen Action scheint Philippa anzusprechen, willigt sie doch ein, ihnen zu helfen. Dann jedoch wird ihr – und dem Team – die Waffe vor den Augen von einem feindlichen Agenten weggeschnappt. Nicht jedoch, ohne dass Georgiou diese zuvor als Godsend identifizieren konnte – eine Waffe aus dem Spiegeluniversum, deren Entwicklung sie einst in Auftrag gegeben hat. Offenbar will man von Seiten des Imperiums diese nun nutzen, um ein Tor in unser Universum zu öffnen, um dieses erobern und plündern zu können. Und so droht nicht nur Philippa Georgiou, sondern sogleich die gesamte Galaxis, von den Schrecken ihrer Vergangenheit eingeholt und verschlungen zu werden…
Review:
Ich weiß, ich bin spät dran, aber… kennt ihr diese T-Shirts "Sorry I'm late. I didn't want to come."?! Das bin ich im Hinblick auf "Sektion 31". Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich mich noch nie so wenig auf ein neues "Star Trek"-Projekt gefreut habe (tatsächlich habe ich mir im Vorfeld auch keinen einzigen Trailer angesehen, weil ich nicht etwa neugierig war, sondern mir vielmehr davor graute). Hauptverantwortlich dafür sind drei Dinge: Meine überaus kritische Meinung zu "Discovery" im Allgemeinen, (und dass dieses Projekt ja von den gleichen Verantwortlichen umgesetzt wurde), meine Unzufriedenheit über die dortige Umsetzung von Sektion 31, sowie die Art und Weise, wie man dort mit der Figur von Imperatorin Philippa Georgiou umgegangen ist. Wenn ihr mir nun Befangenheit vorwerfen und meine Meinung deshalb von Vornherein nicht gelten lassen wollt, steht euch das natürlich frei. Aber steckt mich bitte nicht in die Schublade der "Hater". Nein, ich habe mir "Sektion 31" nicht deshalb angesehen, um darüber Ablästern zu können. Sondern weil ich nun mal "Star Trek"-Fan bin (oder war? Dazu im Fazit). Und wenn man zu einem Fußballverein hält, steht man ja auch nicht auf, bloß weil dieser 0:3 zurückliegt (oder sollte man dies in meinen Augen zumindest nicht tun).
Aber ja, ich fürchte, dass der Film all meine Befürchtungen im Vorfeld bestätigt, und meine ohnehin schon niedrige Erwartungshaltung wenn überhaupt sogar noch unterboten hat. Das fängt schon damit an, dass ich mich ernstlich fragen muss, was das denn – abseits einzelner eingestreuter Referenzen, dem Titel des Films, sowie der Bezeichnung der dort gezeigten Organisationen – bitte schön noch mit "Star Trek" zu tun haben soll. Und bevor wir zum Film an sich kommen, will ich hier auf diesen allgemeinen Trend eingehen, der nun bei "Star Trek" seit rund fünfundzwanzig Jahren grassiert. Irgendwann hat man beschlossen, dass die alte, eingeschworene Fanbase nicht mehr ausreicht, und es darüber hinaus aus mir unerfindlichen Gründen nicht möglich sein sollte, mit dem alten Konzept – bzw. den früheren Abenteuern – neue Fans für sich zu gewinnen (was ich von vornherein für eine Fehleinschätzung halte). Also begann man, die Fühler zunehmend in Richtung Mainstream auszustrecken. Dass viele frühere Fans deshalb abgesprungen sind (und keine neuen gewonnen werden konnten), weil die Qualität zunehmend abnahm, kann und/oder wollte man offensichtlich nicht einsehen. Das erste Mal, dass sich der daraus resultierende Trend negativ bemerkbar machte, war bei "Enterprise" (wo man anfänglich sogar den Titel "Star Trek" wegließ, vermeintlich weil man dachte, dass würde potentielle Neuinteressenten abschrecken). Dort drückte sich die Anbiederung an den Mainstream in erster Linie dadurch aus, wie man auf damals aktuelle Trends aufsprang. Wie z.B. mit dem ersten (und bislang – zum Glück – einzigen) gesungenen Titellied einer "Star Trek"-Serie, über die peinlich-aufgesetzten Erotikeinlagen, bis hin zur Art und Weise, wie man in der dritten Staffel – meines Erachtens doch eher verkrampft – die nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 dominierende Thematik aufgriff, und als Ausganssituation für einen staffelübergreifenden Handlungsbogen verwendete (wobei ich den "Enterprise"-Machen zumindest attestieren muss, einen solchen im Gegensatz zu den Verantwortlichen von "New Trek" sogar halbwegs vernünftig hinbekommen zu haben).
Aber auch bei den Filmen war der Trend in Richtung Mainstream unverkennbar– der sich in erster Linie darin ausdrückte, immer stärker auf Action und Spektakel zu setzen, und die eigentlichen Stärken von "Star Trek" (und das, was Roddenberrys Schöpfung ausmacht) aus den Augen zu verlieren. Dies gilt natürlich insbesondere für die drei Filme der Kelvin-Timeline. Nun mag man es bei Kinofilmen noch damit begründen können, dass diese in den letzten Jahrzehnten immer teurer wurden, und das Budget natürlich wieder eingespielt werden will. Wie man dieses Konzept dann aber auch auf "Discovery" übertrug (welches natürlich auch noch an ganz anderen Sachen litt, wobei insbesondere die Drehbücher immer wieder Grund zu – objektiver – Kritik boten), kam für mich allerdings einer Selbstaufgabe der Marke "Star Trek" gleich. Und ja, ich weiß, es gibt das Argument, dass sich ein solches Universum immer weiterentwickeln muss, um relevant zu bleiben. Bis zu einem gewissen Grad mag ich dieser Einschätzung vielleicht sogar zustimmen (wobei "The Orville", wo klassisches "Star Trek" geboten wird, ein bestechendes Gegenargument liefert). Aber zumindest im Kern muss doch bitte schön das, was "Star Trek" einst ausmachte, erhalten bleiben. Und wenn ich aus irgendwelchen Gründen glaube, dass das nicht mehr zeitgemäß ist, und nicht mehr funktionieren kann, dann sollte man zumindest so ehrlich sein, sich vom Namen zu trennen, und etwas völlig Neues und eigenständiges zu erschaffen, statt auf das Erbe jener, die vor einem kamen (und ohne die man in dieser Wiese erst gar nicht spielen könnte), zu pissen.
Was uns nun endlich zu "Sektion 31" zurückbringt. Ich für meinen Teil konnte hier leider absolut nichts mehr von dem erkennen, was mich einst zu einem Fan von "Star Trek" gemacht hat. Ja, das "Star Trek" mag im Titel stehen, da und dort mögen Namen und Begriffe aus dem Universum genannt werden, und es gibt vereinzelt Referenzen, die auf mich den Eindruck von Alibi-Aktionen machten, um alteingesessene Fans zu befriedigen. Wie z.B. der Auftritt von Rachel Garrett, der auf mich wie ein Knochen wirkte, den man hier den alten Trekkies zuwirft. Dumm nur, dass man a) aus der Figur hier überhaupt nichts macht und sie für den Plot völlig irrelevant ist, und b) zumindest ich hier praktisch überhaupt nichts von dem, was den Charakter (zumindest dem kleinen Einblick nach, den man in der TNG-Folge "Die alte Enterprise" von diesem erhielt) ausmachte, erkennen konnte. Wozu dann überhaupt just auf diese Figur zurückgreifen, außer sich vor Kanon-Treue auf die Schultern klopfen zu können? Etwas, mit dem sie mit einer anderen Anspielung übrigens völlig auf die Schnauze fallen – sehen wir hier doch einen Cheronianer. Zugegeben: Bloß weil die Enterprise den Planeten in "Bele jagt Lokai" am Ende völlig leblos vorfand, bedeutet natürlich nicht zwingend, dass nicht irgendwo Bewohner überlebt haben könnten. Aber der Punkt, den die Episode machen wollte, ist, dass blinder, irrationaler Hass und eine daraus resultierende Spirale der Gewalt unweigerlich zur völligen Auslöschung führen muss. Mit dem Wegwerf-Auftritt hier beweisen die "New Trek"-Macher, dass sie a) entweder das Ende nicht mehr im Kopf hatten, b) den Grund dafür und die Aussage die man vermitteln wollte nicht verstanden haben, oder c) es ihnen schlicht und ergreifend scheißegal war (und ich weiß ehrlich gestanden nicht, welche dieser Erklärungen icn schlimmer fände). Hauptsache, wir können wieder mit dem Finger auf eine willkürlich eingebaute Anspielung zeigen und den Fans beweisen, wie gut wir "Star Trek" nicht kennen.
Wobei dies natürlich nur ein kleines Beispiel ist. Noch viel deutlicher zeigt sich das mangelnde Verständnis für etwas, dass bei "Star Trek" sehr gut funktioniert hat, bei der zuvor bereits kritisch erwähnten Umsetzung von Sektion 31. Bei "Deep Space Nine", wo wir das erste Mal die Bekanntschaft mit ihr gemacht haben, wurde deutlich, dass es sich um eine absolute Schattenorganisation handelt, von der niemand in der Föderation und/oder der Sternenflotte etwas weiß. Ihre Mitglieder haben es sich zur Aufgabe gemacht, abseits des Gesetzes das zu tun, was sie für den Schutz der Bürger:innen für notwendig erachteten. Aus ihrer Sicht erledigten sie die Drecksarbeit, damit der Rest der Föderation nicht vom erhobenen moralischen Ross herabsteigen muss (die Tatsache, dass sie damit im Kern nicht einmal Unrecht hatten, war einer der Aspekte, der sie so interessant machte). Das Problem war dabei nicht nur ihre Vorgehensweise abseits jeglicher moralischer Grenzen, sondern eben vor allem, dass sie in keinster Weise sanktioniert, und die Organisation niemandem gegenüber Rechenschaft schuldig war. Bei "Discovery" wurde daraus nun einfach eine Spezialeinheit des offiziellen Sternenflottengeheimdienstes, der sogar mit ihren eigenen Abzeichen daherkommt. Deutlich hätte man die Tatsache, dass man Sektion 31 so wie es bei DS9 dargestellt wurde nicht verstanden hat, gar nicht machen können.
Beim Film kommt nun noch erschwerend hinzu, dass es keinen ersichtlichen Grund gibt, warum das eine Mission für Sektion 31 sein soll. Es gibt keine moralischen Grenzen auszuloten, und keinen Vorteil darin, mit einer relativ kleinen Gruppe Jagd auf den Godsend zu machen. Der Einsatz ist nichts, was man nicht ein paar Jahrzehnte später an die Enterprise unter dem Kommando von Jean-Luc Picard übergeben hätte. Und dann ist da eben noch die Darstellung von Imperatorin Philippa Georgiou, mit der man auch hier der problematischen Herangehensweise aus "Discovery" folgt. Wir reden hier über eine Massenmörderin. Nun sage ich nicht, dass du rund um diese Figur nicht interessante – und moralisch herausfordernde – Geschichten erzählen kann. Nur leider war man bei "Discovery" und ist man auch bei "Sektion 31" eben daran nicht interessiert. Stattdessen legt man sie als "edgy" und im schlimmsten Fall sogar cool an. Und sorry, aber das geht (für mich) nun mal gar nicht. Ihre Vergangenheit wird hier zwar sogar mit einem Prolog thematisiert, letztendlich wird jedoch die Tatsache, dass sie unzählige Leben ausgelöscht hat, überwiegend überspielt. Und wenn man es tatsächlich mal anspricht, dann hat das eher den Anschein, dass es als Scherz gedacht ist – oh, seht her, die gefährliche Massenmörderin. Geht's noch? Wie schon zuvor bei "Discovery" scheitert die von mir sonst sehr geschätzte Michelle Yeoh leider auch hier völlig daran, diese problematische Darstellung durch einen erkennbaren moralischen Konflikt ihrer Figur abzuschwächen. Auch die Versuche, ihr tatsächlich ein Gewissen anzudichten und sie ihre eigenen Taten hinterfragen zu lassen, blieben viel zu vage – einfach, weil "Sektion 31" an einer entsprechenden Auseinandersetzung nicht interessiert ist. Der Film will einfach Spaß machen – mit einem weiblichen Weltall-Hitler in der Hauptrolle. Ok.
Was mir ebenfalls enorm sauer aufgestoßen ist (und mir nicht zu "Star Trek" passen wollte) ist die zeitgenössische Sprache. "Star Trek" war für mich eigentlich immer zeitlos. Demgegenüber wird "Sektion 31" aufgrund der enorm vom aktuellen Zeitgeist geprägten Ausdrucksweise bereits in wenigen Jahren völlig veraltet wirken. Und generell wirken diese ganzen Begriffe aus der aktuellen Jugendkultur (?) in einer Geschichte, die Jahrhunderte in der Zukunft angesiedelt sind, einfach völlig fehl am Platz, und rissen mich wiederholt aus der Illusion. Angesichts all dieser Punkte verkommt es zwar fast zu einer Randnotiz, sei aber dennoch erwähnt: Der Film mit dem Namen "Star Trek" im Titel lässt es an einer eben solchen Reise zu den Sternen vermissen. Keine Aufbruchstimmung, kein "sense of wonder", kein Mysterium, kein gar nichts. Von Roddenberrys Philosophie einer optimistischen Zukunftsvision ganz zu schweigen. Ein weiteres Problem von "Sektion 31" ist, dass man ihm immer wieder anmerkt, dass er eigentlich als Pilotfilm einer Serie gedacht war, die wohl nicht zuletzt aufgrund der Oscarauszeichnung für Michelle Yeoh (die sie für eine eben solche zu teuer machte) nie kommen wird (wofür ich unendlich dankbar bin). Dies zeigt sich natürlich insbesondere am Ende, wo man über mögliche weitere Missionen spricht, und mit der möglichen Flucht des Verräters ja sogar einen Köder für eine potentielle fortlaufende Handlung auswirft.
Nun weiß ich natürlich nicht, an welcher Stelle der Produktion die Entscheidung gefallen ist, die Serie zu verwerfen, aber warum man danach nicht nochmal zurückgegangen ist, um diesem nunmehrigen Eventfilm einen deutlicheren Abschluss zu verpassen – und vielleicht sogar die Chance zu nutzen, um die Geschichte von Philippa Georgiou abzuschließen, und ihr mit einem aufopfernden Heldentod Gelegenheit zu geben, für ihre früheren, abscheulichen Taten zumindest ansatzweise Wiedergutmachung zu leisten – erschließt sich mir nicht. Nicht, dass das noch viel hätte retten können; aber es hätte auf den letzten Metern vielleicht zumindest noch ein bisschen was herausgerissen. Noch unverständlicher ist für mich allerdings, dass "Sektion 31" ja nicht einmal als Pilotfilm funktioniert. Ein solcher hat ja in erster Linie drei Aufgaben: Das Setup zu etablieren, die Figuren vorzustellen, und eine für sich genommene spannende und interessante Geschichte zu erzählen. Aus meiner Sicht ist – ungeachtet dessen, was man dann vom Rest der Serie hält – "Der Fürsorger" immer noch der entsprechende Klassenprimus aus dem "Star Trek"-Universum. Doch nicht nur im direkten Vergleich zu diesem zugegebenermaßen sehr hohen Maßstab versagt "Sektion 31" fast auf ganzer Linie. Und das, obwohl sich der erste der drei genannten Punkte dadurch, dass es sich um einen "Star Trek"-Film bzw. einen "Discovery"-Spinoff handelt – und dementsprechend die diesbezügliche Vorarbeit ja eigentlich schon geleistet ist – ja eigentlich erledigt hat. Wo man aber leider völlig versagt, ist bei den Figuren. Zwar kann man argumentieren, dass man sich hier halt mal in erster Linie auf die Hauptfigur konzentrieren wollte, um sich der restlichen Crew dann im Verlauf der Serie zu widmen. Aber bis auf Georgiou wirken alle wie reine Platzhalter. Der letzte wesentliche Knackpunkt ist dann die Story. Diese ist mit zweckmäßig noch charmant umschrieben; ich würde fast eher behaupten, sie wirkt wie eine Ausrede, um überhaupt diesen Film machen zu können.
Negativ macht sich dabei nicht zuletzt das x-te Bedrohungsszenario bemerkbar – so als gäbe es keine anderen Geschichten, die man erzählen könnte (wie z.B., diese Einsatzgruppe von Sektion 31 auf eine Mission zu schicken, die ihre moralischen Grundwerte auf die Probe stellt). Denn so wie in allen Staffeln von "Discovery" und "Picard" ist auch hier wieder einmal "die Welt zu retten" – im vorliegenden Fall sogar die ganze Föderation, wenn nicht gar Galaxis. Das ist nicht einfach nur einfallslos, sondern auch völlig ineffektiv – weil einfach zu viel auf dem Spiel steht, als dass ein Scheitern auch nur eine Sekunde lang in Frage käme. Und da wir darüber hinaus keine der Figuren gut genug kennenlernen, als dass wir eine Bindung zu ihnen aufbauen könnten und dementsprechend wenn sie in Gefahr geraten mit ihnen mitfiebern würden, gibt es hier einfach keinerlei Spannung. Erschwerend kommt hinzu, dass einer der beiden Twist (den anderen gebe ich ihnen, den habe ich in dieser Form nicht kommen sehen) derart vorhersehbar ist, dass den selbst Geordi ohne Visor hätte kommen sehen.
Eines der größten Probleme von "Sektion 31" ist aber: Wie gesagt, Georgiou auf diese Weise in einem Film zu verwenden, der Spaß machen und gut unterhalten will, wäre problematisch genug. Aber dann funktioniert das noch nicht einmal. Ok, zugegeben, im Gegensatz zu anderen Kritikpunkten ist das enorm subjektiv. Es soll ja auch Leute geben, die Mario Barth lustig finden. Aber für mich hat absolut nichts am hier vorhandenen Humor präsentiert. Ich musste nicht ein einziges Mal auch nur ansatzweise schmunzeln. Vielmehr fand ich das ganze Geplänkel innerhalb des Teams einfach nur ungemein bemüht, aufgesetzt und verkrampft. Womit wir beim nächsten Punkt sind: Solche Filme leben unter anderem von der Dynamik innerhalb des Teams. Auch was das betrifft, versagt "Sektion 31" auf der ganzen Linie. Es macht einfach keinerlei Spaß, ihnen dabei zuzusehen, auf diese Mission zu gehen – eher im Gegenteil, fand ich sie doch fast alle einfach nur nervig. Erschwerend kommt hinzu, dass ich die Action bis auf einen einzigen, tatsächlich ganz pfiffigen Einfall (rund um die Phasenverschiebung – so ziemlich das einzige positive am gesamten verfickten Film) völlig unspektakulär und auch uninteressant fand. Fast schon schockierend fand ich, dass der Film selbst in einem Aspekt, bei dem man sich bei "New Trek" sonst keine Blöße gibt, versagt, nämlich der Produktionsqualität. Vieles hier sah einfach extrem billig und/oder künstlich aus. So, als hätte man an dem Punkt, wo entschieden wurde, dass es keine Serie geben würde, die finanziellen Mittel für die Postproduktion deutlich zurückgefahren. Schauspielerisch bietet "Sektion 31" leider ebenfalls Sparkost. Michelle Yeoh wirkt völlig verloren (und unterfordert), Kacey Rohl wird vom Drehbuch im Stich gelassen, und der Rest hinterlässt bestenfalls keinerlei Eindruck (was immerhin besser ist, als jene, die negativ auffallen). Auch mit der Inszenierung von Olatunde Osunsanmi war ich wieder einmal überhaupt nicht glücklich. Viel zu verkrampft, ja geradezu verzweifelt, wirkt sein Versuch, durch eine dynamische Kameraführung (wo er sich "Tricks" bedient, die vor gut 25-30 Jahren mal in Mode waren, wie die Kamera, die bei einem Gespräch die Figuren umkreist) der Handlung Schwung zu verleihen. Und auch die Musik von Jeff Russo hat mich wieder enorm enttäuscht. Ja, er präsentiert hier tatsächlich mal ein erkennbares Leitmotiv. Dumm nur, dass dieses 1:1 von den ersten drei Noten von Jerry Goldsmiths Borg-Thema für "Der erste Kontakt" geklaut wurde, weshalb ich ständig an einen anderen – ungleich besseren – Film denken musste.
Komplettiert wird der Eindruck eines kreativen Armutszeugnisses dann schließlich davon, wie ausgiebig hier von anderen Filmen geklaut wurde. So erinnert das, was wir im Flashback vom Wettbewerb mitbekommen, an dem Georgiou und San teilnehmen mussten, an die Hungerspiele. Die Szene mit der Opernsängerin ist praktisch 1:1 "Das fünfte Element" entnommen, inklusive dem Wechsel hin zu moderneren Klängen (wobei ich mich auch hier wiederum daran störte, dass dort dann ein Lied zu hören war, welches nicht etwa futuristisch, sondern wie ein aktueller Song aus dem Radio klang). Die Idee mit dem kleinen Mann in einem großen Körper den er steuert erinnert (unter anderem) an "Men in Black". Insgesamt macht das einen Film, der nicht einfach "nur" (was an sich schon schlimm genug wäre) als "Star Trek"-, Pilot- und/oder Eventfilm versagt, sondern einfach als Film an sich. Würde hier nicht "Star Trek" draufstehen, würde kein Hahn nach ihm krähen, und er im Schwall der auf Streamingdiensten veröffentlichten Produktionen sang- und klanglos untergehen. Ganz ehrlich: Ich habe "Asylum"-Produktionen gesehen, die besser und hochwertiger waren, als das hier. Insofern haben wir mit "Sektion 31" einen frühen Kandidaten für den schlechtesten Film 2025; und eigentlich hoffe ich sogar, dass da tatsächlich nichts mehr kommt, dass diese praktisch eh schon am Boden liegende Messlatte tatsächlich nochmal unterbietet.
Fazit:
Ich feiere heute meinen fünfundvierzigsten Geburtstag. Zu behaupten, dass ich "mein Leben lang" "Star Trek"-Fan bin, wäre zwar eine Übertreibung, aber ich habe Gene Roddenberrys Universum tatsächlich schon in sehr jungen Jahren für mich entdeckt, und auch wenn ich immer auch schon andere Serien (insbesondere aus dem Bereich Science Fiction) in meiner Kindheit und Jugend zugetan war, so hat mich "Star Trek" nichtsdestotrotz schon immer ganz besonders fasziniert. Dementsprechend stark ist meine Verbindung zu diesem Universum – und schmerzt es mich nun mal so, was abseits von wenigen Lichtblicken (wie dem mittlerweile ja leider eingestellten "Lower Decks", sowie "Strange New Worlds" – wobei auch die Serie eine recht durchwachsene Angelegenheit ist) aus ihm geworden ist. "Sektion 31" stellt nun in vielerlei Hinsicht die Krönung von all dessen dar, was für mich an "New Trek" nicht funktioniert. Angefangen bei der (insbesondere auch sprachlichen) Anbiederung an den aktuellen Zeitgeist (statt der Zeitlosigkeit, die "Star Trek" sonst immer so auszeichnete), über den einfallslosen, auf ein viel zu großes (und damit ineffektives) Bedrohungsszenario ausgelegten Plot, den aufgesetzt wirkenden Humor, einem völligen Mangel an allem, was "Star Trek" für mich in der Vergangenheit so auszeichnete, willkürlichen Referenzen nach dem Motto "gewollt, aber nicht gekonnt" (wobei ich teilweise selbst ersteres in Abrede stellen würde), bis hin zu einer erschreckenden Einfallslosigkeit, die sich u.a. in der Art und Weise ausdrückt, wie hier schonungslos von anderen (besseren) Produktionen geklaut wird. Wie sich der gesamte Film generell enorm an "Guardians of the Galaxy" anlehnt – letztendlich aber nicht einmal das dürfte Niveau von "Borderlands" erreicht. Die aus meiner Sicht völlig misslungene Neuinterpretation von Sektion 31, sowie die Art und Weise, wie hier mit Imperatorin Georgiou eine Massenmörderin als augenzwinkernde Antiheldin dargestellt wird (beides Kritikpunkte, die der Film 1:1 von "Discovery" übernimmt), gaben dem Film dann schließlich den Rest. Und so muss ich abschließend zu meinem großen Bedauern festhalten: Wenn "Sektion 31" tatsächlich repräsentativ für "Star Trek" im Jahr 2025 sein soll, dann bin ich mir nicht sicher, ob ich mich noch länger als Trekkie bezeichnen kann.