Kurzinhalt:
Bei einem Einsatz in Nordkorea wird James Bond verraten und daraufhin von General Moon gefangen genommen. In den folgenden vierzehn Monaten wird er verhört und gefoltert – ehe er bei einem Gefangenenaustausch wieder die Freiheit erlangt. Der Preis dafür war jedoch hoch, wird er doch gegen den bekannten und gefährlichen Terroristin Zao ausgetauscht. Dieser war ein enger Vertrauter von Colonel Moon – dem Sohn des Generals, der bei Bonds Einsatz ums Leben kam. 007 heftet sich daraufhin an Zaos Fersen, und entdeckt schon bald eine – überraschende – Verbindung zum reichen und hoch angesehenen Geschäftsmann Gustav Graves, der in den letzten Monaten auf einmal auf der Bildfläche erschienen ist. Im Zuge seiner Ermittlungen lernt er zudem Jinx kennen, die es aus persönlichen Gründen auf Zao abgesehen hat. Beide werden schließlich zu einer in Kürze anstehenden, groß angelegten Präsentation von Graves in Island eingeladen. Dort offenbart sich dann nicht nur dessen wahre Identität, sondern auch sein diabolischer Plan…
Review:
Für mich ist "Die Another Day" ja mit Abstand der bisher schwächste Bond-Film. Ich schaue (tue?) ihn mir zwar bei jedem Rewatch (der alle paar Jahre mal ansteht; zuletzt 2024) trotzdem an, weil er halt zur Reihe gehört (wenn ich mir eine Serie nochmal anschaue, überspringe ich ja auch keine schlechten Folgen), aber ganz egal, wie oft ich ihn sehe: Er wird nicht besser (wenn auch immerhin nicht schlechter). Dementsprechend niedrig war meine Erwartungshaltung gegenüber Raymond Bensons Romanfassung des Films. Zwar sind einzelne Kritikpunkte eher auf die schwache und oftmals zu künstlichen Umsetzung (ich denke immer noch mit Schrecken an die Paragleiter-Szene) zurückzuführen, was zugegebenermaßen eher an der Inszenierung liegt. Ideen wie das unsichtbare Auto oder auch allgemein die zu überzogene Action gehen aber natürlich sehr wohl auf das Konto des Drehbuchs. Ich werde glaube ich nie verstehen, wie das selbe Team, dass sowohl am (storytechnisch hervorragenden) Vorgänger "Die Welt ist nicht genug" als auch dem bodenständigen Reboot-Nachfolger "Casino Royale" beteiligt waren, so einen Skript-Mist verzapfen konnten. Jedenfalls bot sich damit für Benson – zumindest in meinen Augen – eine denkbar ungünstige Ausgangssituation. Und in der Tat, viel retten konnte er nicht mehr. Denn unweigerlich übernimmt er bei seiner Adaption des Drehbuchs natürlich auch dessen Schwächen. So ist die ganze Story einfach von Vornherein nicht wirklich etwas Besonderes, absolut 08/15, und lässt es sowohl an Spannung als auch an Einfallsreichtum vermissen. Der x-te Bösewicht der die Welt vernichten will um sie daraufhin neu zu gestalten, das hatte zu dem Zeitpunkt einfach schon einen extrem langen Bart. Die einzigen zwei Ideen, die als halbwegs originell hervorstechen, sind Bonds Gefangenschaft – aus der jedoch sowohl Film als auch Roman zu wenig tun, da ein allfälliges Trauma dass er hiervon davongetragen hätte nie thematisiert wird – sowie der Twist rund um Graves. Wobei letzterer selbst bei der Erstsichtung wenig überraschend ist, und vor allem auf die viel zu übertriebene Technologie angewiesen ist.
Letztere ist für mich ja einer der größten Kritikpunkte am Film. Ganz ehrlich: Da war damals ja selbst "Moonraker" plausibler. Was man hier an fortschrittlicher – um nicht zu sagen fantastischer – Technologie aus dem Hut zaubert, ist einfach nicht mehr ernst zu nehmen, beginnend eben bei der "kosmetischen Chirurgie", über das unsichtbare Auto, bis hin zu dem Superlaser im Orbit. Und ja, natürlich hatten auch die Bond-Romane von Ian Fleming – zumindest in weiterer Folge – teilweise einen starken Pulp-Einschlag, und gab es dort ein paar ziemlich verrückte Einlagen, wie seinen Kampf mit einem Oktopus. Hier schießt man aber halt leider was diese Elemente betrifft völlig übers Ziel hinaus. Und generell ist die Story ziemlich lahm und spannungsarm. Darunter leidet natürlich auch Raymond Bensons Romanfassung. Es hilft auch nicht, dass ich von dessen Schreibstil bei den Vorgängern ja auch schon nicht übermäßig begeistert war. Auch hier fehlte mir sowohl der für Fleming so typischer, als generell irgendeine Art von erkennbaren Stil. Dafür ist der Roman zumindest flott erzählt, und lässt keine Langeweile aufkommen. Da und dort geht Benson zudem im Vergleich zu Film doch zumindest ein bisschen mehr in die Tiefe. Und generell profitiert die Romanfassung von "Stirb an einem anderen Tag" davon, dass die (wenigen) Aspekte, die an der Story gelungen waren, in dieser rein auf den Text heruntergebrochenen Version besser zur Geltung kommen, wo sie nicht unter furchtbaren CGI-Effekten, dem zu künstlichen Look, und generell einer mäßigen Regieleistung von Lee Tamahori begraben werden. Insofern konnte mir das Buch zumindest eine Spur besser gefallen als der Film. Als Empfehlung möchte ich das aber bitte nicht (miss)verstanden wissen.
Fazit:
Auch bei seiner dritten Adaption eines Drehbuchs zu einem "James Bond"-Film lässt es Raymond Benson an eigenen Akzenten vermissen (wobei ich nicht ausschließe, dass solche von vornherein seitens der Lizenzgeber auch gar nicht erwünscht waren). Dementsprechend heißt es wie schon bei den zwei Vorgängern "mitgehangen, mitgefangen", und ist mein Urteil zum Roman jenem zum Film sehr ähnlich. Während ich "Der Morgen stirbt nie" eine Spur schwächer und "Die Welt ist nicht genug" dem Film ebenbürtig fand, schnitt "Die Another Day" nun zumindest ein bisschen besser als die Vorlage ab. Was allerdings überwiegend nicht Bensons Verdienst ist, sondern eher der Tatsache geschuldet ist, dass hier einige Kritikpunkt am Film – genauer gesagt dessen Inszenierung und Umsetzung – hier natürlich entweder gar nicht, oder zumindest nicht so stark, zu Tage treten. Zudem geht Benson immerhin gelegentlich im Vergleich zum Film ein bisschen mehr in die Tiefe. Daran, dass die Story hier wirklich sehr dünn ist, und es sowohl an interessanten Entwicklungen, einprägsamen Figuren, sowie an Spannung vermissen lässt, ändert das aber natürlich ebenso wenig, wie den ganzen übertriebenen (technologischen) Elementen, mit denen man es hier einfach deutlich übertrieben hat. Was vor allem deshalb schade ist, als sich aus der Grundidee eines nach vierzehn Monaten in Haft – voller Folter – freigelassenen, dementsprechend traumatisierten, und von Rachegelüsten angetriebenen James Bond unheimlich viel hätte machen lassen.
Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel
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