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Der Hammer Gottes Drucken E-Mail
Ein Asteroid nimmt Kurs auf die Erde Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 03 Februar 2025
 
Titel: "Der Hammer Gottes"
Originaltitel: "The Hammer of God"
Bewertung:
Autor: Arthur C. Clarke
Übersetzung: Marion Koppelmann
Umfang: 220 Seiten
Verlag: Heyne (D), Gollancz (E)
Veröffentlicht: 2000 (D), 1993 (E, Erstauflage)
ISBN: 978-3-453-16111-4 (D), 978-0-345-33219-9 (E)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Im Jahr 2109 entdeckt ein Hobby-Astronom rein zufällig einen großen Asteroiden, der direkt auf die Erde zusteuert. Dem Objekt wird der Name Kali gegeben, nach der Hindu-Göttin des Todes. Die Weltregierung wird in Alarmbereitschaft gesetzt, und ein Plan ausgearbeitet, um die drohende Vernichtung der Erde doch noch abzuwenden. Dafür will man ein Antriebsmodul auf Kali installieren, um ihn so vom Kurs abzulenken. Dem erfahrenen Astronauten Robert Singh wird das Kommando über die Mission übertragen. Zusammen mit seiner Crew fliegt er mit dem Raumschiff Goliath zum Planeten, um das experimentelle Triebwerk anzubringen und zu aktivieren. Zuerst läuft alles reibungslos. Dann jedoch droht ein verheerender Sabotageakt von religiösen Fanatikern, die in Kali einen Akt Gottes sehen, die Hoffnungen der Menschheit auf Rettung der Erde zu zerstören…

Review: Im Jahr 1998 buhlten gleich zwei SF-Katastrophenfilme rund um einen drohenden Meteoriteneinschlag um die Gunst des Publikums: "Armageddon" und "Deep Impact". In beiden Fällen halte ich es für wahrscheinlich, dass man zumindest teilweise von Arthur C. Clarkes Roman "Der Hammer Gottes" beeinflusst war (bei letzterem ist sogar dokumentiert, dass sich Steven Spielberg die Rechte am Buch sicherte, das Endergebnis dann aber so wenig mit der Vorlage zu tun hatte, dass es keinen "based on"-Credit gab). Was diesen jedoch von den beiden Filmen abhebt, ist das Setting. Denn wo diese in der damaligen Gegenwart angesiedelt waren, bleibt Arthur C. Clarke seinem Naturell treu, sich mit der (möglichen) Zukunft der Menschheit zu beschäftigen. Dies bedeutet auch, dass "Der Hammer Gottes" mehr erzählt als "nur" von der Mission zur Rettung der Erde. So erzählt Clarke davor von den Anfängen der Besiedelung des Sonnensystems, mit ersten Kolonien auf dem Mond und Mars, und geht auch auf die zukünftige Gesellschaftsordnung ein. Auch dem Thema Religion – besser gesagt, Religionsgemeinschaften – widmet er sich; letzteres wird dann auch bei der zentralen Story rund um die Mission des Raumschiffs Goliath eine entscheidende Rolle spielen. Und in einer recht langen Sequenz, in der wir einen Blick in die Vergangenheit der Hauptfigur Robert Singh werfen, erleben wir den ersten Marathon auf dem Mond. Vor allem in der ersten Hälfte kann "Der Hammer Gottes" aufgrund dieser einzelnen Elemente, die nicht immer ein stimmiges Ganzes ergeben, doch ein bisschen den Eindruck von Stückwerk machen. So, als hätte Clarke hier so ziemlich alle Ideen, die ihm damals im Kopf herumspukten, in einen Topf geworfen (möglicherweise, da er sich mit seinen damals rund fünfundsiebzig Jahren nicht mehr sicher war, ob er noch die Zeit hätte, sich allen von ihnen ausführlicher bzw. in separaten Geschichten zu widmen). Je nach persönlichem Geschmack findet man das dann entweder zerfahren oder abwechslungsreich. Ich tendiere eher zu letzterem; auch, weil mich die Vision unserer (möglich) Zukunft wieder einmal faszinierte.

In der zweiten Hälfte von "Der Hammer Gottes" rückt dann jedoch die Bedrohung durch Kali – und die Mission, mit der man den Kurs des Asteroiden ausreichend verändern will, damit dieser die Erde verfehlt – in den Mittelpunkt, und folgt die Story somit (im Gegensatz zum recht sprunghaften Einstieg) einem klaren roten Faden. Eben dieser Teil konnte mir dann insofern sehr gut gefallen, als sich die Erzählung aufgrund des Settings in der Zukunft von den zuvor erwähnten Filmen ähnlicher Thematik von vornherein deutlich unterscheiden. Generell fand ich die gesamte Mission spannend beschrieben, und beschert uns Arthur C. Clarke – wie zuvor bei "Im Mondstaub versunken" – wieder eine nette Achterbahnfahrt der Gefühle, da auf jeden Teilerfolg ein Rückschlag folgt, und umgekehrt. Dabei sticht nicht zuletzt wieder einmal seine starke Religionskritik hervor, als Extremisten die Mission sabotieren, und es kurz so aussieht, als wären sie damit erfolgreich gewesen. Jedenfalls, sowohl was das Schicksal der Erde als auch der Crew der Goliath betrifft, war ich mir bis zuletzt nicht sicher, wie die Sache ausgehen würde, was "Der Hammer Gottes" sehr mitreißend machte. Natürlich, wer mit dem Werk des Autors vertraut ist, weiß, dass dieser eher zu optimistischen Zukunftsvisionen tendierte – weshalb man geneigt ist, anzunehmen, dass sich alles zum Guten wenden wird. Aber sichere Bank war das keine – und ich werde hier auch bestimmt nicht verraten, wie die Geschichte denn letztendlich ausgeht. Zugegebenermaßen waren andere Clarke-Romane zwar auch schon die Spur faszinierender, und auch stimmiger. Dennoch hat mir "Der Hammer Gottes" sehr gut gefallen.

Fazit: Fünf Jahre bevor Hollywood gleich zwei Filme mit der Thematik ins Rennen schickte, legte Arthur C. Clarke mit "Der Hammer Gottes" seine Variante einer Geschichte rund um die drohende Vernichtung der Erde durch einen Meteoriten vor. Der wesentliche Unterschied zu "Armageddon" und "Deep Impact": Die Story hier ist in der Zukunft angesiedelt. Dies gab dem Roman für mich trotz der ähnlichen Thematik gleich nochmal einen ganz eigenen Reiz. Umso mehr, als ich bei Clarke ja schon immer seine Gedanken darüber, wie die Zukunft der Menschheit aussehen könnte, ganz besonders interessant fand, und eben dieser Aspekt auch bei "Der Hammer Gottes" wieder sehr gut zur Geltung kommt (und in der ersten Hälfte sogar noch dominiert – was zugegebenermaßen nicht allen gefallen wird). Sicher, insbesondere der Teil rund um den Marathon auf dem Mond wirkt etwas gar beliebig, und wie aus einer anderen Erzählung. Ich fand den Einstieg in die Geschichte aber eben deshalb sehr abwechslungsreich. So richtig dreht "Der Hammer Gottes" dann aber sicherlich erst mit der Goliath-Mission auf. Dort gelang es Clarke auch wieder sehr gut, uns aufgrund so mancher Teilerfolge und Rückschläge auf eine mitreißende Achterbahnfahrt voller Höhen und Tiefen mitzunehmen. Zu seinen allerbesten Romanen würde ich "Der Hammer Gottes" zwar nicht zählen, insbesondere für Genre-Fans halte ich ihn aber definitiv für lesenswert.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2014 Heyne)





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