Originaltitel:Joy to the World Episodennummer: 15x00 Bewertung: Weltweite Internet-VÖ: 22. Juni 2024 (Disney+) Drehbuch: Steven Moffat Regie: Alex Pillai Besetzung:
Ncuti Gatwa als The Doctor,
Nicola Coughlan als Joy Almondo,
Millie Gibson als Ruby Sunday,
Peter Benedict als Basil Flockhart,
Julia Watson als Hilda Flockhart,
Niamh Marie Smith als Sylvia Trench,
Phil Baxter als Edmund Hillary,
Samuel Sherpa-Moore als Tenzing Norgay,
Steph de Whalley als Anita Benn,
Jonathan Aris als Hotel Manager,
Ruchika Rai als Receptionist,
Joshua Leese als Mr. Single,
Joel Fry als Trev Simpkins,
Ell Potter als Server,
Liam Prince-Donnelly als Barman,
Fiona Marr als Angela Grace u.a.
Kurzinhalt:
Der Doktor besucht das Zeithotel. Dieses bietet gerade ein Weihnachts-Special, was bedeutet, dass sich alle Räumen zu einem Weihnachtsfest auf der Erde öffnen, und das nicht nur über den gesamten Planeten, sondern auch über die Jahrhunderte hinweg. Im Hotel angekommen, beobachtet der Doktor, wie ein mysteriöser Aktenkoffer mehrmals den Besitzer wechselt, der sich daraufhin verdächtig zu verhalten beginnt. Er beschließt, den aktuellen Träger zu verfolgen, verliert jedoch dann im Gang seine Spur, woraufhin er eine Tür nach der anderen öffnet. Bis es ihn schließlich in ein Zimmer des Sandringham Hotels zu Weihnachten 2024 dort verschlägt. In eben dieses hat gerade erste Joy Almondo eingecheckt, ehe plötzlich ein Alien mit dem Aktenkoffer vor ihr stand. Nun droht dieser, auch von ihr Besitz zu ergreifen. Von seinem zukünftigen Ich erhält der Doktor den Code für das Gerät im Koffer, mit dem er dies vorerst verhindern kann. Nun muss er jedoch ein Jahr im Hotel bleiben, um die Zeitschleife zu schließen. Dann erst kann er wieder ins Zeitholen zurückkehren, und die Spur des Koffers wieder aufnehmen…
Review (kann Spoiler enthalten):
In meinem Review zu "Das Imperium des Todes", dem Finale der vierzehnten Staffel, habe ich ja meinen Verdacht geäußert, dass Russell T. Davies trotz seiner Erfahrung möglicherweise doch nicht der richtige Veteran war, um die Schlüssel der TARDIS vom glücklosen Chris Chibnall zu übernehmen. Immerhin war Steven Moffats "Boom" das Highlight der Staffel, während Davies' Output eine höchst durchwachsene Angelegenheit war. Im Hinblick darauf, dass "Joy to the World" nun ebenfalls wieder von Moffat geschrieben wurde, war meine Vorfreude dementsprechend groß. Leider aber konnte das letztjährige Weihnachtsspecial nicht einfach nur meine Erwartungen nicht erfüllen, sondern drohte gar meine Worte rund um Davies und Moffat Lügen zu strafen. Dies ist umso bedauerlicher, als hier eigentlich alle erforderlichen Zutaten für ein famoses Special gegeben waren. Die Idee rund um das Zeithotel war fantastisch und sehr faszinierend, das Mysterium rund um den Koffer weckte sofort mein Interesse, und Joy war – nicht zuletzt dank Nicola Coughlans charmanter Performance – eine höchst sympathische (Kurzzeit)-Begleiterin des Doktors.
Mehr noch als all dies hatte es mir allerdings die Aufrollung des Jahres angetan, welches der Doktor auf der Erde ausharren muss, ehe sich die Tür ins Zeithotel erneut öffnet. Diese knapp zehn Minuten, in der wir sehen, wie er als normaler Mensch auf der Erde lebt, und sich zwischen ihm und der Hotelbesitzerin Anita eine innige Freundschaft entwickelt. Der Teil von "Joy to the World" war wirklich toll – und hätte sich eigentlich seine eigene Episode verdient gehabt. Und das nicht nur, weil sowohl das was davor als insbesondere auch danach kam daran nicht mehr anknüpfen konnte, sondern vor allem auch, weil die Idee definitiv noch etwas mehr Luft zum Atmen vertragen hätte (wie der Vergleich mit anderen, ähnliche Geschichten, in denen die Figuren "den langen Weg" in die Zukunft nehmen mussten, zeigt). In jedem Fall fiel der Rest von "Joy to the World" im Allgemeinen und dessen Ende im Besonderen dann leider doch ziemlich ab. Zuerst nimmt Moffat das mit der Weihnachtsfolge für meinen Geschmack hier zu wörtlich; ich fand die Szene rund um den Stern von Bethlehem aber nicht etwa faszinierend und/oder herzerwärmend, sondern verdrehte hier vielmehr die Augen. Noch schlimmer als das war dann aber das mit Joys Mutter. Was mich insofern besonders schmerzt, als mich die Story von ihrem Tod (die Joy zuvor erzählt) eigentlich enorm mitgenommen und berührt hat, und ich ja durchaus verstehen und sogar anerkennen kann, was Moffat hier versucht hat. Für mich war es nur einfach, selbst für eine Science Fiction und/oder Fantasy-Serie (zu der sich "Doctor Who" ja – eher zu meinem Missfallen – zunehmend zu entwickeln scheint), zu übertrieben, weshalb es nicht einfach nur die gewünschte Wirkung bei mir verfehlte, sondern ich es sogar unfreiwillig komisch (wenn nicht gar richtiggehend lächerlich) fand. Der letzte Kritikpunkt ist dann, dass gleich zwei Figuren hier – Trev SImpkins und eben Joy Almondo – das Schicksal welches sich hier ereilt nicht verdient haben, und sich dies für mich mit der angestrebten herzerwärmenden Wirkung des Weihnachtsspecials spießte.
Was nicht zuletzt deshalb schade ist, als es auch abseits des von mir in höchsten Tönen gelobten Mittelteils rund um das Jahr des Doktors noch einige gelungene, interessante und/oder vielversprechende Elemente gab. Die Idee des Zeithotels hatte es mir z.B. definitiv angetan. Aber auch das mit dem Koffer und seinem Inhalt war eine faszinierende Idee (wobei ich wie gesagt im Hinblick auf das sich an Familien richtende Weihnachtsspecial auf die zahlreichen Opfer die dieser erforderte lieber verzichtet hätte; das erschien mir unnötig brutal und bedrückend). Und Joy war eine wundervolle – wenn eben auch nur kurzzeitige – Gefährtin. Ich will die Episode jetzt auch, trotz der erwähnten Kritikpunkte, nicht grundsätzlich schlecht reden. Ich fühlte mich stellenweise wirklich gut unterhalten, es gab einige gelungene Momente, Ncuti Gatwa war toll wie immer, und Langeweile kam auch keine auf (eben vielmehr im Gegenteil wurden hier fast schon zu viele Elemente/Ideen in eine zu kurze Laufzeit gepresst). Insgesamt hat "Joy to the World" meine Vorfreude auf die anstehende nächste Staffel von "Doctor Who" eher getrübt als angefacht.
Fazit:
Zumindest ich als jetzt zugegebenermaßen noch nicht so langer Fan von "Doctor Who" (wobei es mittlerweile auch schon wieder über elf Jahre her ist, dass ich damit begonnen habe, mir die Relaunch-Serie vorzuknöpfen) empfand "Joy to the World" jetzt eher nicht als Geschenk. Und das, obwohl es durchaus interessante Ansätze gab, ich die Episode recht kurzweilig (und tendenziell fast schon zu vollgestopft) fand, und mir vor allem der Teil rund um den Doktor, der das Jahr bis zum nächsten Weihnachten auf der Erde verbringt, und währenddessen eine innige Freundschaft zu Anita aufbaut, sehr gut gefallen konnte. Leider aber verfehlte das Weihnachtsspecial dann insbesondere zum Ende hin zunehmend die gewünschte Wirkung. Sowohl das mit dem Stern von Bethlehem, als die berührend gedachte Szene rund um Joys Mutter, fand ich nämlich eher unfreiwillig komisch bis richtiggehend lächerlich – und jedenfalls eher zum Augenrollen als zum Feiern. Ihr mögt dies anders sehen – und dementsprechend von "Joy to the World" mehr mitnehmen als ein achselzuckendes "Ok", wie es bei mir (leider nur) der Fall war.