Mit: Brian Cox, Gaia Wise, Miranda Otto, Luca Pasqualino, Lorraine Ashbourne, Shaun Dooley, Benjamin Wainwright, Yazdan Qafouri u.a.
Kurzinhalt:
Knapp zweihundert Jahre vor dem Ringkrieg im dritten Zeitalter von Mittelerde begrüßt Helm Hammerhand, der König von Rohan, Lord Freca aus dem Dunland bei sich. Dieser möchte Rohan durch eine Ehe zwischen seinem Sohn Wulf und Helms Tochter Hera stärken. Als Helm diesen Vorschlag zurückweist, fordert Freca ihn zum Kampf heraus. Mit einem einzigen Schlag tötet Helm dabei unabsichtlich seinen Konkurrenten, woraufhin ihm Wulf bittere Rache schwört. Jahre später kommt es in Rohan vermehrt zu Angriffen, die von Isengard aus gestartet werden. Als Hera und eine kleine Gruppe an Kämpfern der Sache nachgeht, findet sie heraus, dass sich Wulf dort eingenistet und in den letzten Jahren eine Schar Unzufriedener um sich versammelt hat, mit denen er gen Edoras zu reiten gedenkt, um Helm Hammerhand den Thron zu entreißen. Hera warnt ihren Vater vor dem bevorstehenden Angriff, doch dieser unterschätzt die Stärke des Gegners – zumal sich unter seinen vermeintlichen Verbündeten Verräter befinden, welche die Seite gewechselt haben. Bei ihrem Rückzugsort, der Festung Hornburg angekommen, bereiten sich Helm und Hera darauf vor, ihren Gegnern entgegenzutreten…
Review:
Als vor ein paar Jahren ein Anime-Film im Universum von Peter Jacksons "Der Herr der Ringe"-Filme angekündigt wurde, machte sich bei mir eine Mischung aus Interesse und Verwunderung breit. Letztes natürlich vor allem aufgrund des gewählten Mediums für die Geschichte, da es halt schon ein krasser Wechsel im Vergleich zu den beiden Trilogien ist. Im Hinblick auf das sehr überschaubare Einspielergebnis kann man sich nun die Frage stellen, ob dem Material als Realfilm nicht doch besser gedient und "Die Schlacht der Rohirrim" als solcher erfolgreicher gewesen wäre – wobei dabei allerdings zugleich zu bedenken ist, dass dieser wohl in etwa das Zehnfache des Anime gekostet hätte. In Wahrheit ist dieser Gedanke aber insofern müßig, als der Hauptgrund für die Existenz des Films darin lag, dass Warner irgendwas ins Kino bringen mussten, um die Lizenzrechte nicht zu verlieren. Dies machte mich im Vorfeld ebenso skeptisch, wie die Tatsache, dass die Geschichte die man hier erzählt in den Anhängen der Trilogie gerade mal ein paar Zeilen ausmacht. Bereits die "Hobbit"-Trilogie hat enorm darunter gelitten, dass hier ein einzelnes (noch dazu dünneres) Buch auf annähernd die Laufzeit der "Herr der Ringe"-Trilogie gebracht wurde; und nun bläht man also wenige Textzeilen auf einen kompletten Film auf?
Jedoch, in vielerlei Hinsicht hat mich "Die Schlacht der Rohirrim" eines Besseren belehrt. Zuerst einmal: Wenn man bedenkt, dass dieser Film in erster Linie deshalb gemacht wurde, um die Rechte behalten zu können, dann ist er genau genommen eigentlich besser, als es notwendig gewesen wäre – und das ist allen Beteiligten hoch anzurechnen. In erster Linie möchte ich hier die Drehbuchautor:innen Phoebe Gittins, Jeffrey Addiss und Will Matthews lobend erwähnen, die dann auch gleich meine zweite Sorge entkräfteten: Denn trotz der Laufzeit über zwei Stunden ist "Die Schlacht der Rohirrim" keine Sekunde langweilig, und wirkt vor allem auch nie übermäßig ausgedehnt und/oder in die Länge gezogen. Generell muss ich rückwirkend eingestehen, dass die Story sehr gut ausgewählt wurde. Sie ist spannend, mit einigen ikonischen Momenten gespickt, und bietet aufgrund der Schlachten auch einiges an Action (die man von den Mittelerde-Filmen nun einmal zu erwarten gelernt hat). Und mit "nur" 100-200 Jahren Zeitdifferenz zu den Trilogien ist man den Geschichten dort auch nahe genug, damit man als Zuschauer:in dennoch einen Bezug zum Geschehen hat. Mancherorts gab es Kritik an der Figur von Hera, und daran, dass hier mehr ihre als die Geschichte ihres Vaters erzählt wird. Dies mag zwar so stimmen, ich sehe es aber vielmehr als Stärke denn als Schwäche des Films (dies gilt übrigens auch dafür, dass man hier versucht, den Mangel an wichtigen Frauenfiguren in den beiden Trilogien – wobei Jackson hier im Vergleich zur Vorlage eh schon nachgebessert hat [und auch das wurde damals schon kritisiert] – auszumerzen). Ich habe jedenfalls mit ihr mitgefiebert, und finde es generell toll, dass man mit ihr jungen Mädchen/Frauen auch innerhalb des Mittelerde-Universums eine weitere Heldenfigur als erstrebenswertes Vorbild präsentiert. Und auch davon abgesehen hatten es mir die hier vermittelten Inhalte – die nicht zuletzt verletzte Männlichkeit äußerst kritisch darstellt – sehr angetan.
Produktionstechnisch macht "Die Schlacht der Rohirrim" größtenteils auch eine gute Figur – wobei dies zugegebenermaßen im Hinblick auf den Animationsstil zweifellos bis zu einem gewissen Grad Geschmacksache ist. Mir persönlich konnten die Bilder an sich jedenfalls sehr gut gefallen; es gab einige schöne Einstellungen/Zeichnungen, die mir auch nach dem Kinobesuch noch länger im Kopf herumspukten. Dabei profitiert der Film natürlich auch davon, dass man hier (im Gegensatz zu "Die Ringe der Macht", wo es dementsprechend auch immer eine Gratwanderung ist, sich einerseits so nah als möglich an ihnen zu bewegen, ohne sich für Plagiatsklagen angreifbar zu machen) die Rechte an sämtlichen Designs aus den Peter Jackson-Filmen hatte, weshalb man sich optisch von Anfang an wie zu Hause fühlt. Die letzte wesentliche Stärke sind dann die Performances der Voice Actors, wobei ich nur die Original-Besetzung beurteilen kann, die u.a. mit Brian Cox als Helm Hammerhand auftrumpft. Auch über die Rückkehr von Miranda Otto als Eowyn habe ich mich gefreut. Und vor allem auch Gaia Wise, welche Hera spricht, sei lobend hervorgehoben.
Leider aber gibt es auch ein paar Punkte, wo sich "Die Schlacht der Rohirrim" nur bedingt mit Ruhm bekleckert. So sind die Bilder für sich genommen zwar sehr schön gezeichnet, bei der Animation selbst hapert es allerdings. Eben diese ist nämlich leider teilweise überaus statisch, was sich vor allem in den dynamischen Momenten, wie der Action und den Schlachten, mit dem vermittelten Inhalt spießt. Das ist jener Punkt, wo ich mich einerseits fragen musste, ob der Geschichte nicht als Realfilm doch besser gedient gewesen wäre, und andererseits das Gefühl hatte, dass der Film doch unter dem Gesichtspunkt, dass man sich die Lizenzrechte unter so günstigen Umständen wie möglich behalten wollte, gelitten hat – wobei ich dabei zugebenermaßen unterstelle, dass dies eine budgetäre, und keine künstlerische Entscheidung war. Doch woran auch immer es lag, es ist einer jener Punkte, die dafür sorgen, dass die ansonsten wirklich mitreißende Geschichte nicht ihr volles Potential entfalten kann. Eine zweite ist die Musik. Die weiß nämlich immer nur dann zu begeistern, wenn Stephen Gallagher direkt von Howard Shore zitiert. Seine Versuche, eigene Themen zu etablieren, scheitern jedoch, wobei ich insbesondere sein Leitmotiv (wo man merkt, dass er versuchte, quasi ein Proto-Rohan-Thema zu erschaffen, welches eine noch nicht ganz fertige, ausgereifte Version von Shores Komposition sein soll) wenig einprägsam und im Vergleich zu Shores Werk deutlich unterlegen fand. Und auch von McCrearys Arbeit für die Amazon-Serie ist seine Musik weit entfernt. Der letzte Punkt ist dann, dass man es da und dort mit den Anspielungen auf die "Herr der Ringe"-Filme dann noch übertreibt. Exemplarisch sei der Wächter erwähnt, dessen Auftritt mich doch eher irritierte. Und am Ende bei der Schlacht von Helms Klamm (wie die Hornburg später – aufgrund der Ereignisse hier – heißen wird) zitiert man etwas gar oft aus "Die zwei Türme", wie z.B. wenn Haleth mit seiner Armee zur Rettung eilt (Gandalf und Eomer lassen grüßen). Hier wird man leider wiederholt an einen letztendlich halt doch um einiges besseren Film erinnert. Insofern waren das jene Stellen, wo "Die Schlacht der Rohirrim" in meinen Augen von etwas mehr Eigenständigkeit profitiert hätte.
Fazit:
Wenn man bedenkt, dass a) der Film als billige Übergangslösung gedacht war, um nicht die Lizenzrechte zu verlieren, und b) die Story auf ein paar Zeilen aus den Anhängen zurückgeht, dann ist "Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim" besser, als man das im Vorfeld eigentlich erwarten durfte. Hauptverantwortlich dafür ist das starke Drehbuch, welches sehr gut auf die knappe Vorlage aufbaut, und eine mitreißende Geschichte erzählt. Man profitiert zudem davon, dass man aufgrund des gleichen "Heimat" auf die Design der "Herr der Ringe"- und "Hobbit"-Produktionen von Peter Jackson zurückgreifen konnte, weshalb man sich als Fan der Filme sofort zu Hause fühlt. Und die Zeichnungen an sich haben mir ebenfalls gut gefallen, und schmücken den Film mit einigen wunderschönen, imposanten Bildern. Von eben diesen hätten es aber ruhig mehr sein dürfen; damit meine ich: Die Animation selbst ist leider im Hinblick auf die Bildanzahl sehr zurückgenommen, was vor allem der Dynamik der Kampf- und Schlachtszenen nicht im Geringsten zu Gute kommt. Zudem orientiert man sich an einzelnen Szenen und Elementen etwas gar zu sehr an der HDR-Trilogie. Und die Musik von Stephen Gallagher kann leider immer nur dann mit den Kompositionen von Howard Shore mithalten, wenn er diese direkt zitiert. Sein Schicksal, von einem Großteil der Fangemeinde (zumindest im Kino) ignoriert zu werden, hat er sich aber definitiv nicht verdient.