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Sherlock Holmes' letzter Fall Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 24 Dezember 2024
 
Advent-SPECiAL

 
Mr. Holmes
Originaltitel: Mr. Holmes
Produktionsland/jahr: UK/USA 2015
Bewertung:
Studio/Verleih: See-Saw Films/BBC Film/Miramax/Alamode Film
Regie: Bill Condon
Produzenten: U.a. Iain Canning, Anne Carey & Emile Sherman
Drehbuch: Jeffrey Hatcher, nach dem Roman von Mitch Cullin
Filmmusik: Carter Burwell
Kamera: Tobias A. Schliessler
Schnitt: Virginia Katz
Genre: Drama
Kinostart Deutschland: 24. Dezember 2015
Kinostart USA: 24. Juli 2015
Laufzeit: 104 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 6
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Ian McKellen, Laura Linney, Hiroyuki Sanada, Hattie Morahan, Milo Parker, Patrick Kennedy, Roger Allam, Phil Davis, Frances de la Tour u.a.


Kurzinhalt: Seit einigen Jahrzehnten lebt Sherlock Holmes nun schon zurückgezogen in einem Landhaus in Sussex, wo er Bienen züchtet. Seine geistigen Fähigkeiten lassen ihn zunehmend im Stich. Beim Versuch, das unaufhörliche Fortschreiten seiner Senilität aufzuhalten, ist er gar kürzlich nach Japan gereist, um sich ein Extrakt der Herkuleskeule zu besorgen, die angeblich eben dabei helfen soll. Seine Bestrebungen, seine geistigen Fähigkeiten so weit als möglich wiederherzustellen, werden davon verstärkt, dass er nach wie vor von seinem letzten Fall verfolgt wird – der auch der Grund war, warum er seine Profession als beratender Detektiv aufgab. Nur warum genau, daran kann er sich beim besten Willen nicht erinnern. Er weiß nur, dass es sich nicht so zugetragen hat, wie es sein guter Freund Dr. Watson in einer seiner Erzählungen schilderte. Er beginnt, die damaligen Ereignisse aufzuschreiben, um seiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen. Zudem will er, sobald er fertig ist, die Aufzeichnung auch publizieren, und so den Sachverhalt richtigstellen. Roger, der Sohn seiner Haushälterin Mrs. Munro, befeuert ihn dabei, möchte er doch unbedingt mehr über den letzten Fall des Meisterdetektivs erfahren. Doch die Reise in die Vergangenheit wird Sherlock Holmes letztendlich mit dem schmerzlichsten Misserfolg seiner Karriere konfrontieren…

Review: Szenenbild. Aus insgesamt achtundfünfzig Kurzgeschichten und vier Romanen von Sir Arthur Conan Doyle, sowie den unzähligen Filmen (und dabei nicht immer Verfilmungen) kennen wir Sherlock Holmes als brillanten Meisterdetektiv, der seine Fälle mit seiner außergewöhnlichen Fähigkeit zur Beobachtung und Deduktion löst. Doch was, wenn diesen Mann eines Tages sein Geist zunehmend im Stich zu lassen beginnt? Eben damit setzt man sich bei "Mr. Holmes" – unter anderem – auseinander. Der Film basiert auf dem Roman "A Slight Trick of the Mind" von Mitch Cullin, und zeigt uns – in den Szenen, die im Jahr 1947 angesiedelt sind – einen ganz anderen Holmes, als wir das sonst gewohnt sind: Sowohl körperlich als auch geistig angeschlagen, und vom Leben geschunden (wenn auch – noch? – nicht gebrochen). Es tut richtiggehend weh, diese ikonische Figur in einem solchen Zustand zu sehen – doch genau das ist eben einer der wesentlichen Punkte, die "Mr. Holmes" vermitteln will: Wir alle werden nicht jünger, und sofern wir überhaupt das Glück haben, ein (so) hohes Alter zu erreichen, wird dies unweigerlich mit körperlichen und geistigen Einschränkungen einhergehen.

Als Holmes erkennt, dass er sich dem Ende seiner Tage nähert, ist er vom Gedanken geradezu besessen, die wahre Geschichte seines letzten Falls – der ihn einst dazu veranlasste, seine Arbeit als beratender Detektiv einzustellen – zu erzählen, was angesichts seines zunehmenden Gedächtnisverlusts gar nicht so leicht ist. Und so dreht sich zu Beginn bei "Mr. Holmes" alles um die – ihm von Roger gestellte – Frage: "Warum haben Sie damals aufgehört"? Als Mysterium, um unser Interesse zu wecken, funktionierte das für mich ausgesprochen gut. Ein bisschen schwerer tat ich mir mit der Erzählweise. Gegen die Rückblenden zum damaligen Fall war zwar nicht das Geringste einzuwenden, durch die parallel erzählten Flashbacks zu seiner erst kürzlichen Reise nach Japan wird der Film zu Beginn aber doch ein bisschen konfus. Am Ende läuft zwar alles auf ein sehr ansprechendes Finale hinaus, wo sich einem dann auch der Sinn dieser drei parallel erzählten Geschichten erschließt, bis es soweit ist braucht man aber ein bisschen Geduld. Von diesem Punkt abgesehen habe ich an "Mr. Holmes" aber nicht das Geringste auszusetzen, und vielmehr vieles zu Loben. Wie z.B. die Performance von Sir Ian McKellen in der Hauptrolle. Die unterschiedlichen Zeitebenen erlauben es ihm dabei, Holmes sowohl am Höhepunkt seines Schaffens als auch am Ende seiner Tage zu spielen. Beides macht er ausgezeichnet, und der Film gewinnt enorm viel aus eben diesem Kontrast. An dieser Stelle sei auch gleich das sehr gelungene und überzeugende Altersmakeup positiv hervorgehoben. Die Inszenierung von Bill Condon ist stilvoll, dabei aber zugleich angenehm klassisch. Er legt keinen Wert auf Spielereien wie beispielsweise Guy Ritchie in seinen beiden Filmen, sondern legt den Fokus ganz klar auf McKellens Performance, sowie die im Mittelpunkt stehende Geschichte.

Szenenbild. Eben diese gliedert sich wie erwähnt in drei Handlungsstränge. Die Story in der "Gegenwart" lebt vor allem vom netten Zusammenspiel zwischen Holmes und Roger, wobei ich persönlich den dramatischen Moment rund um den Wespenangriff (wobei natürlich von Anfang an klar war, dass da irgendetwas kommen muss – und es zudem im Roman sogar nochmal tragischer ausgeht) nicht unbedingt gebraucht hätte. Der Handlungsstrang rund um Japan fiel für mich zwar ein bisschen ab, hatte aber ebenfalls starke Momente (wie der Besuch von Hiroshima, oder die Konfrontation beim Abendessen). Herzstück von "Mr. Holmes" ist aber zweifellos der Fall rund um Ann Kelmot. Wir sehen hier, wie Holmes zwar alles richtig kombiniert und diesen so löst, letzten Endes aber dennoch scheitert – weil er sich, wie es seine Natur ist, zu sehr mit dem intellektuellen und zu wenig dem emotionalen Problem auseinandergesetzt hat. Als er sich hier nun wieder daran erinnert, erkennt jener Mann, der sein ganzes Leben in den Dienst der Wahrheit gestellt hat, den Wert der (mitfühlenden) Lüge. Und so übt er sich, um das Leid einer anderen Person zu lindern, in der Kunst seines alten Freundes Dr. Watson: Der Fiktion. Wahrlich ein wundervoller Abschluss!

Fazit: "Mr. Holmes" trumpft unter anderem mit dem Grundkonzept auf, uns den ehemaligen Meisterdetektiv von einer sehr ungewohnten Seite zu zeigen. Es schmerzt einen richtiggehend, mitzuerleben, wie er verzweifelt versucht, an seinem Geist – jener Aspekt, den er an sich immer am höchsten geschätzt hat – festzuhalten. Zugleich wird er von Emotionen geplagt, die auf einen Fall zurückzuführen sind, an den er sich nicht mehr erinnern kann. Mit Hilfe des kleinen Jungen Roger begibt er sich auf eine Reise in die Vergangenheit – und rekapituliert so schließlich den möglicherweise größten, jedenfalls aber schmerzlichsten Fehlschlag seiner Karriere. Eben darin lag für mich das Herzstück des Films. Dieser profitiert darüber hinaus von einer bestechenden schauspielerischen Leistung von Ian McKellen, der stilvollen Inszenierung durch Bill Condon, sowie Carter Burwells einfühlsamer Musik. Zwar kamen die beiden anderen Handlungsstränge, trotz ebenfalls einiger sehr guter Momente, an die zentrale Storyline für mich nicht ganz heran. Dennoch ist "Mr. Holmes" ein wunderbarer – und wunderbar anderer – Film über den wohl berühmtesten Detektiv der Literatur- und Filmgeschichte.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1992 Universal Pictures)


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