Mit: Christopher Lee, Patrick Macnee, Jenny Seagrove, Joss Ackland, Richard Todd, Claude Akins, Margaret John, Jerome Willis u.a.
Kurzinhalt:
Sherlock Holmes erwägt, sich zur Ruhe zu setzen – da seine geistigen Fähigkeiten im Alter langsam aber sicher doch merklich beginnen, nachzulassen. Dann jedoch wird er von König Edward darum gebeten, dafür zu sorgen, dass wertvoller Edelstein – den Stern von Afrika – sicher von seiner Fundstätte nach London gelangt. Holmes willigt ein, und reist zusammen mit seinem Freund und Kollegen Dr. John Watson sowie seinem Bruder Mycroft nach Afrika, wo ihm der in einem Safe verwahrte Stern gezeigt wird. Doch es kommt, wie es kommen muss: Bereits in der darauffolgenden Nacht gelingt es jemanden, einzubrechen, und den Stern von Afrika zu stehlen. Ein Hauptverdächtiger ist schnell gefunden, stellt sich ein vermeintlich unschuldig-harmloser Reisender doch vielmehr als Meisterdieb Constantine Mavropolis. Dieser beteuert jedoch vehement seine Unschuld – und Holmes ist geneigt, ihm zu glauben. Er verfolgt daraufhin den Rest der Reisegruppe, die im Hotel abgestiegen waren, auf ihrem Weg nach Kapstadt. An Verdächtigen mangelt es nicht – doch noch ist der Meisterdetektiv bei der Lösung des Falls keinen entscheidenden Schritt weiter gekommen…
Review:
Im zweiten und zugleich letzten TV-Zweiteiler mit Christopher Lee als alternder Sherlock Holmes (und Patrick Macnee als sein Freund Dr. John Watson) verschlägt es den Meisterdetektiv nach Afrika. Im Gegensatz zum Vorgänger, wo Luxemburg für Wien doubelte, gab es in diesem Fall wohl gar keine andere Möglichkeit, als Geld für eine Reise nach Afrika in die Hand zu nehmen und an Original-Schauplätzen zu drehen. Etwas, von dem der Film im Vergleich zum Vorgänger definitiv profitiert. Zudem gibt einem dieses für eine Holmes-Story ungewöhnliches Setting doch einen gewissen exotischen Touch, der (bei aller Liebe für meine Heimatstadt) die Story im Wien kurz nach der Jahrhundertwende (wo der Unterschied zum viktorianischen London nicht so groß war) "Primadonna" fehlte. Wichtiger als das ist allerdings, dass beim zweiten Film doch etwas mehr los ist. Vor allem das Ende des ersten Teils, rund um den Zug, ist ziemlich mitreißend gestaltet, aber auch davor sowie danach gab es einige gelungene Momente. Und generell würde ich den Unterhaltungswert von "Stern von Afrika" zumindest eine Spur stärker einschätzen.
Wie beim Vorgänger machen zudem Lee als Holmes und Macnee als Watson einen überaus guten Eindruck. Ich mag auch die Idee, eine Geschichte rund um einen etwas älteren Holmes zu erzählen, dessen mentale Fähigkeiten nicht mehr ganz auf der Höhe seiner Blütezeit sind. Jener Moment, wo Holmes seinem Freund gegenüber Selbstzweifel erkennen lässt, weil er den Fall noch nicht gelöst hat – und dass ihm dies früher mit den vorhandenen Hinweisen schon längst gelungen wäre – zählt zu den stärksten des Films. Trotz solcher, vereinzelter ernster Momente will "Stern von Afrika" aber in erster Linie gut unterhalten, und streut eben deshalb auch immer wieder amüsante Momente ein – wie z.B., wenn Holmes einen Mordanschlag mit einem Leoparden (!) abwehrt und danach zu Watson trocken kommentiert "Just taking the cat out." Aber auch die zahlreichen, teils schrulligen Charakteren, denen die beiden auf dieser Safari begegnen, tragen einiges zum Humor bei. Allerdings: Eben diese Fülle an teils schrägen Charaktere verleiht "Stern von Afrika" teilweise mehr den Eindruck eines Krimis im Stile von Agatha Christie, denn Arthur Conan Doyle. Unsicher bin ich mir auch, ob es unbedingt notwendig war, den Trend des ersten Films fortzusetzen, dass Holmes auf berühmte historische Persönlichkeiten trifft, wobei ich insbesondere auf den Auftritt von Präsident Roosevelt hätte verzichten können. Etwas untypisch erschien mir auch die Szene, wo Holmes bei der Safari tatsächlich einen Löwen erlegt. Ein bisschen enttäuscht war ich auch, dass er den Stern tatsächlich nach London bringt; zu Beginn beim Briefing hatte ich nämlich den Eindruck, dass er die Ansichten des Königshauses, wem bzw. wohin der Stern gehört, nicht unbedingt teilt. Überhaupt nicht überzeugt hat mich dann das mit der zufälligen Aufnahme des Liebespaares im Hintergrund, und wie es bei einer solch alten, rudimentären Aufnahme möglich sein sollte, derart klar und deutlich ins Bild hineinzuzoomen. Vor allem aber hat "Stern von Afrika" das gleiche Hauptproblem wie sein Vorgänger: Drei Stunden Laufzeit sind für die Story einfach zu viel, weshalb sich immer wieder Längen (und teilweise leider auch richtiggehend Langeweile) einschleichen. Was schade ist, weil als 90- oder maximal 120-Minüter hätte "Stern von Afrika" zu den besseren Holmes-Filmen zählen können.
Fazit:
"Sherlock Holmes und der Stern von Afrika" war immerhin eine Spur besser als der mäßige Vorgänger. So war hier dann doch eine Spur mehr los, weshalb sich die Story trotz der drei Stunden Laufzeit nicht ganz so gezogen hat. Was allerdings nicht heißen soll, dass es gar keine Längen gab. So fällt die zweite Hälfte im Vergleich zur relativ kurzweiligen ersten dann doch etwas ab. Aus meiner Sicht tat man beiden Geschichten mit der Umsetzung als TV-Zweiteiler keinen Gefallen. Generell hatte ich bei "Stern von Afrika" teilweise eher den Eindruck einer Geschichte im Stile von Dame Agatha Christie, als von Sir Arthur Conan Doyle. Einzelne Aspekte, wie insbesondere das mit dem Filmmaterial, haben mich ebenfalls nicht überzeugt. Und insbesondere den Auftritt von Präsident Roosevelt hätte ich auch nicht wirklich gebraucht. Dafür gefiel mir – wie schon beim Vorgänger – die Idee einer Holmes-Geschichte, die den Meisterdetektiv im fortgeschrittenen Alter und dementsprechend schon etwas (mental) angeschlagen zeigt. Wobei "Stern von Afrika" aus der Idee um einiges mehr herausholt als der Vorgänger. Auch der immer wieder eingestreute, auflockernde Humor wertete den Film auf. Und Christopher Lee sowie Patrick Macnee gefielen mir als Sherlock Holmes und Dr. Watson ebenfalls recht gut. Warum man meinte, aus "Sherlock Holmes und der Stern von Afrika" (sowie "Sherlock Holmes und die Primadonna") unbedingt einen dreistündigen TV-Zweiteiler machen zu müssen, werde ich allerdings nie verstehen.