Mit: Robert Downey Jr., Jude Law, Jared Harris, Rachel McAdams, Noomi Rapace, Stephen Fry, Paul Anderson, Kelly Reilly, Geraldine James, Eddie Marsan, William Houston, Wolf Kahler u.a.
Kurzinhalt:
Ganz Europa wird von seiner Serie an Bombenattentaten erschüttert. Die Lage ist höchst angespannt, und könnte im schlimmsten Fall zu einem Krieg führen, der sich über den gesamten Kontinent zieht. Eben dies will Sherlock Holmes unbedingt verhindern. Er ist davon überzeugt, dass der in der Öffentlichkeit hoch angesehene Professor Moriarty der Drahtzieher hinter den Anschlägen ist. Einzelne Vertraute wie sein Bruder Mycroft unterstützen ihn bei seinen Bemühungen, doch noch fehlt ihm ein handfester Beweis, der Moriarty – aus seiner Sicht der Napoleon des Verbrechens – mit den Machenschaften seiner Organisation in Verbindung bringen würde. Als er Moriarty konfrontiert, warnt dieser ihn davor, ihm in die Quere zu kommen – etwas, dass nicht nur für Sherlock selbst, sondern auch dessen Freundes- und Bekanntenkreis fatale Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Holmes erkennt darin eine Drohung gegen seinen Freund John Watson, der sich gerade mit seiner Frau Mary auf Hochzeitsreise befindet. Zwar gelingt es ihm, den Anschlag zu vereiteln, im Zuge dessen werden Holmes und Watson allerdings nur umso tiefer in Moriartys Intrigen gezogen – bis Holmes schließlich klar wird, dass die Vereitlung von dessen Plänen von ihm den ultimativen Preis fordern könnte…
Review:
Im Gegensatz zum Vorgänger hatte ich "Spiel im Schatten" bislang nicht besprochen; ich vermute, damals rund um den Kinostart war einfach der Stress zu groß, als dass ich es zeitlich untergebracht hätte. Meiner Erinnerung nach hat die Zweitsichtung nun nach all den Jahren allerdings an meiner Meinung nicht viel geändert: Er ist gut, in Teilbereichen sogar phänomenal (was ihn im Gesamten allerdings für mich irgendwie doch auch ein bisschen frustrierend macht), aber dem Vorgänger doch leicht unterlegen. Den habe ich mir übrigens, bevor ich mich über "Spiel im Schatten" stürzte, nun ebenfalls nach sehr langer Zeit wieder mal angesehen. Dabei musste er zwar doch leicht Federn (in Form von einem Wertungspunkt) lassen, den positiven Grundtenor meiner damaligen Rezension kann ich jedoch nach wie vor unterschreiben. Der Film war eine spaßige, und vor allem mal etwas andere Interpretation zum klassischen Holmes-Mythos. Schwungvoller, actionreicher, und – zum Guten sowie zum Schlechten – nicht mehr so kopflastig. Der Erfolg gab Guy Ritchie und seinem Team recht, und so kam nur zwei Jahre später mit "Spiel im Schatten" die Fortsetzung ins Kino. Für den Griff man den (an "Batman Begins" erinnernden) Twist rund um Moriarty vom Ende des ersten Films auf, und stellte Professor Moriarty in den Fokus.
Darin liegt für mich zugleich auch seine größte Stärke. Einerseits, weil dieser mit Jared Harris absolut perfekt gecastet wurde; wie kaum sonst jemand damals in dieser "Altersklasse" vereint er sowohl die Gentleman-Aspekte als auch die darunter schwelende Bedrohlichkeit der Figur grandios. Insofern dreht "Spiel im Schatten" für mich vor allem auch immer dann auf, wenn er und Sherlock aufeinandertreffen. Dies gilt insbesondere für das Finale, das nicht nur besser ist als alles, was es im Vorgänger zu sehen gab, sondern für mich zu den besten Momenten aller bisheriger "Sherlock Holmes"-Adaptionen (egal ob Film oder Serie) zählt. Wie Sherlock hier mehrere Varianten eines Kampfes mit Moriarty durchspielt, und erkennt, dass es keine Möglichkeit gibt, zu gewinnen, sondern er bestenfalls nur ein "Unentschieden" erreichen kann, in dem er sich zusammen mit ihm in die Tiefe stürzt, ist absolut fantastisch. Es ist in erster Linie diese Szene, wo "Spiel im Schatten" brilliert – und man die Konfrontation zwischen den beiden sooooooo viel besser gelöst hat als in der ansonsten ebenfalls gelungenen "Sherlock"-Serie, da Holmes dort so viel vorbereiten musste, um da lebend rauszukommen, dass er eben bevor er sich in die Tiefe stürzte schon wusste, dass er überleben würde. Hier hingegen ist er dazu gezwungen, zum Wohle der ganzen Welt ein kalkuliertes Risiko einzugehen. Noch besser wird der Moment dadurch, wie man auf das vorangehende Gespräch zwischen Holmes und Moriarty zurückgreift (aufs Wesentliche verkürzt: "Rest assured, if you attempt to bring destruction down upon me, I shall do the same to you." "If I were assured of the former eventuality, I would cheerfully accept the latter."), jedoch ohne es für notwendig zu halten, uns die Szene nochmal zu zeigen, oder auch nur den Ton nochmal einzublenden. Man traut dem Publikum doch tatsächlich zu, sich an diesen Moment, den sie rund eine Stunde davor gesehen haben, noch zu erinnern! Ach, wenn uns doch andere Filme (und Serien) auch nur ansatzweise so viel zutrauen würden. Insofern hätte "Spiel im Schatten" eigentlich das Potential geboten, den Vorgänger hinter sich zu lassen. Zumal er mit Robert Downey Jr. und Jude Law (sowie ihrem Zusammenspiel), der Musik von Hans Zimmer sowie der Inszenierung von Guy Ritchie (die insbesondere bei der Flucht durch den Wald hervorsticht) drei weitere wesentliche Stärken des ersten Films übernimmt.
Dass ihm dies dennoch nicht gelingt, hat mehrere Gründe. So war grundsätzlich schon mal der Erzählfluss des ersten Films besser; hier hingegen stockt der Plot-Motor gelegentlich. Kritisch sehe ich auch die Entscheidung, Irene Adler (zumindest vermeintlich) gleich zu Beginn des Films aus der Geschichte zu schreiben. Dafür, sie zu fridgen, ist die Figur meines Erachtens zu wichtig. Im Gegensatz zu einigen anderen amüsanten Momenten empfand ich Sherlock Holmes als Frau verkleidet eher als humoristischen Rohrkrepierer. Schade auch, dass der Meisterdetektiv hier – im Vergleich zum Vorgänger – kaum Gelegenheit bekommt, seine Fähigkeiten zur Deduktion (zumindest abseits von körperlichen Auseinandersetzungen) anzuwenden. Kritisch ist ebenfalls zu sehen, dass man sich mit den Bombenanschlägen etwas zu sehr am damaligen Zeitgeist (und der Angst vor ähnlichen Terroranschlägen in der Gegenwart) inspirieren ließ. Auch im Hinblick auf kosmetische Chirurgie schien man mir hier ein bisschen gar (und zu) weit zu sein. Vor allem aber fällt alles rund um Madam Simza (gespielt von der meines Erachtens heillos überschätzten Noomi Rapace) und ihrem Bruder deutlich ab. Wann immer sie im Mittelpunkt stand, verlor der Film für mich deutlich an Reiz. Last but not least hätte ich es besser gefunden, wenn man es bei Holmes Geschenk belassen, und ihn uns nicht gleich auch noch (unter den Lebenden weilend) gezeigt hätte. Hier hat leider an einer entscheidenden Stelle der nötige Mut gefehlt. Schade!
Fazit:
So wie beim Vorgänger muss man sich auch bei "Spiel im Schatten" auf einen ganz anderen Holmes-Film als üblich einstellen. Statt einen Krimi erwartet einen hier vielmehr ein Thriller mit starken Action-Elementen; mehr noch als beim ersten Teil stehen hier die Kämpfe gegenüber der Denkarbeit (zumindest abseits von eben diesen) im Vordergrund. Puristen werden somit auch hier wieder eher nicht auf ihre Kosten kommen. Für mich gilt jedoch wie beim Vorgänger: Es gibt bereits so viele – auch sehr werksgetreute – Holmes-Adaptionen, da ist in meinen Augen auch für eine derartige Blockbuster-Variante, die ein möglichst großes Publikum ansprechen will, Platz. Zumal man uns hier mit Professor Moriarty seinen größten Widersacher liefert – und tatsächlich ist alles rund um diesen phänomenal gelungen, angefangen beim Casting, über ihre ersten beiden Begegnungen, bis hin zum Grande Finale, welches ich zu den besten Szenen aller Holmes-Filme und -Serien zähle. Umso bedauerlicher, dass alles abseits von Moriarty nicht nur damit, sondern auch dem Vorgänger nicht mithalten kann, wobei vor allem die Simza-Storyline für mich doch ziemlich abfiel. Auch sonst gibt es kleinere Kritikpunkte, wie das Schicksal von Irene Adler. In Summe macht dies einen Film, der zwar an einzelnen Stellen besser, insgesamt aber doch eine Spur schwächer ist als der Vorgänger.