Mit: Gene Wilder, Madeline Kahn, Marty Feldman, Dom DeLuise, Leo McKern, Roy Kinnear, John Le Mesurier, Douglas Wilmer, Thorley Walters u.a.
Kurzinhalt:
Nur kurz nachdem Lord Redcliff von der Königin höchstpersönlich ein streng gemeines Dokument übergeben wurde, verschwindet dieses aus seinem Safe. Doch statt sich selbst um die Angelegenheit zu kümmern, überlässt Sherlock Holmes den Fall seinem jüngeren Bruder Sigerson. Diesem sind der Erfolg und die Anerkennung, die seinem älteren Bruder widerfährt, seit jeher ein Dorn im Auge. Zusammen mit dem Boten Orville Sacker, der über ein phonogrammatisches Gedächtnis verfügt, macht er sich daran, den Fall zu untersuchen. Es dauert nicht lange, ehe er auf die Musical-Sängerin Jenny Hill stolpert, die irgendwie in die Angelegenheit verwickelt zu sein scheint. Doch obwohl er ihr während einer Aufführung das Leben rettet, fällt es ihm schwer, ihr Vertrauen zu gewinnen – und als ihm dies dann schließlich gelingt, droht er wiederum seins in sie zu verlieren…
Review:
"Sherlock Holmes' cleverer Bruder" war der Versuch von Gene Wilder, eine Parodie im Stile von Mel Brooks zu schaffen – wofür er sich auch gleich die Unterstützung von seinen "Frankenstein Junior"-Costars Madeline Kahn und Marty Feldman sicherte. Leider aber offenbart Wilder zumindest bei seinem ersten Film (s)ein Unverständnis, was eine Parodie ausmacht. Was die Werke von Mel Brooks so genial machte, war, wie er es verstand, ikonische Elemente und/oder Momente herzunehmen, und sie ins Komische zu verzerren. Zwei Beispiele: Die ikonisch-hünenhafte Gestalt Darth Vaders wird in "Spaceballs" durch den vertikal (so wie ich) eher eingeschränkten Rick Moranis ersetzt. Oder die Szene in "Robin Hood - Helden in Strumpfhosen", wo Robin und Little John über den Wegzoll streiten, obwohl Robin problemlos über den "Fluss" drüberhüpfen könnte. Eben diese Verzerrung ins Lächerliche kann dann durchaus auch mal übermäßig albern bis hin zu infantil sein, wie z.B. wenn Lord Helmchens Bestrafung darin besteht, anderen nicht etwa die Kehle zuzuschnüren, sondern ihnen einen Macht-Tritt in die Eier zu verpassen. Es funktioniert (für mich) aber trotzdem, weil das Grundgerüst da ist, und es sich stets um eine Art "Kommentar" handelt.
Und genau das fehlt hier. Im Gegensatz zu – um im Bereich der Sherlock Holmes-Parodien zu bleiben – "Genie und Schnauze", wo man sich einer amüsanten Grundidee bediente, nimmt Gene Wilder seinen Film nur als Ausrede, um einen billigen und weitestgehend kindischen Gag nach dem anderen anzubringen. Was dann trotzdem funktionieren kann, wenn der von ihm hier präsentierte Humor den eigenen Geschmack trifft. Eben das war nur halt leider bei mir größtenteils nicht der Fall. Um euch ein paar Beispiele zu geben, was euch hier an "Gags" erwartet: Sigerson nennt seinen Bruder "Sheer Luck". Als eine Aufzeichnung stockt (wie eine hüpfende Schallplatte; fragt eure Eltern), schlägt sich Orville auf den Kopf. Um Jenny dazu zu bringen, ihm die Wahrheit zu sagen, verführt Sigerson sie (weil sexuelle Stimulation sie eben dazu bringt, die Wahrheit auszuspucken). Mehrmals werden Musical-Einlagen eingeschoben, obwohl sich diese nicht aus der Handlung des Films ergeben, wobei ich insbesondere das Känguru-Hüpflied furchtbar fand. An einer Stelle sagt Jenny mehrmals "Schrei", anstatt wirklich zu schreien (so als wäre es das "lol" der 70er). Oder nehmt den Moment, wo sich ein Bösewicht einen riesigen Handschuh schnappt, und Sigerson dann mit einem riesigen Schuh kontert. Auch die diversen Slapstick-Einlagen (wie wenn Sigerson und Orville im Fenster stecken bleiben) haben für mich selten bis nie funktioniert. Und wenn er dann tatsächlich mal eine ansatzweise raffinierte Idee hat, wie die Kapelle in Moriartys Versteck, damit er seine bösen Taten immer sofort beichten kann, hapert es letztendlich an der Umsetzung. Das Ergebnis: Fast alles, was lustig sein sollte, hat die betreffende Wirkung bei mir verfehlt. Insofern hat "Sherlock Holmes' cleverer Bruder" nur in sehr wenigen gelungenen Ansätzen funktioniert. So mochte ich z.B. das Lied "You Don't Love As I Do", welches dann auch nach dem Duett von Jenny und Sigerson sehr gut in die Filmmusik eingebunden wurde, und quasi ihr "love theme" wurde. Zudem haben sich in all den Rohrkrepieren doch einzelne amüsante Gags eingeschlichen, wie z.B. Gambettis furchtbare Übersetzung der Oper. Und generell waren für mich die letzten 15-20 Minuten ganz klar die besten des Films; zwar auch noch lange nicht gut, aber dort fühlte ich mich vom Film (endlich) zumindest ansatzweise gut unterhalten. Ich wünschte, über die (mehr als) Stunde davor könnte ich das auch behaupten.
Fazit:
Ich: Wie unlustig kann eine Komödie sein? "Sherlock Holmes' cleverer Bruder" darauf: Ja. Zugegeben, es gibt vermutlich nichts Subjektiveres als den Humor, aber für mich war Gene Wilders erster Versuch einer Parodie im Stile eines Mel Brooks leider ein fast völliger humoristischer Rohrkrepierer. Einerseits, weil ihm das Gespür dafür fehlt, was eine Parodie zu einer Parodie (statt einfach nur einer Ansammlung von – überwiegend infantilen – Albernheiten) macht. Zudem würden Mel Brooks' Parodien auch abseits der Gags, als geradlinig erzählte Geschichten, gut funktionieren. Auch das kann man von "Sherlock Holmes' cleverer Bruder", mit seinem uninspirierten und uninteressanten Plot, nicht behaupten. Als Vierjähriger hätte ich mich über ihn vielleicht abgepeckt. Als angehender Mittvierziger fand ich "Sherlock Holmes' cleverer Bruder", abseits sehr vereinzelter tatsächlich halbwegs amüsanter Gags, sowie dem dann recht launigen Finale, aber leider doch ziemlich mühsam.