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Der Seidenstrumpfmörder Drucken E-Mail
Rupert Everett jagt einen Serienmörder Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 16 Dezember 2024
 
Advent-SPECiAL

 
Der Seidenstrumpfmörder
Originaltitel: Sherlock Holmes and the Case of the Silk Stocking
Produktionsland/jahr: UK/USA 2004
Bewertung:
Studio/Verleih: Tiger Aspect Productions/BBC
Regie: Simon Cellan Jones
Produzenten: U.a. Elinor Day
Drehbuch: Allan Cubitt
Filmmusik: Adrian Johnston
Kamera: David Katznelson
Schnitt: Paul Garrick
Genre: Krimi/Thriller
DVD-Premiere Deutschland: 30. April 2005
TV-Ausstrahlung UK: 26. Dezember 2004
Laufzeit: 99 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube
Kaufen: DVD
Mit: Rupert Everett, Ian Hart, Nicholas Palliser, Neil Dudgeon, Anne Carroll, Tamsin Egerton, Perdita Weeks, Jennifer Moule, Michael Fassbender, Helen McCrory u.a.


Kurzinhalt: In London treibt ein Serienmörder sein Unwesen. Dieser hat es auf junge Mädchen abgesehen, entführt sie, und erwürgt sie mit einer Strumpfhose, die er ihnen daraufhin in den Rachen steckt. Die Polizei hat gerade erst das erste Opfer entdeckt, da wird auch bereits das nächste Mädchen vermisst. Was die beiden eint, ist, dass die beiden miteinander befreundet waren, und an der gleichen Schule Ballettunterricht nahmen – eine Parallele, die sofort das Interesse des zu den Ermittlungen hinzugezogenen Meisterdetektivs Sherlock Holmes weckt. Dieser vermutet daraufhin, dass der Täter seine Opfer nicht etwa wahllos aussuchte, sondern aus ihrem Umfeld stammt. Schließlich meint er, den Verantwortlichen gefunden zu haben – jedoch mangelt es ihm an konkreten Beweisen. Mehr noch: Da die Fingerabdrücke des Verdächtigen nicht mit jenen übereinstimmen, die vom Täter gefunden wurden, bleibt Inspektor Lestrade keine andere Wahl, als ihn wieder gehen zu lassen…

Review: Szenenbild. "Der Seidenstrumpfmörder" ist de facto eine Fortsetzung zur 2002er-Version von "Der Hund von Baskerville" (wobei man auf die Ereignisse dort in keinster Weise bezug nimmt, und es sich letztendlich um eine völlig eigenständige Geschichte handelt) – auch wenn man dies im ersten Moment vielleicht insofern nicht vermuten würde, als man hier nur Ian Hart als Dr. Watson übernimmt, jedoch die Hauptrolle auswechselt, und den aus meiner Sicht sehr unscheinbaren Richard Roxburgh durch Rupert Everett ersetzt. Der schlägt sich ungleich besser, wenn er auch sicherlich nicht an Brett, Rathbone oder Richardson herankommt. Ian Hart ist als Watson zwar wieder nicht schlecht, mir persönlich aber in der Rolle nach wie vor zu jung. Zwiespältig sehe ich den Auftritt von Helen McCrory; grundsätzlich mag ich sie immer sehr gerne, und hat sie mir auch hier wieder sehr gut gefallen. Dass Dr. Watson hier aber auf einmal eine andere Ehefrau angedichtet wird als Mary Morstan, muss man als Holmes-Kenner erstmal verdauen (können).

Was uns gleich zum nächsten Punkt bringt: Im Gegensatz zum "Vorgänger" orientiert man sich diesmal nicht an einer Vorlage von Sir Arthur Conan Doyle, sondern erzählt eine gänzlich neu erfundene Geschichte. Nun bin ich niemand, der den Zugang, nur die Figuren zu entnehmen und eine völlig neue Story zu erzählen, grundsätzlich ablehnt. Tatsächlich sehe ich darin auch insofern einen potentiellen Pluspunkt, als es auch Holmes-Kennern erlaubt, ein neues, unbekanntes Abenteuer mit den bekannten und beliebten Figuren zu erleben, und dementsprechend mitzurätseln (en Punkt, der sich hier allerdings leider sehr in Grenzen hielt; aber dazu gleich noch). Im Falle von "Der Seidenstrumpfmörder" ist es allerdings insofern ein bisschen gewöhnungsbedürftig, als der Fall hier von den klassischen Holmes-Erzählungen doch sehr deutlich abweicht, und mit seinem triebgesteuerten Serienmörder stark von Thrillern der Gegenwart (wie z.B. "Das Schweigen der Lämmer") inspiriert wirkt. Auf das musste ich mich doch erstmal einstellen. Grundsätzlich konnte mir die Story hier – von dem einen, ausgelutschten Twist (der mich doch ordentlich mit den Augen rollen ließ) abgesehen – aber gut gefallen. Positiv ist zweifellos auch, dass der Film inszenatorisch wieder deutlich klassischer und zeitloser gehalten ist, als der auf Teufel komm raus auf hip und modern getrimmte Vorgänger, der mit den ständigen Schnitten, den ausgebleichten Farben, den Kameraeinstellungen usw. innerhalb der ersten paar Minuten bereits den letzten Nerv raubte. Das war definitiv ein großes Plus im Vergleich zu "Der Hund von Baskerville (2002)". Produktionstechnisch schlägt sich "Der Seidenstrumpfmörder" ebenfalls ziemlich gut (und jedenfalls wesentlich besser als die vier kanadischen Frewer-Filme); einzig mit der Nebelmaschine hat man es hier deutlich übertrieben. Mit der Zeit wirkte das auf mich doch eher unfreiwillig komisch.

Szenenbild. Die größte Stärke von "Der Seidenstrumpfmörder" ist aber Michael Fassbender. Zugegeben: Ich bin jemand, der das klassische Gaststar-Syndrom immer kritisiert, und das gilt grundsätzlich auch für diesen TV-Film. Als sein Name in den Credits auftauchte, hatte ich noch die Hoffnung, es wäre halt einfach nur eine frühe und relativ kleine Rolle gewesen; schon bald war dann jedoch klar, dass es eben vielmehr auf genau jenes Gaststar-Syndrom hinausläuft. Was ich deutlich kritischer sehen würde, wenn seine Performance hier nicht das Beste am gesamten Film wäre, und diesen enorm aufwerten würde. Er überzeugt hier wirklich in jeder Szene, egal, ob er ein junges Mädchen mit seinem unwiderstehlichen Charme bezirzt, oder als bedrohlich-verkommener Serienkiller, sobald er diese dann in seiner Gewalt hat. Seine Leistung hat mich selbst mit dem doch ziemlich doofen und abgedroschenen Twist versöhnt (wohl u.a. auch aufgrund der interessanten Parallele zu "Alien: Covenant"). In jedem Fall ist es seine darstellerische Leistung, die einen ansonsten sehr (wenn auch immerhin) durchschnittlichen Film aus der Mittelmäßigkeit reißt.

Fazit: Auch abseits seiner größten Stärke ist "Der Seidenstrumpfmörder" jedenfalls um einiges besser gelungen als die vorangehende und in meinen Augen katastrophale Umsetzung von "Der Hund von Baskerville" aus dem Jahr 2002. Rupert Everett schlägt sich in der Hauptrolle ungleich besser als der glücklose Richard Roxburgh, die Inszenierung ist nicht mehr so verkrampft auf hip und modern getrimmt, und der Fall ist grundsätzlich auch interessant (wenn auch zweifellos eine deutliche Abkehr von den Doyle-Erzählungen). Zu kritisieren wären aus meiner Sicht in erster Linie ein bestimmter (abgedroschener) Twist rund um den Täter, Watsons nicht-kanonische Ehefrau, der übertriebene Einsatz der Nebelmaschine, sowie das hier leider auftretende Gaststar-Syndrom. Wobei ich letzteres hier insofern etwas entspannter sehe als sonst oft, als Michael Fassbenders Leistung für die damit einhergehende Vorhersehbarkeit mehr als nur entschädigte. Er ist für mich dann auch der Hauptgrund, sich "Der Seidenstrumpfmörder" anzusehen.

Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2004 BBC)


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