Mit: Robert Redford, Ben Kingsley, Sidney Poitier, David Strathairn, Dan Aykroyd, River Phoenix, Mary McDonnell u.a.
Kurzinhalt:
Mary Morstan wendet sich mit einem kuriosen Fall an Sherlock Holmes. Ihr wurde ein wertvoller Edelstein mit der Post geschickt; laut dem beiliegenden Brief nur der kleine Teil eines Schatzes, den ihr der unbekannte Gönner übergeben will. Zuvor möchte er sich jedoch mit ihr Treffen. Dabei darf sie sich von zwei Männern begleiten lassen, solange diese nicht der Polizei angehören. Eben dies führte Morstan zu Holmes und Watson, die zu ihrer großen Erleichterung beschließen, mitzukommen. Die drei finden sich daraufhin auf dem Anwesen der beiden Zwillingsbrüder Thaddeus und Bartholomew Sholto wieder. Ihr Vater ist vor kurzem verstorben. Er war im Besitz eines Schatzes, den er zusammen mit seinem Regimentskollegen Arthur Morstan – Marys Vater – aus Indien zurückgebracht hat. Kurz vor seinem Tod packte ihm auf einmal – aus ihnen unbekannten Gründen – das schlechte Gewissen, und er wollte dafür sorgen, dass Mary Morstan den ihr (bzw. ihrem Vater) zustehenden Anteil am Schatz erhält. Kurz darauf starb er jedoch an einem Herzanfall, unmittelbar nachdem er aus dem Fenster geblickt hatte. Während Bartholomew eigentlich trotzdem den gesamten Schatz behalten wollte, setzte sich Thaddeus über den Wunsch seines Bruders hinweg, und kontaktierte Mary. Als man jedoch gemeinsam Bartholomew aufsuchen will, findet man diesen in einem von innen verschlossenen Zimmer tot vor – und vom Schatz fehlt jede Spur…
Review:
Ein Jahr auf den Achtungserfolg mit "Der Hund von Baskerville" folgte mit "Das Zeichen der Vier" der zweite und zugleich auch letzte von Otto Plaschkes produzierte TV-Film (denn ursprünglich waren ja sechs Filme geplant). Aus meiner Sicht ist dieser Satz mit einem abschließenden "Leider" zu versehen; auch wenn "Vier" für mich nicht mehr ganz an "Baskerville" herankam. Schaffen wir meinen Hauptkritikpunkt, der direkt aus der Vorlage entstammt, gleich mal aus dem Weg: Die klischeehafte und in Wahrheit auch rassistische Darstellung von Tonga war im – ansonsten von mir geliebten – Roman zweifellos sehr problematisch. Wenn es etwas gibt, dass die ansonsten deutlich unterlegene Frewer-Adaption besser gemacht hat, dann eben diesen Punkt zu entschärfen. Hier hingegen passiert leider das genaue Gegenteil, und machte man es für meinen Geschmack sogar noch schlimmer. Dies verleiht "Das Zeichen der Vier" leider einen bitteren Beigeschmack. Darüber hinaus ist leider anzumerken, dass die Inszenierung von Desmond Davis leider bei weitem nicht an jene von Douglas Hickox beim Vorgänger heranreicht. Und wie schon bei diesem wirken einzelne Einlagen, die eingefügt wurden, um ein bisschen mehr Action präsentieren zu können, eher aufgesetzt.
Davon abgesehen hat mir "Das Zeichen der Vier" aber gut gefallen. Auf der einen Seite profitiert er natürlich davon, eine meiner Lieblings-Holmes-Geschichten zu adaptieren. Eben dies gelingt hier auch deutlich besser als bei "Im Zeichen der Vier" mit Matt Frewer; nicht zuletzt, als hier die dort von mir schmerzlich vermisste Verfolgungsjagd mit den Booten auf der Themse enthalten ist (für mich eine der zentralen Stellen der Vorlage). Abseits der zusätzlichen Actionszenen sowie der einen oder anderen etwas überdramatisierten Szene (wie Shaltos Tod) hat mir aber auch die Adaption an sich sehr gut gefallen, und beurteile ich auch die Änderungen, die man dabei an der Vorlage vorgenommen hat, größtenteils positiv. Eine ganz wesentliche Stärke ist auch wieder Ian Richardson in der Rolle als Sherlock Holmes. Bereits mit seinem Auftritt in "Der Hund von Baskerville" hat er sich auf Anhieb in meiner Favoritenliste der Holmes-Darsteller auf den dritten Rang geschoben, und "Das Zeichen der Vier" hat dies nur weiter einzementiert. Es ist wirklich bedauerlich, dass er nicht die Gelegenheit bekam, noch einige weitere Male in die Rolle zu schlüpfen. Ihm zur Seite steht diesmal ein anderer Watson, da die beiden Filme parallel zueinander gedreht wurden, und Donald Churchill aus Zeitgründen nicht beide hätte übernehmen können, weshalb er dort durch Donald Churchill ersetzt wurde. Im ersten Moment irritiert das natürlich (vor allem wenn man sie sich, so wie ich, direkt hintereinander ansieht), ich muss allerdings sagen, dass mir Healy in der Rolle nochmal um einiges besser gefallen hat. Vor allem sein Zusammenspiel mit Richardson hatte es mir dabei sehr angetan. Generell fand ich das Casting wieder sehr gelungen, wobei ich insbesondere noch die bezaubernde Cherie Lunghi (mir bislang in erster Linie als Guinevere aus "Excalibur" bekannt; insofern ein interessanter Zufall, als der dortige Lancelot Nicholas Clay beim Vorgänger als Stapleton zu sehen war; vom mir erst kürzlich in "Kein Koks für Sherlock Holmes" untergekommenen Merlin ganz zu schweigen) als Mary Morstan lobend hervorheben will. Noch kenne ich die Brett-Version nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie für mich die ultimative Interpretation der Figur bleiben wird. Was die Adaption an sich betrifft, lässt "Das Zeichen der Vier" für eben diese Fassung zwar noch etwas Luft nach oben; die Frewer-Version lässt man aber klar und deutlich hinter sich (auch wenn das zugegebenermaßen nicht sonderlich schwer war).
Fazit:
"Das Zeichen der Vier" zählt zu meinen Lieblingsfällen des von Sir Arthur Conan Doyle geschaffenen Meisterdetektivs. Diese Adaption mit Ian Richardson in der Hauptrolle kam zwar für mich weder ganz an die Vorlage noch an den Vorgänger "Der Hund von Baskerville" heran, hat mir insgesamt aber dennoch sehr gut gefallen. Der gerade erwähnte Richardson hat daran einen enormen Anteil, wobei ich das Casting hier generell wieder sehr gut fand, und neben ihm insbesondere noch David Healy (der mir als Watson deutlich besser gefiel als sein Vorgänger Donald Churchill) und Cherie Lunghi positiv hervorheben will. Die Adaption ist ebenfalls überwiegend gelungen. Ja, die eine oder andere Actioneinlage hätte man sich schenken können und in meinen Augen auch sollen. Vor allem aber ist es bedauerlich, dass man just den problematischsten Aspekt der Vorlage – die Figur von Tongo – so getreu übernahm. Davon abgesehen fand ich aber die vorgenommenen Änderungen größtenteils positiv, und gelang es in meinen Augen auch sehr gut, die wesentlichen Elemente der Geschichte auf gelungene Art und Weise zu übernehmen. Was die Inszenierung betrifft, muss er sich allerdings recht eindeutig dem Vorgänger geschlagen geben; da hat Douglas Hickox dann doch um einiges mehr Talent bewiesen (oder Geld zur Verfügung gehabt?), als Desmond Davis. Trotz dieses Manko finde ich es aber sehr schade, dass Ian Richardson nicht die Gelegenheit erhielt, nicht auch noch für weitere Fälle/Adaptionen in die Rolle des berühmten Meisterdetekivs zu schlüpfen.