Mit: Christopher Lee, Patrick Macnee, Morgan Fairchild, John Bennett, Engelbert Humperdinck, Tom Lahm, Ronald Hines, Nicholas Gecks, Jenny Quayle, Michael Siberry, Dominic Jephcott, Frank Middlemass, Charlotte Attenborough u.a.
Kurzinhalt:
Der österreichische Wissenschaftler Dr. Frölich hat ein Gerät entwickelt, mit dem sich Bomben aus der Ferne zünden lassen. Kurz darauf wird er ermordet, und die Pläne sowie der Prototyp gestohlen. Mycroft Holmes wendet sich an seinen Bruder Sherlock, damit dieser nach Wien reist, um beides für die britische Regierung sicherzustellen. Holmes bricht daraufhin mit seinem Freund und Partner Dr. Watson nach Wien auf, um die Ermittlungen aufzunehmen. Kurz nach ihrer Ankunft verschlägt es sie zu den Proben eines Opernstücks, da Dr. Frölich eben dort ermordet wurde. Und dort wiederum kommt es zum unerwarteten Wiedersehen mit Irene Adler. In deren Erinnerungen könnte der Schlüssel dazu liegen, den Fall aufzuklären und sowohl den Prototypen als auch die Pläne sicherzustellen, weshalb sie in weiterer Folge den anerkannten Psychologen Dr. Sigmund Freud aufsuchen. Zu diesem Zeitpunkt ahnen sie noch nicht, dass der Prototyp in die Hände von balkanesischen Terroristen geraten ist, die einen Anschlag auf Kaiser Franz Josef planen…
Review:
Im Hinblick auf die Darsteller für Holmes und Watson offenbaren sich "Sherlock Holmes und die Primadonna" sowie der Nachfolger "Sherlock Holmes und der Stern von Afrika" als Begegnung der zweiten Chancen. Christopher Lee spielte Holmes bereits in "Das Halsband des Todes", und Patrick Mcnee Watson in "Sherlock Holmes in New York". In beiden Fällen waren sie allerdings doch etwas glücklos, wenn auch nicht selbstverschuldet. "Sherlock Holmes und das Halsband des Todes" (eine Besprechung folgt im Zuge dieses SPECiALs) litt in erster Linie unter einem (sorry) lausigen Drehbuch, während Mcnee bei "Sherlock Holmes in New York" das Problem hatte, in einer Zeit, wo zunehmend kompetentere Interpretationen von Watson dominierten, auf die trottelige Darstellung aus den Rathbone/Bruce-Filmen reduziert zu werden. Hier nun bot sich ihnen beiden eine zweite Gelegenheit; nicht zwingend, um es besser zu machen (da die Fehler ihrer früheren Filme beiden nicht vorzuwerfen war), als vielmehr, ein besseres Endresultat zu erzielen. Was jedoch leider neuerlich aufgrund von Entscheidungen außerhalb ihres Einflussbereichs eher nur so halb gelungen ist.
Das Hauptproblem von "Sherlock Holmes und die Primadonna" ist die Laufzeit – handelt es sich hier doch genau genommen nicht um einen (TV-)Film, sondern eine zweiteilige Miniserie á 90 Minuten. Im Vorfeld war ich letztendlich auch eben deshalb gleichermaßen neugierig wie skeptisch – immerhin gab es selbst bei der (grundsätzlich großartigen) "Sherlock Holmes"-Serie einzelne Folgen, wo man sich offensichtlich bereits schwer tat, "nur" fünfzig Minuten zu füllen. Auch so mancher "Sherlock Holmes"-Film zog sich stellenweise dahin. Und nun also gleich drei Stunden? Natürlich, wenn man sich eine neue, eigenständige Story ausdenkt und nicht "nur" eine Kurzgeschichte ausdenkt, ließe sich das theoretisch füllen. Leider aber sollte sich meine Skepsis bewahrheiten, und kann ich vor allem auch rückblickend nicht verstehen, wieso man meinte, diese Geschichte auf drei Stunden auszudehnen. Es sorgt nicht nur dafür, dass sich einzelne Szenen teilweise ordentlich dahinziehen, manches wiederholt sich zudem auch. Und dann gibt es auch noch einzelne Abschnitte, die sich wie ein optionaler Sidequest aus einem Videospiel anfühlen, mit der Haupthandlung aber nur sehr rudimentär in Verbindung stehen (ein gutes Beispiel dafür ist jener Abschnitt, wo sich Holmes mit Sigmund Freud auf eine kleine Reise begibt). Erschwerend kommt hinzu, dass der Humor hier für mich überwiegend nicht funktionierte, und mir teilweise zu kindisch und albern war. Exemplarisch sei Watsons Kampf mit einem Angreifer genannt, im Zuge dessen die beiden dann im Wasser landen. Zwar haben sich hier tatsächlich auch einzelne gelungene Gags eingeschlichen – aber zu wenig, um jene, die bei mir nicht zünden wollten, auszugleichen. Die Hynpose-Einlagen (übrigens ein gutes Beispiel für die zuvor angesprochenen Wiederholungen: eine hätte gereicht) haben mich ebenfalls nicht überzeugt; insbesondere im Hinblick darauf, dass es damit gelingen soll, Details aus Irene Adlers Gedächtnis zum Vorschein zu bringen. Wie generell auffällig ist, dass es letztendlich Freud, und nicht Holmes ist, der das – noch dazu völlig offensichtliche – Ziel des bevorstehenden Anschlags identifiziert. Wie es mir hier generell leider überwiegend an Holmes' klassischen Deduktionen mangelte. Der Cliffhanger rund um Irenes vermeintlichen Tod zur Halbzeit lief auch völlig ins Leere. Und Spannung kam bei "Sherlock Holmes und die Primadonna" auch nie auf; ja selbst beim Showdown nicht.
Schade ist (all) dies insofern, als mir die Idee hinter dieser (kleinen) TV-Film-Reihe, sich in die "Goldenen Jahre" zu begeben, und Abenteuer rund um einen Sherlock Holmes zu erzählen, der sich geistig nicht mehr auf dem allerhöchsten Niveau bewegt – und den eben dies besorgt – eigentlich extrem gut gefällt. Rund fünfundzwanzig Jahre griff man die Idee dann ja für "Mr. Holmes" auf und führte sie weiter; hier hingegen bleibt es bei einer kurzen Erwähnung im Gespräch zwischen Sherlock und John, man macht jedoch nicht wirklich etwas daraus. Gut gefiel mir auch, dass man sich mehrmals auf die von Doyle geschriebenen, bekannten Fälle bezieht, und insbesondere eine Fortführung zu "Ein Skandal in Böhmen" präsentiert (insofern ein kurioser Zufall, als dies ja auch für "Sherlock Holmes in New York" galt, wo Macnee auch schon als Watson zu sehen war). Die gemeinsamen Szenen von Holmes und Adler zählten für mich dann auch zu den Highlights des Films. Aber auch davon abgesehen gibt es durchaus ein paar gelungene Momente, wie z.B. rund um die "Auktion" der Pläne. Für mich als Österreich hat darüber hinaus natürlich auch das Setting einiges an Charme; wobei dieser noch größer wäre, hätte man auch wirklich bei uns gedreht (auf Wikipedia wird zwar – auch – Österreich als Drehort angegeben, ich vage dies jedoch zu bezweifeln, und behaupte, dass er so gut wie ausschließlich in Luxemburg gedreht wurde). Und das Zusammenspiel zwischen Lee und Macnee hatte es mir ebenfalls angetan. Umso bedauerlicher, dass hier ohne Not zu wenig Story auf zu viel Laufzeit gestreckt wurde.
Fazit:
Zumindest mal bei "Sherlock Holmes und die Primadonna" hat sich meine anfängliche Skepsis ob der Laufzeit leider voll und ganz bestätigt. Denn: Für drei Stunden ist hier einfach entschieden zu wenig los, weshalb sich die Story stellenweise fast schon schmerzlich dahinzieht. Generell hat man oftmals das Gefühl, dass die Laufzeit künstlich gestreckt wird, sei es, weil sich einzelne Momente wiederholen, so manche Szenen überflüssig wirken, oder auch ganze Handlungsstränge eingefügt werden, welche die Story nur marginal (wenn überhaupt) vorantreiben. Schade ist dies insofern, als der Fall an sich durchaus gefallen kann. Generell zeichnet sich "Sherlock Holmes und die Primadonna" durch ein paar interessante Ansätze aus, sei es Holmes im fortgeschrittenen Alter zu zeigen, oder auch das Wiedersehen mit Irene Adler. Besetzungstechnisch gibt es auch nichts zu bemängeln; Lee und Macnee schlagen sich hier meines Erachtens auch besser als bei ihren früheren Einsätzen als Holmes bzw. Watson. Hilft halt nur alles nichts (oder zumindest nicht viel), wenn sich die Geschichte im Schneckentempo vorwärtsbewegt.