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Der Hund von Baskerville (2000) Drucken E-Mail
Kanadische Adaption der Geschichte Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 03 Dezember 2024
 
Advent-SPECiAL

 
Der Hund von Baskerville
Originaltitel: The Hound of the Baskervilles
Produktionsland/jahr: Kanada 2000
Bewertung:
Studio/Verleih: Muse Entertainment Enterprises/CTV/Hallmark/Paramount Home Entertainment
Regie: Rodney Gibbons
Produzenten: U.a. Irene Litinsky & Pedro Gandol
Drehbuch: Joe Wiesenfeld, nach dem Roman von Sir Arthur Conan Doyle
Filmmusik: Marc Ouellette
Kamera: Eric Cayla
Schnitt: Vidal Béïque
Genre: Krimi/Thriller
DVD-Premiere Deutschland: 01. Februar 2007
TV-Premiere USA: 21. Oktober 2000
Laufzeit: 90 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube
Kaufen: DVD
Mit: Matt Frewer, Kenneth Welsh, Jason London, Emma Campbell, Gordon Masten, Robin Wilcock, Arthur Holden, Leni Parker, Ben Gauthier, John Dunn-Hill, Joe Cobden, Jason Cavalier u.a.


Kurzinhalt: Sir Charles Baskerville erleidet bei der Flucht vor jemandem – oder etwas – einen Herzinfarkt. Sein Arzt und Freund Dr. Mortimer, ist der Einzige, der das Kind beim Namen nennt: Immerhin gibt es die Legende, dass die Baskervilles von einem Höllenhund, der im Moor lebt, gejagt werden. Hilfesuchend wendet er sich an den Meisterdetektiv Sherlock Holmes – fürchtet er doch, dass Charles' Neffe Sir Henry, der nun das Anwesen erbt, und aus Kanada zu eben diesem zurückkehrt, das nächste Opfer des fürchterlichen Hundes der Baskervilles werden könnte. Holmes ist indes davon überzeugt, dass es eine rationale Erklärung für die mysteriösen Vorfälle im Moor geben muss. Da er jedoch in London gerade an einem wichtigen Fall arbeitet, schickt er seinen Freund und Mitbewohner Dr. Watson nach Dartmoor, um Sir Henry im Auge zu behalten, und ihm über die Ereignisse, die sich in Baskerville Hall zutragen, zu berichten. Dieser findet sich daraufhin in einem Netz aus Lügen und Intrigen wieder…

Review: Szenenbild. Irgendwie scheint sich jeder, der sich daran macht, entweder nur einen einzelnen – auf einer Vorlage von Sir Arthur Conan Doyle basierenden – Film oder aber eine TV-Filmreihe zu produzieren, auf "Der Hund von Baskerville" zu stürzen. Als populärster Fall des Meisterdetektivs mag das zwar auf der einen Seite Sinn machen, andererseits stellt sich aber für mich wiederum insofern die Sinnfrage, als die Story – und damit auch ihre Auflösung – mittlerweile eigentlich ziemlich jedem bekannt sein sollte. Man vergleiche das z.B. mal mit Agatha Christie, wo es erst Jahrzehnte nach "Mord im Orient-Express" eine Neuauflage von und mit Kenneth Branagh gab. Im gleichen Zeitraum sind (je nachdem wie eng man es sieht) zwischen acht und zehn "Baskerville"-Adaptionen veröffentlicht worden. So gesehen kann man sich schon die Frage stellen, warum man sich nicht auch mal den anderen, nicht minder spannenden Fällen von Sherlock Holmes zuwendet (wobei mich ja vor allem überrascht, wie selten "Eine Studie in Scharlachrot" verfilmt wurde; man sollte meinen, dass sich diese Story, die erzählt, wie sich Holmes und Watson kennenlernen, ja förmlich für den Auftakt einer Serie oder Filmreihe anbieten würde).

Aber ja, wie auch immer: Zur Jahrtausendwende sah die kanadische Produktionsfirma Muse Entertainment die Zeit für eine weitere Adaption gekommen, die dann in Kanada auf CTV und in den USA auf dem Hallmark Channel (der in den letzten Jahren in erster Linie mit seinen kitschigen Weihnachtsfilmen Berühmtheit erlangte) ausgestrahlt wurde. Als jemand, der sowohl mit der Geschichte als auch diversen Verfilmungen vertraut ist, stellen sich dabei natürlich in erster Linie zwei Fragen: Wie schlägt sich die Besetzung? Und welche Freiheiten nimmt man sich bei der Adaption? Beginnen wir mit ersterem, wobei natürlich vor allem immer Holmes und Watson spannend sind – und hier offenbart "Der Hund von Baskerville" Licht und Schatten. Denn Matt Frewers Interpretation von Sherlock Holmes ist dann doch ein bisschen eigenwillig. Zwar ist das zugegebenermaßen immer noch besser, als eine völlig unscheinbare Performance (die erwartet uns dann morgen), dennoch ist der sehr schnippische Holmes (der noch dazu noch einmal um einiges überheblicher rüberkommt als in der Vorlage) zweifellos gewöhnungsbedürftig. Auf der anderen Seite haben wir Kenneth Welsh, der einen wunderbaren Watson abgibt, und diesen genau mit der richtigen Portion an Wärme füllt. Der Rest der Besetzung sticht dann weder sonderlich positiv noch negativ hervor. Was die Adaption betrifft, so hält man sich zwar recht nah an die Vorlage, es gibt allerdings einzelne Änderungen, die dann doch recht deutlich hervorstechen – und das zumindest in meinen Augen leider negativ. Dies betrifft u.a. die Entscheidung, Seldon zu einem Unschuldigen zu machen, der zu Unrecht verhaftet wurde, was der Geschichte viel an moralischer Ambivalenz raubt. Am kritischsten sehe ich aber zweifellos, dass Holmes seinen Freund und Kollegen hier deutlich länger als in der Vorlage im Dunkeln lässt, und dann erst zum großen Showdown wieder in Erscheinung tritt. Das lässt den Meisterdetektiv fast schon fahrlässig erscheinen. Und so positiv es auch sein mag, dass man hier die wesentliche Rolle von Laura Lyons nicht einspart, aber die völlig zufällige Art und Weise, in der Watson über sie stolpert, ließ mich auch eher mit den Augen rollen. Last but not least wendet sich der titelspendende Hund hier am Ende gegen seinen Herrn; auch das hat mich nicht überzeugt.

Szenenbild. Im Hinblick auf die Produktionsqualität sind im Vergleich zu den zuvor von mir besprochenen Verfilmungen leider ebenfalls deutliche Abstriche zu machen. Zwar war auch die 1983er-Adaption fürs TV gemacht, dort nahm man aber entweder mehr Geld in die Hand, oder gab es besser aus. Demgegenüber sieht die CTV/Hallmark-Fassung leider doch ziemlich billig aus. Generell ist der Look sehr eigenwillig, vor allem in den Nachtaufnahmen im Moor, die mit einem starken Braunton daherkommen (man merkt, dass Ende der 90er auf einmal alle das digitale color grading für sich entdeckten). Und die Umsetzung des Höllenhunds ist auch eher dürftig; dieser erscheint auch viel zu klein, um – trotz der roten Augen (die ihm dann wiederum einen künstlichen Look verleihen) – jemanden in Angst und Schrecken zu versetzen. Immerhin muss ich der 2000er-Version von "Der Hund von Baskerville" zugutehalten, recht flott erzählt und dementsprechend kurzweilig zu sein. Zudem gefiel mir, dass man Sir Henry hier einen guten Grund gibt, trotz der Gefahr für ihn auf dem Anwesen zu bleiben – weil die Existenz anderer Leute eben davon abhängt. Insgesamt konnte ich an dieser Adaption aber leider wenig Positives ausmachen.

Fazit: Die 2000er-Variante von "Der Hund von Baskerville" vermochte mich leider nicht wirklich zu überzeugen. Am besten schnitt bei mir noch Kenneth Welsh als Dr. Watson ab. Zudem lässt die flotte Erzählweise zumindest keine Langeweile aufkommen. Dafür sehe ich die meisten der hier vorgenommenen Änderungen – und hier insbesondere, wie Spaß Holmes hier erst wieder ins Geschehen eingreift – eher kritisch. Die Produktionsqualität ist leider auch alles andere als herausragend; man merkt, dass für diese Interpretation leider nicht viel Geld zur Verfügung stand. Der Look ist stellenweise ebenfalls etwas eigenwillig (das digitale color grading steckte zu dem Zeitpunkt halt erst in den Kinderschuhen). Vor allem aber tat ich mir mit Matt Frewers Interpretation der Figur leider doch eher schwer. Da und dort verleiht er ihr ein durchaus nettes Augenzwinkern, überwiegend wirkte er aber auf mich einfach nur (übertrieben) arrogant und herablassend. In Anbetracht der zahlreichen – und deutlich besseren – Alternativen sehe ich somit eigentlich keinen Grund, warum man sich als Holmes-Fan just diese Version der Geschichte zu Gemüte führen sollte.

Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2000 CTV/Hallmark)


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