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Der Hund von Baskerville (1983) Drucken E-Mail
Ian Richardson stellt sich dem Höllenhund Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 02 Dezember 2024
 
Advent-SPECiAL

 
Der Hund von Baskerville
Originaltitel: The Hound of the Baskervilles
Produktionsland/jahr: UK 1983
Bewertung:
Studio/Verleih: Mapleton Films
Regie: Douglas Hickox
Produzenten: U.a. Otto Plaschkes & Sy Weintraub
Drehbuch: Charles Edward Pogue, nach dem Roman von Sir Arthur Conan Doyle
Filmmusik: Michael J. Lewis
Kamera: Ronnie Taylor
Schnitt: Malcolm Cooke
Genre: Krimi/Thriller
Kinostart BRD: 21. Februar 1986
TV-Premiere USA: 03. November 1983
Laufzeit: 100 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray
Mit: Ian Richardson, Donald Churchill, Denholm Elliott, Glynis Barber, Brian Blessed, Eleanor Bron, Edward Judd, Ronald Lacey, Martin Shaw, Connie Booth u.a.


Kurzinhalt: Sir Charles Baskerville erleidet bei der Flucht vor jemandem – oder etwas – einen Herzinfarkt. Sein Arzt und Freund Dr. Mortimer, ist der Einzige, der das Kind beim Namen nennt: Immerhin gibt es die Legende, dass die Baskervilles von einem Höllenhund, der im Moor lebt, gejagt werden. Hilfesuchend wendet er sich an den Meisterdetektiv Sherlock Holmes – fürchtet er doch, dass Charles' Neffe Sir Henry, der nun das Anwesen erbt, und aus Kanada zu eben diesem zurückkehrt, das nächste Opfer des fürchterlichen Hundes der Baskervilles werden könnte. Holmes ist indes davon überzeugt, dass es eine rationale Erklärung für die mysteriösen Vorfälle im Moor geben muss. Da er jedoch in London gerade an einem wichtigen Fall arbeitet, schickt er seinen Freund und Mitbewohner Dr. Watson nach Dartmoor, um Sir Henry im Auge zu behalten, und ihm über die Ereignisse, die sich in Baskerville Hall zutragen, zu berichten. Dieser findet sich daraufhin in einem Netz aus Lügen und Intrigen wieder…

Review: Szenenbild. "Der Hund Baskerville" war der erste von ursprünglich sechs geplanten TV-Filmen unter der Ägide des Produzenten Otto Plaschkes; die kurz darauf startende, konkurrierende Granada-Serie sollte diesen Plänen schließlich einen Strich durch die Rechnung machen, so dass nur mehr "Im Zeichen der Vier" umgesetzt wurde. Nun kann man sich als Holmes-Fan darüber insofern nicht beschweren, als die Granada-Serie zu Recht als die wohl (bislang?) ultimative Umsetzung von Sir Arthur Conan Doyles Geschichten rund um den Meisterdetektiv angesehen wird. Mit Blick auf zumindest mal "Der Hund von Baskerville" erscheint es aber doch auch ein wenig schade, dass diese TV-Film-Reihe nie komplettiert wurde. Dies liegt nicht zuletzt an Ian Richardson, der in der Hauptrolle einen phantastischen Eindruck macht. Nicht falsch verstehen: An das intensive und präzise Schauspiel von Jeremy Brett kommt er zwar nicht heran, und Basil Rathbone hat halt den Vorteil, der erste gewesen und mit seiner Interpretation das Bild von Sherlock Holmes jahrzehntelang maßgeblich geprägt zu haben. Dennoch hat sich Ian Richardson mit seinem Auftritt hier für mich aus dem Stand weg auf den dritten Platz der besten Holmes-Darsteller aller Zeiten katapultiert.

Die restliche Besetzung kann an seine starke Leistung nicht ganz anknüpfen, weiß aber dennoch zu gefallen. So freut man sich u.a. über das Wiedersehen mit zwei "Indiana Jones"-Veteranen, nämlich Denholm Elliot (der hier als Dr. Mortimer in Erscheinung tritt), sowie Ronald Lacey als den in die Erzählung aufgenommenen Inspektor Lestrade. Weitere bekannte Gesichter sind u.a. Brian Blessed als ebenfalls neu hinzugekommener Geoffrey Lyons (in der Kurzgeschichte hören wir nur von ihm, lernen ihn aber nicht direkt kennen), Connie Booth als seine leidgeplagte Ehefrau Laura, sowie Nicholas Clay (der später auch in der Granada-Serie – in der Folge "Der Dauerpatient" – auftreten sollte) als Stapleton (und – als kleiner Geniestreich des Castings – Sir Hugo). In die Rolle von Dr. Watson schlüpft Donald Churchill, mit dem mich bislang nichts verbindet, der hier aber ebenfalls eine gute Leistung zeigt (wenn auch seine Rolle einer jener Aspekte ist, wo die 1983-Version jenen aus 1939 und 1959 in meinen Augen unterlegen ist). Vor allem aber fällt auf, dass man hier einige Handlungsstränge, die in den früheren Verfilmungen entweder ganz ausgespart oder zumindest stark reduziert wurden, hier wieder aufgreift, und teilweise auch ausweitet – was den Vorteil hat, dass hier in den rund neunzig Minuten Laufzeit im Vergleich zu den anderen beiden Filmen mehr los und dementsprechend das Erzähltempo höher ist. Dies betrifft u.a. die Deduktion rund um den von Dr. Mortimer im Apartment vergessenen Stab, die Szene mit der Kutsche inklusive des Gags rund um die vom Fahrgast genannte Identität, sowie den Handlungsstrang rund um Laura Lyons (die Sir Charles aufs Moor lockte).

Szenenbild. Puristen werden wohl kritisch sehen, dass zugleich auch einiges geändert bzw. neu erfunden wurde. So schockiert diese Adaption von "Der Hund Baskerville" bei der Rückblende rund um Sir Hugo mit einer für TV-Verhältnisse ziemlich heftigen Vergewaltigungsszene. Aus der Beobachtung aus der Kutsche heraus wird (um früher etwas Spannung hineinzubringen) ein Attentatsversuch. Der in der Vorlage seine Frau nur von der Ferne terrorisierende Geoffrey Lyons wird in die Geschichte aufgenommen, was ihr Leiden (und damit auch ihre Taten) greifbarer macht; wobei sie ihre unbewusste Hilfe beim Tod von Sir Charles hier selbst mit dem Leben bezahlt. Zudem wurde, wie zuvor schon erwähnt, hier auch Inspektor Lestrade in die Geschichte mit aufgenommen. Und so wie fast alle Verfilmungen macht man das Schicksal von Jack Stapleton hier eindeutig, statt sich an den recht vagen Ausgang des Geschehens aus der Vorlage zu halten. All dies sah ich letztendlich positiv. Die einzige Änderung mit der ich nicht ganz glücklich war, war die Schießerei am Ende, die mir a) unpassend und b) überdramatisiert schien; wie der verzweifelte Versuch, am Ende noch etwas mehr Action hineinzubringen. Dafür fand ich den titelspendenden Hund hier sehr gut umgesetzt. Und generell hatte es mir die Regie von Douglas Hickox wirklich angetan, wobei vor allem die Moorszenen fantastisch (und sehr atmosphärisch) inszeniert sind. Auch das wertet den Film definitiv auf.

Fazit: Die von Douglas Hickox inszenierte 1983-Version des nicht nur berühmtesten, sondern auch am meisten verfilmten Holmes-Falls ist für mich – trotz einiger künstlerischer Freiheiten bei der Adaption – ein ernsthafter Kandidat für die bislang beste Adaption der Geschichte (wobei ich auf die Jeremy Brett-Variante auch schon enorm gespannt bin). Puristen mögen sich an der einen oder anderen Änderung stören, bis auf die etwas aufgesetzt wirkende Schießerei am Ende fand ich allerdings, dass diese allesamt im Dienst der Adaption standen, und dafür da waren, um die Story dort zu vertiefen, mit dem zusätzlichen Inhalt das Erzähltempo zu erhöhen (der Film ist echt enorm kurzweilig), und auch ein bisschen mehr Spannung und Dramatik hineinzubringen. Eine weitere wesentliche Stärke ist Ian Richardson in der Hauptrolle, der sich bei mir mit diesem Auftritt hier auf Anhieb auf den dritten Platz meiner Lieblings-Holmes-Darsteller katapultierte. Und die Inszenierung von Douglas Hickox ist, vor allem in Anbetracht des TV-Budgets, auch fantastisch, und mit zahlreichen schönen und/oder atmosphärischen Momenten gespickt. Um zu beurteilen, ob ich diese Variante nun die Spur besser oder schlechter als die Rathbone-Version finde, müsste ich mir letztere nochmal ansehen. In jedem Fall halte ich "Der Hund von Baskerville" aus dem Jahr 1983 aber für eine fantastische Adaption des Stoffes, die allen Holmes-Fans, die es mit Änderungen an der Vorlage nicht zu streng nehmen, uneingeschränkt empfohlen werden kann.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1983 Mapleton Films)


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