Mit: Peter Cushing, André Morell, Christopher Lee, Francis De Wolff, Marla Landi,
David Oxley, Miles Malleson, Ewen Solon, John Le Mesurier, Helen Goss u.a.
Kurzinhalt:
Sir Charles Baskerville erleidet bei der Flucht vor jemandem – oder etwas – einen Herzinfarkt. Sein Arzt und Freund Dr. Mortimer, ist der Einzige, der das Kind beim Namen nennt: Immerhin gibt es die Legende, dass die Baskervilles von einem Höllenhund, der im Moor lebt, gejagt werden. Hilfesuchend wendet er sich an den Meisterdetektiv Sherlock Holmes – fürchtet er doch, dass Charles' Neffe Sir Henry, der nun das Anwesen erbt, und aus Kanada zu eben diesem zurückkehrt, das nächste Opfer des fürchterlichen Hundes der Baskervilles werden könnte. Holmes ist indes davon überzeugt, dass es eine rationale Erklärung für die mysteriösen Vorfälle im Moor geben muss. Da er jedoch in London gerade an einem wichtigen Fall arbeitet, schickt er seinen Freund und Mitbewohner Dr. Watson nach Dartmoor, um Sir Henry im Auge zu behalten, und ihm über die Ereignisse, die sich in Baskerville Hall zutragen, zu berichten. Dieser findet sich daraufhin in einem Netz aus Lügen und Intrigen wieder…
Review:
Zwanzig Jahre nach der ersten Verfilmung mit Basil Rathbone und Nigel Bruce, die eine insgesamt vierzehnteilige Filmreihe starten sollte, nahmen sich auch die legendären Hammer-Studios Sherlock Holmes' wohl berühmtestem Fall an. Bei ihrer Version setzten sie auf das Erfolgsteam von "Dracula", und das sowohl vor als auch hinter der Kamera. So besetzten sie die beiden größten Stars des Films – Peter Cushing und Christopher Lee – auch in "Der Hund von Baskerville" in prominenten Rollen (nämlich als Sherlock Holmes und Sir Henry Baskerville). Regie führte auch hier wieder Terence Fisher, während Jack Asher für die Kamera und James Bernard für die Musik zuständig waren. Insofern überrascht es nicht, dass der Film in Stil und Ton stark an "Dracula" erinnert (und ja, das ist als Kompliment gemeint). Für die vor allem bei dieser Holmes-Erzählung wichtige Rolle von Dr. Watson griff man auf André Morell zurück, der im selben Jahr im Monumentalfilm "Ben Hur" zu sehen war.
Die Adaption ist grundsätzlich recht nahe an der Vorlage, erfindet jedoch einzelne Aspekte (wie den Anschlag mit der Tarantel) dazu, die ich doch eher kritisch sehe (was nichts damit zu tun hat, dass sie im Roman nicht vorkamen; sie überzeugen mich nur nicht so recht). Auch die Auflösung am Ende wird leicht abgewandelt, wobei ich diese Änderung immerhin ganz interessant fand. Positiv sehe ich jedenfalls, dass man mit dem ausführlichen Prolog, der die Vorgeschichte rund um Sir Hugo Baskerville aufrollt, einen gleich perfekt auf das nachfolgende Abenteuer einstimmt. Dieses leidet – der Vorlage geschuldet – natürlich ein bisschen darunter, dass von der eigentlichen Hauptfigur, Sherlock Holmes, im Mittelteil (so gut wie) nichts zu sehen ist. Wenn ich schon bei der Kritik bin: Ich weiß, das war damals so, aber trotz allen Verständnisses (und durchaus auch einer Vorliebe) für alte Filme, aber bei den Nachtszenen die ganz offensichtlich am Tage gedreht wurden (und wo der blaue Himmel und die Wolken unter dem Nachtfilter klar zu erkennen sind) reißt es mich immer aus der Illusion. Zudem finde ich Peter Cushing als Sherlock Holmes zwar solide, an Rathbone (oder später dann Jeremy Brett) kommt er für mich allerdings bei weitem nicht heran. Auch der titelspendende Höllenhund war selbst unter Berücksichtigung der damaligen Möglichkeiten nicht optimal umgesetzt, und von furchterregend leider weit entfernt. Vor allem aber ist "Der Hund von Baskerville" dann doch etwas zu ausschweifend erzählt, weshalb sich insbesondere im Mittelteil ein paar Längen einschleichen.
Positiv macht sich dafür die Inszenierung von Terence Fisher bemerkbar. Zwar habe ich sowohl seine Arbeit für "Dracula" als auch Sidney Lanfields Regie der Rathbone-Verfilmung (die jedoch auch einfach von ihrem Schwarz/Weiß-Charakter profitiert haben könnte, die irgendwie perfekt zu einer solchen klassischen Gruselgeschichte passt) noch eine Spur atmosphärischer in Erinnerung, aber insbesondere die Szenen rund um das nebelverhangene Moor sind ihm schon gut gelungen. Cushing liefert eine solide Leistung als Holmes ab, wenn er auch nie an Rathbone (oder Brett) herankommt. Besser als er gefiel mir aber noch André Morell, der seinen Watson deutlich weniger trottelig als Nigel Bruce anlegen darf, und vor allem mit seiner Menschlichkeit und seinem Mitgefühl besticht. Ähnlich wie schon bei "Dracula" ist es aber Christopher Lee, der den Film aufgrund seiner unvergleichlichen Leinwandpräsenz – obwohl er hier eher nur in einer Nebenrolle zu sehen ist – dominiert. Last but not least profitiert natürlich auch diese Verfilmung, so wie alle Adaptionen, von der tollen Vorlage von Sir Arthur Conan Doyle – Änderungen hin oder her, es macht einfach Spaß, mitzuerleben, wie sich der stets logisch denkende Holmes hier mit einem potentiell übernatürlichen Phänomen auseinandersetzt. Es ist eben vor allem auch dieser Kontrast, welcher "Der Hund von Baskerville", egal in welcher Version, schon immer zusätzlichen Reiz verlieh.
Fazit:
An die erste Verfilmung mit Basil Rathbone und Nigel Bruce kommt die zwanzig Jahre später entstandene Adaption der legendären Hammer Studios zwar nicht ganz heran, dennoch handelt es sich auch hier um eine mehr als solide Variante von Sir Arthur Conan Doyles wohl berühmtester Erzählung rund um die Abenteuer des Meisterdetektivs und seines treuen Gefährten. Der Film nimmt sich dabei insbesondere im Hinblick auf die Auflösung ein paar Freiheiten, die Puristen vor den Kopf stoßen mögen, die ich hingegen aber durchaus interessant fand. Kritischer sehe ich da schon, dass die Story – obwohl der ausführliche Prolog, der perfekt auf den Fall einstimmt, eh auch schon einiges an Laufzeit für sich in Anspruch nimmt – stellenweise etwas in die Länge gezogen wirkt, wobei sich der Film insbesondere im Mittelteil (der darüber hinaus unter Holmes' Abwesenheit leidet) ein bisschen zu ziehen beginnt. Auch inszenatorisch sagte mir der Film aus 1939 eine Spur mehr zu. Und auch wenn Cushing ein solider Holmes ist, aber an Rathbone kommt er zu keinem Zeitpunkt heran. Insgesamt aber eine gelungene Adaption, die nicht zuletzt vom netten Zusammenspiel zwischen André Morell und Christopher Lee lebt.