Originaltitel: The Empty House Episodennummer: 2x06 Bewertung: Erstausstrahlung US: 09. Juli 1986 Erstausstrahlung D: 11. Januar 1988 Drehbuch: John Hawkesworth Regie: Howard Baker Besetzung:
Jeremy Brett als Sherlock Holmes,
Edward Hardwicke als Dr. Watson,
Eric Porter als Professor Moriarty,
Patrick Allen als Colonel Sebastian Moran,
James Bree als Coroner,
Colin Jeavons als Inspector Lestrade,
Richard Bebb als Sir John Hardy,
Robert Addie als Mr Murray,
Naomi Buch als The Countess of Maynooth,
Paul Lacoux als The Hon. Ronald Adair,
Rosalie Williams als Mrs. Hudson,
Elizabeth Ritson als Ivy,
Roger Rowland als Butler,
John Palmer als Policeman u.a.
Kurzinhalt:
Vor drei Jahren, so denkt Dr. John Watson nach wie vor, ist Sherlock Holmes zusammen mit seiner Nemesis Professor James Moriarty beim Reichenbachfall in den Tod gestürzt. Seither ist Watson ansatzweise in die Fußstapfen seines Freundes getreten, und mittlerweile neben seiner Tätigkeit als Arzt auch als beratender Gerichtsmediziner für die Polizei tätig. In dieser Rolle untersucht er zusammen mit Inspektor Lestrade den Mord an Ronald Adair. Nach seiner Aussage vor Gericht wird er von einem Bettler angesprochen, der ihn dann schließlich auch in seiner Praxis aussucht – und sich als quicklebendiger Sherlock Holmes herausstellt. Dieser entschuldigt sich bei seinem Freund dafür, sich ihm nicht früher offenbart zu haben, aber er wusste, dass es Watson sonst schwer gefallen wäre, eine solch überzeugende Schilderung von Holmes (vermeintlich) letztem Fall abzugeben. In den vergangenen drei Jahren arbeitete er darin, die letzten Mitglieder aus Moriartys Organisation aufzuspüren. Zusammen mit Watson und Mrs. Hudson stellt er nun dem letzten von ihnen, Colonel Sebastian Moran, eine Falle…
Review (kann Spoiler enthalten):
Wie im Review zu "Sein letzter Fall" erwähnt betrete ich ab hier komplettes Neuland, da ich die Wiederaufnahme der Serie nach der Staffelpause im Fernsehen leider verpasst hatte. Ursprünglich hätte "Sein letzter Fall" ja auch tatsächlich genau dies sein sollen; Sir Arthur Conan Doyle war der von ihm geschaffenen Figur müde, und wollte sich anderen literarischen Herausforderungen widmen. Letztendlich gab er jedoch dem Druck der Leserschaft nach, und ließ Holmes in "Das leere Haus" zurückkehren. Hier stellte es sich als glücklicher Zufall heraus, dass Doyle in "Sein letzter Fall" dadurch, dass wir alles rund um die letzte Begegnung von Holmes und Moriarty ja nicht etwa live erlebten, sondern nur aufgrund von Watsons Erzählungen – und Deduktionen – erfuhren, von vornherein ein Schlupfloch offen gelassen hatte; fast so, als hätte er schon geahnt, dass er den Meisterdetektiv eines Tages vielleicht doch wieder zum Leben erwecken würde.
Die Granada-Verfilmung macht den Kontrast zwischen dem, was wir dachten, dass in "Sein letzter Fall" passiert ist, und was tatsächlich geschah, für mich sogar noch einmal deutlicher; insbesondere, wenn man sich die Episoden, wo ich es bei mir zufälligerweise der Fall war, direkt hintereinander ansieht (auch wenn dies leider einen kleinen Kontinuitätsfehler rund um Holmes' Stab offenbart, der sich hier auf einmal an einer anderen Stelle befindet; aber ok). Mir gefiel Holmes' Schilderung der damaligen (tatsächlichen) Ereignisse jedenfalls ausgesprochen gut. Mein liebster Moment davon – und der Folge an sich – war, wie wir sehen, wie Holmes kurz davor war, seinem Freund zuzurufen, und ihm unnötiges Leid zu ersparen, dann jedoch von der Ankunft der Polizei zurückgehalten wird. Ein Moment, den Jeremy Brett wieder einmal phänomenal spielt; ist doch die innere Zerrissenheit und Gequältheit seiner Figur förmlich greifbar. Schade fand ich allerdings die Umbesetzung von Dr. Watson. Zwar macht Edward Hardwicke hier zweifellos eine gute Figur. Ich mag auch seine Stimme sehr; während sich sein Aussehen doch recht stark von David Burke unterscheidet. Dementsprechend war das schon eine Umstellung. Vor allem aber hat sich zwischen Brett und Burke im Verlauf der zwei Staffeln doch ein gewisser Rapport entwickelt, der Brett und Hardwicke hier – natürlich – noch fehlt. Ich denke, mit Burke in der Rolle wäre die Szene ihres Wiedersehens, so gut sie auch so schon gewesen sein mag (vor allem diese Stelle hatte es mir dabei angetan: " I would have thought I was as trustworthy as your brother." "Of course you are, Watson. But you have a kinder heart."), noch um einiges besser gefallen. Davon abgesehen habe ich an "Das leere Haus" aber nichts zu kritisieren. Mir gefiel vor allem alles rund um die Falle, die man Colonel Moran hier stellt (etwas, dass bereits in der Rathbone-Verfilmung "Die Frau in Grün" aufgegriffen wurde). Zumal sich hier neben Watson auch Mrs. Hudson wieder auszeichnen kann. Und am Ende darf Watson das das vermeintliche Motiv für den Mord an Ronald Adair auflösen, und damit die Scharte rund um seine falschen Deduktionen im Hinblick auf Holmes' Tod drei Jahre zuvor, zumindest ansatzweise wieder auswetzen.
Fazit:
: "Das leere Haus" wird vom Zweck dominiert, Sherlock Holmes zurückkehren zu lassen und zugleich sowohl zu erklären, wie er die Begegnung mit Moriarty überleben konnte, als auch, wo er die drei Jahre die zwischen den Ereignissen aus "Sein letzter Fall" und "Das leere Haus" liegen abgeblieben ist, und wieso er sich bei Watson nie gemeldet hat. Letzteres gelingt der Folge zugegebenermaßen – der Vorlage geschuldet – nur bedingt. Zudem fand ich leider schon, dass das Wiedersehen zwischen Holmes und Watson hier doch ein bisschen unter der – durch David Burkes Ausstieg notwendigen – Neubesetzung von Watson (auch wenn Edward Hardwicke, der von Burke selbst vorgeschlagen wurde, seine Sache zweifellos gut macht). Und inhaltlich ist "Das leere Haus" halt auch ein bisschen, nun, leer. Das Wiedersehen zwischen Holmes und Watson, die spannende Falle für Colonel Moran, insbesondere aber die Aufrollung der tatsächlichen Ereignisse in "Sein letzter Fall" aus Holmes' Perspektive machten "Das leere Haus" aber dennoch zu einem höchst gelungenen Auftakt der dritten Staffel.