Kurzinhalt:
Vor ein paar Monaten ist die Enterprise, als sie dem Notruf von Dr. Roger Korby vom Planeten Exo III folgte, in einen Hinterhalt geraten. Korbys Plan war es, alle Menschen durch Androiden-Kopien zu ersetzen und ihnen so Unsterblichkeit zu verleihen. Es gelang ihnen, das Komplott zu vereiteln. Aus Respekt vor dem echten Dr. Korby, und als Gefallen an dessen frühere Verlobte Christine Chapel, ging Captain Kirk in seinem offiziellen Bericht auf die Sternenflotte auf eben diese Ereignisse nicht ein, und gab nur zu Protokoll, auf Exo III nichts gefunden zu haben. Ein Versäumnis, welches der Föderation nun teuer zu stehen kommen könnte. Denn entgegen Kirks damaliger Annahme hat etwas auf Exo III überlebt – nämlich die Androiden-Kopie von Korbys Assistenten Brown. Dieser will den Plan seines Meisters nun fortführen. Dazu erstellt er zuerst eine weitere Kopie von James T. Kirk, dessen Bewusstseinsmatrix noch im Gerät gespeichert war. Dieser reißt sogleich das Kommando an sich, und lockt als nächstes die U.S.S. Hood zum Planeten, dessen Kommandostab in die Falle gelockt und durch Androiden ersetzt wird. Danach begibt er sich zum Planeten Tranquility 7, wo die Enterprise-Crew in Kürze zu einem wohlverdienten Landurlaub erwartet wird. Dort gelingt es ihm dann schließlich, den Platz mit dem Captain der Enterprise zu tauschen…
Review:
"Das Doppelgänger-Komplott" war der erste "Star Trek"-Roman von Michael Jan Friedman, der sich im weiteren Verlauf seiner Autorenkarriere innerhalb dieser Lizenz vornehmlich auf die TNG-Ära konzentrieren sollte. Von eben diesen halte ich ihn für einen zwar ganz soliden Autor, der zumeist kurzweilige Romane vorlegt, die mir aber teilweise doch etwas zu oberflächlich geschildert werden, und oft auch recht kurz geraten sind. Sein "Star Trek"-Erstling ist mit knapp vierhundert Seiten für seine Verhältnisse untypisch lang, was jedoch nicht mit langweilig gleichzusetzen und somit auch nicht als Kritik gemeint ist. Spannend ist an dem Roman natürlich in erster Linie, dass er keine eigene, unabhängige Geschichte erzählt, sondern vielmehr an eine Episode der Serie anknüpft, und die Ereignisse aus "Der alte Traum" weiterspinnt. Dabei war er jedoch auf einen erzählerischen Kniff angewiesen, der mich nicht 100%ig überzeugt hat – wundert man sich doch, warum die U.S.S. Hood der Brown-Kopie einfach so in die Falle läuft. Die Erklärung, dass Kirk aus Respekt gegenüber Korby und/oder Chapel Details über die Mission verschwiegen hätte, überzeugt nicht wirklich. Das war etwas, dass mir den Roman auch insofern ein klein bisschen verdorben hat, als sich die Story ohne dieses mich nicht überzeugende Element so von vornherein nicht hätte entstehen können, und sich damit bei ihr um "Früchte des verbotenen Baums" handelt. Auch davon abgesehen gibt es an "Das Doppelgänger-Komplott" ein paar Kritikpunkte. So konnte ich mit der Figur der jungen Offizierin DeLong, so wie sie hier von Friedman beschrieben hat, wenig bis gar nichts anfangen. Das beginnt schon dabei, dass sie sich – natürlich – praktisch sofort in den Captain verliebt, geht über einige nicht nachvollziehbare (und das weibliche Geschlecht nicht gerade schmeichelhafte) Gedankengänge wie ihre Überzeugung, der Captain hätte sie in seinen Bereitschaftsraum bestellt, um sie des Dienstes zu entbinden, bis hin zur allgemein nicht kleinen Rolle, welche diese bislang gänzlich unbekannte Figur hier spielt. Aber auch auf den Subplot rund um den von Kirk zu Beginn des Romans geretteten T'nufoaner hätte ich verzichten können. Man sollte auch meinen, dass die Crew dem Verdacht gegenüber Kirk (Anmerkung: Ich folge hier Friedmans Schreibweise für Kirks Androiden-Kopie; wobei man sich fragen kann, warum er dies für die anderen Doppelgänger nicht auch so gemacht hat) früher nachgeht. Und da und dort schien mir die Story ein bisschen gar auf bequeme Zufälle angewiesen zu sein.
Überwiegend hat mich "Das Doppelgänger-Komplott" aber gut unterhalten. Mir gefiel wie bereits erwähnt grundsätzlich die Idee, an eine "Star Trek"-Folge anzuknüpfen – was bis zu diesem Zeitpunkt noch relativ wenige Romane zuvor gemacht hatten (die meisten erzählten entweder unabhängige weitere Abenteuer, quasi wie verlorene Episoden der Serie, oder versuchten einzelne Lücken – wie zwischen der Serie und dem Kinofilm – zu füllen). Zumal es Friedman aus meiner Sicht auch – bis eben auf das Plotkonstrukt rund um Kirks unvollständigen Bericht an die Sternenflotte – sehr gut gelang, auf die Story dort aufzubauen, und sie fortzuführen. Angefangen bei Korbys Assistenten Brown, über die neuerliche Kirk-Kopie, der auch wieder die von diesem ganz bewusst verfälschte Persönlichkeit innewohnt (so greift er z.B. den von ihm platzierten kritischen Gedanken in Richtung Spock – "Kümmern Sie sich um ihre eigene Angelegenheiten" – wieder auf), bis hin zu dessen Scheitern im Kampf gegen die Romulaner, eben genau wegen dieser veränderten Persönlichkeit, die ihn dazu veranlasst, sich selbst zu überschätzen (und nicht auf Einwände von Spock und anderen Kameraden zu hören). Wie Friedman generell die Unterschiede zwischen Original und Kopie sehr gut herausarbeitet. Zudem fängt er den Ton und die Atmosphäre der klassischen Serie sehr gut ein. Die Figuren sind auch allesamt sehr gut getroffen, wobei mich vor allem das zentrale Triumvirat rund um Kirk, Spock und McCoy überzeugte. Vor allem aber ist "Das Doppelgänger-Komplott" insofern ein typischer Friedman, als der Roman – obwohl länger als (von ihm) üblich – sehr kurzweilig geraten ist. Ich fühlte mich jedenfalls größtenteils sehr gut unterhalten. Zwar fehlt "Das Doppelgänger-Komplott" die zumindest teilweise vorhandene inhaltliche Tiefe von "Der alte Traum" (auch das ist eben typisch Friedman), trotzdem ist ihm in meinen Augen eine gute Fortsetzung dieser klassischen "Star Trek"-Folge gelungen.
Fazit:
Mit "Das Doppelgänger-Komplott" legt Michael Jan Friedman in seinem ersten Roman für "Star Trek" eine Fortsetzung zur TOS-Episode "Der alte Traum" vor. Dabei spielt er vor allem mit der – in der Folge selbst nicht behandelten – Idee, was passiert, wenn es Kirks Androidenkopie gelingt, den Platz mit dem Captain zu tauschen und als Kommandant auf die Enterprise zurückzukehren. Eben dies gefiel mir sehr gut, zumal es Friedman auch fantastisch gelingt, die beiden Versionen von Kirk voneinander abzugrenzen. Der Roman ist zudem, obwohl insbesondere für Michael Jan Friedman auf der längeren Seite, durchgehend unterhaltsam – auch wenn ich zugegebenermaßen nicht zwingend jeden Nebenplot gebraucht hätte (dabei schaue ich insbesondere DeLong und K'leb an). Mein Hauptkritikpunkt ist, dass ich die Ausgangssituation rund um Kirks unvollständigen Bericht an Starfleet unglaubwürdig fand. Auch geht der Autor, wie für ihn gewohnt, wieder mal kaum in die Tiefe. Und bei einzelnen Entwicklungen schien mir Friedman auch etwas gar auf bequeme Zufälle angewiesen zu sein. Insgesamt aber eine solide Fortsetzung einer ebenso soliden TOS-Folge.
Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
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