Originaltitel: Maiden, Mother, Crone Episodennummer: 1x09 Bewertung: Weltweite Internet-VÖ: 31. Oktober 2024 Drehbuch: Jac Schaeffer & Laura Donney Regie: Gandja Monteiro Besetzung:
Kathryn Hahn als Agatha Harkness,
Joe Locke als Billy Maximoff / William Kaplan,
Sasheer Zamata als Jennifer Kale,
Ali Ahn als Alice Wu-Gulliver,
Debra Jo Rupp als Mrs. Hart,
Patti LuPone als Lilia Calderu,
Aubrey Plaza als Rio Vidal,
Abel Lysenko als Nicholas Scratch,
Hannah Lowther als Forest Witch,
Tetra Lloyd als Singing Forest Witch,
Heni Zoutomou als Village Witch,
Holly Ward als Tavern Witch,
Kim Bass als Young Witch u.a.
Kurzinhalt:
Im Jahr 1750 trifft eine hochschwangere Agatha Harkness plötzlich auf ihre Ex-Geliebte Rio Vidal, bei der es sich auch um den Tod handelt. Agatha ist erschüttert, als sie erkennt, dass Rio gekommen ist, um ihren ungeborenen Sohn Nicholas zu sich zu nehmen – und fleht sie an, ihn zu verschonen. Rio meint, dass sie ihm lediglich ein bisschen mehr Zeit verschaffen kann. Als Ausgleich dafür beginnt Agatha, anderen Hexen ihre Kräfte zu nehmen, und damit Nicholas zu heilen. Als sie eines Tages auf seinen Wunsch hin einen Zirkel verschont, holt Rio ihn in der darauffolgenden Nacht zu sich. Erschüttert ob des Verlustes, nutzt Agatha das zuvor mit Nicholas gesungene Lied über den Hexenpfad, um andere Hexen anzulocken, einen Zirkel nach dem anderen zu gründen, und diesen auszulöschen und somit deren Kräfte an sich zu reißen. Zurück in der Gegenwart, erkennt Billy, dass er den Hexenpfad erschaffen hat, und somit auch für den Tod von Sharon, Alice und Lilia verantwortlich ist. Daraufhin erscheint ihm Agathas Geist…
Review:
In einer ausführlichen Rückblende offenbart man uns in "Jungfrau, Mutter, Weib" zum Ende der Staffel die Vorgeschichte von Agatha Harkness. Und nachdem bereits die gesamte Serie vom höchst ambivalenten Eindruck profitierte, den die Figur bei mir hinterlassen hat, bescherte mir "Jungfrau, Mutter, Weib" dann endgültig ein Wechselbad der Gefühle. So halte ich es für fast unmöglich, zu Beginn nicht mit ihr mitzufühlen, wenn sie gerade dabei ist, Nicholas zur Welt zu bringen, und auf einmal ihre Ex-Freundin Rio Vidal – den Tod – vor sich stehen sieht. Diese erklärt sich immerhin dazu bereit, ihn nicht gleich mitzunehmen, sondern ihnen etwas Zeit zu geben. Nachdem man in diesem Moment Mitleid mit ihr hatte, sehen wir unmittelbar darauf, wie sie mit Hilfe von Nicholas andere Hexen zu sich gelockt hat, um ihre Kräfte an sich zu bringen – und sie so zugleich zu töten. Das wiederum macht es schon deutlich schwerer, mit ihr zu sympathisieren, an jener Stelle hatte aber zumindest ich den Eindruck, dass die Morde in Zusammenhang mit Nicholas' Überleben stehen – was sie wenn schon nicht entschuldbar so doch zumindest verständlich machte.
Etwas, das für mich dann mit jener Szene bestätigt wurde, als Agatha auf Wunsch ihres Sohnes die Hexe verschont, und dieser in der darauffolgenden Nacht von Rio Vidal geholt wird. Auch die Szene, wo Agatha um Nicholas trauert, bricht einem fast das Herz. Zugleich scheint sie allerdings mit dem Verlust ihres Sohnes zugleich auch jedwede Empathie verloren zu haben. Die Anfragen anderer Hexen im Hinblick auf den Hexenpfad, der ihnen große Macht verspricht – und bei dem es sich letztendlich nur um ein Liedchen handelt, dass sich Agatha und Nicholas zusammen ausgedacht haben – bieten ihr die Gelegenheit, einen Zirkel nach dem anderen in die Falle zu locken. Als sich der Pfad – no na – nicht öffnet, provoziert sie die anderen, sie anzugreifen, woraufhin sie sämtliche Macht an sich nimmt, und zugleich über die Jahrhunderte weg einen Zirkel nach dem anderen umbringt. Konnte man ihre Morde zuvor (im Hinblick auf die vermeintliche Verbindung mit dem überleben ihres Sohnes) noch zumindest ansatzweise entschuldigen, ist dies hier eigentlich unmöglich. Agatha agiert aus reinem Machtrausch; sie sammelt die Kräfte ein, allerdings ohne dabei irgendein größeres Ziel zu verfolgen. Es geht einfach nur um Macht der Macht willen. Und so mordet sie sich durch die Jahrhunderte, ehe wir dann wieder bei der Szene in "Gib dein Rätsel preis / O schicksalhafter Kreis" ankommen. Die Erkenntnis, dass sie die anderen Hexen mit der Absicht rekrutiert hat, sich ihre Kräfte anzueignen (auch wenn dies ihren Tod bedeutet) lässt sie rückblickend enorm skrupellos und kaltblütig erscheinen. Gut gemacht fand ich auch, wie zumindest ich erst hier Agathas Verwunderung ob des plötzlich erscheinenden Portals, der zum Hexenweg führt, erkannte, obwohl die Szene mit jener aus "Gib dein Rätsel preis / O schicksalhafter Kreis" identisch war. Jedenfalls bescherte mir die knapp erste halbe Stunde ein sehr interessantes Wechselbad der Gefühle.
Der Epilog rund um Billy kam hier leider nicht mehr wirklich heran. Am besten hat mir daran noch seine Erkenntnis gefallen, dass nicht etwa Agatha, sondern vielmehr er selbst für den Tod von Mrs. Hart, Alice Wu und Lilia Calderu verantwortlich ist. Davon abgesehen gab mir dieser Abschluss der Story aber leider nicht viel. Ich denke, es hätte mir besser gefallen, wenn er das Ritual um sie zu verbannen durchgezogen und man somit einen definitiven Schlussstrich rund um ihre Geschichte gezogen hätte. Auch das Setup für entweder einen weiteren Ableger oder aber vielleicht doch eine zweite Staffel von "Agatha All Along" – die beiden begeben sich gemeinsam auf die Suche nach Tommy – fand ich wenig reizvoll. Und generell – selbst davor schon – hat es "Jungfrau, Mutter, Weib" weitestgehend an jenen emotionalen und/oder dramatischen Momenten vermissen lassen, welche die beiden Episoden zuvor (sowie das Finale von "WandaVision") für mich u.a. so auszeichneten. So gesehen hat "Agatha All Along" für mich zum Ende hin dann doch eher abgebaut. Als lohnende Erweiterung/Fortführung von "WandaVision" empfand ich die Serie insgesamt aber schon.
Fazit:
An die beiden Episoden davor kam "Jungfrau, Mutter, Weib" für mich selbst in der noch recht starken ersten halben Stunde nicht mehr wirklich heran; und vor allem der Epilog in der Gegenwart rund um Agatha und Billy fiel für mich dann doch etwas ab. Davor überzeugte mich das Staffel- oder Serienfinale (je nachdem) vor allem mit dem wunderbaren Wechselbad der Gefühle, da man in einem Moment mit Agatha mitfühlt, nur um sie im nächsten – wenn sie skrupellos andere Hexen ermordet – zu verabscheuen. Das war schon ziemlich spannend. Ich fand es auch gut, dass wir diese Hintergrundgeschichte erst jetzt ganz zum Ende erfuhren, da so davor das Mysterium rund um die Frage, was damals auf dem Hexenpfad vorgefallen ist, gewahrt blieb. Ich denke aber, als eigenständiger Epilog, der am Ende zu den Ereignissen aus "Gib dein Rätsel preis / O schicksalhafter Kreis" überleitet, sich dann aber die Szenen mit Billy und Agathas Geist (und damit zugleich das Setup für eine potentielle Fortführung – welches mich leider nicht wirklich anspricht) schenkt, hätte ich "Jungfrau, Mutter, Weib" als gelungeneren Abschluss von "Agatha All Along" empfunden.