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Sherlock Holmes - 2x05: Die Liga der rothaarigen Männer Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) Granada/ITV

Originaltitel: The Red-Headed League
Episodennummer: 2x05
Bewertung:
Erstausstrahlung US: 22. September 1985
Erstausstrahlung D: 09. Dezember 1987 1987
Drehbuch: John Hawkesworth
Regie: John Bruce
Besetzung: Jeremy Brett als Sherlock Holmes, David Burke als Dr. John Watson, Roger Hammond als Jabez Wilson, Tim McInnerny als John Clay, Richard Wilson als Duncan Ross, Bruce Dukov als Sarasate, John Woodnutt als Mr. Merryweather, John Labanowski als Athelney Jones, Reginald Stewart als Doorman, Ian Bleasdale als Accountant, Malcolm Weaver als Archie, Eric Porter als Professor Moriarty u.a.

Kurzinhalt: Sherlock Holmes und Dr. Watson erhalten Besuch vom rothaarigen Gentleman Jabez Wilson. Dieser hat gar kurioses zu berichten: Vor etwas mehr als einem Monat wurde er von seinem Angestellten auf eine Anzeige in der Zeitung aufmerksam gemacht, in der die sogenannte Liga der rothaarigen Männer nach entsprechenden Personen für eine gut bezahlte Anstellung suchten. Daraufhin meldete er sich dort an, und wurde sofort zu Duncan Ross vorgelassen. Das Job-Interview dauerte nur wenige Minuten; wie es scheint, reichte ein Blick von Duncan auf Jabez, um zu erkennen, dass dieser genau der Richtige für den Job ist. Dieser bestand, wie sich herausstellte, daraus, die Enzyklopedia Britannia abzuschreiben. Schon bald hat sich Jabez in dieser Aufgabe regelrecht verloren – und war dementsprechend erschüttert, als seine Anstellung von einem Tag auf den nächsten ohne Vorwarnung ein Ende fand, und die Liga der rothaarigen Männer aufgelöst wurde. Holmes und Watson lachen beherzt, nachdem er seine absurde Geschichte beendet hat. Und doch vermutet Holmes schon bald, dass ein ernster Kern dahintersteckt – und meint, hinter dem diabolischen Plan die Handschrift des kriminellen Genies Professor Moriarty zu erkennen…


Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) Granada/ITV Von der Vorlage war ich ja nicht wirklich angetan. Das zugrundeliegende Mysterium war etwas gar schräg, und die Auflösung – nämlich dass es einfach darum ging, Jabez für mehrere Stunden aus seinem Laden zu bekommen – war auch für einen bei weitem nicht so scharfen Geist wie jenem von Sherlock Holmes recht offensichtlich. Aus meiner Sicht gelang es bei der Granada-Serie neuerlich, auf die Vorlage aufzubauen, und diese zu verbessern. Der wichtigste Clou dabei war natürlich, Professor Moriarty in die Geschichte einzubauen – und damit zugleich der nächsten Folge (zugleich das Finale der zweiten Staffel), "Sein letzter Fall", den Weg zu ebnen. Eben diese Verbindung wertet "Die Liga der rothaarigen Männer" ungemein auf. Aber auch davon abgesehen schafft man es hier – sowohl aufgrund der Inszenierung, als auch Jeremy Bretts wieder mal brillanten Darstellung – früh deutlich zu machen, dass hinter Jabez' absurder Geschichte ein ernster krimineller Kern steckt. Holmes dabei zuzusehen, wie er eben diesem auf die Schliche kommt, machte wieder enormen Spaß.

Es ist allerdings nicht nur das: Ich fand auch die Schilderung von Jabez' Erlebnissen hier irgendwie interessanter und vor allem auch komischer als in Doyles ursprünglicher Erzählung. Es hilft zweifellos auch, dass man auch ohne Kenntnis der Vorlage früh erkennt, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Angefangen dabei, wie sein Angestellter ihn zufällig auf die Anzeige aufmerksam macht, über die Art und Weise, wie man ihn an den Wartenden vorbeiführt, bis hin zum knappen Bewerbungsgespräch. Sofort wird auch uns klar: All dies ist nur ein Vorwand, um Jabez aus seinem Geschäft zu locken. Doch zu welchem Zweck? Eben dies deduziert dann schließlich Sherlock Holmes, und erkennt, dass eine Bank ausgeraubt werden soll. Die Szene, wo er mit Watson, dem Inspektor und dem Bankdirektor darauf wartet, dass John Clay und sein Komplize den Safe betreten, war dann ebenfalls wunderbar. Eben dort erzählt Holmes dann schließlich auch von seiner großen Nemesis, Professor Moriarty, und bereitet damit den großen Showdown in der nächsten Folge vor (heutzutage wäre Moriarty wohl schon in der ersten Episode vorgekommen, hätte man über die Serie hinweg immer wieder Hinweise gestreut und Verbindungen gelegt, aber für die 80er war diese Art der Vorbereitung durchaus schon beachtlich – und sollte "Sein letzter Fall" davon dann maßgeblich profitieren). Als Clay und sein Kumpan dann den Safe erreichen, hätte man sich zwar ein bisschen geschickter anstellen können. Vor allem aber fragt man sich unweigerlich, warum Jabez' Anstellung auf gar so wundersam-verdächtige Art und Weise beendet wurde. Warum ihn nicht zu einem letzten Gespräch zu Duncan Ross holen, der ihm verkündet, dass die Liga leider mangels finanzieller Mittel eingestellt werden muss? Dann hätte es Jabez vielleicht nie zu Sherlock Holmes verschlagen. Für den Plan eines vermeintlichen Verbrechergenies ist das schon ein ordentlicher Patzer.

Fazit: Episodenbild (c) Granada/ITV Mit "Die Liga der rothaarigen Männer" ist es der Granada-Serie – in diesem Fall direkt aus der Feder des Serienschöpfers John Hawkesworth – zum wiederholten Mal gelungen, auf die Vorlage aufzubauen, und letztendlich eine Adaption zu präsentieren, die dieser in meinen Augen überlegen ist. Hauptverantwortlich dafür ist natürlich die Verbindung zu Professor Moriarty, die der Geschichte hier (im Gegensatz zur Vorlage) angedichtet wurde. Dies wertet nicht nur den Fall hier auf, sondern ist auch wichtig, um dem anstehenden, hochdramatischen Finale der zweiten Staffel den Weg zu ebnen. Aber auch davon abgesehen gefiel mir die Geschichte in inszenierter Form um einiges besser, als damals auf Papier. Die Episode arbeitet dabei einerseits die Absurdität der Ereignisse rund um Jabez Wilson wunderbar heraus, lässt aber zugleich auch den aufmerksamen Zuschauer rasch erahnen, dass die Geschichte einen ernsten Hintergrund hat. Wunderbar dann, wenn sich Holmes in dieses "Drei-Pfeifen-Problem" stürzt, den Plot aufdeckt, und mit den anderen im Safe auf die verhinderten Bankräuber wartet (wo er dann auch von Professor Moriarty erzählt). Kleinere Kritikpunkte mögen den ganz großen Wurf verhindern, dennoch ist "Die Liga der rothaarigen Männer" eine weitere starke Folge, die neben einem wieder einmal phänomenalen Jeremy Brett nicht zuletzt auch von einer kühl-bedrohlichen Performance von Eric Porter als Professor Moriarty profitiert.

Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Granada/ITV)







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