Originaltitel: The Resident Patient Episodennummer: 2x04 Bewertung: Erstausstrahlung US: 15. September 1985 Erstausstrahlung D: 02. Dezember 1987 1987 Drehbuch: Derek Marlowe Regie: David Carson Besetzung:
Jeremy Brett als Sherlock Holmes,
David Burke als Dr. John Watson,
Nicholas Clay als Dr. Percy Trevelyan,
Patrick Newell als Blessington,
Tim Barlow als Russian Count,
Brett Forrest als Count's Son,
Charles Cork als Cartwright,
John Ringham als Inspector Lanner,
Rosalie Williams als Mrs Hudson,
David Squire als Fenton,
Norman Mills als Detective,
Lucy Anne Wilson als Nora,
Dusty Young als Carpenter u.a.
Kurzinhalt:
Dr. Percy Trevelyan sucht Sherlock Holmes wegen des seltsamen Verhaltens seines Gönners und Dauerpatienten Mr. Blessington auf. Dieser hat sich vor einigen Jahren an ihn gewandt, um ihm anzubieten, seine Ordination zu finanzieren. Als Gegenleistung erhielt er einen Prozentsatz von Dr. Trevelyans Honoraren. Vor allem aber war er im oberen Stockwerk des Gebäudes einquartiert, und diente ihm Dr. Trevelyan als persönlicher Arzt. Was lange Zeit ein relativ entspannter Job war. In letzter Zeit leidet Mr. Blessington jedoch auf einmal zunehmend unter Angstzuständen. Aber auch ein rätselhaftes Ereignis rund um den Besuch eines scheinbar unter Starrsucht leidenden Patienten hat Dr. Trevelyan aufgewühlt. Holmes erklärt sich dazu bereit, sich mit Mr. Blessington zu treffen. Als dieser dann jedoch seine Fragen nicht wahrheitsgemäß beantwortet, zieht sich Holmes enttäuscht zurück. Kurz darauf kehrt der Meisterdetektiv dann doch noch ein weiteres Mal in die Ordination von Dr. Trevelyan zurück – um den Tod von Mr. Blessington zu untersuchen…
Review (kann Spoiler enthalten):
Der Auftakt von "Der Dauerpatient" ist höchst mysteriös – war doch zumindest mir im ersten Moment nicht klar, dass es sich "nur" um einem Alptraum handelt. Vielmehr dachte ich an eine Inszenierung, mit der Mr. Blessington verstört und eventuell in den Herzinfarkt (und damit Tod) getrieben werden soll. Erst als er dann schweißgebadet in seinem Bett erwachte, war klar, was hier vor sich ging. Nach diesem düster-gruseligen Auftakt schlägt "Der Dauerpatient" dann erstmal deutlich locker-amüsantere Töne an. Der Besuch von Holmes und Watson beim Friseur besticht natürlich vor allem damit, wie sich der gute Doktor hier an den Methoden seines Freundes und Kollegen versucht – und in fast allen Belangen falsch liegt. Wobei – und das ist ein weiteres ganz großes Plus – die Serie sehr darauf achtet, ihn nicht zu einem ähnlichen Clown wie in den Rathbone/Bruce-Filmen werden zu lassen. Dafür sorgt nicht zuletzt, dass Holmes die Wohnung auf der Suche nach einem Dokument durchwühlt (und der armen Mrs. Hudson einen ziemlichen Saustall hinterlässt), während Dr. Watson es mit einem Griff aus der Schublade zieht.
Der Schwerpunkt liegt aber natürlich rund um den Fall von Dr. Trevelyan bzw. Mr. Blessington – und der zählt leider in meinen Augen jetzt nicht unbedingt zu den besten, die von Sir Arthur Conan Doyle für seinen Meisterdetektiv erdacht wurden (dementsprechend hinterließ er auch in der Sammlung "Memoiren" kaum Eindruck bei mir). Dieser leidet nicht zuletzt darunter, dass Trevelyan vor allem auch im Hinblick auf den angeblich unter Starrsucht und dann von einem Moment auf dem anderen verschwindenden Patienten doch ziemlich naiv wirkt. So richtig etwas zu ermitteln und deduzieren bekommt Sherlock Holmes zudem dann erst am Tatort, als er folgerichtig schließt, dass sich Blessington nicht etwa selbst erhängt hat, sondern ermordet wurde. Bis dahin bekommt der Meisterdetektiv aber erstmal noch relativ wenig zu tun. Und so sticht, neben den zuvor erwähnten (in erster Linie amüsanten) Momenten in erster Linie hervor, dass Holmes auch hier wieder zumindest teilweise eine Niederlage einstecken muss. Denn da sich Mr. Blessington ihm nicht anvertraute, konnte er auch dessen Mord nicht verhindern. Mehr noch: Die Täter entkommen ihm ebenfalls (wenn auch am Ende in einem eher misslungenen Nebensatz angedeutet wird, dass sie mit einem Schiff verunglückten). Immerhin gelingt es ihm aber, diese zu identifizieren, und sowohl den Hergang des Mordes als auch das Motiv dahinter aufzuklären. Ihm eben dabei zuzusehen, machte nicht zuletzt dank der wieder einmal wunderbaren Leistung von Jeremy Brett (sowie auch David Burke) definitiv Spaß.
Fazit:
Die Stärken von "Der Dauerpatient" lagen für mich eher in gelungenen Einzelszenen, denn dem Fall an sich. Dies gilt u.a. für den mysteriös-gruseligen Auftakt rund um Blessingtons Alptraum, die amüsanten Szenen rund um Holmes und Watson beim Friseur, sowie etwas später dann den von Sherlock angerichteten Saustall in ihrer Wohnung (während John das gesuchte Dokument in Sekundenschnelle aus der Schublade zieht), bis hin zu seinen Ermittlungen nach dem Tod von Mr. Blessington. Nicht ganz so prickelnd fand ich hingegen die Schilderungen von Dr. Trevelyan; nicht zuletzt, als dieser gerade auch bei der Episode rund um den Besuch des vermeintlichen Starrsucht-Patienten eine beachtliche Naivität zur Schau stellt. Auffällig ist allerdings, dass a) Blessington sein Schicksal letztendlich dadurch, dass er sich Holmes nicht anvertraut (da er sich damit ja letztendlich auch selbst belastet hätte), von selbst heraufbeschwört, und b) Sherlock eben diesen nicht nur nicht verhindern kann, sondern sich die Täter auch seinem Griff entziehen. Dass sie daraufhin dann vermeintlich von einer höheren Macht gerichtet wurde, zählte für mich dann wiederum zu den Schwächen der Folge.