Originaltitel: Judgment Day Episodennummer: 6x01 Bewertung: Erstausstrahlung US: 21. Januar 2000 Erstausstrahlung D: 06. November 2001 Drehbuch: A. L. Katz & Scott Nimerfro Regie: Brad Turner Besetzung:
Chris Elliott als Jack Parson,
Ian Tracey als Declan McMahon,
Nicole Oliver als Heather Cattrell,
Kevin McNulty als Everett Costello,
Vincent Gale als Dooley McMahon,
Molly Ringwald als Allison Channing,
Peter Kelamis als Stan Draper,
Judith Maxie als Judge Peale,
Louis Chirillo als Cheech,
Jennifer Sterling als Detective Meacham,
Colin Foo als Mr. Chow,
Tony Alcantar als Director u.a.
Kurzinhalt:
In der Zukunft wird das Rechtssystem in den USA zumindest teilweise an den Fernsehsender "Justice Channel" ausgelagert. Dieser überträgt die Prozesse live, und macht um diese herum Sondersendungen, Interviews und so weiter mit allen Beteiligten. Der größte Hit des Senders ist jedoch die Show "Judgment Day". In dieser bekommt ein zum Tode verurteilter Verbrecher die Chance, seine Strafe auf lebenslänglich zu reduzieren. Parallel dazu wird dem engsten Hinterbliebenen des Opfers die Gelegenheit geboten, das Urteil eigenhändig zu vollstrecken. Dies läuft so ab: Der Verurteilte wird für vierundzwanzig Stunden gejagt, wobei ihm zwanzig Minuten Vorsprung eingeräumt werden. Dank der "Verurteilten-Kamera", die in seinem Auge implantiert ist, wissen alle jederzeit, wo sich dieser aufhält, zudem werden Hinweise von den Zuschauern mit 1.000 Dollar belohnt. Der oder die Hinterbliebene nimmt die Verfolgung auf; sollte es gelingen, den Täter zu stellen, obliegt die Entscheidung dann ihm/ihr, ob das Urteil vollstreckt oder Gnade gewaltet werden soll. Der jüngste Todeskandidat ist Declan McMahon. Dieser beteuert seit jeher, das Opfer – dessen Schwester ihn jagen wird – nicht umgebracht zu haben. Judgment Day bietet ihm nun die allerletzte Gelegenheit, um seine Unschuld zu beweisen…
Review (kann Spoiler enthalten):
In den 90ern hat, sowohl in den USA als auch hierzulande, der Reality-Trend im Fernsehen Einzug erhalten – und sollte in weiterer Folge voll einschlagen. Heutzutage sind die Sender fast voll damit. Mir persönlich gibt das ja – mit ganz wenigen Ausnahmen – gar nichts, aber bitte, wie er will. In jedem Fall brachte der betreffende Trend aber natürlich die Gefahr mit sich, dass "normale" Menschen vorgeführt werden; und tatsächlich zielen ja einige Formate darauf ab, sich am Leid anderer zu ergötzen. "Tod vor laufender Kamera" treibt diese Entwicklung auf die Spitze – wobei die Episode natürlich zugegebenermaßen nicht die erste Variation dieses Themas ist. Unter den Vorläufern und potentiellen Inspirationsquellen finden sich unter anderem "Network", die Kurzgeschichte "Das Millionenspiel" von Robert Sheckley (die ja auch fürs deutsche Fernsehen adaptiert wurde) bzw. Stephen Kings ähnlich gelagerter Roman "Menschenjagd" (und der lose darauf basierende Arnie-Actionthriller "Running Man"), sowie die in den 90ern aufpappenden Gerichtssendungen wie "Judge Judy" oder (in Deutschland) "Barbara Salesch".
"Tod vor laufender Kamera" dient nun als warnendes Beispiel, wo diese Entwicklung im Extremfall hinführen könnte: Nämlich zu einer Sendung, in der ein zum Tode verurteilter vor laufender Kamera hingerichtet wird. Zumindest, wenn es nach den Produzenten geht, die sich eben davon sensationelle Einschaltquoten erwarten. Um überhaupt Kandidaten zu finden, muss man ihnen aber natürlich auch einen Anreiz dazu geben, daran teilzunehmen. Und so gibt es die zumindest theoretische Möglichkeit, dass diese – entweder in dem sie ihren Verfolgern 24 Stunden lang entkommen, oder wenn diese sie verschonen – ihre Strafe auf lebenslänglich herabsetzen. Alles rund um die betreffende Sendung fand ich sehr glaubwürdig umgesetzt, angefangen bei der Vorberichterstattung, über so Ideen wie die "Convict Cam", bis hin zu den Einblicken hinter die Kulissen. Wichtig natürlich auch, dass es "Tod vor laufender Kamera" früh gelingt, uns glaubhaft Declans Unschuld zu vermitteln, so dass wir im Zuge der Sendung mit ihm mitfiebern. Es gab dann auch einige interessante Entwicklungen, insbesondere natürlich, wie sich er und Allison letztendlich auf eine Seite schlagen. Vor allem aber prangert er halt einfach die Sensationsgeilheit des Fernsehens bzw. auch der Gesellschaft sehr gut an. Besetzungstechnisch stach für mich in erster Linie Molly Ringwald (die sich in meinen Augen durchaus ihre "eigene" Episode verdient gehabt hätte) hervor, wobei Ian Tracey, Kevin McNulty, Chris Elliott und Peter Kelamis auch keine (mir) unbekannten sind. Nicht ganz glücklich war ich dann allerdings mit dem Ende, einerseits im Hinblick auf eine bestimmte tragische Entwicklung, welche sich die betreffende Figur definitiv nicht verdient hatte. Aber auch in der Art und Weise, wie die letzten Minuten den Spieß dann umdrehen – weil da hat mich "Tod vor laufender Kamera" von der Aussage her (sprich, das Problem ist nicht das Konzept, sondern dass Declan unschuldig war) doch eher enttäuscht. Zumal man spätestens damit dann deutlich machte, dass man sich hier doch davor scheut, das heiße Eisen Todesstrafe (welches hier ja eigentlich auf der Hand liegen würde) aufzugreifen. Was ich dann doch etwas schade fand.
Fazit:
"Tod vor laufender Kamera" war zwar Anfang der 0er-Jahre definitiv nicht mehr die erste Erzählung rund um eine Menschenjagd vor laufender Kamera, und zieht gegenüber so manch früherer Variante für mich auch den Kürzeren. Dennoch handelt es sich insgesamt um eine durchaus gelungene Betrachtung dieses Themas. Die beiden größten Stärken waren dabei für mich einerseits die glaubwürdige Umsetzung der TV-Show, und andererseits, dass man uns Declans Unschuld früh plausibel vermittelt, und wir dann dementsprechend mit ihm mitfiebern. Auch die Besetzung wertet ihn auf, wobei ich mich insbesondere über den Auftritt von Molly Ringwald gefreut habe. Und generell prangert er auf wunderbare Weise den damals wie heute zunehmend um sich greifenden Sensationsjournalismus (insbesondere, wenn auch natürlich nicht nur, im TV) an. Eine Wendung am Ende fand ich aber unnötig hart; vor allem aber war mir der Epilog dann doch etwas zu nihilistisch. Davon abgesehen war das aber ein sehr gelungener Start in die sechste "Outer Limits"-Staffel.