Originaltitel: The End Episodennummer: 1x01 Bewertung: Weltweite Internet-VÖ: 10. April 2024 (Amazon Prime) Drehbuch: Geneva Robertson-Dworet & Graham Wagner Regie: Jonathan Nolan Besetzung:
Ella Purnell als Lucy MacLean,
Aaron Moten als Maximus,
Kyle MacLachlan als Overseer Hank MacLean,
Moises Arias als Norm MacLean,
Xelia Mendes-Jones als Dane,
Walton Goggins als The Ghoul / Cooper Howard,
Sarita Choudhury als Lee Moldaver,
Leslie Uggams als Betty Pearson,
Michael Cristofer als Elder Cleric Quintus,
Johnny Pemberton als Thaddeus,
Mykelti Williamson als Honcho,
Matt Berry als Mr. Handy,
Zach Cherry als Woody Thomas,
Annabel O'Hagan als Stephanie Harper,
Dave Register als Chet,
Rodrigo Luzzi als Reg McPhee,
Cameron Cowperthwaite als Monty,
Jacinto Taras Riddick als Cleric Felix,
Joel Marsh Garland als Biggie,
Mike Doyle als Bob Spencer,
Janie Brookshire als Mrs. Spencer,
Leer Leary als Davey,
Jacob A. Ware als Slim u.a.
Kurzinhalt:
Im Jahr 2077 passiert das Unvorstellbare: Es kommt zum Nuklearkrieg. 219 Jahre später ist die Erde eine nach wie vor verstrahlte Wüste. Wer es sich damals einrichten konnte, ist in einen von zahlreichen – miteinander verbundenen – Bunkern geflüchtet, wo ihre Nachfahren nun in relativer Sicherheit – und vor allem auch vom nuklearen Fallout geschützt – leben. Um die genetische Vielfalt zu wahren, kommt es dabei immer wieder zu einem Austausch zwischen den Gruppen. So bewirbt sich Lucy MacLean – nachdem sie in ihrem Bunker keinen geeigneten, und verwandtschaftlich ausreichend von ihr entfernten Kandidaten finden kann – dafür, einen Ehemann aus dem benachbarten Bunker 32 zu nehmen. Anfänglich ist ihre Freude über die "blinde Hochzeit" noch groß, erweist sich ihr Gemahl doch als überaus attraktiv. Jedoch: Die Besucher stammen in Wahrheit gar nicht aus dem Bunker, sondern der Oberfläche, und haben diesen erobert. Die Plünderer überfallen daraufhin die Bevölkerung, stehlen Vorräte, und entführen Lucys Vater Hank, den Aufseher des Bunkers. Um ihren Vater zu retten, wagt sich Lucy an die Oberfläche. Währenddessen wird Maximus dazu auserkoren, als Knappe eines Ritters der Bruderschaft des Stahls zu dienen. Und nachdem er eine Zeit lang in einem Grab ruhte, wird der aufgrund der Strahlung zu einem Ghul verwandelte Cooper Howard von Kopfgeldjägern wieder zum Leben erweckt, um eine besonders lukrative Beute einzustreichen…
Review:
Vorab: Meine aktive Gaming-Zeit liegt (abseits vom gelegentlichen Adventure – egal ob alt oder neu; und selbst dafür fehlte mir zuletzt leider überwiegend die Zeit) schon lange zurück; insofern kenne ich bei "Fallout" – wie auch bei "The Last of Us" – die Spiele nicht. Aus meiner Sicht kann eine mangelnde Vertrautheit mit der zugrundeliegenden Vorlage bei Adaptionen sowohl ein Vor- als auch ein Nachteil sein. Ersteres, weil man ohne jegliche Erwartungshaltung an die Stoffe herangeht (und einem allfällige Änderungen, die dabei vorgenommen werden, erst gar nicht auffallen und somit auch nicht stören können; dies verleidet ja einigen z.B. gerade "Die Ringe die Macht"). Letzteres, weil man noch keinen Bezug zur Welt, der Geschichte und/oder den Figuren hat, und die Adaption sich diesen somit von Null auf (hart) erarbeiten muss (da wir gerade bei "Die Ringe der Macht" waren: Da mich die Änderungen im Vergleich zur Vorlage überhaupt nicht stören – eine Adaption ist nun einmal immer eben genau das – hat die Serie bei mir eben durch meine Vorliebe für die von J.R.R. Tolkien geschaffene Welt enorm profitiert; was auch der Grund war, dass ich persönlich praktisch von Beginn an von der Serie begeistert war).
"The Last of Us" ist es vor etwas mehr als einem Jahr gelungen, mich auch ohne jeglichen Bezug zur Vorlage praktisch von Beginn an abzuholen. "Fallout" – welches mir in erster Linie deshalb vorknöpfe, als die Serie ja überwiegend positiv aufgenommen wurde – hat bei mir vergleichsweise ein bisschen einen schwierigeren Start erwischt; fand ich "Das Ende" doch zwar grundsätzlich mal ganz interessant, aber so richtig begeistert hat es mich überwiegend noch nicht. Die Ausnahme, wegen dem im vorgestellten Satz das Wort "überwiegend" vorkommt, sind die ersten paar Minuten. Denn den dort gezeigten Weltuntergang fand ich "fantastisch" (sofern man das bei solch einem dramatisch-tragisch-apokalyptischen Ereignis sagen kann), bedrückend und gänsehauterzeugend umgesetzt. Angefangen bei der Geburtstagsparty, wo der spätere Ghoul Walton Goggins als Showcowboy auftritt, über die beunruhigenden Berichte im Fernsehen, das warmherzige Gespräch zwischen Cooper Howard und seiner Tochter, dem schockierenden ersten Einschlag, bis hin zur Flucht der beiden zu Pferde, während wir rund um sie herum im Hintergrund noch zahlreiche weitere Einschläge sehen. Das war definitiv sehr erschreckend umgesetzt. Einzig das dortige Design hat mich insofern irritiert und verwirrt, als es mir den Eindruck vermittelte, dass dieser Prolog in den 50ern oder so angesiedelt war, und somit in einer alternativen Vergangenheit spielt. Auf 2077 als Ursprungsjahr der Apokalypse wäre ich, ohne im Internet nachzulesen, aber nie gekommen. Davon abgesehen war der Auftakt aber jedenfalls sehr effektiv.
Nach dem Zeitsprung 219 (weitere) Jahre in die Zukunft kam "Das Ende" bei mir hingegen doch eher durchwachsener an. Vor allem die Storyline rund um Maximus wollte mich hier vorerst leider irgendwie noch gar nicht ansprechen. Weder seine Figur an sich, noch die Frage, ob er das mit den Rasierklingen nun tatsächlich war, oder doch nicht, fand ich interessant. Auch der ersten Auftritt der Bruderschaft des Stahls verfehlte die gewünschte ehrfurchtgebietende Wirkung bei mir; das ist vermutlich einer jener Momente, die mit Kenntnis der Vorlage mehr Eindruck hinterlassen. Etwas besser schlägt sich die Rückkehr von Cooper Howard als Ghul. Ich kannte natürlich die Maske schon von diversen Promo-Bildern und Screenshots der Serie, finde sie aber jedenfalls sehr gelungen. Aber auch, wie er hier mit den Kopfgeldjägern kurzen Prozess macht, sticht hervor. Vor allem aber finde ich es spannend, dass ich seine Figur noch nicht einschätzen kann. Ist er ein Held? Ein – oder vielleicht sogar der große – Bösewicht? Oder irgendwas dazwischen? Das ist ein Punkt, wo sich meine mangelnde Kenntnis der Vorlage wiederum positiv bemerkbar macht.
Am besten fand ich aber die Ereignisse im Bunker 33, die auch "Das Ende" klar und deutlich dominierten. Zwar kam auch der Teil nicht ganz an den furchterregenden Einstieg heran, dennoch fand ich den Einblick in die Lebensweise jener – überwiegend (damals) reichen – Menschen, die sich von der verstrahlten Oberfläche in die – über abgesperrte Luken miteinander verbundene – Bunker retteten, sehr interessant. Angefangen bei den großen Räumen, in denen sich Landschaften simulieren lassen (damit die auf Dauer nicht völlig am Rad drehen), über die Tradition rund um den genetischen Austausch mit anderen Bunkern, um Inzucht zu vermeiden, bis hin zur Aussicht, in ein bis zwei Generationen vielleicht doch wieder an die Erdoberfläche zurückkehren zu können. Vor allem aber hatte es mir Lucy MacLean (deren Name so ausgesprochen wurde, dass ich dachte, das wäre eine Anspielung auf "Stirb langsam") als Figur enorm angetan. Diese freundliche, gut aufgelegte Person brachte in das düstere Setting die nötige Portion Frohsinn und Sonnenschein. Ella Purnell ist mir ja bereits bei ihrem Schauspiel-Debüt, wo sie die jüngere Version von Keira Knightleys Figur in "Alles, was wir geben mussten" gab, positiv aufgefallen, und sie hat in den mittlerweile knapp fünfzehn dazwischenliegenden Jahren – no na – nichts an Talent eingebüßt, sondern vielmehr noch dazugewonnen. Aber auch der Gastauftritt von Kyle MacLachlan stach hervor, und wertete diesen Teil von "Das Ende" für mich auf. Ein bisschen naiv wirkt Lucys Plan zwar schon – die Erdoberfläche ist groß, wie will/soll sie da bitte schön ihren Vater finden? – in jedem Fall war sie aber jene Figur, mit der ich (bislang?) am meisten mitfieberte, und wo ich dementsprechend auch schon am gespanntesten darauf bin, wie es weitergehen wird.
Fazit:
Nach dem dramatischen Auftakt rund um den nuklearen Holocaust schaltet die erste "Fallout"-Episode einen Gang herunter. Die Einblicke in die Lebensweise der Leute im Bunker 33 fand ich zwar durchaus interessant, aber – selbst während des Überfalls – nur bedingt mitreißend. Positiv stach hier für mich in erster Linie Lucy MacLean hervor; eine Figur, die mir – auch dank der charmanten Darstellung von Ella Purnell – auf Anhieb sympathisch war. Sie ist bislang auch die einzige Person, zu der ich eine Art von Bindung verspüre. Demgegenüber konnte ich mit Maximus als Figur und seinem Handlungsstrang hier erstmal wenig bis gar nichts anfangen. Interessanter Walton Goggins als Ghul, den ich hier erstmal noch nicht einschätzen kann, und wo ich vor allem hoffe, dass uns die Serie darüber aufklären wird, wie der warmherzige Show-Cowboy aus dem Prolog zu eben dieser kaltblütigen Person wurde. Insgesamt somit ein zwar solider Auftakt, dem es durchaus gelang, mein Interesse zu wecken; aber vollständig überzeugt bin ich von "Fallout" nach "Das Ende" noch nicht.