Sherlock Holmes - 2x01: Das Haus zu den Blutbuchen
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Originaltitel: The Copper Beeches Episodennummer: 2x01 Bewertung: Erstausstrahlung US: 25. August 1985 Erstausstrahlung D: 11. November 1987 1987 Drehbuch: Bill Craig Regie: Paul Annett Besetzung:
Jeremy Brett als Sherlock Holmes,
David Burke als Dr. John Watson,
Natasha Richardson als Violet Hunter,
Joss Ackland als Jephro Rucastle,
Lottie Ward als Mrs Rucastle,
Patience Collier als Miss Stoper,
Angela Browne als Mrs Toller,
Peter Jonfield als Toller,
Michael Loney als Fowler,
Rachel Ambler als Alice,
Stewart Shimberg als Edward u.a.
Kurzinhalt:
Violet Hunter sucht Sherlock Holmes mit einer doch eher ungewöhnlichen Anfrage auf: Er soll ihr dabei helfen, zu entscheiden, ob sie ein äußerst lukratives Jobangebot annehmen soll, bei der ihr jedoch die daran geknüpften Bedingungen sowie die seltsame Art ihres potentiellen zukünftigen Arbeitgebers Unbehagen bereiten. Genau gesagt geht es um den Job als Gouvernante am Anwesen von Jephra Rucastle und seiner Familie. Mit hundert Pfund im Jahr liegt sein Angebot deutlich über dem Durchschnitt. Sie kam jedoch nicht umhin, zu bemerken, dass er sie scheinbar in erster Linie aufgrund ihres Aussehens anstellen will. Vor allem aber müsste sie sich vor Dienstantritt die Haare kürzer schneiden. So ungewöhnlich diese Bitte auch ist, sieht Sherlock Holmes vorerst keinen Grund, die Stelle nicht anzunehmen, weist Hunter jedoch an, ihn sofort zu verständigen, falls sich irgendwelche seltsamen Ereignisse zutragen sollten. Ein paar Wochen später ist es dann schließlich so weit: Sie ruft den Meisterdetektiv zu Hilfe, und berichtet von ihren Beobachtungen und Erlebnissen. Holmes ist klar, dass es nun keine Zeit zu verlieren gilt…
Review (kann Spoiler enthalten):
Die beste Szene von "Das Haus zu den Blutbuchen" ist definitiv der Auftakt mit Sherlock Holmes, der seinen Freund John Watson wegen dessen Berichte über ihre gemeinsamen Fälle rügt – da diese viel zu sensationalistisch erzählt seien, und sich der gute Doktor viel zu sehr um die Verbrechen (und Verbrecher, sowie natürlich die Klienten) statt auf die Lösung der Fälle fokussiert. Geht es nach Holmes, dann sollten Logik und die daraus resultierenden Deduktionen im Mittelpunkt stehen. Es ist eine amüsante Szene, die auch 1:1 der Vorlage entnommen wurde – und insofern nicht einer gewissen Ironie entbehrt, als die nachfolgende Geschichte dann eigentlich sämtliche Kritik, die Holmes hier vorbringt, nur voll und ganz bestätigt. Denn sowohl die Kurzgeschichte als auch ihre (wieder sehr werkgetreue) Adaption legen den Schwerpunkt ganz klar auf Violet Hunters Dilemma, und ihre entsprechenden Schilderungen – während Sherlock Holmes im Allgemeinen und seine Deduktionen im Besonderen hier doch ziemlich auf der Strecke bleiben.
Dies allein ist allerdings für viele "Sherlock Holmes"-Geschichten typisch, und allein noch kein Grund zu Kritik. Zumal Violet Hunter eine durchaus sympathische Figur ist – die zudem von Natasha Richardson (die spätere Ehefrau von Liam Neeson, die tragischerweise nach einem Schiunfall mit nur fünfundvierzig Jahren verstorben ist) überaus charmant gespielt wird. Wenn ich an "Das Haus zu den Blutbuchen" etwas kritisieren muss, dann ist es eher, wie offensichtlich die Auflösung rund um die seltsamen Anforderungen, welche die Rucastles an Violet stellen, ist. Denn man muss nun wahrlich kein Meisterdetektiv mit einem Intellekt á la Sherlock Holmes sein, um folgerichtig zu schließen, dass es darum geht, dass Violet als Doppelgängerin dienen und damit jemand anderen täuschen soll. Die genauen Hintergründe lassen sich zwar zugegebenermaßen nicht erschließen, hier gibt uns "Das Haus zu den Blutbuchen" aber wiederum zu wenig Hinweise, um zum Mitraten einzuladen. Und so verfolgt man Violets Schilderungen zwar durchaus interessiert, aber halt doch eher unbeteiligt. Davon abgesehen hat mir aber auch "Das Haus zu den Blutbuchen" wieder gut gefallen. Einen großen Anteil daran hat natürlich auch hier wieder Jeremy Brett mit seiner hervorstechenden Interpretation von Sherlock Holmes; zwar bekommt dieser hier vergleichsweise wenig zu tun, aber wenn er etwas zu tun bekommt, brilliert er eben auch. Zudem sticht aus der Besetzung noch Joss Ackland hervor, der den meisten (mir eingeschlossen) in erster Linie als arischer "Diplomatische Immunität"-Ungustl aus "Lethal Weapon 2" bekannt sein dürfte. Und das Finale macht dann auch durchaus Laune. Der Fall war aber halt wenig ausgeklügelt, und schon ein bisschen banal.
Fazit:
"Die Blutbuchen" (so der deutsche Titel der Vorlage) war schon nicht meine favorisierte Kurzgeschichte aus dem ersten Sammelband "Die Abenteuer von Sherlock Holmes" – und das zieht sich dann leider auch bis zur Adaption durch. Zwar nicht im Detail, aber zumindest im Hinblick auf den Grund für die seltsamen Anweisungen der Rucastles an Violet war die Geschichte doch ziemlich durchschaubar; vor allem aber war sie mir wieder etwas zu sehr auf die Erzählung der Klientin konzentriert, und kam Sherlock Holmes im Allgemeinen und seine Ermittlungen im Besonderen doch vergleichsweise zu kurz. Immerhin ist Violet eine sympathische Figur, mit der man mitfiebert, und steigert sich die Story dann zu einem gefälligen Finale. Die Adaption trumpft darüber hinaus mit starken schauspielerischen Leistungen von Natasha Richardson, Joss Ackland und wie immer natürlich Jeremy Brett sowie David Burke auf. Am besten hat mir aber der Einstieg rund um Holmes, der Watson für die Art und Weise wie er seine Berichte schreibt scheltet, gefallen; wobei es fast schon ironisch wirkt, dass der nachfolgende Fall dann just die von Holmes angeprangerten Eigenschaften im Übermaß aufweist.