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Horrorkomödie von den Machern des Scream-Reboots Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 31 Oktober 2024
 
Halloween-SPECiAL

 
Abigail Marcus Johnson
Originaltitel: Abigail
Produktionsland/jahr: USA 2024
Bewertung:
Studio/Verleih: Radio Silence Productions/Universal Pictures
Regie: Danny Philippou & Michael Philippou
Produzenten: U.a. Kristina Ceyton & Samantha Jennings
Drehbuch: Danny Philippou & Bill Hinzman
Filmmusik: Cornel Wilczek
Kamera: Aaron McLisky
Schnitt: Geoff Lamb
Genre: Horror/Thriller
Kinostart Deutschland: 27. Juli 2023
Kinostart Australien: 27. Juli 2023
Laufzeit: 95 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Melissa Barrera, Dan Stevens, Alisha Weir, William Catless, Kathryn Newton, Kevin Durand, Angus Cloud, Giancarlo Esposito, Matthew Goode u.a.


Kurzinhalt: Fünf einander unbekannte Verbrecher mit unterschiedlichen Spezialgebieten wurden über eine App von einem Unbekannten angeheuert, um ein elfjähriges Mädchen nach dessen Ballettunterricht zu entführen. Die Aktion verläuft ohne gröbere Zwischenfälle, und so trifft man kurz darauf in jenem großen, abgelegenen Anwesen ein, in das man beordert wurde. Dort erfährt die Crew, dass sie nun nichts weiter tun müssen, als vierundzwanzig Stunden lang auf das Mädchen aufzupassen, bis ihr Vater das Lösegeld bezahlt hat. Ein vermeintlich einfacher Job, für den sie fürstlich entlohnt werden. Dann jedoch erfahren sie, um wen es sich bei ihrem Entführungsopfer handelt, nämlich die Tochter des berüchtigten Gangsterbosses Kristof Lazaar. Einige von ihnen würden daraufhin lieber verschwinden, und den anderen ihren Anteil überlassen – bemerken dann jedoch, dass sie im Anwesen eingesperrt wurden. Was geht hier vor sich? Handelt es sich etwa um eine Falle – da, wie sich herausstellt, alle im Verlauf ihrer Verbrecherkarriere mal mit Lazaar in Kontakt gekommen sind? Schließlich müssen sie erkennen, dass die Gefahr näher ist, als sie denken. Denn Abigail ist nicht etwa ein unschuldiges, hilfloses Mädchen, sondern vielmehr ein hunderte Jahre alter Vampir – und die Entführer ihre Mahlzeit…

Review (kann Spoiler enthalten): Szenenbild. Beginnen wir mit einem der größten Kritikpunkte, die ich im Bezug auf "Abigail" vernommen habe – auch wenn es mit dem Film an sich eigentlich gar nichts zu tun hat, sondern vielmehr die Werbekampagne betrifft. Denn viele beklagten, dass diese den großen Clou des Films – nämlich, dass es sich bei Abigail nicht etwa um ein unschuldiges, hilfloses Opfer, sondern ein Vampirmädchen handelt – vorwegnimmt. Als jemand, der es generell ebenfalls vorzieht, Filme so unvorbereitet wie möglich zu sehen, kann ich das Argument grundsätzlich schon nachvollziehen. Zumal Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett sehr sorgfältig auf eben diesen Twist hinarbeiten. So gesehen kann man es schon schade finden. Allerdings habe ich auch zwei wesentliche Einwände gegen dieses Argument. Erstens: Werbung soll Interesse wecken, und im vorliegenden Fall dafür sorgen, dass wir uns den Film ansehen wollen – idealerweise im Kino. Und, ganz ehrlich: Ich sehe nicht, wie dies Abigail hätte gelingen können, ohne diese Wendung vorwegzunehmen – ist diese doch genau das, was den Film ausmacht, auszeichnet, und auch im Vorfeld mein Interesse weckte. Hätte ich das im Vorfeld nicht gewusst, hätte ich ihn – zumindest mal im Kino – verpasst.

Und das ist der zweite Einwand meinerseits: In diesem Fall hätte ich nämlich auch WIRKLICH etwas verpasst. Ja, er mag noch etwas mehr einfahren, wenn man ihn gänzlich unvorbereitet sieht. Für eine Grundbedingung, um ihn genießen zu können, halte ich das aber nicht. Denn zumindest mich hat er trotz des Vorwissens köstlich unterhalten. Dies gilt auch für die erste halbe Stunde, wo man es noch "straight" spielt, und den Eindruck eines gewöhnlichen Entführungsthrillers vermittelt. Einerseits war dies auf meine Vorfreude darauf, von dem ich schon wusste, was kommen wird, zurückzuführen. Denn: Gegenüber den Protagonisten diesbezüglich im Vorteil zu sein, kann durchaus auch seinen Reiz haben. Vor allem aber schaffen es Bettinelli-Olpin und Gillett, auch diesen Teil sehr kurzweilig zu gestalten. Dies liegt nicht zuletzt an der netten, verschiedenartigen Figurenriege, die hier zusammenkommt. Sowohl individuell als auch in der Gruppendynamik fand ich diese sehr interessant. Mit dem Spiel – Joey beweist ihre Fähigkeit, Menschen zu lesen, damit sie auch uns rudimentär vorgestellt werden – fand man zudem einen höchst cleveren Weg, um sie uns auf noch dazu sehr effiziente Art und Weise vorzustellen (zumal uns ihre Reaktion auf Joeys Aussagen mindestens so viel über sie verrät wie diese an sich). Die Darstellerriege tut dann ihr übriges. So haben die Regisseure hier ihren "Scream"-Star Melissa Barrera mit ins Boot geholt, der hier eindeutig die Hauptrolle zukommt. Neben ihr reüssieren hier unter anderem noch so (teilweise auch im Genre) bekannte Gesichter wie Dan Stevens, Kathryn Newton, Kevin Durand, und Giancarlo Esposito. Und natürlich darf auch auf Alisha Weir nicht vergessen werden, die hier sowohl das (vermeintlich) unschuldige Mädchen als auch die ruchlose Vampirlady souverän, glaubwürdig und vor allem auch mit viel Elan und Spielfreude meistert.

Szenenbild. Doch auch wenn mich bereits die erste halbe Stunde gut unterhalten hat – so richtig dreht "Abigail" dann aber natürlich erst auf, wenn die Titelheldin den Spieß umdreht, und die Jäger zu Gejagten werden. Zumal man sich dann dort auch was Blut und Splatter betrifft nicht zurückhält. Wie ihr mittlerweile ja vermutlich schon wisst, ziehe ich eben solche Gore-Einlagen tendenziell dann vor, wenn der Film rundherum eben nicht ernst gemeint ist, sondern einfach nur gut unterhalten will. Dementsprechend mochte ich all diese, teils schön brutalen, Horrorkomödien der letzten Jahre, egal ob nun "Happy Deathday", "Ready or Not", "Freaky", oder auch die Weihnachtsfilme "Violent Night" sowie "There's Something in the Barn". So wie bei fast all diesen Filmen ist jedoch auch bei "Abigail" festzuhalten, dass er doch eher auf Spaß denn Grusel ausgerichtet ist. Es gibt zwar einzelne Momente, wo an der Spannungsschraube gedreht wird, wer von ihm aber "echten" Horror erwartet, wird unweigerlich enttäuscht werden. Vor allem aber ist da dieser eine Moment am Ende, wo ich den Eindruck hatte, dass das jetzt als die Mörder-Cameo inszeniert wurde (fast so, als würde hier Christopher Lee höchstpersönlich dastehen), bei mir der wohl gewünschte Effekt allerdings völlig verfehlt wurde. Von diesem Manko abgesehen fand ich "Abigail" aber einfach nur wunderbar.

Fazit: Ach, was soll ich sagen: Ich liebe solche Horrorkomödien einfach – umso mehr, wenn sie so richtig schön blutig geraten sind, wie das hier der Fall ist. Ich verstehe, wenn manche bemängeln, dass die Werbekampagne den großen Twist schon vorwegnahm, mich persönlich hat das aber nie gestört, sondern vielmehr sogar das erste Drittel des Films insofern aufgewertet, als "Abigail" eben daraus, dass wir mehr wissen als die Figuren, für mich durchaus auch einiges an Reiz beziehen konnte. Zweifellos dreht er aber erst dann so richtig auf, wenn die titelspendende Vampirlady von der Leine gelassen wird. Danach gibt es einige wirklich herrliche, lustige und teilweise auch wunderbar brutale Momente, und fand ich "Abigail" einfach wahnsinnig unterhaltsam. Manchen wird diese Horrorkomödie zwar etwas zu viel Wert auf den zweiten statt den ersten Teil des Wortes legen; wer etwas zum Fürchten sucht, ist hier definitiv falsch. Und der Gastauftritt am Ende ging für mich doch ziemlich ins Leere, da die betreffende Person jetzt (in meinen Augen) weder ein großer Star ist, noch irgendwie mit Vampirfilmen (oder -serien) in Verbindung stehen würde. Da hätte es definitiv bessere Kandidaten gegeben. Mich hat "Abigail" aber bestens unterhalten, und stellenweise echt köstlich amüsiert – was ihn aus meiner Sicht eben auch zu einem idealen Film für eine launige Halloween-Party macht.

Wertung: 8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2024 Universal Pictures)


Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2024





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