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Dellamorte Dellamore Drucken E-Mail
Rupert Everett als zombiegeplagter Friedhofswärter Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 30 Oktober 2024
 
Halloween-SPECiAL

 
Dellamorte Dellamore Marcus Johnson
Originaltitel: Dellamorte Dellamore
Produktionsland/jahr: Italien 1994
Bewertung:
Studio/Verleih: Audifilm/Distribuzione Angelo Rizzoli Cinematografica/Astro Distribution
Regie: Michele Soavi
Produzenten: U.a. Heinz Bibo, Tilde Corsi, Gianni Romoli & Michele Soavi
Drehbuch: Gianni Romoli, nach dem Roman von Tiziano Sclavi
Filmmusik: Riccardo Biseo & Manuel De Sica
Kamera: Mauro Marchetti
Schnitt: Franco Fraticelli
Genre: Horror/Komödie
Heimkino-Premiere Deutschland: 20. September 1999
Kinostart Italien: 25. März 1994
Laufzeit: 103 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 18
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, Blu-Ray 3D, DVD
Mit: Rupert Everett, Francois Hadji-Lazaro, Anna Falchi, Mickey Knox, Fabiana Formica, Clive Riche, Katja Anton, Barbara Cupisti, Anton Alexander u.a.


Kurzinhalt: Francesco Dellamorte ist Friedhofswärter in der kleinen italienischen Stadt Buffalora. Dort lebt er zusammen mit seinem Kollegen und einzigen Freund, dem mental eingeschränkten Gnaghi, in einer kleinen Hütte. Die beiden kümmern sich dabei nicht einfach nur um den Friedhof, sondern manchmal auch um dessen Bewohner. Denn: Gemäß der lateinischen Inschrift Resurrecturis, die über den Toren des Friedhofs prangert, kehren einige der Verstorbenen in den sieben Tagen nach ihrem Tod als Zombies zurück, die von Francesco mit einer Kugel in den Kopf dann wieder ins Reich der Toten zurückgeschickt werden. Eines Tages sieht er bei einer Beerdigung eine wunderschöne, junge Witwe. Die beiden lernen sich kennen, und die gegenseitige Anziehung führt dann schließlich dazu, dass sie sich in der Nacht auf dem Friedhof – just auf dem Grab ihres verstorbenen Gatten – lieben. Just zu diesem Zeitpunkt erwacht dieser zum Leben, und greift seine frühere Ehefrau an. Francesco ist untröstlich ob dieses Verlustes – und droht schließlich den Verstand zu verlieren…

Review (kann Spoiler enthalten): Szenenbild. Die erste halbe Stunde von "Dellamorte Dellamore" fand ich einfach nur großartig. Schon allein der Ton hatte es mir enorm angetan. Ich fühlte mich stellenweise sehr an "Evil Dead II" und "Army of Darkness" erinnert (tatsächlich hat Rupert Everett da und dort sogar ein bisschen was von Bruce Campbell), während ich zugleich den Eindruck hatte, dass Michele Soavi mit dem Film zumindest teilweise "The Frighteners" mitbeeinflusst hat. In jedem Fall traf der Humor in diesem Teil des Films genau meinen Geschmack. Auch die Liebesgeschichte zwischen Francesco und der namenlosen Witwe (überaus charmant und verführerisch gespielt von der wunderschönen Anna Falchi) hatte es mir angetan. Mit dem Liebesakt auf dem Grab ihres verstorbenen Mannes erreicht "Dellamorte Dellamore" dann schließlich – man verzeihe mir das Wortspiel – seinen Höhepunkt. Alles an der Art und Weise, wie diese Nacht inszeniert war, fand ich einfach nur fantastisch, angefangen bei den blauen Flämmchen, über den Liebesakt an sich, bis hin zum Angriff durch ihren als Zombie zurückkehrenden Gatten.

Danach begann "Dellamorte Dellamore" für mich da und dort aber doch ein bisschen zu schwächeln. Das beginnt schon damit, dass ich mit praktisch allem rund um Gnaghi nicht wirklich etwas anfangen konnte. All das war leider nicht wirklich mein Humor. Ich bin mir auch nicht sicher, was ich davon halten soll, dass Francesco seiner Verflossenen dann immer wieder begegnet. Die gewünschte amüsierende Wirkung verfehlt hat auch alles um seine (fast) Kastration. Und mit dem Twist am Ende – wenn Francesco und Gnaghi versuchen, Buffalora den Rücken zu kehren – konnte ich auch nur bedingt etwas anfangen. Dennoch gibt es auch in der letzten Stunden noch zahlreiche gelungene Momente, amüsante Szenen, und starke Elemente. Mir gefiel vor allem, wie der Film tonal mit der Zeit doch ziemlich umschlägt. Die erste Hälfte ist noch ziemlich beschwingt, oftmals albern, dabei aber eindeutig darauf ausgelegt, uns zum Schmunzeln zu bringen. Das bricht dann aber völlig, wenn sich Francesco die Worte vom Tod, der ihm (ob nun tatsächlich oder in seiner Vorstellung, ist letztendlich nicht wirklich von Belang) erscheint, zu Herzen nimmt, und seine Mordserie beginnt. Selbst wenn man so wie ich durchaus pechschwarzen Humor mag, dürfte (und sollte?) einem das Lachen dann mit der Zeit doch im Hals stecken bleiben. Im letzten Drittel – als er ein weiteres Mal (scheinbar) auf eine Version der Frau trifft, die sich als Hure herausstellt – thematisiert "Dellamorte Dellamore" dann, lange bevor sich der Begriff etabliert hat, toxische Männlichkeit. Auch das fand ich spannend. Das Drehbuch wartet zudem mit einigen wirklich coolen und denkwürdigen Dialogen auf, wobei es mir vor allem die Aussage "You and I are both the same. We kill out of indifference, out of love sometimes, but never out of hate" angetan hatte. Und dann ist da noch die Inszenierung von Michele Soavi, die für mich vor allem in visueller Hinsicht (positiv) hervorstach. Insbesondere die Nachtszenen auf dem Friedhof sehen klasse aus; darüber hinaus gab es auch immer wieder einzelne coole Bilder, wie z.B. die Flügel neben Francesco, die ihn quasi zum Engel des Todes machen. Optisch war "Dellamorte Dellamore" echt eine Wucht. Inhaltlich hat er sich für mich aber halt leider nach einer noch sehr starken ersten halben Stunde in weiterer Folge doch ein bisschen verloren.

Fazit: Szenenbild. Die erste halbe Stunde von "Dellamorte Dellamore" fand ich einfach nur fantastisch. Sowohl der Humor, das Setting, die visuelle Gestaltung sowie die tragische Liebesgeschichte zwischen Francesco und der Witwe haben mich enorm angesprochen. Danach gab es ebenfalls noch zahlreiche gelungene Momente, witzige Einfälle, amüsante Szenen und spannende Wendungen; dennoch hat er sich für mich mit der Zeit doch ein bisschen verloren, und sprach mich nicht jede Entwicklung gleich stark an. So tat ich mir z.B. mit allem rund um Gnaghi doch eher schwer. Aber auch das mit Francescos Kastrierung hätte man völlig rausschneiden können, ohne etwas – für mich – wesentliches zu verlieren. Interessant aber, wie uns "Dellamorte Dellamore" in den Kopf dieser geistig offensichtlich ungesunden Person zwingt, und uns so auch die Frage stellen lässt, was von dem, das wir sehen, real ist, und was nur (seine) Einbildung. Und nicht zuletzt, wie einige weitere Entwicklungen dafür sorgten, dass mir das Lachen doch eher im Hals stecken blieb, stach für mich (positiv) hervor. Insofern: Auch wenn ich mir mit den letzten zwei Dritteln des Films im Vergleich zum famosen Auftakt ein bisschen schwer tat, besteht für mich kein Zweifel, dass man "Dellamorte Dellamore" als Fan des Genres unbedingt gesehen haben sollte.

Wertung: 7 von 10 Punkten
Christian Siegel


Harrys Horror-Hintergründe:
Titel:
Himmel, da hat man mal einen Titel, auf den sich sogar die Deutschen einigen können, und was macht ausgerechnet Amerika? Richtig, gibt dem Film mit dem unglaublichen plumpen "Cemetery Man" den wohl dümmstmöglichen Titel von allen. Ich mein, Friedhofsmann?? Ernsthaft?? Tz, werd' ich nie verstehen. "Dellamorte Dellamore" ist sooo super, allein schon wegen seiner herrlichen Doppeldeutigkeit, heißt der Film doch auf deutsch einerseits 'Vom Tod, von der Liebe' und andererseits, weil unser Hauptcharakter ja Francesco Dellamorte heißt, 'Dellamorte von der Liebe'. Man könnte hier jetzt streiten, ob's nicht besser gewesen wäre, ihm Dellamore als Nachnamen zu geben, dann würd's Titel-technisch ein wenig düsterer werden, aber lassen wir das. Einigen wir uns drauf, dass "Dellamorte Dellamore" einfach super ist.

Etwas schwieriger machen's uns da wieder mal die Japaner. Die veröffentlichten ihn nämlich als, ähem, "Demons '95". Wer sich jetzt verwirrt am Kopf kratzt… ja, die verließen sich Mitte der 90er noch immer auf den guten Ruf der "Demons" Filme und, man möge es kaum glauben, hauten "Dellamorte Dellamore" als mittlerweile siebten(!!!) Teil der, ähem, "Demons" Reihe auf den Markt. Kleiner Überblick gefällig? Na logo!

Lamberto Bava's "Demons (1985)"
Lamberto Bava's "Demons 2 (1986)"
Michele Soavi's "The Church (1989)" - Japan: "Demons 3"
Michele Soavi's "The Sect (1991)" - Japan: "Demons 4"
Lamberto Bava's "The Mask of Satan (1989)" - Japan: "Demons 5"
Luigi Cozzi's "The Black Cat (1989)" - Japan: "Demons 6"
Michele Soavi's "Dellamorte Dellamore (1994)" - Japan: "Demons '95"

Ja, das ist dort wirklich alles so passiert. Kein Scherz. Es ist zum Weinen.

Szenenbild. Fassungen:
Viel gibt's hier nicht zu sagen. Wie bei allen Soavis, gibt's auch hier nur eine endgültige Fassung. In Deutschland hatte die FSK nichts zu bemängeln, daher kam das Teil auch überraschend uncut raus, so wie eigentlich eh überall auf der Welt auch. Von Intergroove gab's eine DVD, die recht ordentlich geschnitten war, das aber nur, um diesen "ab 18" Streifen auch mit dem "ab 16" Siegel zu vertreiben. Ach ja, und '84 Entertainment hat den Film in 3D konvertiert, um beim kurzzeitigen 3D-Heimkino-Hype von vor ein paar Jahren mitzunaschen (ernsthaft: ich will das nicht sehen). Tja, das wär's dann.

Meinung:
Einer von diesen Filmen, die man einfach nicht schlecht finden kann. Völlig einzigartig, wie hier Zombiehorror mit Comedy, Arthouse, Krimi und Liebesfilm miteinander vermischt wurden. Gilt für viele durchaus zu Recht als der letzte ganz große Höhepunkt des italienischen Horrorfilms (das aber nur, weil die meisten Pupi Avati's '96er Meisterwerk "Arcane Sorcerer" nicht kennen… seufz… aber ich schweife ab). Damit hat Soavi mit seinen ersten 4, und leider einzigen 4 Horrorfilmen gleich mal 4 Meisterwerke am Stück gemacht. Wer sein späteres Werk aufgrund des Nicht-Horrors bislang verschmähte, dem lege ich das meisterhafte Mafia/Polizeifilm-Epos "Uno Bianca (2001)" und den noch viel meisterhaftereren Düster-Thriller "Arrivederci Amore, Ciao (2006)" sehr ans Herz!

Harry
(Bilder © 1994 Audifilm)


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