Mit: Kelly Curtis, Herbert Lom, Mariangela Giordano, Michel Adatte, Carla Cassola, Angelika Maria Boeck, Giovanni Lombardo Radice, Niels Gullov, Tomas Arana, Donald O'Brien u.a.
Kurzinhalt:
Auf ihrem Weg nach Hause hätte die Lehrerin Miriam Kreissl fast einen alten Mann auf der Straße überfahren. Um sicherzustellen, dass es ihm gut geht, lädt sie ihn dazu ein, die Nacht bei ihr zu verbringen. Sie ahnt nicht, dass ihr Besucher – Moebius Kelly – den Vorfall inszeniert hat. Er ist Teil einer satanischen Sekte, die bereits seit Jahrzehnten einen finsteren Plan verfolgt, der nun in die entscheidende Phase geht – und in dem Miriam eine entscheidende Rolle zukommt. In der Nacht setzt Moebius einen altertümlichen Käfer frei, der sich in Miriams Nase festsetzt, und ihr Alpträume beschert. Am nächsten Morgen simuliert er einen Anfall, woraufhin sie sich aus dem Haus begibt, um einen befreundeten Arzt zu Hilfe zu holen. Moebius nutzt die Zeit, um einen verborgenen Schacht im Keller des Hauses zu öffnen, und ein satanisches Ritual durchzuführen. Danach legt er ein Tuch über sein Gesicht, und als Dr. Pernath eintrifft, kann dieser nur mehr den Tod feststellen. Doch damit enden die mysteriösen Ereignisse rund um Miriam nicht. So folgt sie ihrem weißen Kaninchen in den Tunnel unter ihrem Haus, wo sie auf eine fremde Frau trifft. Kurz darauf wird ihre beste Freundin Kathrin ermordet, erwacht jedoch als Miriam sie im Leichenschauhaus besucht auf einmal wieder kurz zum Leben, und greift sie an. Erst als sich der Kult ihr offenbart, erfährt Miriam endlich die Wahrheit: Sie soll den Sohn des Teufels zur Welt bringen…
Review (kann Spoiler enthalten):
Die ersten zwei von mir gesehenen Filme von Michele Soavi konnten mir ja gut gefallen: "The Sect" war nun aber leider weniger meins. Gut gefallen konnte er mir in erster Linie in visueller Hinsicht. Die kühle Farbgestaltung mit starken Blautönen, so manch cool gemachte Kamerafahrt, einige wirklich wunderschöne und eindrucksvolle Bilder (insbesondere rund um den Schacht)… optisch ist auch "The Sect" zweifellos wieder sehr fein, und in meinen Augen auch nochmal eine Spur stärker als "Aquarius" und "The Church". Auch der Auftritt von Herbert Lom – am bekanntesten sicherlich für seine Auftritte in den legendären "Der rosarote Panther"-Filmen – wertet den Film definitiv auf. Die sehr vereinzelten gore-Effekte (wie z.B. die Haken im Gesicht) waren wirklich super gemacht, und ließen mich immer wieder mal zusammenzucken. Es gab auch definitiv immer wieder starke Momente, sei es die recht frühe Traumsequenz, Miriams Erkundung der Tunnel unter ihrem Haus, oder die coole Action-Einlage am Ende mit dem brennenden Motorradfahrer. Wie der Film dann in den letzten 15-20 Minuten generell nochmal nett aufdreht. Und das Ende war zweifellos ebenfalls spannend.
Aus meiner Sicht brauchte "The Sect" aber leider viel zu lang, um eben diesen Punkt zu erreichen. Und in den rund eineinhalb Stunden davor gelang es ihm leider nur sporadisch, mich so wirklich mitzureißen. So fand ich z.B. den Prolog ziemlich seltsam, und erschließt sich mir dessen Sinn auch rückblickend (zumindest inhaltlich; dramaturgisch kann ich durchaus verstehen, dass man gleich mal mit einer "knalligen" Szene starten sollte) nicht wirklich. Und nach dem Schwenk in die damalige Gegenwart und hin zu Miriam, braucht der Film für meinen Geschmack einfach viel zu lang, um in die Gänge zu kommen. Zwar gibt es da und dort durchaus spannende Momente, und durchzieht den gesamten Film eine gewisse angespannte Atmosphäre. Das allein war mir aber zu wenig. Zumal der weitere Verlauf der Geschichte auf mich teilweise auch etwas beliebig wirkte, wie z.B. im Hinblick auf das Schicksal von Kathryn. Ich denke, ich hätte es wohl besser gefunden, wenn er den Fokus stärker auf Miriam gelegt und so auch schneller zum Punkt gekommen wäre. Denn so mäandert er relativ lange und vermeintlich ziellos vor sich hin. Was das nächste Problem ist: Die Bedrohung ist lange Zeit zu vage; wir wissen nicht wirklich, was genau der Plan der Satanisten ist, und somit auch, was Miriam denn nun eigentlich droht. Und so blieb mir der Film leider (zu) lange zu vage, und irgendwie auch beliebig. Aber auch in der mich insgesamt deutlich mehr ansprechenden letzten halben Stunde gab es dann noch einzelne Aspekte, die mich nicht ganz überzeugten, wie z.B. die Turbo-Schwangerschaft. Und so interessant der Ausgang des Geschehens grundsätzlich auch war, aber ob er mich unbedingt überzeugt, da bin ich mir auch einige Zeit nach Sichtung des Films immer noch nicht sicher.
Fazit:
"The Sect" brauchte meinem Empfinden nach einfach zu lange, um in die Gänge zu kommen. In den ersten zwei Dritteln mäandert er doch ziemlich vor sich hin, und so ganz ohne Idee, wo sich das Ganze hinbewegt, wollte es dem Film leider in diesem Teil nur in bestimmten Einzelszenen gelingen, mich so richtig mitzureißen – während sich zwischen diesen leider immer wieder Langeweile bei mir breit machte. Schade ist dies nicht zuletzt deshalb, als der Film optisch definitiv zu gefallen weiß. Es gibt hier einige wirklich schöne Kamerafahrten, und eindrucksvolle Bilder. Zudem dreht er zweifellos in der letzten halben Stunde dann nochmal auf (auch wenn mich dann selbst in dieser nicht alles immer zu 100% überzeugt hat). Und ich schließe nicht aus, dass er für mich bei der Zweitsichtung (die eines Tages definitiv kommen wird) – wenn ich schon weiß, worauf dies alles hinausläuft – dann besser funktionieren wird. Vorerst würde ich ihn aber doch eher nur Liebhabern des Italo-Horrors empfehlen.
Wertung: 5 von 10 Punkten
Christian Siegel
Harrys Horror-Hintergründe: Titel:
"The Sect" ist so wie im Original, "La setta", ein simpler aber effektiver Titel. Verrät nicht viel, steht für sich, macht neugierig. Ausgerechnet für die US Kino-Auswertung entschloss man sich aber für den etwas marktschreierischeren Titel "The Devil's Daughter", der… naja, passt eh, aber klingt irgendwie eher wie ein Streifen aus den 70ern. Im deutschsprachigen Raum wurde der Film ganz normal als "The Sect" vertrieben. Seltsamerweise wurde er auf VHS Trailern lediglich als "Sect" beworben, und auch die Titel-Einblendung auf der VHS von 'New Vision' lautet schlicht "Sect". Da hat wohl wer zu tief in die Schampusflasche geschaut. Den Vogel haben aber wieder mal die Japaner abgeschossen, die ihn als "Demons 4: The Sect" vertrieben. Kein Kommentar.
Fassungen:
International hat wirklich jeder einen vollständigen Cut von "The Sect" bekommen. Nur in Deutschland hat man für die VHS-Auswertung sage und schreibe 15 Minuten rausgeschnitten! Lustigerweise keine Gewalt-, sondern ausschließlich Handlungsschnitte. In Sachen Logik und Tiefe geht da natürlich viel Wichtiges drauf. Aber ich muss zugeben: es funktioniert gar nicht mal so schlecht. Uncut ist der Film mit seinem sehr langsamen Tempo ein nicht ganz so einfacher Brocken. Cut düst er jedoch geradezu in High Speed voran. Schon ganz launig, aber wenn man bereits die originale Fassung kennt, kann man darauf gerne verzichten.
Meinung:
Ich gebe zu, dass "The Sect" wohl eher was für fortgeschrittene Italo-Fans ist. Behäbiges Tempo, komplexe Struktur, schwieriger Aufbau. Aber wenn man sich voll darauf einlässt, dann haut der so richtig rein, allein schon was uns Soavi hier optisch um die Augen haut, ist schlicht göttlich. Ich find den einfach fantastisch!