Kurzinhalt:
Die junge FBI-Agentin Lee Harker und ihr Partner Agent Fisk besuchen den Tatort eines schrecklichen Verbrechens: Ein Mann hat seine Familie ermordet, und sich danach selbst gerichtet. Als sie sich dem Haus nähern, warnt Lees Intuition sie vor Gefahr, doch ihr Partner hört nicht auf sie und wird erschossen. Die Anwesenheit einer anderen Person am Tatort lässt Lee dann schließlich unglaubliches vermuten: Ist es möglich, dass ein Killer hinter dem Mord steckte, dem es irgendwie gelungen ist, den Familienvater zu eben dieser Wahnsinnstat zu treiben? Als sie ihrem Vorgesetzten ihre Vermutung mitteilt, holt dieser sie in eine Task Force. Denn wie sie erfährt, kam es in den letzten Jahren immer wieder zu solchen Familienmorden, zwischen denen es zudem einen Zusammenhang gibt: Diese fanden immer rund um den neunten Geburtstag des Mädchens statt. Zudem wurde an jedem Tatort ein codierter Brief von jemandem hinterlassen, der sich Longlegs nennt. Lee gelingt es dann schließlich nicht nur, das Muster zu entschlüsseln. Sie erkennt, dass es zwischen ihr und Longlegs eine persönliche Verbindung gibt. Eben diese macht sie sich zu Nutze, um ihn zu schnappen. Doch damit beginnt der wahre Horror erst…
Review (kann Spoiler enthalten):
Osgood Perkins Erfolgsbilanz ist – zumindest soweit es meine Resonanz auf sein Werk angeht – eine höchst durchwachsene Angelegenheit. Seinen Erstling "Die Tochter des Teufels" fand ich halbwegs solide, dessen größte Errungenschaft war es rückblickend aber wohl, Kiernan Shipkas Karriere einen ordentlichen Push zu geben. Seine Netflix-Produktion "I Am the Pretty Thing that Lives in the House" fand ich unfassbar langweilig. Just den von vielen gescholtenen "Gretel & Hansel" fand ich dann wiederum recht launig (wenn ich auch wenig Anreiz verspüre, ihn mir jemals nochmal anzuschauen). Demgegenüber war seine Episode "You Might Also Like" für mich der absolute Tiefpunkt der "The Twilight Zone"-Neuauflage. Und nun also "Longlegs", dem im Vorfeld des örtlichen Kinostarts doch ein gewisser Hype vorausgeeilt ist, und… na ja. Sagen wir mal so: Ich fand ihn zumindest wieder ok. Schade ist dies insofern, als er höchst atmosphärisch und vielversprechend begonnen hat, und ich ihn auch nach dem Zeitsprung noch ziemlich interessant fand.
Mit ein Grund war die coole Machart; ähnlich wie einige Filme vor ihm ist auch "Longlegs" nicht einfach nur in der Vergangenheit angesiedelt, sondern sieht auch so aus, als wäre er zu eben dieser Zeit gedreht worden. Bei den 90ern fällt das zugegebenermaßen nicht ganz so stark auf, sehr wohl aber beim Prolog, sowie den diversen Rückblenden, wobei für mich vor allem jene zu früheren Opfern des Longlegs-Killers, wo das Bild extrem körnig war, optisch hervorstach. Aber auch das Setup in den 90ern fand ich interessant. Mit Lee Harkers hellseherischen Fähigkeiten tat ich mir zwar ein bisschen schwer, wie es ihr aber mit ihrem Intellekt (und ihrer Intuition?) gelingt, den Code zu knacken, fand ich dann wiederum klasse. Und generell fand ich die erste Hälfte des Films, solange der Killer nur aus dem Schatten agiert, noch ziemlich spannend. In der zweiten Hälfte hat er mich dann aber leider doch ein bisschen verloren. So konnte ich z.B. mit Nicolas Cage' Darstellung hier überhaupt nichts anfangen. Für mich hat das, was er hier macht, einfach überhaupt nicht funktioniert. Es hilft auch nicht, dass die persönliche Verbindung zwischen ihm und Lee keine große Überraschung war. Vor allem aber hätte ich wohl einen geradlinigen Thriller vorgezogen. Zwar war ich schon vorgewarnt, dass es nicht so "einfach" und bodenständig ist, sondern "Longlegs" in eine übernatürliche Richtung gehen könnte, aber irgendwie wollte eben dieser Schwenk für mich hier leider nicht so recht funktionieren. Umso mehr, als mir hier eine sehr starke religiöse Message mitschwang (im Sinne von: Sag immer schön brav deine Gebete auf, um dich vor dem Bösen zu beschützen). Immerhin: Den einen (wenn auch ebenfalls nicht sehr überraschenden) Twist fand ich dann durchaus gelungen; vor allem auch, da er eine dramatische Ausgangssituation für den Showdown lieferte. Das war dann durchaus wieder stark. Aber, ganz ehrlich: Da haben mich einige – deutlich konventionellere – Horrorfilme des Jahres um einiges besser unterhalten, und mehr überzeugt.
Fazit:
An "Longlegs" mochte ich vor allem die Machart, wobei insbesondere der Look der Rückblenden für mich hervorstach. Generell gab es ein paar wirklich starke Momente, und atmosphärisch dichte Szenen. Und die Leistung von Maika Monroe fand ich auch wieder stark. Demgegenüber konnte ich mit Nicolas Cage' Performance als Longlegs leider überhaupt nichts anfangen. Schwer tat ich mir auch mit dieser Mischung aus Thriller- und übernatürlichen Horror-Elementen; mir persönlich wäre ein rein menschlicher Täter lieber gewesen. Und einzelne Wendungen waren etwas gar vorhersehbar. Insgesamt war "Longlegs" zwar – nicht zuletzt aufgrund der noch gelungenen ersten Hälfte, sowie einem dann durchaus dramatischen Showdown – zwar schon ok; letztendlich habe ich ihn mir im Vorfeld aber um einiges besser vorgestellt, als er dann tatsächlich war.