Mit: David Hasselhoff, Linda Blair, Catherine Hickland, Annie Ross, Hildegard Knef, Leslie Cumming, Robert Champagne, Rick Farnsworth, Michael Manchester, Frank Cammarata u.a.
Kurzinhalt:
Die Bewohner einer Kleinstadt in Massachusetts sind davon überzeugt, dass in jenem verlassenen Hotel, welches auf einer Insel steht, eine Hexe ihr Unwesen treibt. Die Studentin Leslie möchte eben diesen Gerüchten auf den Grund gehen, und die Geschichte der Insel und des Hotels erforschen. Begleitet wird sie dabei von ihrem Freund und Fotografen Gary, mit dem sie hofft, das sagenumwobene Hexenlicht welches angeblich jeden Tag auf das Haus fällt einfangen zu können. Doch sie sind nicht die einzigen Besucher der Insel: Denn Rose hat sich in den Kopf gesetzt, das Hotel zu kaufen und wieder in Stand zu setzen. Begleitet wird sie von ihrem Mann Freddie, ihrem jungen Sohn Tommy, ihrer schwangeren Stieftochter Jane, der Architektin Linda sowie dem Makler Jerry. Doch aus unerklärlichen Gründen fährt das Boot, mit dem sie zur Insel gebracht wurden, ein paar Stunden später ohne sie wieder ab. Nun sind sie alle im Hotel gestrandet – wo die in Schwarz gekleidete Hexe, die einst eine erfolgreiche deutsche Schauspielerin war, ihren finsteren Plan daraufhin in die Tat umzusetzen beginnt…
Review (kann Spoiler enthalten):
Im Gegensatz zu den anderen beiden Filmen, die innerhalb des italienischen, inoffiziellen Teils der an die "Evil Dead"-Filme anschließenden "La Casa"-Reihe produziert wurden, habe ich "Witchcraft – Das Böse lebt" vor ein paar Jahren schon gesehen. Mein Interesse war dabei in erster Linie auf die saugeile Besetzung zurückzuführen, die sich auch definitiv als seine größte Stärke erweisen sollte. Das beginnt schon bei David Hasselhoff, der mich mit "Knight Rider" (eine absolute Kultserie der 80er, die ich eines Tages auch noch besprechen werde) in meiner Kindheit begleitet hat, und dem ich seither aus nostalgischen Gründen sehr zugetan bin. Aber auch Linda Blair, die sich als junge Teenagerin mit "Der Exorzist" einen Namen im Horror-Genre gemacht hatte, wertet den Film allein mit ihrer Anwesenheit – zugleich aber durchaus auch ihre Performance (vor allem den Schwenk, den sie zum Ende hin dann vollzieht, fand ich klasse) – auf. Und dann ist da noch die deutsche Schauspiel-Legende Hildegard Knef, die hier in der Spätphase ihrer Karriere ihren ersten und einzigen Auftritt in einem Horrorfilm absolvierte. Weitere prominente Rollen werden von Catherine Hickland und Annie Ross gespielt, mit denen mich persönlich jedoch nicht wirklich viel verbindet.
"Witchcraft" war der erste Spielfilm von Fabrizio Laurenti. Seine Inszenierung mag zwar nicht unbedingt hervorstechend sein, ich fand sie aber jedenfalls solide. Da waren durchaus ein paar schöne Bilder, z.B. vom Korridor im Haus (wobei man durchaus behaupten kann, dass solche Einstellungen– sowie Wendeltreppen – mit zumindest einem Mindestmaß an Talent praktisch nicht zu versemmeln sind), dabei. Auch der eine oder andere atmosphärisch dichte Moment hat sich eingeschlichen. Was ebenfalls hervorsticht, ist dass sich auch dieser italienische Film wieder einmal was Gore-Effekte betrifft nicht zurückhält, und ein paar ziemlich brutale Tode präsentiert. Ganz besonders böse fand ich ja das mit dem Kamin, allerdings ist dies nur ein Beispiel von mehreren, die mir doch ordentlich eingefahren sind. Interessant fand ich auch die Szene mit dem sich anbahnenden Unfall an der Baustelle, der fast etwas von den natürlich erst Jahre später produzierten "Final Destination"-Filmen für mich hatte. Und die Musik gefiel mir ebenfalls; in jedem Fall fand ich sie deutlich besser – und der Atmosphäre zuträglicher – als beim "Vorgänger". Inhaltlich darf man sich von "Witchcraft – Das Böse lebt" allerdings nicht zu viel erwarten, und das Schauspiel ist ebenfalls durchwachsen (tatsächlich stach diesbezüglich für mich in erster Linie Linda Blair hervor; demgegenüber lebt David Hasselhoff in erster Linie von seiner Ausstrahlung, scheint sich aber nicht wirklich anzustrengen). Hasselhoffs Gary kommt zudem teilweise ordentlich creepy rüber. Die Aktionen der Beteiligten sind leider auch nicht immer übermäßig clever. So gut ich einzelne Einstellungen auch fand, aber andere Momente wirken dann wiederum doch ein bisschen unfreiwillig komisch (wie z.B. alles rund um den roten Tunnel). Vor allem aber fand ich den End-Twist doch eher doof. Und trotzdem: Mich hat "Witchcraft – Das Böse lebt" auch bei der Zweitsichtung wieder gut – und insgesamt auch besser als so manch deutlich höher angesehener Italo-Horrorstreifen – unterhalten. Sorry, not sorry.
Fazit:
Objektiv betrachtet ist "Witchcraft – Das Böse lebt" sicherlich nicht unbedingt ein guter Film, aber ich kann mir nicht helfen, mich hat er sowohl vor ein paar Jahren bei der Erstsichtung (nachdem er mir bei einer Filmbörse unterkam) als auch jetzt wieder gut unterhalten. Einen wesentlichen Anteil daran hat natürlich die saugeile Besetzung mit David Hasselhoff, Linda Blair und Hildegard Knef. Aber auch die einfallsreichen und teils brutalen Tode hatten es mir angetan. Es gibt einige durchaus stimmungsvolle Szenen, und nach einem noch recht gemächlichen Beginn dreht er dann insbesondere in der zweiten Hälfte ordentlich auf. Der End-Twist wirkte auf mich zwar ziemlich aufgesetzt. Und generell sollte man schon eine gewisse Trash-Toleranz (und/oder einen Bezug zu den Darsteller:innen) mitbringen, wenn man ihn genießen will. Für mich ist er aber definitiv der beste und unterhaltsamste von den drei italienischen "La Casa"-"Fortsetzungen.
Wertung: 6 von 10 Punkten
Christian Siegel
Harrys Horror-Hintergründe: Titel:
Nachdem die Umbenennung von Umberto Lenzi's "Ghosthouse" in "Tanz der Teufel 3"... äh... ähem, "La casa 3" ein voller Erfolg an den italienischen Kinokassen war, wollten Produzent Joe D'Amato und Distributor Achille Manzotti so schnell wie möglich mehr. Ein Skript wurde rasch gefunden. Ein Regisseur nicht ganz so rasch (Umberto Lenzi fühlte sich nicht wertgeschätzt, Claudio Lattanzi auch nicht so recht, und Luigi Cozzi beklagte, nichts am Drehbuch ändern zu können. Erst mit dem Jungspund Fabrizio Laurenti ging die Horrorhaus-Sause in die nächste Runde.
Als "La casa 4 - Witchcraft" wurde auch dieses Teil ein kommerzieller Kracher in Italien. International ist es mit den Titeln ein wenig wirr:
- In den USA erschien er als "Witchery" um nicht mit Rob Spera's "Witchcraft (1988)" verwechselt zu werden (wobei in so ziemlich allen amerikanischen Veröffentlichungen im Vorspann "Witchcraft (Evil Encounters)" steht. Warum? Keine Ahnung.
- In UK erschien er erst in den 90ern, und da als "Ghosthouse II" um nicht mit Sean Baker's "Panga a.k.a Blood Sacrifice (1991) verwechselt zu werden, der dort unter dem Titel "Witchcraft" auf VHS rauskam (welcher bereits zuvor in den USA als dritter Teil der "The Curse" Reihe erschien, und zwar unter dem Titel "Curse III: Blood Sacrifice". Äh… ja.)
- Im deutschsprachigen Raum erschien er recht vernünftig als "Witchcraft - Das Böse lebt", wobei aber auch spätere DVD Veröffentlichungen unter den gänzlich unvernünftigen Titeln "Ghosthouse 5 - Das Böse lebt" und "Horror House" existieren - zu letzterem an anderer Stelle mehr.
- Ich hab übrigens eine VHS davon, auf dem eine Kölner Videothek eine fetten Aufkleber mit der Aufschrift "Demnächst WITCHCRAFT II" draufgepickt hat. Ja, es gibt quasi einen zweiten Teil: "Witchcraft II: The Temptress (1989)", der aber das Sequel zum o.g. anderen "Witchcraft" ist, welcher in Deutschland wiederum als "Hexenbrut" herauskam, um ihn eben nicht mit "Witchcraft - Das Böse lebt" zu verwechseln. Alles unklar? Gut.
Fassungen:
wie auch bei "Ghosthouse" gibt's bei "Witchcraft" in Sachen Fassungen (außer einer Open Matte TV-Fassung) nicht viel zu berichten. Sowohl in UK als auch in Deutschland wurden frühere Releases entschärft, hierzulande ging's eher den Gore-Szenen an den Kragen, die Briten wiederum störten sich an einer Vergewaltigungs-Szene, welche aber nicht gänzlich beschnitten, sondern, sondern, äh, sagen wir "bearbeitet" wurde: Titten-Szenen wurden entfernt, damit's aber mit dem Soundtrack zusammenpasst, wurde Fehlendes durch Szenen-Wiederholungen und langsamer abgespielte Szenen ersetzt.
Meinung:
Wäre der Cast nicht so unglaublich geil, ich würde "Witchcraft" nur sehr mau finden. So aber wird man zumindest durch zwei Weltstars und Hildegard Knef relativ leidlich unterhalten. Ist halt ein seltsamer Film, der mir ab und an viel zu träge und gemächlich dahinschleicht, während er aber in der zweiten Hälfte dann doch recht ordentlich auf die Kacke haut. Passt schon.