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Aquarius - Theater des Todes Drucken E-Mail
Wenn ein Mörder die Proben eines Musicals stört Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 14 Oktober 2024
 
Halloween-SPECiAL

 
Aquarius - Theater des Todes
Originaltitel: Deliria
Produktionsland/jahr: Italien 1987
Bewertung:
Studio/Verleih: Filmirage/DMV Distribuzione/VPS Video
Regie: Michele Soavi
Produzenten: Joe D'Amato & Donatella Donati
Drehbuch: George Eastman & Sheila Goldberg
Filmmusik: Simon Boswell
Kamera: Renato Tafuri
Schnitt: Rosanna Landi
Genre: Horror/Thriller
VHS-Premiere BRD: Mai 1988
Kinostart Italien: 21. August 1987
Laufzeit: 90 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 18
Trailer: YouTube (Englisch)
Kaufen: Blu-Ray, DVD (Achtung: Spanische Imports ohne deutschen Ton!)
Mit: Barbara Cupisti, David Brandon, Richard Barkeley, Domenico Fiore, Robert Gligorov, Sheila Goldberg, Mickey Knox, Giovanni Lombardo Radice, Clain Parker, Loredana Parrella, Martin Phillips, James Edward Sampson, Ulrike Schwerk, Mary Sellers, Jo Anne Smith, Piero Vida u.a.


Kurzinhalt: In einem kleinen Theater wird spätabends noch das vom Regisseur Peter selbst geschriebene Musical "Die Nachteule" geprobt. Dabei verstaucht sich die Hauptdarstellerin Alicia den Knöchel. Während Peter darauf besteht, dass sie dennoch weitermacht, bringt sie ihre Kollegin und Freundin zur nächstgelegenen Klinik – die sich jedoch als Psychiatrie herausstellt. Dennoch wird Alicia dort geholfen. Was jedoch niemand bemerkt: Einem der Insassen gelingt es, zu entkommen, und sich in das Auto von Alicia und ihrer Freundin zu schleichen. Der betreffende Patient, Irving Wallace, ist ein ehemaliger Schauspieler, der bei den Proben zu einem Stück durchgedreht und alle anderen umgebracht hat. Nun droht sich das Massaker von damals bei den Proben zu "Die Nachteule" zu wiederholen. Und so wird aus dem nur gestellten mörderischen Treiben auf der Bühne bald blutiger Ernst…

Review (kann Spoiler enthalten): Szenenbild. Ihr habt es ja vielleicht schon mitbekommen: Ich habe eine besondere Vorliebe für den Look und die Atmosphäre der Filme aus den 80ern (und hier insbesondere der zweiten Hälfte dieser Dekade). Dass "Aquarius – Theater des Todes" eben diesen typischen Look der 80er vom ersten Moment an perfekt einfängt, ist dann auch gleich sein erstes großes Plus, und bescherte ihm in meinem Fall auch gleich zu Beginn einen Bonus. Aber auch davon abgesehen war der Einstieg sehr gelungen. Zuerst denkt man noch, wir würden hier tatsächlich den Mord eines wahnsinnigen Killers im Vogelkostüm in einer finsteren Seitengasse erleben – ehe auf einmal alle zu tanzen beginnen und damit eben diese Illusion durchbrochen wird, und wir erkennen, dass wir uns vielmehr auf der Theaterbühne befinden, und den Proben zu einem (von dem was man zu sehen bekommt abgefahren wirkenden) Musical beiwohnen. Dazu dann noch die coole, von einem Saxophon dominierte Musik, und fertig ist ein wunderbarer Einstieg, der Laune macht, und sofort mein Interesse weckte.

Danach gilt es, genretypisch, die wichtigsten Figuren vorzustellen. Die Schablonen mögen hier, da es sich eben um einen Teenie-Slasher handelt, ein bisschen andere sein, im Großen und Ganzen lassen sich die Figuren aber rasch einordnen, und dementsprechend auch ihr Schicksal recht bald erahnen. Dies gilt insbesondere für Peter als Oberarschloch sowie Alicia als ziemlich eindeutiges Final Girl. So notwendig diese zumindest rudimentäre Vorstellung der Figuren auch ist – ohne dies würden dann die weiteren beiden Dritteln nicht so gut funktionieren – so ist der Teil ab dem Ende der Proben bis zum ersten Mord dennoch klar der Schwächste von "Aquarius"; ich würde jetzt zwar auch nicht unbedingt etwas kürzen, aber man braucht hier ein bisschen Geduld, und machen sich auch die Klischees am deutlichsten (und störendsten) bemerkbar. Ab dem wunderbar brutalen ersten Mord dreht "Aquarius" dann aber wieder auf. Im Mittelteil erweist er sich als klassischer Fun-Slasher, in dem es weniger darum geht, mit den Figuren mitzufiebern und zu leiden, als sich vielmehr an den verschiedenen, abwechslungsreichen, größtenteils aber immer brutalen Arten und Weisen, wie diese ermordet werden, zu ergötzen. Damit das für mich funktioniert, ist der Ton immer wahnsinnig wichtig, und genau dort macht Michele Soavi aus meiner Sicht alles richtig: Er macht einfach deutlich, dass wir mit diesem Teil von "Aquarius" einfach unseren Spaß, und das Geschehen nicht zu ernst nehmen sollen. Genau so mag ich das (was eben auch der Grund ist, warum mir der sechste "Freitag der 13."-Film immer noch der liebste ist). Doch so unterhaltsam der Mittelteil auch ist, sobald dann nur mehr Alicia da ist (was früher passiert, als man das vielleicht erwarten würde) versteht es Soavi dann eben auch, was den Ton betrifft umzuschalten.

Szenenbild. Ab hier dominiert dann die Spannung, da wir mit Alicia eben mitfiebern sollen, wenn sie vom Killer verfolgt wird, und verzweifelt einen Weg sucht, um aus dem Theater zu entkommen. Und auch dies funktioniert wunderbar. Zumal Soavi bei so Großmeistern wie Dario Argento gelernt hat, und es versteht, mit den Kameraeinstellungen, dem Schnitt, und (in diesem Teil; davor war sie eher noch launig) der Musik eine dichte Atmosphäre zu erzeugen. Zugegebenermaßen kann man sich fragen, ob die doofen Polizisten im Auto direkt vorm Theater, die nichts mitbekommen, unbedingt notwendig waren. Im Vergleich zu anderen Slashern fällt auch auf, dass die Motivation des Killers gänzlich unerklärt bleibt (was weniger als Kritik denn als Beobachtung gemeint ist; weil das kann man jetzt sowohl negativ als auch positiv sehen). Die schauspielerischen Leistungen sind sehr durchwachsen, und teilweise leider doch auch eher schwach. Vor allem aber fand ich den Epilog unnötig. Ohne diesen hätte "Aquarius – Theater des Todes" von mir einen Punkt mehr bekommen.

Fazit: Nach dem sehr gefälligen Auftakt rund um die Probe, die einen wenn man den Film zum ersten Mal und völlig unvorbereitet sieht doch eiskalt erwischt, braucht "Aquarius – Theater des Todes" dann ein bisschen. Der Teil, wo die – größtenteils recht klischeehaften – Figuren vorgestellt werden, versteht es bei weitem nicht so zu packen wie der Rest des Films. Zum Glück hält sich Michele Soavi nicht übertrieben lang damit auf, und ab dem ersten Mord – der dann auch mit seiner brutalen Art so richtig hervorsticht – macht "Aquarius" dann wieder richtig Laune. Vor allem der Mittelteil ist ein herrlich unterhaltsamer, wilder Ritt. Aber auch der tonale Wechsel zur letzten halben Stunde, wo dann die Spannung rund um Alicia und den Killer in den Mittelpunkt rückt, gelingt "Aquarius" ausgezeichnet. Und den Showdown fand ich dann auch sehr packend. Nur den Epilog fand ich leider sehr unnötig. Dessen ungeachtet ist Michele Soavi mit "Aquarius – Theaters des Todes" aber ein mehr als beachtliches Regiedebüt geglückt, welches ihn sofort als neues, großes italienisches Talent im Horror-Genre etablierte.

Wertung: 7 von 10 Punkten
Christian Siegel


Harrys Horror-Hintergründe:
Titel:
Ich hab viele, viele Jahre gerätselt, warum dieser Film ursprünglich unter dem Titel "Aquarius" gedreht wurde. Meine Theorie, man wolle Musical-technisch irgendwie eine Nähe zum "The Age of Aquarius"-Lied aus dem "Hair"-Musical herstellen, hat sich natürlich nicht bewahrheitet. Erst vor ein paar Jahren hab ich ein Interview mit Soavi gesehen, in dem er erklärte, dass er mit "Aquarius" oder "Aquarium" andeuten wollte, dass man das gesamte mörderische Geschehen wie in einem Goldfischglas beobachten könne. Hm. Da find ich den internationalen Titel "Stage Fright" (oder auch "Stagefright") viel, viel besser, weil viel, viel passender.

In Italien hieß er "Deliria" (nicht zu verwechseln mit Lamberto Bava's Spät-Giallo "Delirium" aus dem gleichen Jahr); leider find ich nicht mehr, wo ich das gelesen hab, aber irgendwo im Internet wurde hypothesiert, dass Produzent Joe D'Amato mit dem Titel eine gewisse Nähe zum ähnlich-klingenden "Suspiria" andeuten wollte. Hm. Am lustigsten ist wohl der französische Titel "Bloody Bird" mit seiner herrlichen Zweideutigkeit; am ödesten wohl der plumpe, deutsche VHS Titel "Aquarius - Theater des Todes".

Fassungen:
Szenenbild. Wie von allen Soavis existiert auch von "Stage Fright" nur eine Fassung. In Sachen Gewalt wurde an den britischen und spanischen VHS Veröffentlichungen nur dezent herumgeschnippelt; für die deutsche VHS hat man jedoch die ganz große Schere rausgeholt. Ich zitiere von der Ofdb: "Der Film ist so geschnitten, dass man ihn manchmal gar nicht mehr versteht." Ich hab das deutsche Video, und ja, ich kann das nur bestätigen. Unglaublich, was da in Sachen Kürzungen abgeht.

Ein kleines Info-Detail auf der englischen Wikipedia hat mich stutzig gemacht. Soavi behauptete 1992 in einem Interview mit der britischen Horrorfilm-Zeitschrift 'Gorezone', dass der Film für die italienische Auswertung mit einem anderen Soundtrack ausgestattet wurde. Ich besitze sieben verschiedene DVD/BluRay/VHS Editionen von "Stage Fright", aber alle ohne den italienischen Ton, also hab ich mir schwupp! von Amazon.it eine italienische DVD besorgt. Die Überraschung blieb aus: dieselbe Filmmusik wie in allen Sprachen. Hab ich also zur Sicherheit den Verantwortlichen für den Score, Simon Boswell, persönlich auf Facebook kontaktiert. Gesprächig isser nicht wirklich, konnte mir aber immerhin bestätigen, dass auch ihm keine alternative Filmmusik dazu bekannt ist. Hat sich also dieser Schlingel Soavi da was aus der Nase gezogen? Oder wurde er vielleicht nur falsch zitiert? Keine Ahnung, lässt sich nicht mehr rekonstruieren.

Meinung:
Ich liebe "Stage Fright". Davon abgesehen, dass es eines der sensationellsten italienischen Genre-Regie-Debüts überhaupt ist, find ich neben der grandiosen Optik und der mit Abstand besten Killer-Maske ever, die Struktur des Films so genial. Im Gegensatz zu vielen anderen Slashern, findet hier die große, laute und temporeiche Blut-und-Gewalt-Orgie bereits in der Mitte und nicht erst im Finale statt; dafür wird hier im letzten, weit ruhigeren und langsameren Akt massiv auf schleichend-aufbauende Spannung und nervenzerfetzenden Suspense gesetzt. Spitze!

Harry
(Bilder © 1987 Filmirage)


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