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The Wailing Drucken E-Mail
Ein übernatürlicher Stalker treibt sein Unwesen Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 13 Oktober 2024
 
Halloween-SPECiAL

 
The Wailing
Originaltitel: The Wailing
Produktionsland/jahr: Spanien/Argentinien/Frankreich 2024
Bewertung:
Studio/Verleih: Caballo Films/Universal Pictures International
Regie: Pedro Martín-Calero
Produzenten: U.a. Pablo Bossi, Nacho Lavilla, Juampa Miller, Jérôme Vidal & Eduardo Villanueva
Drehbuch: Pedro Martín-Calero & Isabel Peña
Filmmusik: Olivier Arson
Kamera: Constanza Sandoval
Schnitt: Victoria Lammers
Genre: Horror/Thriller
Kinostart Deutschland: Noch nicht bekannt
Kinostart Spanien: 25. Oktober 2024
Laufzeit: 107 Minuten
Altersfreigabe: Noch keine Einstufung
Trailer: YouTube (OmeU)
Kaufen: Noch nicht verfügbar
Mit: Ester Expósito, Mathilde Ollivier, Lautaro Bettoni, Àlex Monner, Sonia Almarcha, Malena Villa, José Luis Ferrer, Tomás del Estal, Claudia Roset, Blanca Valletbó u.a.


Kurzinhalt: Andrea ist Studentin, die bei Adoptiveltern aufwächst, und lebt ein ziemlich normales und sorgenfreies Leben. Einzig die Entfernung von ihrem Freund, der in Sydney studiert, belastet sie ein wenig. Davon abgesehen ist sie jedoch glücklich – zumindest bis zu jenem Tag, als Pau beim Videochat plötzlich meint, hinter ihr jemanden gesehen zu haben. Zuerst denkt Andrea, das wäre nur ihr Vater gewesen. Schon bald zeigt sich jedoch, dass die geheimnisvolle Gestalt auf Fotos und Videos immer wieder hinter Andrea zu sehen ist. Das Wissen ob dieses übernatürlichen Stalkers macht Andrea das Leben zur Hölle. Sie kann nicht mehr schlafen, und zieht sich völlig in sich zurück. Nach einem tragischen Schicksalsschlag beschließt sie dann, dem Ursprung des Fluchs der auf ihr zu Lasten scheint auf den Grund zu gehen. Die Spur führt in die Vergangenheit ihrer Familie zurück, genauer gesagt zu ihrer leiblichen Mutter, die in den 90ern für den Mord an einer Freundin verurteilt wurde…

Review (kann Spoiler enthalten): Szenenbild. Der spanische Film "El Ilanto" (nicht zu verwechseln mit dem südkoreanischen Film "Gokseong", dem man den gleichen internationalen Titel gab) war nur zwei Tage nach seiner Weltpremiere in San Sebastián beim SLASH Filmfestival zu sehen. Insofern war im Vorfeld so gut wie nichts über ihn bekannt, und konnte ihn noch einmal eine Spur unvorbereiteter – und damit auch unbelasteter – sehen, als das beim Festival eh auch sonst schon der Fall ist (und worin, neben der Tatsache, dass ich viele Filme sonst nie gesehen hätte, für mich mit der größte Vorteil von eben diesem ist). Die Grundprämisse klang jedenfalls interessant – und zählt zusammen mit der Umsetzung der Spukszenen für mich auch ganz klar zu den größten Stärken des Films. Der Gedanke, dass du von einer unheimlichen Präsenz verfolgt wirst, die jedoch mit freiem Auge nicht zu sehen, sondern nur auf Kameras zu sehen ist, ist zweifellos ein erschreckender – und wird hier auch nahezu perfekt ausgespielt. Wir sind eben mittlerweile fast ständig von Kameras umgeben, seien es Smartphones, Computer, Verkehrskameras und so weiter. Pedro Martín-Calero versteht es ausgezeichnet, eben damit zu spielen.

Was mich an "The Wailing" am meisten beeindruckt und mir am besten gefallen hat, ist die Umsetzung der unheimlichen Szenen. Im krassen Gegensatz zu einem anderen Film aus dem heurigen SLASH-Programm, "Oddity" (den ich eigentlich auch besprechen wollte, aber irgendwie wollte sich dann kein freier Slot für ihn ergeben; und so gut fand ich ihn letztendlich eh nicht – da ist es mir lieber, den Platz bekommt ein Film auf den ich euch in positiver Hinsicht hinweisen kann), der sich zum Erzeugen von Spannung einzig und allein auf die "Angst" vor dem nächsten billigen Schockeffekt, der von einem Geräusch in der Lautstärke eines Presslufthammers begleitet wird verlegte, versteht es Pedro Martín-Calero – in seinem Spielfilmdebüt! – gänzlich ohne eben solche auszukommen, und dennoch eine enorme (An-)Spannung entstehen zu lassen. Dabei spielt er auch immer wieder überaus geschickt mit der Erwartungshaltung des Zuschauers; wie z.B. bei der Szene, wo Andrea im Bett liegt, und die Blickrichtung ihrer Handykamera ständig verändert. An anderen Stellen wird der aufmerksame Zuschauer damit belohnt, die bedrohliche Präsenz vor der jeweiligen Figur zu entdecken. Und generell gab es hier einfach viele Szenen, die ich extrem unheimlich fand. Das war wirklich ausgezeichnet gemacht. Und dann ist da eben auch noch das Konzept eines solchen Stalkers – den man nicht nur mit freiem Auge nicht sieht, sondern gegen den man sich noch dazu nicht wirklich wehren kann – die verstört. Und auch die Idee rund um das Wohnhaus, welches quasi den Ort wechselt, und wo immer es auftaucht irgendwie unscheinbar ist und nicht wirklich auffällt, war interessant.

Szenenbild. Aufgrund der wirklich fantastischen Gruselmomente, aber auch dem erschreckenden Konzept, würde ich "The Wailing" eigentlich gerne besser bewerten. So vollzieht der Film mehrere Perspektivwechsel. Das allein war noch nicht das Problem, fand ich dies doch ebenfalls sehr interessant, und machte es ihn abwechslungsreich. Aus meiner Sicht nahm er sich nach dem Schwenk zu Camilla dann allerdings doch etwas zu viel Zeit, um die damaligen Ereignisse aus ihrer Sicht aufzurollen. Zumal sich dort dann eine Aussage in Richtung "gutem" und "bösem" Stalking hineininterpretieren ließe, wo ich mir nicht sicher bin, ob ich diese gut finde. Vor allem aber war ich mit dem Ende nicht glücklich; und hier muss nun leider ein bisschen mehr verraten, als ich eigentlich will (seid vorgewarnt!): So ist es zwar grundsätzlich nett, interessant und mal was anderes, dass der Film nicht der üblichen Erzählstruktur solcher Fluch-Filme folgt – sprich, die Protagonisten machen sich auf die Suche nach dem Ursprung, und zugleich einem Weg, ihn zu brechen – ohne diese fehlte mir aber am Ende ein bisschen die Hoffnung, und war mir der Ausgang dann doch etwas zu trostlos; was umso schwerer wiegt, als ich den Eindruck hatte, dass der letzte Moment von Pedro Martín-Calero eigentlich eben genau diese Hoffnung vermitteln wollte. Kam nur leider bei mir nicht wirklich an. Dies ist für mich sein größter Lapsus.

Fazit: Mir tut die nur leicht überdurchschnittliche Wertung für "The Wailing" insofern leid, als sich sowohl die unheimliche Grundidee als auch die fantastische Umsetzung der Gruselszenen eigentlich deutlich mehr verdient hätten. In der ersten knappen halben Stunde war ich voll drin, und hat er mich enorm in seinen Bann gezogen. Da waren einfach so viele verdammt gut gemachte Momente drunter, sei es das mit den Kameraschwenks im Bett, oder auch das Ende der Kameraaufzeichnung (beides werdet ihr verstehen, wenn ihr den Film steht). Es hilft auch, dass mir die Figuren im Allgemeinen und Andrea im Besonderen sehr sympathisch war(en). Wobei letztendlich wohl auch genau dies ein wesentlicher Grund dafür ist, dass ich ihn trotz aller wirklich starker Einzelmomente nicht besser bewerten kann: Mir waren die Ereignisse hier zu trost- und aussichtslos. Die Figuren hätten sich einfach ein besseres Schicksal, oder zumindest einen Hoffnungsschimmer verdient. Zudem nimmt er sich, so spannend die Erzählsprünge auch waren, nach dem Schwenk zu Camilla zu viel Zeit, um die Geschichte aus ihrer Perspektive aufzurollen. Mindestens zehn Minuten, gerne auch noch mehr, hätte man hier kürzen können, um schneller wieder zur Spannung zurückzufinden. Somit hat "The Wailing" für mich im erzählerischen Ganzen nicht ganz so gut funktioniert, wie in seinen einzelnen Spannungsmomenten. Eben diese waren allerdings herausragend – und Grund genug, euch zu empfehlen, ihn im Auge zu behalten.

Wertung: 6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2024 Universal Pictures International)


Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2024





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