HOME PROJEKTE LINKS CHAT JOBS DATENSCHUTZ ARCHIV
Startseite arrow Filme von A-Z arrow Die Stunde, wenn Dracula kommt
Die Stunde, wenn Dracula kommt Drucken E-Mail
Ein Meilenstein des Italo-Horrors! Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 12 Oktober 2024
 
Halloween-SPECiAL

 
Die Stunde, wenn Dracula kommt
Originaltitel: La maschera del demonio
Produktionsland/jahr: Italien 1960
Bewertung:
Studio/Verleih: Galatea Film/Unidis/Panorama Film
Regie: Mario Bava
Produzenten: U.a. Massimo De Rita
Drehbuch: Ennio De Concini & Bill Hinzman
Filmmusik: Roberto Nicolosi
Kamera: Mario Bava
Schnitt: Mario Serandrei
Genre: Horror
Kinostart BRD: 29. September 1961
Kinostart Italien: 12. August 1960
Laufzeit: 87 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Barbara Steele, John Richardson, Andrea Checchi, Ivo Garrani, Arturo Dominici, Enrico Olivieri, Antonio Pierfederici, Tino Bianchi, Clara Bindi, Mario Passante, Renato Terra, Germana Dominici u.a.


Kurzinhalt: Das Fürstentum Moldau im Jahr 1963: Prinzessin Asa Vajda wird der Hexerei für schuldig befunden. Zusammen mit ihrem Liebhaber Javutich wird sie eines Nachts hingerichtet. Dafür bindet man sie an einen Pfahl, und schlägt ihr eine metallische Maske voller Nägel ins Gesicht. Als man ihren Körper daraufhin verbrennen will, setzt auf einmal Regen ein, weshalb ihr Leichnam letztendlich im Familiengrab beigesetzt wird. Dabei platziert man ein Kreuz so, dass dieses immer über dem Grab zu sehen ist. Zweihundert Jahre später statten die Professoren Kruvejan und Gorovek dem Anwesen der Nachkommen von Prinzessin Vajda einen Besuch ab. Sie wollen die Hintergründe der Legende rund um die Hexe aufdecken. Dafür besuchen sie auch die Krypta, wo ihnen jedoch ein Missgeschick passiert, woraufhin das aufgestellte Kreuz zerbrochen wird. Kurz darauf verletzen sie sich auch noch an der Maske – die sie dem Leichnam abnehmen – woraufhin Blut auf das Gesicht von Asa tropft. Und so wird dieser alte Schrecken wieder zum Leben erweckt. Kurz darauf gelingt es ihr, auch ihren Geliebten Javutich wieder zu beleben. Daraufhin beginnt sie mit dem Rachefeldzug gegen die Nachkommen ihres Bruders, der einst für ihre Hinrichtung als Hexe verantwortlich war. Besonderes Augenmerk richtet sie dabei auf Katia, bei der es sich um ihre Reinkarnation handelt – und die sie um ihre Lebenskraft berauben will, um selbst wieder jung zu werden…

Review (kann Spoiler enthalten): Szenenbild. Ende der 50er/Anfang der 60er erfreuten sich die Gothic-Horror-Filme des legendären Studios Hammer Films großer Beliebtheit – und das nicht nur in England, sondern international. Was liegt da näher, als sich an diesen zu orientieren, um in ihrem Fahrwasser ebenfalls einen finanziellen Erfolg einzufahren? Das dachte man sich auch in Italien, wo der Produzent Massimo De Rita Mario Bava dazu anheuerte, ein auf einer Geschichte von Nikolaj Gogol basierendes Drehbuch zu verfilmen. Nachdem er bereits bei zahlreichen Filmen (und auch bei "Die Stunde, wenn Dracula kommt") als Kameramann aktiv war, und bei einigen inoffiziell (sprich, ohne Nennung in den Credits) auch Co-Regie geführt hatte (unter anderem auch beim bereits besprochenen "Der Vampir von Notre Dame"), war dies hier nun sein offizielles Regie-Debüt. Und was für eines! Er setzt hier seine zuvor gesammelte Erfahrung ein, um einen echten Gothic-Horror-Kracher auf die Kinoleinwand loszulassen. Aufgrund der auch hier wieder notwendigen Alterungs- bzw. Verjüngungseffekte zwar "nur" in schwarz/weiß; insofern vermisst man auch hier wieder sein so typisches, intensives Farbenspiel. Davon abgesehen ist seine Inszenierung aber auf höchstem Niveau; optisch eindrucksvoll, und mit zahlreichen atmosphärisch dichten Momenten.

Bereits der Auftakt brennt sich ins Gedächtnis ein. Denn das mit der Eisernen Maske und den Nägeln darin war dann doch ziemlich brutal. Aber auch danach gibt es noch zahlreiche denkwürdige Momente, seien es die Skorpione, die aus den Augenhöhlen krabbeln, oder auch die wieder einmal fantastisch umgesetzten Verjüngungs- bzw. Alterungseffekte. Darüber hinaus versteht er es zudem, immer wieder die Spannungsschrauben anzuziehen, und teilweise auch wunderbar mit der Erwartungshaltung des Publikums zu spielen. Exemplarisch sei jener Moment erwähnt, wo Katia das Kreuz abnimmt, und man sich nur denkt: "Nein, tu's nicht!" Und den Showdown fand ich dann auch ziemlich packend. Zugegeben, die Szene mit dem Mob und den Fackeln ist aus heutiger Sicht etwas gar klischeehaft – gehörte damals für solche Erzählungen aber halt einfach dazu, und sei ihm deshalb nicht vorgeworfen. Der Film profitiert darüber hinaus davon, dass er mit nicht einmal neunzig Minuten Laufzeit wieder einmal höchst ökonomisch erzählt ist, und keine Langeweile aufkommen lässt. Neben der Inszenierung durch Mario Bava ist die größte Stärke – und das auffälligste Element des Films – aber zweifelllos Barbara Steele in der Haupt(-doppel-)rolle. "Die Stunde, wenn Dracula kommt" war zwar nicht ihre erste große Rolle – sehr wohl aber jene, der sie ihren großen internationalen Durchbruch verdankte, und mit der sie quasi über Nacht zur Horrorikone wurde (ein Ruf, den sie dann mit weiteren italienischen Genre-Produktionen – wie z.B. "The Ghost", "Castle of Blood" und "Ein Engel für den Teufel") weiter einzementierte. Hier ist es natürlich in erster Linie ihre Darstellung als böse Hexe Asa, die begeistert; aber auch die unschuldige Katia spielt sie wunderbar. Und dann sind da natürlich diese Augen! Vor allem aber zeigt sie in dieser Doppelrolle ihre Wandlungsfähigkeit, da sie beide Figuren gleich überzeugend darstellt. Es ist vor allem der Kontrast zwischen beiden Performances, der an ihrer Leistung hier zu begeistern vermag. Ganz große Klasse – so wie eben auch der Film im Allgemeinen.

Fazit: Szenenbild. "Die Stunde, wenn Dracula kommt" ist der wohl beste Hammer-Horror, den Hammer Films nie gedreht haben. Mario Bava fängt den Stil und die Atmosphäre ihrer damaligen (Dracula-)Filme perfekt ein, und präsentiert einen Film, der den Klassikern des Hammer-Studios in nichts nachsteht. Neben seiner wunderbaren, stimmungsvollen Inszenierung profitiert der Film natürlich auch enorm vom Auftritt von Barbara Steele, die hier in einer Doppelrolle brilliert, und mit "Die Stunde, wenn Dracula kommt" – völlig zu Recht – quasi über Nacht zur Horror-Ikone wurde. Es gibt zahlreiche Szenen, die sich ins Gedächtnis brennen, sei es die anfängliche Hinrichtung von Prinzessin Asa Vajda, die Idee rund um das auf den Sarg scheinende Kreuz, die aus den Augenhöhlen krabbelnden Skorpionen, oder auch die – wie schon in "Der Vampir von Notre Dame" – fantastisch umgesetzten Alterungs- und Verjüngungseffekte. Zudem gibt es zwischendurch immer wieder packende Spannungsmomente, und habe ich dann vor allem beim Showdown ordentlich mitgefiebert. Zugegebenermaßen ist zwar auch hier wieder eine Vorliebe oder zumindest Akzeptanz für ältere Filme von Vorteil (wenn nicht gar notwendig). Für mich ist "Die Stunde, wenn Dracula kommt" aber ein großartiger Vertreter des Gothic-Horrors, der es nicht zuletzt dank der flotten Erzählweise und der kurzen Laufzeit immer wieder versteht, mich bestens zu unterhalten.

Wertung: 8 von 10 Punkten
Christian Siegel


Harrys Horror-Hintergründe:
Titel:
"Die Stunde wenn Dracula kommt", hm… soll man diesen Titel gut finden? Soll man ihn schlimm finden? Ich bin da immer ein wenig hin- und hergerissen, denn einerseits hat der Titel rein gar nichts mit dem Film zu tun - aber ja, was soll man machen? Dracula-Filme waren damals einfach der heißeste Scheiß - und andererseits muss man auch mal auf sowas kommen. Ein Bonus-Punkt für Originalität! International ist der Streifen als "Black Sunday" (US) oder "The Mask of Satan" bekannt. Ersterer Titel hat auch nicht wirklich was mit dem Film zu tun, passt aber doch recht gut dazu, weil er stimmig und atmosphärisch wirkt. Letzterer ist eine 1:1 Übersetzung des italienischen Titels "La maschera del demonio". Passt natürlich perfekt, wirkt aber auch irgendwie platt und wird dem Streifen nicht so recht gerecht.

Mario Bava's Sohn Lamberto Bava hat übrigens 1989 einen TV-Film namens "La maschera del demonio" gedreht, der irgendwo zwischen Hommage, Reboot und eigenständigem Film herumwabert. Keine Großtat, aber schon sehenswert. Warum ich den jetzt unbedingt erwähne? Weil er in Japan dreisterweise als "Demons 5: The Devil's Veil" vermarktet wurde.

Fassungen:
Szenenbild. "Black Sunday" war der erste von vielen Bava-Filmen, die von "American International Pictures", kurz AIP, gekauft und für den US-Markt nachbearbeitet wurden. Grund: deren Target Audience waren Teenager, und die sollte man einerseits nicht allzu sehr mit Brutalität und Nacktheit versauen, andererseits aber auch nicht unbedingt mit schmachtigen Liebesszenen o.ä. Gedöns langweilen. So hat man hier ca. 3 Minuten an Gewalt, Anstößigem und Geturtel geschnitten, die stimmungsvolle Musik durch einen reißerischen Score ersetzt, und ein paar Dialoge geändert bzw. abgeschwächt. Fällt zwar nicht allzu sehr ins Gewicht, aber es fehlt halt was, und das was fehlt ist essenziell.

Die italienische Kinofassung ("La maschera del demonio") gleicht der internationalen Fassung ("The Mask of Satan"), also jegliche Brutalität oder angedeutete Erotik ist vollkommen intakt. Jedoch: in Italien (und nur dort) hat man eine Szene eingefügt, die zwar von Bava geskriptet und gedreht, letztlich aber nicht für eine Veröffentlichung angedacht wurde (eine eher unbedeutende Dialog-Szene zwischen Barbara Steele's Charakter und ihrem Vater). Ursprünglich an einer komplett falschen Stelle eingefügt (die am Tag spielende Szene wurde völlig unpassend zwischen zwei Nacht-Szenen reingequetscht), hat man dies später auf der Italo-DVD von 'Ripley's Home Video' korrekt zwischen 2 Tag-Szenen eingefügt, also zumindest so wie es im ursprünglichen Drehbuch vorgesehen wurde. Wie aber Mario-Bava-Biograph Tim Lucas ganz richtig festgestellt hat, passt diese Szene hier trotzdem einfach nicht rein und wirkt in der italienischen Fassung wie ein Fremdkörper. Die internationalen bzw. nicht-italienischen Fassungen, in denen diese Szene nicht inkludiert wurden, sind also klar zu favorisieren.

Für Komplettisten noch angemerkt: die Italo-Version enthält bei Minute 46 noch die für Italo-Kinofilme klassischen "Fine Primo Tempo" (Ende erster Teil) und "Secondo Tempo" (Zweiter Teil) Einblendungen. Um die Wirtschaft bzw. die Kino-Gastronomie zu unterstützen, hat man bis in die 90er fast alle Filme mit so einer Pause unterbrochen. Auf Scheibe findet man diese Einblendungen eher selten. Wenn doch mal, umso erfreulicher für wahnsinnige Sammler wie mich.

Meinung:
Zu Recht gilt "Black Sunday" als der größte und bedeutendste Vertreter des Italo-Gothic Genres, genauso wie als einer der besten Filme von Mario Bava per se. Ich find den Film sensationell und auf einer Stufe mit seinen anderen Großtaten. Was ich auch noch gestehen muss: ich war nie sonderlich an Gothic-Horror interessiert. Doch dann kam "Black Sunday" und hat voll bei mir reingeknallt. Seitdem find ich Goth-Zeugs super. Danke Mario!

Harry
(Bilder © 1961 Panorama Film)


Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2024





Artikel kommentieren
RSS Kommentare

Kommentar schreiben
  • Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
  • Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
  • Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
  • Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
  • Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
Name:
eMail:
Homepage:
Titel:
BBCode:Web AddressEmail AddressBold TextItalic TextUnderlined TextQuoteCodeOpen ListList ItemClose List
Kommentar:




  fictionBOX bei Facebook   fictionBOX bei Twitter  fictionBOX als RSS-Feed

TV-Planer
Im Moment keine TV-Einträge vorhanden