Mit: Sydney Sweeney, Álvaro Morte, Simona Tabasco, Benedetta Procaroli,
Giorgio Colangeli, Dora Romano, Giulia Heathfield Di Renzi, Giampiero Judica, Betty Pedrazzi, Giuseppe Lo Piccolo u.a.
Kurzinhalt:
Als sie ein kleines Kind war, wäre Cecilia fast ertrunken. Sieben Minuten lang war sie klinisch tot, ehe es gelang, sie wieder zum Leben zu erwecken. Seither ist sie tiefgläubig, davon überzeugt, dass Gott einen Plan für sie hat. Ab diesem Zeitpunkt stellt sie ihr Leben in den Dienst von Gott. Nun reist sie als Novizin nach Italien, wo sie in einem abgelegenen Kloster, wo man sterbenskranke Nonnen pflegt, ihr Gelübde ablegen will. Nicht lange danach wird sie von Morgenübelkeit geplagt. Die Diagnose: Cecilia ist schwanger. Diese behauptet jedoch steif und fest, Jungfrau zu sein, und noch nie mit einem Mann geschlafen zu haben. Eine Untersuchung durch den Vertrauensarzt des Klosters bestätigt dies. Daraufhin wird sie als moderne Variante von Maria Magdalena gesehen – welche die Wiedergeburt Christi in sich trägt. Doch je länger die Schwangerschaft dauert, desto größer wird Cecilias Verdacht, dass irgendetwas im Kloster nicht mit rechten Dingen zugeht – und man im Hinblick auf ihre Schwangerschaft ein großes, düsteres Geheimnis vor ihr verbirgt…
Review (kann Spoiler enthalten):
"Dante's Peak" und "Volcano", "Armageddon" und "Deep Impact", "Mission to Mars" und "Red Planet", "Freundschaft Plus" und "Freunde mit gewissen Vorzügen", "Spieglein Spieglein" und "Snow White and the Huntsman", "Olympus Has Fallen" und "White House Down"… immer wieder kommt es vor, dass in Hollywood zwei Produktionsstudios zur gleichen Zeit auf das gleiche Konzept setzen. Mittlerweile hat sich für das Phänomen der Begriff "Zwillingsfilme" durchgesetzt. Heuer im Frühjahr wurde diese immer länger werdenden Liste um einen weiteren prominenten Eintrag ergänzt: "Immaculate" und "Das erste Omen". In beiden Fällen (bzw. Filmen) verschlägt es eine höchst gläubige junge Frau aus Amerika nach Italien, um dort in einem Kloster zur Nonne zu werden – woraufhin sie unter mysteriösen Umständen schwanger wird. Der eine wesentliche Unterschied zwischen beiden Filmen liegt daran, was der Orden dahinter jeweils beabsichtigt; aber eben das wäre ein Spoiler, weshalb ich darauf hier nicht eingehen will; wer beide gesehen hat, dem wird bewusst sein, wie diese Bemerkung meinerseits gemeint ist.
Ursprünglich eilte "Immaculate" ein gewisser Hype voraus, der jedoch nach dem offiziellen Kinostart dann eher ins Gegenteil umschlug (aktuell steht der Film bei einer wenig herausragenden IMDB-Wertung von 5.8; zum Vergleich: "Das erste Omen" kommt immerhin auf 6.5). Offenbar waren einige vom Film wenn schon nicht gänzlich enttäuscht so doch zumindest ein wenig ernüchtert. Ich hatte den Glück, ihn noch vor dem offiziellen Kinostart in einer SLASH-Premiere zu sehen, und dementsprechend unbedarft (und weder vom positiven noch negativen Hype beeinflusst) in den Film gehen zu können – und war durchaus angetan. Einen wesentlichen Anteil daran hat sicherlich Sydney Sweeney, die hier nicht nur vor der Kamera stand, sondern als Produzentin auch wesentlichen Anteil an seiner Verwirklichung hatte (offenbar wollte sie ihn bereits seit Jahren umsetzen). Sweeney hat sich in den letzten Jahren zum neuen heißen Scheiß Hollywoods gemausert, vor allem dank ihren Rollen in "Euphoria" sowie der romantischen Komödie "Wo die Liebe hinfällt". In meinem Fall war meine bislang einzige Erfahrung mit ihr ihre in der Tat starke Performance im soliden Thriller "Nocturne". In jedem Fall aber kann ich die (scheinbar) allgemeine Faszination mit ihr nach "Immaculate" nun besser nachvollziehen. Sie zeigt hier eine bestechende Leistung, und schaffte es, mich so richtig in den Film hineinzuziehen. Allerdings: Wer einen klassischen Horrorfilm erwartet, der braucht hier zweifellos ein bisschen Geduld. Michael Mohan nimmt sich relativ lange Zeit, ehe die betreffenden Momente hier Einzug erhalten. Zwar baut sich früh ein gewisses – jedoch nie wirklich greifbares – Gefühl auf, dass hier irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Trotzdem ist "Immaculate" insgesamt definitiv ein "slow burn" – was durchaus für die teils ernüchternden Reaktionen verantwortlich sein mag.
Allerdings: Nicht nur wurde mir selbst in der noch überwiegend ruhigen ersten Stunde nie langweilig; nicht zuletzt, als das Mysterium rund um die Frage, welchen üblen Machenschaften man hier genau nachgeht, und was genau man mit Cecilia und ihrem vermeintlich unbefleckt empfangenen Kind vor hat, rasch mein Interesse weckte – ich fand vor allem auch, dass man als Zuschauer hier für die aufgebrachte Geduld dann mit einem wirklich starken Finale belohnt wird. Der Showdown war dann sehr packend und nicht zuletzt auch wunderbar brutal umgesetzt. Insbesondere eine Szene ganz am Ende wird mir definitiv noch sehr lange – und positiv (wobei ich absolut verstehe, wenn es jene gibt, die das genau gegenteilig sehen) – in Erinnerung bleiben. Vor allem aber profitiert "Immaculate" in meinem Fall wohl insbesondere auch davon, dass er klar und deutlich gegen institutionelle Religion im Allgemeinen, und die katholische Kirche im Besonderen, Stellung bezieht – und damit, wie ihr wohl mittlerweile wisst, genau auf meiner Wellenlänge liegt. Schon allein die Art und Weise, wie man hier mit Cecilia umgeht, sagt ungemein viel darüber aus, wie die Kirche insbesondere die Rolle von Frauen in der Gesellschaft sieht. Ich fand das – im Sinne von (leider) sehr treffend – super.
Fazit:
Manche mögen "Immaculate" langweilig finden. Und in der Tat nimmt sich der Film relativ lange Zeit, ehe es dann so richtig eskaliert. Da er allerdings a) für mich von vornherein verstand, ein (ungreifbares) Gefühl der Bedrohung zu verströmen, und b) früh mit der spannenden Frage aufwartete, was genau in diesem Kloster vor sich geht, störte zumindest mich dies nicht. Auch die starke zentrale Performance von Sydney hatte eben daran sicherlich einen wesentlichen Anteil. Die größten Stärken von "Immaculate" waren für mich aber ganz klar die eindeutig kritische Auseinandersetzung mit (institutioneller) Religion, der abgefahrene Plan, den die Anführer des Konvents verfolgten (und bei dem man, so weit hergeholt es auch klingen mag, in wissenschaftlich-weltlichen Gefilden blieb), sowie das packende, blutige und letztendlich auch völlig bekloppte Ende. Andere mögen spätestens da ausgestiegen sein; ich hingegen hab's gefeiert.