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Ein Zombie hing am Glockenseil Drucken E-Mail
Einfallsreiche Splatterorgie von Lucio Fulci Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 06 Oktober 2024
 
Halloween-SPECiAL

 
Ein Zombie hing am Glockenseil Marcus Johnson
Originaltitel: Paura nella città dei morti viventi
Produktionsland/jahr: Italien 1980
Bewertung:
Studio/Verleih: Dania Film/Medusa Distribuzione/Arabella Filmverleih GmbH
Regie: Lucio Fulci
Produzent: Lucio Fulci
Drehbuch: Lucio Fulci & Dardano Sacchetti
Filmmusik: Fabio Frizzi
Kamera: Sergio Salvati
Schnitt: Vincenzo Tomassi
Genre: Horror
Kinostart BRD: 11. September 1980
Kinostart Italien: 11. August 1980
Laufzeit: 93 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 18
Trailer: YouTube (Englisch)
Kaufen: Blu-Ray
Mit: Sophie Wilde, Alexandra Jensen, Joe Bird, Zoe Terakes, Marcus Johnson, Miranda Otto u.a.


Kurzinhalt: Während einer Seance bei ihrer Freundin Theresa hat die Hellseherin Mary Woodhouse auf einmal eine Vision von einem Priester, der sich auf einem Friedhof erhängt, und damit das Tor zur Hölle öffnet. Unmittelbar darauf scheint sie zu sterben, wacht dann jedoch am nächsten Tag, unmittelbar nach dem Begräbnis, im Sarg wieder auf. Der Reporter Peter Bell hört zufällig ihre Schreie, und befreit sie aus dem Grab. Zusammen begeben sie sich nun nach jenem Ort, den Mary in ihrer Vision gesehen hat: Dunwich. Dort tragen sich seit dem Selbstmord des Priesters zunehmend unheimliche Ereignisse zu. Es gilt, die Pforte zur Hölle – aus der die lebenden Toten hervorsteigen – vor Allerheiligen zu schließen. Kurz nach ihrer Ankunft in der Kleinstadt, in der einst Hexen verbrannt wurden, lernen die beiden den Therapeuten Gerry und seine Assistentin Sandra kennen. Auch diese sind davon überzeugt, dass etwas Unerklärliches vor sich geht. Und so tun sich die beiden Gruppen zusammen, um gemeinsam zu versuchen, das Ende der Welt zu verhindern…

Review (kann Spoiler enthalten): Szenenbild. Ich habe bisher nur sehr rudimentär Erfahrung mit dem Werk von Lucio Fulci gemacht; dies in erster Linie aufgrund einer Giallo-Retrospektive vor ein paar Jahren im Filmmuseum (die generell mein Interesse am Italo-Horror maßgeblich entfacht hat), wo ich mir u.a. "Nightmare Concert" und "Manhattan Ripper" zu Gemüte geführt habe. Ersterer war nicht wirklich meins, zweiterer halbes ok, riss mich aber auch nicht unbedingt vom Hocker. Der diesjährige Italo-Horror-Schwerpunkt beim Halloween-SPECiAL schien nun die ideale Gelegenheit, mir die "Gates of Hell"-Trilogie vorzuknöpfen, die für viele zu seinen besten Werken zählt. Und zumindest von "Ein Zombie hing am Glockenseil" war ich mal durchaus angetan. Was mir an ihm u.a. sehr gut gefiel, war, wie Fulci hier verschiedenste Elemente von denen man eigentlich nicht denken würden dass sie zusammengehören geschweige denn zusammenpassen in einen Topf wirft, und irgendwie funktioniert es dann doch. Angefangen beim Selbstmord des Priesters auf dem Friedhof, der das Tor zur Hölle öffnet (und daraufhin in der Stadt aus Geist herumspukt), die Wahrsagerin, die es um eben dieses zu schließen nach Dunwich verschlägt, die ganzen übernatürlichen Ereignisse die dort dann stattfinden, bis hin zu den Zombies an sich. Diesen wilden Mix fand ich schon sehr spannend.

Eben dieser sorgt zudem dafür, dass "Ein Zombie hing am Glockenseil" sehr unterhaltsam ist. Es passiert einfach ständig irgendetwas, was keine Zeit für Langeweile aufkommen lässt. Zudem gab es einzelne starke Momente, die für mich wirklich hervorstachen. Dies gilt in erster Linie für die Szene, wo Mary im Sarg erwacht. Hier fand ich den Spannungsaufbau fast schon meisterlich. Angesichts der mehrmaligen Kameraschwenks zu ihrem Gesicht im Sarg wartet man eigentlich nur mehr darauf, dass sie endlich die Augen öffnet, Fulci lässt uns aber bewusst lange warten, ehe es dann so weit ist. Und dann wiederum beginnt das gleiche Spiel mit Peter, der ein paar Gräber weiter weg steht, und kurz glaubt, etwas gehört zu haben. Wird er darauf reagieren und zu ihrem Sarg gehen und sie retten?! Auch aus dieser Frage holt Fulci alles heraus, was nur herauszuholen war; von seinem doch etwas sorglos wirkenden Einsatz der Axt ganz zu schweigen! Aber auch, wie sich Mary die Fingernägel aufreißt, war sehr böse. Abseits dieses wirklich hervorstechenden Moments hatte es mir dann vor allem das Finale in den wunderbar designet, beleuchteten und in Szene gesetzten Katakomben angetan. Aber generell gibt es bei "Ein Zombie hing am Glockenseil" ein paar interessante Einfälle und/oder tolle Bilder zu bestaunen. Die Musik von Fabio Frizzi wertet ihn ebenfalls zweifellos auf (wobei mich ein späteres Motiv enorm an den Anfang des – zwei Jahre später veröffentlichten – Lieds "It's Raining Men" von den Weather Girls erinnert hat). Und auch die ganzen Splattereffekte sind sehr gut getrickst. Allerdings: Dass ich "Ein Zombie hing am Glockenseil" nicht höher bewerte, mag daran liegen, dass ich von eben solchen (zumindest wenn sie ernst gemeint sind, und es sich um einen Fun-Splatter handelt) nicht unbedingt der größte Fan bin (siehe auch meine blasphemische Meinung zu "Tanz der Teufel"). Abseits des erwähnten Höhepunkts rund um den Sarg fand ich ihn auch nur sehr sporadisch so richtig spannend. In erster Linie ist es aber dem dann doch ziemlich seltsamen, vermeintlich aus dem Nichts kommenden und mir auch ziemlich unverständlichen Ende zu verdanken, dass "Ein Zombie hing am Glockenseil" knapp am 8er vorbeischrammt. Was nichts daran ändert, dass der Film für mich überwiegend sehr gut funktioniert hat, und ich ihn insbesondere Fans des Italo-Horrors uneingeschränkt empfehlen würde; aber die kennen ihn wohl ohnehin schon ;-).

Fazit: Szenenbild. An "Ein Zombie hing am Glockenseil" fand ich vor allem die Mischung aus übersinnlichem Hellseher-Horror und gore-igem Zombie-Streifen spannend. Apropos spannend: Die Szene mit Mary im Sarg war für mich definitiv das Highlight des Films; phänomenal umgesetzt! Die Splattereffekte waren auch allesamt super gemacht, allerdings sind solche überwiegend (bzw. abseits von Fun-Splatter) nicht unbedingt meins, was zusammen mit dem etwas verwirrenden Ende auch der Hauptgrund ist, dass ich ihn nicht noch besser fand. Macht aber nichts, weil sehr gut gefallen konnte er mir auch so. Lucio Fulci wirft hier verschiedenste Elemente in den Topf, rührt ein paar Mal kräftig um, und wirft einen wirklich spannenden Mix an die Kinoleinwand, der eben genau wegen der zahlreichen verschiedenen Ideen – sowie der flotten Erzählweise und der kurzen Laufzeit – sehr gut zu unterhalten vermag. Aber auch optisch und musikalisch war "Ein Zombie hing am Glockenseil" überaus fein. Macht insgesamt ein launiges Filmchen, welches vor allem in einzelnen starken Momenten verstand, mich in den Bann zu ziehen.

Wertung: 7 von 10 Punkten
Christian Siegel


Harrys Horror-Hintergründe:
Titel:
Ist das nicht einer der quasi-poetischsten Filmtitel ever? "Paura nella città dei morti viventi" = Angst in der Stadt der lebenden Toten. Hach, ein Titel zum Verlieben! Da kommt qualitativ keiner der englischen Titeln ran, sei es "Gates of Hell", "Twilight of the Dead" oder eben "City of the Living Dead". Lustiger wird's da schon im Deutschen: "Ein Zombie hing am Glockenseil" ist einfach nur großartig! In späteren Veröffentlichungen wurde aus dem "Ein Zombie…" das ähnlich herrliche "Ein Kadaver…", sowie die weit gemäßigteren "Ein Toter…" oder "Eine Leiche…". Übrigens: die deutsche Metal-Band 'Eisregen' hat dem deutschen Titel mit dem herrlichen Song "Am Glockenseil" einen super Tribut gezollt. Bei Textzeilen wie "Ihre Augen begannen sachte zu bluten / Bevor Sie Därme kotzte, um den Wagen zu fluten" muss ich aber dazusagen: reinhören bitte nur auf eigene Gefahr ;-)

Außerdem: Amerikanische Videotheken-Kunden der späten 90er hatten das wahnwitzige Erlebnis, auf eine, ähem, Fortsetzung zu stoßen. 1997 nahm sich nämlich das Label Cydonia Pictures den Low Budget Thriller "Through the Fire (1988)" zur Brust (im Deutschen bekannt als "Pentagramm des Satans"), schnitt ihn dezent um, stellte ein 'Dedicated to the Memory of Lucio Fulci' an den Anfang des Vorspanns und haute ihn als "The Gates of Hell Part 2: Dead Awakening" auf den Markt (Fulci's Klassiker wurde dort ja als "The Gates of Hell" vertrieben), und das noch dazu mit einem Motiv, dass bereits 1980 für William Fruet's "Funeral Home" verwendet wurde. "Through the Fire" ist zwar ein adäquat unterhaltendes B-Movie über Dämonenbeschwörungen und toten Katzen im Gefrierschrank, hat aber mit Fulci nicht mal ansatzweise was zu tun. Regisseur G.D. Marcum, der "City…" zuvor nicht mal gesehen hat, war noch um einiges erstaunter, als ihm 1998 Freunde berichteten, dass a) sein Film endlich auf VHS veröffentlicht wurde (zu diesem Zeitpunkt erschien er nur außerhalb von USA auf Kassette) und b) dass er nun aber einen gänzlich anderen Titel trägt. Irr!

Fassungen:
Szenenbild. Vom Uncut-Standpunkt aus gesehen gibt es von "City of the Living Dead" nur eine Fassung. Wenn wir aber in Richtung "Cut" schielen, gibt es, besonders im deutschsprachigen Sektor, eine Vielzahl an unterschiedlich geschnittenen Fassungen. Schon für die Kino-Auswertung wurden ca. 10 Minuten rausgenommen, allerdings ausschließlich Dialoge oder für die Handlung nicht allzu erhebliche Szenen. Als dann die FSK Mitte der 80er vollkommen durchdrehte und so ziemlich alles, das auch nur einen Tropfen Blut enthielt, gnadenlos zensierte oder gar verbot, ging es auch "City…" an den Kragen. So ziemlich alle offiziellen deutschen Veröffentlichungen wurden restlos beschlagnahmt, darunter auch diverse Fassungen, die von den Distributoren vorsorglich um jegliche Gewalt gekürzt wurden. Ja, da kennt die FSK kein Pardon. Frechheit!

Meinung:
Mein persönlicher Liebling der "Gates of Hell" Trilogie, und eigentlich auch mein liebster Fulci generell. Vom etwas unverständlichem Ende mal abgesehen hat der so eine absolut fantastische Atmosphäre, die mich jedes Mal aufs Neue umhaut. Der konstante Nebel, die alten Häuser, die unglaubliche Brutalität, und über allem diese absolute wahnsinnige Sensationsmusik von Maestro Fabio Frizzi. Ein Italo-Kracher erster Güte!

Harry
(Bilder © 1980 Dania Film)


Weiterführende Links:
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