Kurzinhalt:
Cheryl und ihre Freundin Kathy sind Austauschstudentinnen, die in Berlin studieren. Eines Tages gibt ein Fremder mit einer seltsam aussehenden, metallischen Maske Cheryl zwei Freikarten für eine Sondervorstellung im Kino Metropol. Sie überredet Kathy dazu, sie zu begleiten. Wie sich herausstellt, findet an diesem Abend die Vorpremiere eines neuen Horrorfilms statt. Aus diesem Anlass finden sich in der Lobby auch Ausstellungsstücke aus dem Film, darunter auch die Metallmaske. Nachdem sich alle im Saal eingefunden haben, beginnt der Film. Darin geht es um eine Gruppe von Teenagern, die sich auf die Suche nach dem Grab des Hellsehers Nostradamus begeben. Darin finden sie dann schließlich die besagte Metallmaske. Kurz nachdem sich einer von ihnen diese aufgesetzt hat, verwandelt er sich in einen Dämon, der die anderen tötet. Auch eine Besucherin des Kinos, Rosemary, hat sich die in der Lobby ausgestellte Maske vor dem Screening aufgesetzt, und sich dabei ihr Gesicht zerkratzt. Als auch sie sich, wie der junge Mann im Film, in einen Dämon verwandelt, überträgt sich der Horror der Leinwand in den Kinosaal…
Review (kann Spoiler enthalten):
"Demons" (ich verwende bewusst den englischen Titel, um mich nicht mit dem deutschen Teil 1 & 2-Ballawatsch – siehe "Harrys Horror-Hintergründe" unten – auseinandersetzen zu müssen) stand nun schon länger auf meiner Watchlist, irgendwie wollte es sich aber bis vor kurzem nie so recht ergeben. Rückblickend war das wohl insofern ein glücklicher Zufall, als das Wiener Gartenbaukino ihn heuer im Sommer im Zuge einer Sonder-Retrospektive ins Programm nahm, und sich mir damit die Gelegenheit bot, die Erstsichtung im Kino abzuhalten – wo der eben selbst in einem Kino angesiedelte Film natürlich noch einmal die Spur stärker und besser wirkt. "Demons" war ursprünglich als Teil einer Horror-Anthologie geplant. Allerdings gefiel Regisseur Lamberto Bava – Sohn des italienischen Regie-Großmeisters Mario Bava – die Idee so gut (und deutlich besser als die anderen), dass er sie zusammen mit seinen Drehbuch-Koautoren Dario Argento, Franco Ferrini und Dardano Sacchetti (der die ursprüngliche Idee beigesteuert hatte) zu einem eigenständigen Film erweiterte. Das Endergebnis ist wild, schräg – und von Anfang bis Ende höchst unterhaltsam.
Das erste Plus ist zweifellos die wirklich coole Grundidee. Zugegeben, ganz neu mögen unheimliche Ereignisse in einem Kinosaal – und damit das Spielen mit einer gewissen Meta-Ebene (zumindest, wenn man den betreffenden Film eben auch wirklich im Kino sieht) – nicht mehr gewesen sein, besser als bei "Demons" wurde sie aber selten bis nie genutzt. Dies liegt nicht zuletzt am unheimlichen Einfallsreichtum, den man hier unter Beweis stellt. Der Film sprudelt nur so über vor schrägen Ideen, was ihn höchst interessant (da man ständig darauf wartet, zu sehen, was sie sich wohl noch alles einfallen ließen) und abwechslungsreich macht. Auch was die Brutalität betrifft, geht man hier in die Vollen, wobei die betreffenden Gore-Effekte allesamt sehr gut – und überzeugend – gemacht sind. Darüber hinaus sticht effekttechnisch vor allem auch die Umsetzung der Verwandlungsszenen hervor. Momente wie wenn die dämonischen spitzen Zähne die alten menschlichen verdrängen fahren einem doch ordentlich ein. Und dann ist da noch der Humor, stellenweise zwar zugegebenermaßen auch ein bisschen unfreiwillig, meist aber völlig beabsichtigt. "Demons" zeichnet sich durch ein wunderbares Augenzwinkern aus, welches deutlich macht, dass er weniger verstören als vielmehr gut unterhalten will, und man das Geschehen nie zu ernst nehmen soll. Neben so manch abgedrehter Einlage – wie der Szene mit dem Motorrad – wird dies nicht zuletzt bei den teils amüsanten Dialogen, und Gags wie der (im wahrsten Sinne des Wortes) Coke-Dose deutlich. Wichtig ist dabei allerdings, dass der Humor nie auf Kosten der Spannung geht; im einen Moment krümmt man sich vor Lachen im Kinosaal, um im nächsten vor Anspannung in eben diesem zu versinken. Die betreffenden packenden Momente – exemplarisch sei der fast schon meisterliche Spannungsaufbau im Lüftungsschacht hervorgehoben – setzte Lamberto Bava wirklich fantastisch in Szene. Das hohe Erzähltempo tut dann sein Übriges, um keine Langeweile aufkommen zu lassen.
Zu kritisieren gibt es nicht wirklich viel. Ja, die schauspielerischen Leistungen sind teilweise jetzt nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, und auch die Dialoge stellenweise zum Fremdschämen, man kann aber durchaus argumentieren, dass dies den Charme des Films nur noch verstärkt, und damit auch eher für als gegen ihn arbeitet. Der Showdown auf dem Dach wirkt zudem nach dem ganzen weirden shit davor fast schon ein bisschen einfallslos, in jedem Fall aber sehr (zu?) konventionell. Den Ausgang des Geschehens – wo wir dann auch, nachdem die Erzählung davor überwiegend auf die Ereignisse im Kino fokussiert war (von der Autofahrt der Punks mal abgesehen), einen Einblick erhalten, was sich denn eigentlich draußen zugetragen hat – fand ich persönlich auch ein bisschen unbefriedigend. Vor allem aber rast "Dämonen 2" dermaßen durchs Geschehen, und präsentiert dabei eine derartige Fülle an Figuren, dass es mir nicht so recht gelingen wollte, zu einer von ihnen eine Bindung aufzubauen, und dementsprechend mitzufiebern. Insgesamt macht "Demons" aber definitiv mehr richtig als falsch.
Fazit:
"Demons" – bei uns verwirrenderweise unter dem Titel "Dämonen 2" erschienen – ist ein herrlich wilder Ritt, der es von Anfang bis Ende versteht, den geneigten Genre-Connaisseur bestens zu unterhalten. Das coole Setting im Kinosaal trägt hierzu ebenso bei, wie die zahlreichen verrückten Ideen, die tollen Makeup- und Splatter-Effekte, sowie der – teils freiwillige, teils unfreiwillige – Humor. Trotzdem gab es zahlreiche spannende Momente, nicht zuletzt dank Lamberto Bavas starker inszenatorischer Leistung. Vor allem aber begeistert "Demons" mit seinem Einfallsreichtum sowie dem hohen Erzähltempo – wenn dies auch zugleich bedeutet, dass die Figuren, nicht zuletzt auch aufgrund deren Fülle, ein bisschen zu kurz kommen. Von diesem Manko abgesehen bietet "Demons" aber höllisch gute Unterhaltung!
Wertung: 8 von 10 Punkten
Christian Siegel
Harrys Horror-Hintergründe: Titel:
Ach ja, wer kennt sie nicht, die großen Fragen der Menschheit: Woher kommen wir? Was ist der Sinn des Lebens? Gibt es einen Gott? Und wer zum Henker hat im deutschsprachigen Raum "Demons" und "Demons 2" miteinander vertauscht? Okay, es ist ja jetzt nicht so, dass die beiden groß miteinander verbunden sind, aber Teil 2 baut definitiv auf Teil 1 auf, also hätte man die Reihenfolge schon einhalten sollen. Nun ja. Was da damals wirklich passiert ist: Es gibt leider keine eindeutige Antwort darauf, nur Vermutungen. Der Horrormarkt war Mitte der 80er in Deutschland relativ gebeutelt. Indizierungen und Vertriebsverbote für Gewaltfilme lagen an der Tagesordnung, und die FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft) spielte sich bisweilen so dermaßen auf, dass viele Vertriebsfirmen ihre Filme in Eigenregie kürzten und beschnitten, damit sich die FSK wegen eventueller ach-so-gewaltverherrlichender Brutalität nicht in die Hosen machen konnte. Das Ergebnis waren Armeen frustrierter Fans, die heißersehnte Filme oft nur arg zerstückelt erleben konnten, und daher im besten Falle Richtung Niederlande schielen mussten, wo diese Filme zwar in Originalsprache, dafür aber zumeist uncut verfügbar waren, und im schlimmsten Falle auf Bootlegs zurückgreifen mussten, deren Bildqualitäten immer zwischen naja und grottig schwankten. Was für Zeiten!
Zurück zu "Demons". Im Zuge dieser Anti-Gewalt-Kreuzzüge war dieser Streifen wohl 1985 einfach zu hart, so dass sich die Verleihfirmen sträubten, ihn in die Kinos zu bringen oder auf VHS auszuwerten. Zwei Jahre später hatte sich das Klima wohl ein klein wenig verbessert. In Italien war inzwischen "Demons 2" herausgekommen, und just für diesen interessierte sich der "Alemannia Filmverleih", der damit ein gutes Geschäft witterte. Interesse an "Demons 1" schien man aber nicht zu zeigen. Man nahm sich also nur "Demons 2" zur Brust, benannte ihn kurzerhand in "Dämonen" um (damit auch keiner auf die Idee kommen könnte, dies sei eigentlich eine Fortsetzung… ähem…), kürzte ihn dezent, und ab damit ins Kino. Die Video-Rechte sicherte sich das Münchner Label "New Vision", die im Zuge dessen wohl auch entdeckten, dass da ja auch noch ein "Demons 1" existiert. Schnell Vertriebsrechte daran gesichert, in "Dämonen 2" umbetitelt, und ab damit auf den Videomarkt. Am Ende des Tages war der ganze Bohei völlig umsonst: Beide Filme wurden von der FSK indiziert; "Demons" (Dämonen 2) sogar beschlagnahmt und eingezogen. Schönen Dank!
Fassungen:
In Sachen Cut gibt es an Hand von "Demons" drei schöne Beispiele, wie sich die großen Videonationen untereinander unterschieden: In Deutschland wurde jeder gewalttätige Ausbruch bis zum Exzess verstümmelt. In UK ging es hauptsächlich der ach-so-frivolen Szene mit dem Kokain-Busen an den Kragen. Und in den USA wollte man eventuelle Klagsandrohungen vermeiden, in dem man die meisten Nahaufnahmen einer Coca Cola-Dose rausschnitt.
Die originale US-Kinofassung ist dafür in ganz anderer Hinsicht unglaublich interessant, wurde hier doch audiotechnisch massiv auf den Putz gehauen. In vielen Szenen fügte man unheimliches Dröhnen, bedrohliches Rumpeln oder experimentelle Syntheffekte hinzu. Ein garstiger Schrei wenn der Titel aufpoppt, ein unheimlich-schepperndes Geräusch wenn die Jugendlichen im Film-im-Film die gefundene Maske abstauben, eine regelrechte Sound-Kaskade wenn der maskierte Mann am Ende am Dach wieder auftaucht - der Kreativität wurden keine Grenzen gesetzt! Viele Szenen wurden auch neu synchronisiert, in fast allen Fällen zum Besseren. Wenn sich z.B. die Cops in der Sackgasse zum Dämon hinter dem Auto hinbewegen, wird in dieser Synchro viel mehr gesprochen, und das was gesprochen wird, macht im Kontext durchaus mehr Sinn. Nahezu alle Szenen mit den vier Punks wurden ebenso neu gedubbt. Ganz besonders hervorstechend ist ein kurzer Moment, in der Ripper in der internationalen Fassung den Cops "All pigs suck!" hinterher ruft. Im US-Dub ist es ein beherztes "Fuck off, pig!", was einfach so viel besser passt. An anderen Stellen wiederum ist's einfach viel amüsanter: Wenn der Dauergrantler im Kino in der int. Fassung zu seiner Frau "Whores. You can tell 'em a mile away." sagt, ist das nett, aber witziger weil direkter ist es im US Dub "Hookers. Fucking everywhere." LOL.
Die italienische Fassung - und nur diese - hat aber auch noch ein ganz besonders Zuckerl, und zwar besonders für Fans der Scorpions. Deren 1982er Song "Dynamite" läuft dort in der Szene, wo alle erstmals versuchen panisch aus dem Kino zu flüchten. In allen anderen internationalen Fassungen läuft stattdessen "Night Danger" von den Pretty Maids. Letzteres passt meiner Meinung nach besser, weil's rauer und wilder ist, und so besser zum wilden Flucht-Tumult passt. Wobei es auch hier einen kleinen aber feinen Unterschied zwischen dem Internationalen englischen Dub und dem US Dub gibt: inmitten des Tumultes erkundet eine Dame im blauen Kleid einen Nebenraum. Während international der Pretty Maids Song hier weiterläuft, wird er im US Dub ausgefaded, und durch düsteres Brummen und weirde Synthies ersetzt. Erst nach dem garstigen Mord an der Dame setzt der Hardrock wieder ein, und das punktgenau auf den Schnitt von einem Bild zum Nächsten. Super gemacht! Und ein Grund mehr, warum ich diesen US-Dub ganz klar favorisiere.
Ach ja, warum die Scorpions nur in Italien aufgeigen? Leider konnte ich nirgendwo etwas dazu finden. Ich vermute, es hat was mit Copyright und/oder Geld zu tun. Eventuell konnte man sich die Rechte am Scorpions-Song nur für Italien leisten und für den Rest der Welt musste etwas Billigeres her, in dem Fall die nicht ganz so großen Pretty Maids? Oder vielleicht ein generelles Rechte-Problem mit der/den Plattenfirma/en? Ich weiß es nicht, aber ich würd mir wünschen, dass ich's wüsste.
Meinung:
"Demons" ist einfach ein Kracher von einem Film. Wahnsinnseffekte gepaart mit einem wahnwitzigen Tempo. Alles hier ist laut und wild. Permanent rummst und scheppert es, dass es nur so eine Freude ist. Das Teil sorgt einfach für eine mördergute Laune und wird auch beim hundersten Mal anschauen einfach nicht fad. Geil!