Originaltitel: The Blue Carbuncle Episodennummer: 1x07 Bewertung: Erstausstrahlung US: 05. Juni 1984 Erstausstrahlung D: 04. November 1987 1987 Drehbuch: Paul Finney Regie: David Carson Besetzung:
Jeremy Brett als Sherlock Holmes,
David Burke als Dr. John Watson,
Rosalind Knight als Countess of Morcar,
Ros Simmons als Catherine Cusack,
Ken Campbell als James Ryder,
Desmond McNamara als John Horner,
Amelda Brown als Jennie Horner,
Brian Miller als Inspector Bradstreet,
Rosalie Williams als Mrs Hudson,
Frank Mills als Peterson,
Frank Middlemass als Henry Baker,
Don McCorkindale als Windigate,
Eric Allan als Breckendridge,
Maggie Jones als Mrs Oakshott,
Ricki Scott als Hotel Attendant,
John Cannon als Roughs,
Eric Kent als Roughs,
Ted Beyer als Warder u.a.
Kurzinhalt:
Die Gräfin von Morcar kehrt zu Weihnachten – sehr zum Missfallen ihrer Bediensteten – in ihr Anwesen in London zurück. Kurz nach ihrer Ankunft wird ein wertvoller Edelstein, der blaue Karfunkel, gestohlen. Die Polizei nimmt noch am gleichen Abend einen Verdächtigen fest, kann jedoch das Diebesgut bei ihm nicht finden. Zudem beteuert John Horner seine Unschuld. Sherlock Holmes wird auf doch eher ungewöhnliche Art und Weise in den Fall involviert, denn eigentlich wendete sich der mit ihm befreundete Polizist, Peterson, deshalb bei ihm, um den Besitzer eines Huts und einer Weihnachtsgans ausfindig zu machen. In letzterer wird dann jedoch der blaue Karfunkel gefunden. Holmes lässt eine Anzeige aufgeben, um den Besitzer des Huts und der Gans zu finden, doch im Gespräch mit Henry Baker wird deutlich, dass dieser vom Schatz der sich in der Gans befand keine Ahnung hatte. Und so bleibt Sherlock Holmes nichts anderes übrig, als den Weg der Weihnachtsgans nachzuverfolgen, wenn er den wahren Dieb ausfindig machen will…
Review (kann Spoiler enthalten):
An "Der blaue Karfunkel" stach nicht zuletzt der Auftakt hervor, wo uns als Einblendung im Inneren eines großen Abbilds von eben diesem Edelstein seine – teils brutale – Vorgeschichte gezeigt wird: Wie er gefunden wurde, daraufhin immer wieder den Besitzer wechselte, ehe er schließlich in den Händen der Gräfin von Morcar landet. Das war echt großartig gemacht. Darüber hinaus mochte ich nicht zuletzt die kuriose Art und Weise, wie Sherlock Holmes in den Fall hineingezogen wird: Nämlich erstmal gar nicht, um entweder den blauen Karfunkel zu finden oder aber die Unschuld von Horner zu beweisen, sondern vielmehr, weil ihn sein Freund – und Polizist – Peterson darum bittet, den Besitzer eines Huts und einer Weihnachtsgans ausfindig zu machen. Die daraus dann resultierende Schnitzeljagd rund um die Herkunft der Gans, um den wahren Dieb ausfindig zu machen, hat mich bestens unterhalten. Umso mehr, als "Der blaue Karfunkel" das Weihnachtssetting nutzt, um eine deutlich sentimentalere Geschichte zu erzählen, als das bei Sherlock Holmes üblich ist.
Das beginnt schon bei Henry Baker, dessen Geschichte mich zutiefst berührt hat. Neben seinem Hintergrund an sich lag das aber zweifellos auch an der wundervollen, sanften Performance von Frank Middlemass, dem es gelungen ist, dass ich sofort mit seiner Figur mitfühlte. Dann ist da alles rund um John Horner, der für den Diebstahl des Karfunkels verhaftet wurde, der sich aber nach seiner Verbrecher-Vergangenheit (und der entsprechenden Zeit im Knast) tatsächlich gebessert hat, und nun das Weihnachtsfest mit seiner Frau Jennie zu verpassen droht. Und dann ist da noch der tatsächliche Täter an sich. Es kommt nicht oft vor, dass "Sherlock Holmes" diesen so wohlgesonnen ist wie hier. Ich will den Namen hier jetzt bewusst nicht vorwegnehmen (auch wenn es nicht wirklich ein Spoiler wäre), aber jedenfalls fand ich es beachtlich, wie man selbst mit dem Dieb doch ein bisschen Mitleid hat. Vor allem aber sticht natürlich das Ende hervor, wo sich Sherlock Holmes doch tatsächlich dazu überreden lässt, ihn gehen zu lassen. All das macht "Der blaue Karfunkel" zu einer wundervollen Weihnachtsfolge. Angereichert werden diese Elemente dann natürlich auch noch um so essentielle Bestandteile wie Holmes' Deduktionen (vor allem, was er alles aus dem Hut herausliest, stach hier hervor), sowie die wie immer fantastischen schauspielerischen Leistungen von Jeremy Brett und David Burke. Und nicht zuletzt gefiel mir auch die Schnitzeljagd rund um die Gans, auf sie sich Holmes und Watson hier begeben, wobei dann vor allem die Szene beim Verkäufer höchst amüsant war. Einzig, dass Holmes den Karfunkel am Ende doch tatsächlich behält (und ihn u.a. neben dem Foto von Irene Adler in seine Schublade steckt), stieß mir ein bisschen sauer auf. Weniger, weil man ihm der Gräfin so sehr gönnen würde, als weil ich eigentlich darauf gewartet habe, dass er den Finderlohn auf Peterson und vor allem auch Henry Baker aufteilt. Von diesem Punkt abgesehen fand ich "Der blaue Karfunkel" aber super.
Fazit:
"Der blaue Karfunkel" ist mal ein etwas anderer Fall für Sherlock Holmes – und genau deswegen gefällt er mir so gut. Schon allein die kuriose Art und Weise, wie der Meisterdetektiv hier in die Geschehnisse hineingezogen wird, fand ich klasse. Aber auch die Vorgeschichte des Karfunkels wurde auf großartige Art und Weise erzählt. In weiterer Folge verstand es die Schnitzeljagd um die Weihnachtsgans dann auch, mich bestens zu unterhalten; nicht zuletzt dank so manch wieder spannender Deduktion, sowie einigen amüsanten Momenten, insbesondere rund um die Art und Weise, wie es Holmes und Watson gelingt, dem Verkäufer den Ursprung der Gans zu entlocken. Und auch der Ausgang des Geschehens sticht zweifellos hervor. Vor allem aber ist "Der blaue Karfunkel" – passend zum zeitlichen Setting am Weihnachtsabend – ungemein (und für "Sherlock Holmes" auch doch eher ungewöhnlich) warmherzig. Lediglich ein Punkt am Ende hat mich ein bisschen gestört; davon abgesehen war "Der blaue Karfunkel" aber ein wunderbarer Abschluss der ersten Staffel.